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TTIP und die Macht der Polarisierung

Vielleicht haben Sie sich ja auch gewundert. Voriges Wochenende haben in Berlin 150.000 Menschen gegen TTIP demonstriert. So viele? Gegen was genau eigentlich? Ich würde mal wetten, in einer Straßenumfrage könnten 99 von 100 Leuten nicht genau erklären, was das geplante Freihandelsabkommen mit den USA vorsieht und welche Paragraphen die kritischsten sind. Gleichzeitig würden aber 60, 70 dieser Leute sagen, dass das Thema sie irgendwie unwohl fühlen lässt.


Die Berichterstattung nach den Demonstrationen war erstaunlich polarisierend. Alexander Neubauer schrieb bei "Spiegel Online", die TTIP-Gegner kolportierten "Schauermärchen vom rechten Rand", ja, ihre Kampagne sei "wie auf dem braunen Mist gewachsen" gegen alles Fremde, getragen von einem plumpen Antiamerikanismus. Petra Pinzler entgegnete auf "ZEIT Online", die Demonstrationen zeigten, wie viele Menschen sich für Politik interessierten und forderte. Natürlich könne man sie pauschal als als recht diffamieren. Doch: "Wenn diese Bürger gar nicht gegen Flüchtlinge oder Zuwanderung auf die Straße gehen, sondern gegen ein Handelsabkommen, dann stimmt da was nicht."


Fest steht: Jene Kritiker, die angesichts von TTIP eine Absenkung europäischer Regulierungsstandards und den Verlust staatlicher Kontrolle gegenüber der Wirtschaft befürchten, haben angesichts von FIFA-Moloch und VW-Skandal argumentativ an Boden verloren. In beiden Fällen waren es die Amerikaner und nicht die Europäer, die überhaupt erst die Verfehlungen aufdeckten und entschieden gegen die mutmaßlich Verantwortlichen vorgingen.


Vielleicht ist es eben doch so, dass etwas mehr Differenzierung vonnöten ist. Es könnte ja sein, dass TTIP in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen unterschiedlich schädlich oder nützlich wäre. Daher habe ich mir einmal die möglichen Folgen des Freihandelsabkommens nur für die Hochschulen angeschaut. Nachzulesen bei Spektrum.de.


Das Ergebnis: Nun ja. Die Sache ist differenziert zu betrachten. Aber schauen Sie sich auch mal die Kommentare unter meinem Text an. Da geht die Polarisierung weiter.

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