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Einen hat sie noch

Kurz vor Ende der Legislaturperiode schafft Forschungsministerin Wanka Tatsachen. So genannte "Max Planck Schools" sollen die besten Studenten und Doktoranden ins Land holen. Die ersten drei werden schon in wenigen Monaten feststehen.

ES WAR EINE hochkarätige Telefonkonferenz, die Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) gestern unmittelbar vor der Verleihung der Leibniz-Preise einberufen hatte. Die Chefs sämtlicher außeruniversitären Forschungsorganisationen waren angekündigt, dazu der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), musste sich dagegen entschuldigen lassen, aber das war nicht so schlimm, denn mit dem hatte Wanka in den vergangenen Wochen schon häufiger über das Thema geredet. Genauso wie mit Max-Planck-Präsident Martin Stratmann, der an der Telefonkonferenz teilnahm, aber im Gegensatz zu seinen Kollegen nichts Neues gehört haben dürfte.

 

Was Wanka den Wissenschaftschefs mitteilte: Noch in diesem Jahr sollen die ersten drei so genannten Max Planck Schools gegründet werden. Nicht ganz so, wie Stratmann sie einst beschrieben hatte. Aber auch nicht so, dass die Chefs von Leibniz, Helmholtz & Co vor Freude aufgeschrien haben dürften. Trotzdem (oder gerade deswegen) könnte es ein Erfolgsmodell werden.

 

Der Reihe nach. 2015 hatte Stratmann bei der Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) vorgeschlagen, MPG-Direktoren und herausragende Universitätsprofessoren sollten sich in überregionalen "Max Planck Schools" zusammentun, nicht zu verwechseln mit den 60 thematisch fokussierten International Max Planck Research Schools (IMPRS), die es seit Jahren gibt, die aber immer lokal organisiert sind.

 

Die größeren, nach Fächern organisierten Max Planck Schools sollten demgegenüber "besonders talentierten Bachelor- und Masterabsolventen“ aus aller Welt „die Gelegenheit zu geben, sich mit jüngstem Wissen von der vordersten Front der Wissenschaft auseinanderzusetzen." Die neuen Schools würden auf den IMPRS "aufsetzen", als eine Art Dachstruktur. 

Ein faszinierender Gedanke: Keine Universität in Deutschland kann von ihrer Dichte an Spitzenwissenschaftlern mit Harvard oder Yale mithalten, aber wenn man die Koryphäen aus Universitäten und Max Planck deutschlandweit zusammenführt, dann müssten sich doch einige der talentiersten Studenten aus aller Welt anlocken lassen.

 

Auch Wanka „fand die Grundidee sehr gut“, wie sie sagt. Aber sie wollte eine Änderung und eine Konkretisierung. Die Änderung: Das könne keine Sache nur zwischen den Unis und Max Planck sein. „Auch Helmholtz, Leibniz, Fraunhofer haben international führende Leute“, sagt die Ministerin. „Wenn wir die besten Forscher ortsunabhängig vernetzen wollen, dann können wir nicht an den Grenzen von Max Planck halten machen.“ Und die Konkretisierung: Das Promotionsrecht, so Wanka, müsse ganz klar und ohne jede Frage bei den jeweils beteiligten Universitäten liegen. Punkt.

 

Das Ergebnis hat die Ministerin nun gestern den fernmündlich versammelten Wissenschaftschefs mitgeteilt. Möglichst schon vor der Sommerpause sollen die ersten drei Schools nach ihrem fachlichen Schwerpunkt feststehen. Welche das sein werden, sollen Max Planck und die anderen Organisationen in einem gemeinsamen Abstimmungsprozess entscheiden. Wobei Max Planck keine Sonderrechte haben soll. Wanka sagt: „Ich wünsche mir hierzu eine Diskussion unter allen auf Augenhöhe.“ Nur Vielfalt sei ihr wichtig, „also ganz sicher fördern wir keine drei Schools, die allesamt aus den Lebens- oder Naturwissenschaften stammen.“

Über fünf Jahre soll das Pilotprojekt laufen. Die Schools sollen 35 bis 60 Studenten aufnehmen pro Jahr. Für sie alle gibt es Stipendien. Die vorgesehene Projektförderung geht an die universitären Partner. Pro School und Jahr soll dem Vernehmen nach ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag eingeplant sein, pro Professor 100.000 Euro. Zahlen, die Wanka nicht bestätigen möchte. Was die Professoren angeht, spricht sie von einem Betrag, „der bewusst nicht so hoch sein soll, dass die Leute vor allem des Geldes wegen mitmachen.“ Um die intrinsische Motivation der besten Wissenschaftler gehe es, sagt sie.

 

Ihre ideale School vereinbare dann Studenten und Promovierende aus aller Welt mit Professoren mehrerer Universitäten und möglichst auch mit Wissenschaftlern aus mehreren außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

 

Wer die Schools institutionell trage, sei offen, sagt Wanka, aber ganz sicher werde die Max-Planck-Gesellschaft nicht stärker repräsentiert sein als die übrigen Forschungsorganisationen und die Universitäten. Was eine klare Ansage in Richtung Stratmann ist, die den nicht gefreut haben dürfte, als er sie das erste Mal hörte.

 

Bei einer anderen Ansage Wankas wiederum dürften Stratmanns Kollegen gestern besonders geschluckt haben. Der Name "Max Planck Schools", sagt die Ministerin, sei für sie nicht verhandelbar. „Max Planck hat international die größte Strahlkraft, das müssen alle akzeptieren.“

Die Max-Planck-Gesellschaft selbst wollte sich gestern nicht zu den Plänen der Bundesministerin äußern. 

So ist es eine absurde Vorstellung, die bald Wirklichkeit werden könnte: Helmholtz und Fraunhofer betreiben zusammen mit Universitäten eine Max-Planck-School, um die schlausten Köpfe nach Deutschland zu holen. Das sei in der Tat denkbar, sagt Wanka. „Doch ich bin mir sicher, dass Max Planck auch viele sehr gute Leute ins Rennen schicken wird.“

 

Wer Wanka zuhört, spürt ihre Begeisterung für die Schools. Kein Wunder, es dürfte das letzte Großprojekt sein, das sie noch vor der Bundestagswahl erfolgreich auf den Weg bringen kann. Keine schlechte Wahl, könnte man sagen.

Fotonachweise: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung/Steffen Kugler -- unbekannter Fotograf/gemeinfrei 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    GoaCDtTd (Montag, 26 September 2022 06:56)

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