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Regierung beruft Gründungskommission für Agentur für Sprunginnovationen

EFI-Vorsitzender Dietmar Harhoff soll die Kommission leiten. Ein richtiger, wenn auch lange überfälliger Schritt.

Vorbild DARPA: Der Robotics Challenge 2015. Master Chief Petty Officer John Williams: "2015 DARPA Robotics Challenge 150606-N-PO203-115.jpg", CC0

BMBF-STAATSSEKRETÄR Michael Meister (CDU) hatte es vor vier Wochen auf einer Veranstaltung angekündigt, nun ist es soweit: Forschungs- und Wirtschaftsministerium berufen eine Gründungskommission, die den Start der Agentur für Sprunginnovationen vorbereiten soll. Das teilte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) heute mit und stellte zugleich laut dpa in Aussicht, die Agentur werde "Mitte des Jahres ihre Arbeit aufnehmen". Als Vorbilder gelten die US-Innovationsbehörden DARPA und ARPA-E.

 

Die Gründungskommission soll Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft und Bundestag versammeln und die Regierung bei der Auswahl der Geschäftsführung und des Standorts der Agentur beraten, den Vorsitz übernimmt Dieter Harhoff, der zugleich auch Vorsitzender der Expertenkommission für Forschung und Innovation ist. Die EFI hatte zuletzt in ihrem Jahresgutachten Ende Februar "große Freiräume" für die Agentur gefordert,  sie müsse "im Tagesgeschäft mit einem Höchstmaß an Unabhängigkeit von politischer Steuerung agieren können".

 

Die Berufung von  Harhoff, im Hauptberuf Direktor am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb, kommt nicht völlig überraschend: Der 60-Jährige hatte zusammen mit Max-Planck-Präsident Martin Stratmann das Konzept einer solchen Agentur seit Jahren vorangetrieben. Er sekundierte Stratmann, als der das Thema 2016 in den sogenannten Innovationsdialog mit der Bundeskanzlerin einspielte. Pünktlich zur Bundestagswahl 2017 entstand dann unter Stratmanns Vorsitz und Harhoffs Redaktion ein Diskussionspapier, das die Grundzüge einer deutschen "Agentur für Sprunginnovationen" umriss. 

 

Insofern ist Harhoff eine gute Wahl, er hat die nötige Statur, um die von der EFI geforderten Freiräume für die Agentur zu sichern – was nicht einfach werden dürfte: Im Oktober 2018 hatte zum Beispiel der Bundesrechnungshof von "Klärungs- und Regelungsbedarf" gesprochen und vom Haushaltsausschuss des Bundestages die Formulierung konkreter Rahmenbedingungen für die Agentur gefordert. Denn auch wenn Karliczek die Einrichtung der Gründungskommission unter Harhoffs Vorsitz heute per Pressemitteilung als "einen entscheidenden Baustein für den Aufbau der Agentur für Sprunginnovationen" bezeichnete: Sie ist lediglich die erste Vorstufe. Und wer die Agentur selbst führen wird, ist, siehe oben, mit der Einrichtung der Kommission nicht entschieden.

 

Auch muss man fragen, warum zwischen dem Kabinettsbeschluss, die Agentur zu gründen, und der (sehr sinnvollen!) Berufung der Kommission mehr als ein halbes Jahr vergehen musste, wenn doch die eigentlichen Knackpunkte – die rechtliche Gestaltung der Agentur und ihr Aufbau – jetzt erst in Angriff genommen werden können. Der Termin zur Agenturgründung ist bereits zweimal verschoben worden, ursprünglich war er für Ende 2018 vorgesehen.

 

Immerhin: BMBF-Chefin Anja Karliczek (CDU) und ihr Kollege im Wirtschaftsministerium, Peter Altmaier (ebenfalls CDU), senden mit ihrer heutigen Mitteilung ein seit langem überfälliges Signal: Es geht voran. Das BMBF will zur Vorbereitung der Agenturgründung zudem noch in diesem Monat die erste Bekanntmachung für einen Pilotwettbewerb im Bereich KI-Elektronik auf den Weg bringen.

 

Aber was sind eigentlich die "disruptiven Innovationen", die die Agentur fördern soll? Solche Neuerungen, erklärte Dietmar Harhoff, einmal, "verdrängen bestehende Technologien, Produkte oder Dienstleistungen. Sie hebeln die Wettbewerbsvorteile der etablierten Anbieter völlig aus". Als konkrete Beispiele erwähnt er Plattformen wie Uber und AirBnB, das Cloud-Computing oder den Einsatz von Big Data und Künstlicher Intelligenz, der den Siegeszug von Google, Facebook oder Apple überhaupt erst ermöglicht hätten. Das Problem: Keines von Harhoffs Beispielen stammte aus Deutschland. Das soll die neue Agentur künftig ändern.

 

Die übrigens seit der heutigen Pressemitteilung aus Forschungs- und Wissenschaftsministerium schon einmal eine hippe Abkürzung bekommen hat: "SprinD". 


NACHTRAG AM 12. MÄRZ, 14.30 UHR:

Weil über die weitere Zusammensetzung der 12-köpfigen Kommission diskutiert wird, hier noch der Link zur BMBF-Website, wo die Mitglieder im Einzelnen aufgeführt werden. Neben zwei Bundestagsabgeordneten (Stefan Kaufmann von der CDU und Manja Schüle von der SPD) und zwei Uni-Wissenschaftlern (die Präsidentin der Goethe-Universität, Birgitta Wolff, und Achim Kampker,  Professor an der RWTH Aachen und Gründer von "streetscooter") gehören sieben Vertreter forschender Unternehmen, Startups und Venture-Capital-Firmen dem Gremium an, darunter Ingmar Hoerr von der CureVac AG, der eine DARPA-Förderung erhalten hat und auch in der High Level Group of Innovators des European Innovation Council (EIC) mitarbeitet. Die weiteren Mitglieder sind Nanne Diehl-von Hahn von der Telefónica Germany, Sabine Herold von DELO Industrie Klebstoffe, Rafael Laguna von Open Xchang, Alfred Möckel von der Alubi Capital GmbH und Catharina van Delden von der innosabi GmbH. Ich persönlich finde die Mischung übrigens ziemlich gelungen. 

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Kommentare: 12
  • #1

    Innovator (Dienstag, 12 März 2019 12:35)

    Schade. Diese Kommission ist viel zu konventionell zusammen gesetzt. Sie ist auch nicht politikfern. Die militärische Agentur (Cyber) ist bereits als Bettvorleger gelandet: Es geht dort längst nicht mehr um Sprunginnovationen, sondern um den Einkauf vorhandener, für die Bundeswehr etc. interessanter Technik von bereits am Markt handelnden Firmen. Diese Gründungskommission läßt befürchten, daß die zivile Agentur wenig besser wird. Dann ließe man es besser bleiben. Wieder einmal will man in Deutschland das Richtige (oder behauptet es zumindest), kann es aber nicht. Sehr schade.

  • #2

    Klaus Diepold (Dienstag, 12 März 2019 13:33)

    mal abgesehen davon, dass Uber kein Beispiel für eine Disruption darstellt (zumindest wenn die Defnition von Clayten Christiansen zur Anwendung kommt), ist noch festzuhalten, dass Disruptionen in der Regel erst im Rückblick als solche erkannt und deklariert werden. Die Auswahl von Kandidaten wird somit schwierig. Die Fokussierung auf "Sprunginnovationen" halte ich deshalb für vermessen. Förderung eines allgemeinen Innovationsklimas wäre wohl der wichtigere Schritt.

    Cetero censeo ... Agentur für Sprunginnvation macht keinen wirklichen Sinn ...

  • #3

    Zukunftsmusiker (Dienstag, 12 März 2019 14:02)

    @ Klaus Diepold:

    Grundsätzlich machbar wäre eine solche Agentur schon; das zeigen amerikanische Beispiele. Aber die Deutschen kriegen es eben wieder einmal nicht hin.

    Ich hatte ja --bei aller eigener Skepsis-- es wenigstens für möglich gehalten, dass BMBF und BMWi diese Sache nicht versemmeln. Das war wohl immer noch zu optimistisch …

    Bei einem solchen Projekt sind die ersten Personalentscheidungen ganz entscheidend, wegen der Pfadabhängigkeiten. Diese Kommission sendet genau die falschen Signale, in gleich mehrfacher Hinsicht.

  • #4

    Disurpwas (Dienstag, 12 März 2019 16:12)

    Im Übrigen wurde keines der benannten Beispiele gezielt gefördert. Ich frage mich wirklich, ob die benannten Experten wirklich in der Lage sind z.B. das "nächste Facebook" anhand eines Förderantrags/Business Plans etc. zu erkennen. Aus meiner Sicht ist da auch eine gewisse Arroganz mit im Spiel, die es z.B. in den USA nicht gibt. Wenn dort ein junger Studienabbrecher an einer Idee arbeitet und einen mindestens genauso Verrückten trifft, der an ihn glaubt, Geld, oder Arbeitskraft hat, dann entsteht da etwas.
    In Deutschland werden doch junge Innovatoren nicht ernst genommen. Bestes jüngeres Beispiel sind die Klimaschutzdemonstrationen. Ja, ist es keine Innovation, aber zeigt, wie mit Leuten umgegangen wird, die radikal neue andere Ideen hier vorschlagen. Ein Christian Lidner belehrt diese jungen Leute und eine Greta Thunberg wird in Davos ausgelacht.

    Retrospektiv ist es auch irgendwie witzig: Man scheint den Universitäten und Forschungseinrichtungen nicht mehr zuzutrauen, ihr Höchstmaß an Unabhängigkeit vernünftig einsetzen zu können. Jetzt brauch es eine Agentur (als hätten wir nicht schon ne Menge Förderagenturen), die in allergerößter Unabhängigkeit tolle Themen findet.

    Noch eine Sache zu Airbnb und Uber. Man stellt sich da ja so gerne auf den Standpunkt und sagt, dass wir hier was ganz Besonderes haben. Gamechanger. Aber eigentlich ist das uralte, wenig flexible Hotelgewerbe und ein sich überhaupt nicht an die Zeichen der Zeit angepasstes Taxigewerbe, denen nun die Pfründe abgegraben werden. Eigentlich richtig so: In anderen Bereichen nennt man das Konkurrenz.

  • #5

    Zukunftsmusiker (Dienstag, 12 März 2019 16:54)

    @ Disurpwas

    Airbnb und Uber sind in der Tat schlechte Beispiele, aus den Gründen die Sie nennen. Die meinte ich aber nicht: Ich bezog mich auf andere Beispiele, die ich in früheren Beiträgen auf diesem Blog zu demselben Thema erwähnt hatte: Polaroid, DARPA, Xerox PARC, Apple. Die haben alle gezielt Sprunginnovationen gefördert. Nicht immer erfolgreich, aber doch so oft erfolgreich dass mehr als Zufall im Spiel gewesen sein muss.

  • #6

    Disrupwas (Dienstag, 12 März 2019 18:01)

    @Zukunftsmusiker,

    ja, ich habe die anderen Beiträge auch gelesen. Es stimmt aber, dass die sogenannte Sprunginnovation, wie von Klaus Diepold gesagt, ex post entstehen.

    Glauben Sie denn wirklich, jemand hier würde einem pickligen Jungen (oder gar Mädchen) mit einer neuen Idee glauben, dass er/sie ein neues Google gefunden hat? Never ever!!

    Wo Sie Apple ansprechen: Das iPad, vorher von Microsoft erfunden und vermarktet: Ein Rohrkrepierer. Wollte niemand. Dann von Apple das iPad. Revolution/Sprunginnovation.
    Es bedarf eines richtigen Umfelds, ein Angebot muss auf die richtige Nachfrage stoßen, sonst werden tolle Ideen nix.

    Vielleicht sehen wir auch nur zwei Seiten derselben Medaille, denn ich denke, dass diese Förderagentur ganz viel fördern wird, was dann doch nicht so phänomenal wird, wie verkündet. Ich denke, dass da ganz viel Geld "verbrannt" wird und sich hier nur die bekannten Player das Geld wieder unteinander aufteilen werden.

    Ganz nebenbei frage ich mich wirklich, worin der Frust besteht: Fraunhofer haut zwei Patente pro Werktag raus. Die Gesellschaft wächst (mal ohne den Bundes- und Länderzuschuss) um ca. 5% pro Jahr. Digitale Frabriken, vernetzte Mobilität, digitale Medizin etc. das wird alles im hier und jetzt und heute in Deutschland verwirklicht.

    Genau wie mit dem Tenure Track (siehe mein Kommentar dazu) wird aus meiner Sicht wieder etwas dem angloamerikanischen Raum entlehnt, auf Deutschland übertragen und dann stellt man aber fest, dass es nicht wirklich klappt, weil doch alles etwas anders hier läuft.

  • #7

    Zukunftsmusiker (Dienstag, 12 März 2019 18:43)

    @Disrupwas

    "Glauben Sie denn wirklich, jemand hier würde einem pickligen Jungen (oder gar Mädchen) mit einer neuen Idee glauben, dass er/sie ein neues Google gefunden hat?"

    Xerox PARC etc. haben genau das gemacht. Oder die VCs, die Apple anfinanziert haben: Jobs und Woz damals waren pickligste Nerds mit schlechter Körperhygiene. Aber die Leute, die in diese deutsche Zukunftskommission berufen wurden, würden das sicher nicht machen, weil sie viel zu konventionell ticken. Deshalb ist diese Personalentscheidung so enttäuschend. Harhoff ist der einzige dieser 12, der wirklich weiss worum es hier gehen sollte.

    Es ist falsch, dass so etwas grundsätzlich nicht geht. Aber es geht offenbar in Deutschland nicht, wenigstens nicht mit diesen Ministerien.

    Übrigens kann auch die EU diese Art von Innovation nicht: Das in Wiardas Nachtrag erwähnte European Innovation Council (EIC) ist alles andere als eine positive Referenz.

    "Ganz nebenbei frage ich mich wirklich, worin der Frust besteht: Fraunhofer haut zwei Patente pro Werktag raus."

    Eben. Die Masse macht es halt nicht. Die Klasse fehlt in Deutschland.

  • #8

    Klaus Diepold (Mittwoch, 13 März 2019 08:51)

    @Zukunfstmusiker
    Der Verweis auf das Wirken von Xerox PARC oder Apple ist nicht ganz sachgerecht (man sollte dann auch Microsoft Researcj, Intervall Research, Bell Labs, Rüschlikon, etc). Das sind alles kommerzielle Unternehmen, die sich durch hohes Innovationspotential ausgezeichnet haben. Ob dabei eine Sprunginnovation rauskommt steht nicht auf der Agenda.

    Auch Darpa versteht sich nicht so, wie die in Deutschland angedachte Agentur (zumindest so wie es verstanden habe). Darpa steht mehr in der Tradition der Royal Society, die mit veröffentlichten Challenges und ausgelobten Preisen, die forschende und entwickelnde Gemeinschaft dazu bringen will sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen. Da gibt es aber keine Begutachtung im vorhinein, um zu raten welche Technologie wohl disruptiven Charakter hat, sondern Darpa stellt eine Aufgabe und wer die am besten löst, bekommt einen Preis von erheblichen Umfang (ex-post). Da zählt das Ergebnis und nicht das Versprechen auf ein Ergebnis. Das hat die Royal Society beim Längengradproblem auch schon so gemacht.

    VCs sind ebenfalls kommerziell unterwegs. Falls VCs sich für das falsche Investment entscheiden, dann verlieren sie ihr eigenes Geld und das Vertrauen der Leute, die ihnen das Geld gegeben haben. Das nennt man "skin in the game" - wer veliert scheidet aus dem Genpool der VCs aus. Vergleichen Sie das mal mit einem staatlich alimentierten Angestellten einer deutschen Agentur. Wenn was schief geht, dann übernimmt diese Person "Verantwortung" und geht ohne persönliche Einbusen von Bord. No "Skin-in-the-Game.

    Ich bin schon mal neugierig, wie die Kommission und der Bund die "besonderen Freiheiten", der Agentur festlegen. Aus meiner Sicht wird selbst dieses Maß an Freiheit nicht reichen, und mehr wird nicht möglich sein, weil immerhin "heiliges Geld" aka Steuergelder verausgabt werden, das unter besonderem parlamentarischen Schutz steht. Sprunginnovationen werden nicht durch Begutachtung erkannt und sie brauchen "schmutziges Geld" und viel "Skin-in-the-Game". Ein bisschen erinnert mich das an Frankenstein's Monster, wo Dr. Frankenstein gezielt versucht Leben zu schaffen und der Evolution ein Schnippchen zu schlagen ... genug für heute ...

  • #9

    Klaus Diepold (Mittwoch, 13 März 2019 10:12)

    einen hab' ich noch ...

    zum Thema iPad und Innovation ...
    bereits am 31.8.1977 haben Hans Marko und Georg Färber aus München beim deutschen Patentamt ein Patent mit dem Titel "Transportables Datensammel-, speicher- und -verarbeitungsgerät (Aktentaschencomputer) angemeldet.
    Die Lektüre des Patents nebst Bildern zeigt deutlich die Charakteristika von Tablet-Computern inkl- iPad.

    Soll heissen - die Invention des Tablets/iPads gab es schon 1977 in Deutschland ohne dass es deshalb eine Innovation geworden wäre. Hat das damals jemand erkannt? Wohl eher nicht, sonst würde das Ding wohl heute ComputerTUM heissen ... würde so eine Erfindung heute als das erkannt, was es sein könnte?

  • #10

    Zukunftsmusiker (Mittwoch, 13 März 2019 13:51)

    @klaus Diepold

    "die Invention des Tablets/iPads gab es schon 1977 in Deutschland ohne dass es deshalb eine Innovation geworden wäre"

    Eben nicht. Was die Herren erfunden haben, war ein Gerät mit sehr begrenzter, bestenfalls teilweiser funktionaler Äquivalenz zum iPad. Gerade nicht das iPad. U.a. fehlten die graphische Benutzeroberfläche, angemessene Rechnerleistung, passende Software ... also so ziemlich alles.

    Ich muss auf meine frühere Kritik zurück kommen: Das ist eine technologisch-deterministische Denke, wie ich sie von deutschen Ingenieuren kenne. Sie vernachlässigen völlig die Bedeutung von Gestaltung. Dazu gehört das Denken vom Nutzerstandpunkt, die richtige Kombination von Funktionen, das Abpassen des richtigen Zeitpunkts ("I am waiting for the next big thing"), usf. Vor allem das Antizipieren der Reaktion der Nutzer auf die Neuheit, und damit das empathische und praktisch rationale Antizipieren, wie aus der Invention am Markt eine erfolgreiche Innovation warden kann. Das alles leistet Gestaltung auf dem Niveau, das Apple einmal drauf hatte und Marko/ Färber eben nicht. Auch Fraunhofer nicht, wenn man z.B. an MP3 denkt. Microsoft und Bell ebenfalls nicht.

    Damit ist ausdrücklich nicht gesagt, dass dies der einzige Weg hin zu Sprunginnovationen ist (Edisons Grammophon war als Diktiergerät gedacht). Manchmal führt der Zufall zum Ziel. Aber der zufällige Weg ("mehr Lose kaufen") passt nicht zu einer Agentur, sofern sie nicht viel mehr Geld hat als diese deutsche. Ausserdem gibt es schon mehr als genug Giesskannenförderungen und Wettbewerbe in Deutschland. Und wozu mit deutschem Steuergeld Wettbewerbe kopieren, die DARPA längst macht, und an denen sich längst auch Deutsche beteiligen? Ausserdem macht DARPA viel mehr als Wettbewerbe.

    Deshalb hätte die deutsche Agentur einen gestaltungsorientierten Weg entwickeln müssen. (Notabene "entwickeln", nicht "kopieren", denn wer kann eine Agentur für Sprunginnovationen ernst nehmen, die selbst nur kopiert, was andere längst machen?). Die besten, von mir genannten amerikanischen Einrichtungen eben konnten bzw. können das, jede in ihrer eigenenWeise (egal ob kommerziell oder staatlich, denn intrinsische Motivation ist viel wichtiger als das "skin in the game" des ja heute überall kriselnden klassischen VC-Modells). Auch Google geht immer stärker diesen Weg.

    Das ist jetzt zu spät: In der Gründungskommission sitzt niemand, der Erfahrung aus erster Hand damit hätte. Dafür viele Leute, die ganz in konventionellen Bahnen oder auch noch politisch denken. Und da diese Kommission die ersten Mitarbeiter auswählt, kann man die gesamte Agentur damit getrost vergessen. Ich werde sie nicht mehr verfolgen und auch meine Beiträge zu diesem Blog einstellen. Wenn man getan hat, was man tun konnte, muss man weiterziehen.

  • #11

    Klaus Diepold (Mittwoch, 13 März 2019 15:59)

    @Zukunftsmusiker

    Ich weiss nicht ob Sie das Patent von 1977 kennen. Das Konzept einer "virtuellen" Tastatur, die auf einem Display dargestellt wird, steht dann schon drin. Ebenso die Datenverbindung, die wir heute unter WLAN kennen, sowie einiges mehr. Verfügbare Rechenleistung und Software steht auf einem ganz anderen Blatt.

  • #12

    Zukunftsmusiker (Donnerstag, 14 März 2019 18:43)

    @ Klaus Diepold

    Eine "virtuelle Tastatur" ist nun wirklich nicht mit einer ikonengestützten GUI (Graphical User Interface) zu vergleichen. Diese kam später, und in den USA. Und eine Datenverbindung ganz grob wie das spätere WLAN zu postulieren ist nicht schwer: Es kommt darauf an, eine solche auch produktionsreif zu machen.

    "Verfügbare Rechenleistung und Software steht auf einem ganz anderen Blatt."

    Was soll das denn heissen? Hard- und Software sind die wesentlichsten Dinge hier. Wenn sie beide einfach ausklammern, bestätigen Sie dadurch ungewollt meine Position.