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Fünf machen mit

Bund und Länder suchen einen Träger für die neue Organisation zur Förderung der Hochschullehre. Diese Institutionen haben sich beworben.

FÜNF HABEN MITGEMACHT. Diese Zahl nannte die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern auf meine Anfrage, wie viele Bewerbungen bei ihr eingegangen sind – oder technisch korrekt ausgedrückt: wie viele "Interessenbekundungen" ihr vorliegen, Trägerinstitution zu werden. Trägerinstitution für eine Organisation, der bislang noch der Name fehlt und die auch sonst noch schwer greifbar erscheint. Auf Twitter läuft derzeit eine angeregte Debatte, welche Bezeichnung für sie wohl die richtige wäre. "Akademie für Lehre und Lernen"? "Experts at teaching & learning?" Oder doch etwas mit "Gemeinschaft für Lehre?"

 

Was feststeht: 150 Millionen Euro pro Jahr sollen ihr von 2021 an zur Verfügung stehen. Sie soll Lehrprojekte fördern und die bundesweite Vernetzung von Hochschullehrern organisieren, und sie soll dafür sorgen, dass all die guten Ideen auch ihren Weg finden in den regulären Lehrbetrieb. Doch weil sie rechtlich nicht eigenständig sein darf, muss zuvor erstmal besagte "geeignete Trägerinstitution" gefunden werden, und dem dient das von der GWK durchgeführte "Interessenbekundungsverfahren".

 

Aber welches sind nun die fünf Bewerber? Diese Frage will die GWK mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht beantworten. 

 

Meine Recherchen haben jedoch ergeben, dass es folgende Institutionen sind: Der Stifterverband, der seine Bewerbung bereits im Vorfeld der Deadline hier im Blog bekanntgegeben hatte, und der DLR Projektträger, der die Teilnahme am Interessenbekundungsverfahren jetzt bestätigte. Ein Konzept eingereicht hat auch die Toepfer-Stiftung, wie sie mir auf Anfrage mitteilte. Ebenfalls als gesetzt gilt VDI/VDE Innovation+Technik, die sich schon vor der Deadline bedeckt gehalten hatte und auch jetzt eine Teilnahme offiziell nicht bestätigen wollte. 

 

Von einer Bewerbung abgesehen hat dagegen das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das von mehreren Landesministern als Geheimtipp gehandelt worden war und das Anfang August noch auf den "laufenden Entscheidungsprozess" verwiesen hatte. Doch nun teilte Daniel Matthes, Sprecher der von Bund und Ländern gemeinsam finanzierten Forschungseinrichtung. mit: "Nach unserer Einschätzung wäre die Übernahme der Trägerschaft für die neue Organisation für Innovationen in der Hochschullehre von unserem Gesellschaftszweck nicht gedeckt, da hierzu keine Projektträgerschaft gehört."

 

Sind fünf Bewerber eigentlich 

viel oder wenig?

 

Bleibt eine Überraschung als Nummer fünf: eine Akkreditierungsagentur. Die Evaluationsagentur Baden-Württemberg (evalag) habe sich "als Trägereinrichtung für die Organisationseinheit beworben", sagt evalag-Geschäftsführerin Anke Rigbers. "Zusammen mit dem Hochschulevaluierungsverbund Südwest." Zu dem Verbund gehören 23 Universitäten und Fachhochschulen, staatliche wie private, die Geschäftsstelle ist an der Universität Mainz. 

 

Fünf Bewerber – ist das jetzt viel oder wenig? Kommt darauf an, mit wem man spricht. Einige Experten sagen, sie seien sich unsicher gewesen, ob angesichts der rigiden Bedingungen für die Trägerinstitution überhaupt jemand mitmacht. Andere sagen, sie hätten zehn oder mehr Bewerbungen erwartet. 

 

Wie auch immer: In drei Wochen sollen sich die aussichtsreichsten Bewerber voraussichtlich mit ihren Konzepten vor einer Auswahlkommission präsentieren, eine Handvoll unabhängiger Experten wird Bund und Länder bei der Begutachtung unterstützen. Bereits in ihrer Sitzung am 6. Dezember will die GWK entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Das Jahr 2020 soll dann dem Aufbau der "Organisationseinheit" dienen – der Zeitraum, in dem der Einfluss der Trägerorganisation tatsächlich eine nennenswerte Rolle spielen dürfte. Anschließend kaum noch, dafür sorgt die geplante Gremienstruktur, die Bund und Ländern alle wichtigen Grundsatzentscheidungen vorbehält. Anfangs 2021 soll die neue Förderorganisation bereits arbeitsfähig sein. Dann endet ihr Vorläufer-Programm, der Qualitätspakt Lehre. 


Weitere Informationen und Hintergründe zum Auswahlverfahren und zur geplanten "Organisationseinheit" finden Sie hier. 

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Kommentare: 6
  • #1

    Th. Klein (Mittwoch, 02 Oktober 2019 11:49)

    Ist doch eine schöne Mischung, weil sich je nach Organisation verschiedene Perspektiven erschließen und auch weil man anhand von Kriterien vielleicht zu einem eindeutigen Ergebnis kommt (vgl. Batterieforschung). Wenn sich mehrere BMBF-Projektträger beworben hätten, wäre es ja öde geworden.

    Interessant ist die Bewerbung von evalag insbesondere, weil sich hier offenbar eine Agentur vor dem Hintergrund der Entwicklungen im Kerngeschäft neue Geschäftsfelder erschließen möchte.

  • #2

    Marco Winzker (Mittwoch, 02 Oktober 2019 12:22)

    Ich denke, die Trägerorganisation wird schon den "Spirit", Grundwerte, Herangehensweisen beeinflussen.

  • #3

    SP (Mittwoch, 02 Oktober 2019 21:39)

    Ganz neu ist die Evalag als Projektträger ja nicht. Für das MWK BaWü ist sie schon entsprechend aufgetreten..

  • #4

    Olaf Bartz (Samstag, 05 Oktober 2019 18:01)

    evalag ist auch eine Akkreditierungsagentur, aber außerdem - seit jeher - in weiteren Feldern der Qualitätsentwicklung für und mit Hochschulen unterwegs (Evaluationen, Beratungen, Organisationsentwicklung, Audits), führt Forschungsprojekte durch usw.
    Vgl. das Organigramm von evalag: https://www.evalag.de/agentur/organisation/

  • #5

    anonymous (Sonntag, 13 Oktober 2019 18:48)

    Wissen Sie wie man die Lehre verbessern könnte und auch diese 150 Millionan ausgeben könnte? Indem man keinen neuen Wasserkopf schafft, sondern den schon vorhandenden Lehrenden an den Universitäten ein besseres Gehalt bezahlen könnte. Der akadmische Mitelbau ist da ein wohfeiler Empfänger.
    Das würde wirklich eine Wirkung haben. Anstelle eines unnützen neuen Management-Wasserkopf!!!!!

  • #6

    Marianne Merkt (Freitag, 18 Oktober 2019 10:41)

    Aus hochschuldidaktischer Sicht wäre es wünschenswert, wenn es ein Träger wäre, der bei der Besetzung der Gremien auf Netzwerke mit unterschiedlichen Akteuren zurück greift und nicht so sehr auf einzelne Leistungsträger. Vor allem ist uns wichtig, dass die Expertise von hochschuldidaktisch Tätigen, die im Kontext des QPL-Pakts gewachsen ist, nicht völlig ignoriert wird. Ich hätte da einen Favoriten ;-).