· 

KMK: Zahl der Corona-Infektionen bei Schülern steigt, bei Lehrern sinkt sie leicht

Zum zweiten Mal legt die Kultusministerkonferenz bundesweite Zahlen zu den Pandemiefolgen an Schulen vor. Am härtesten betroffen sind Berlin und Bremen. Und in Bayern sind besonders viele Einrichtungen geschlossen.

DER GUTE WILLE IST DA, doch die Daten sind alt. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte versprochen, künftig jede Woche "aktuelle Zahlen zur Covid-19-Lage an Schulen" vorzulegen. Heute hat sie es zum zweiten Mal getan, doch die neuen Daten haben mit Stand 20. November schon eine Woche auf dem Buckel.

 

Trotzdem sind sie spannend zu lesen. So ist die Zahl der wegen Corona geschlossenen Schulen ("ohne Präsenzbetrieb") binnen Wochenfrist von 106 auf 118 gestiegen. Dies entspricht weiter einem Anteil von 0,4 Prozent aller Einrichtungen. 

 

Zugelegt hat auch die Zahl der Schulen mit eingeschränktem Präsenzbetrieb – also solche, wo sich einzelne Klassen oder Lerngruppen in Distanzunterricht befinden. Sie stieg von 3320 Bildungseinrichtungen in der Woche zuvor auf 3702 – ein Plus von 11,5 Prozent. 

 

Damit war Ende vergangener Woche fast jede siebte Schule bundesweit von Corona-Einschränkungen betroffen. Umgekehrt bedeutet das, dass sich rund 87 Prozent der knapp 29.000 in die KMK-Bestandsaufnahme einbezogenen Schulen in Deutschland im vollen Präsenzbetrieb befanden – und dass der Anteil der im täglichen Präsenzbetrieb arbeitenden Lerngruppen noch darüber liegt. 

 

Die Zahl der laut KMK-Angaben aktuell mit Covid-19 infizierten Schüler stieg binnen Wochenfrist leicht um 4,2 Prozent auf 20.185. Bei den Lehrkräften gab es sogar einen leichten Rückgang um 50 auf 3169 offene Fälle. Insgesamt waren laut KMK in der vergangenen Woche gleichbleibend 0,2 Prozent der mehr als zehn Millionen Schüler aktuell mit dem Virus infiziert. Bei den knapp 900.000 Lehrkräften betrug die Quote ebenfalls unverändert 0,4 Prozent. 

 

Die Zahl der in Quarantäne befindlichen Schülerinnen und Schüler gab die Kultusministerkonferenz mit knapp 200.000 an, die der Lehrkräfte mit 11.598. Allerdings sind diese Werte mit besonderer Vorsicht zu genießen – ebenso wie der Prozentanteil, den die KMK daraus errechnet hat (siehe dazu Kasten).

 

Einen besonders hohen Anteil von geschlossenen Schulen und Schulen im eingeschränkten Betrieb meldeten wie schon in der Vorwoche Bayern, Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland. So sind in Berlin inzwischen in 38,7 Prozent der Schulen einzelne Klassen oder Lerngruppen geschlossen, nochmal gut zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. Außerdem sind in der Hauptstadt mit 0,4 Prozent der Schüler und 1,0 Prozent der Lehrkräfte auch jeweils mehr als doppelt so viele Menschen infiziert wie im Bundesschnitt. Bayern wiederum stellt mit 56 knapp die Hälfte der zurzeit 118 komplett geschlossenen Schulen bundesweit. Besonders niedrig war vergangene Woche der Anteil betroffener Schulen den Angaben zufolge in Mecklenburg-Vorpommern. Dort waren nur 0,6 Prozent der Schulen komplett und 5,2 Prozent teilweise geschlossen. 

 

Allen Angaben schickt die KMK gleich mehrere Disclaimer hinterher. Am wichtigsten ist dieser: "Die Kennziffern folgen unterschiedlichen definitorischen Abgrenzungen der Länder." Soll heißen: Jedes Land zählt ein bisschen anders, weswegen die Zahlen nur bedingt vergleichbar sind. Typisch Föderalismus eben.

 

Und: Nicht alle Länder lieferten alle Angaben. Was wiederum einige Statistiken doch arg verzerrt (siehe auch dazu den Kasten). Das sollte, das muss die Kultusministerkonferenz künftig bei Veröffentlichung deutlicher machen. Aber trotzdem gut und wichtig, dass sie inzwischen überhaupt halbwegs belastbare Zahlen liefert. Jetzt muss sie damit nur noch schneller werden.


Bitte nochmal nachrechnen:
Die KMK und ihre Quarantäne-Zahlen

Womöglich hatte Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger mit seiner Pi-mal-Daumen-Schätzung doch nicht so verkehrt gelegen. Mehr als 300.000 Schülerinnen und Schülerinnen und bis zu 30.000 Lehrkräfte befänden sich in Quarantäne, vermutete Meidinger am 11. November. 

 

Die Zahl, die die Kultusministerkonferenz  (KMK) vor knapp zwei Wochen mit Stand 12. November bekanntgab, lag mit 190.937 über 100.000 niedriger.  Für die Lehrkräfte gab die KMK 12.120 an.

 

Doch wenn man jetzt in die Ländertabelle mit Corona-Zahlen an Schulen schaut, die die KMK heute erstmals veröffentlicht hat, fällt ins Auge: Bei den Quarantäne-Angaben vom 12. November waren drei Bundesländer (Baden-Württemberg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) die Angaben schuldig geblieben. Sie machen ein gutes Viertel (26,4 Prozent) der deutschen Bevölkerung aus. 

 

Addiert man nun – unabhängig von der exakten Fallinzidenz – für die drei Länder  einfach mal den Schnitt der übrigen Bundesländer obendrauf, ergeben sich hochgerechnet bundesweit rund 260.000 in Quarantäne befindlichen Schüler. Bei den Lehrkräften allerdings lag die Zahl der Quarantäne-Fälle selbst dann nur bei geschätzten 16.500 – und damit immer nur gut halb so hoch  

wie der Meidinger-Schätzung. So unvorsichtig und zugleich medienwirksam herausgeblasen dessen Zahlen also waren: Bei den Schülern zumindest lag er gar nicht so falsch.

 

Für die darauffolgende Kalenderwoche hat die KMK mit Stand 20.11. 199.932 Schülerinnen und Schüler und 11.598 Lehrkräfte in Quarantäne gezählt. Bei den Kindern und Jugendlichen macht das 4,7 Prozent mehr, bei den Lehrkräften bedeutet die Zahl einen Rückgang um 4,3 Prozent. Auffällig ist, dass wieder dieselben drei Länder die Quarantäne-Zahlen nicht geliefert haben. Die nach der obigen Formel korrigierten bundesweiten Schätz-Zahlen liegen also bei 272.000 Schülern und 15.800 Lehrkräften.

 

Entsprechend müssen dann allerdings auch die KMK-Angaben zum Anteil der in Quarantäne befindlichen Schüler und Lehrer korrigiert werden, weil sie hier als Grundgesamtheit die gesamte Belegschaft der Schulen bundesweit gerechnet hatte. Für Schüler ergäben sich damit für Kalenderwoche 46 (Stand 12.11.) 2,6 Prozent und für Kalenderwoche 47 (Stand 20.11.) 2,7 Prozent aktuell in Quarantäne befindliche Schüler – statt der von der KMK angegebenen 1,9 bzw. 2,0 Prozent. Bei den Lehrern lag die Quarantäne-Quote in Kalenderwoche 46 dann bei 1,8 statt 1,3 Prozent und in Kalenderwoche bei gerundet immer noch 1,8  statt 1,3 Prozent. 



Kommentar schreiben

Kommentare: 0