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"Das System ist zu wenig darauf ausgelegt, Chancen zu eröffnen und zu gestalten"

Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Foto: GEW / Kay Herschelmann.

1. Was ist für Sie das größte Problem in unserem Bildungssystem?

 

Die fehlende Chancengleichheit, der immense Fachkräftemangel und die strukturelle Unterfinanzierung des Bildungssystems sind die größten und dringendsten Baustellen. Das System ist zu wenig darauf ausgelegt, Chancen zu eröffnen und zu gestalten. Nur ein Beispiel: Die Tatsache, dass jährlich rund 50.000 Jugendliche unsere Schulen ohne einen Schulabschluss verlassen, ist ein Alarmsignal, das seit Jahren ignoriert wird. 

 

2. Hat der Bildungsföderalimus in Deutschland langfristig eine Zukunft?

 

Der Bildungsföderalismus muss reformiert werden. Es geht dabei nicht darum, ihn abzuschaffen, sondern zukunftsfähig zu gestalten und so zu entwickeln, dass die unterschiedlichen Entscheidungsebenen verbindlicher und effektiver zusammen arbeiten. Es ist sehr sinnvoll, Bildungspolitik über Staatsverträge zu steuern und das Kooperationsverbot für eine gemeinsame Finanzierung aller Ebenen aufzuheben. 

 

3. Welche konkreten Erwartungen haben Sie in diesem Zusammenhang an den Bildungsgipfel?

 

Das Format kann lediglich ein Auftakt sein. Unser Bildungssystem ist in einer derart tiefen und umfassenden Krise, dass Lösungen einen beteiligungsorientierten und nachhaltigen Prozess erfordern. Die Bundesregierung, die Regierungen in den Ländern und die in den Kommunen Verantwortlichen müssen Bildung als essenziellen Teil ihrer Politik begreifen und umsetzen. Die Transformation unserer Gesellschaft kann nur mit guter Bildung gelingen.