Die Berliner TU-Präsidentin Geraldine Rauch attestiert der Berliner Wissenschaftspolitik Glaubwürdigkeitsprobleme, Täuschung und gebrochene Versprechen. Die Hochschulen prüften jetzt eine Klage gegen den Senat.
Geraldine Rauch ist seit 2022 Präsidentin der Technischen Universität Berlin. Vorher war sie Direktorin des Instituts für Biometrie und Klinische Epidemiologie an der Charité. Foto: TU Berlin.
Frau Rauch, am Donnerstagmorgen protestierten Mitglieder aller Berliner Hochschulen vor dem Abgeordnetenhaus gegen die Sparpolitik des Senats. Das Motto lautete: "#SaveBrainCity". Wie haben Sie die Stimmung erlebt?
Ich habe mich schon in den Tagen davor mit vielen Akteur*innen unterhalten, von den Hochschulleitungen über die wissenschaftlichen Mitarbeitenden, Verwaltungsangestellten bis zu den Studierenden. Dazu mit Vertreter*innen des Studierendenwerkes und der Gewerkschaften. Alle sind geschockt und viele außerdem richtig sauer. Dass Berlin sparen muss, ist das eine. Der Umfang der Sparmaßnahmen und die Art und Weise, wie sie kommuniziert wurden, das andere: extrem kurzfristig und von oben herab. Für diese Mischung haben die meisten Menschen kein Verständnis. Hinzu kommt das massive Glaubwürdigkeitsproblem des Regierenden Bürgermeisters und der Wissenschaftssenatorin.
Was meinen Sie damit?
Es ist nicht das erste Mal, dass wir als Hochschulen getäuscht wurden. Als Anfang des Jahres Debatten über eine Verschärfung des Ordnungsrechts aufkamen, sagte Senatorin Czyborra, da gehe sie nicht ran. Kurz danach tat sie es doch. Im Sommer hat sie dann erstmals einseitig in die Rücklagen der Hochschulen gegriffen. Im Herbst kassierte sie ihren eigenen Gesetzesentwurf, die verbindliche Postdoc-Anschlusszusage, die wissenschaftliche Karriereverläufe deutlich transparenter und planbarer gemacht hätte. Und jetzt das faktische Aufkündigen der gerade erst unterschriebenen Hochschulverträge. Aber ich will gar nicht nur über die Hochschulen reden. Dem Studierendenwerk derart den Landeszuschuss zu kürzen und ohne Rücksprache den Sozialbeitrag für die Studierenden neu festzusetzen, egal ob der nun auskömmlich ist für all die Aufgaben des Studierendenwerks oder nicht, das ist eine Friss-oder-stirb-Politik.
"Weder haben wir Hochschulleitungen die Zeit, erneut
in intensive Hochschulvertragsverhandlungen einzusteigen, noch nehmen wir eine Kündigung der Verträge einfach so hin. Die enthalten keine Kündigungsklausel."
Vermutlich weil die Senatorin selbst nicht anders kann.
Womit wir beim Regierenden Bürgermeister Kai Wegener wären. Wir haben in einem sehr aufwändigen Prozess vor nicht einmal einem Jahr die Hochschulverträge unterschrieben. Schon zu dem Zeitpunkt war klar, dass der Berliner Haushalt 2025/2026 schwierig wird. Nein, noch früher: Bereits als Wegener Mitte 2023 ins Amt kam, wurde die Haushaltsführung des Vorgängersenats heftig kritisiert, Frau Czyborra hat den damaligen Haushaltsplan einen "Schattenhaushalt" genannt. Insofern ist es mir ein Rätsel, wie der Regierende noch vor einem Monat versichern konnte, die Wissenschaft würde von Einsparungen verschont, um dann derart zuzulangen. Wenn jetzt die Neuverhandlung der Hochschulverträge gefordert wird, kann ich nur sagen: Wir bereiten uns aktuell auf die Evaluation unseres Exzellenzverbundes, der Berlin University Alliance, vor. Weder haben wir Hochschulleitungen die Zeit, erneut in intensive Verhandlungen einzusteigen, noch nehmen wir eine Kündigung der Verträge einfach so hin. Die enthalten keine Kündigungsklausel. Wir lassen das als Landeskonferenz der Rektor*innen und Präsident*innen (LKRP) gerade juristisch prüfen. Bis hin zur Möglichkeit einer Klage gegen den Senat.
106,7 Millionen Euro sollen 2025 direkt bei den Hochschulverträgen eingespart werden. Was bedeutet das konkret am Beispiel Ihrer Universität, der TU?
Wenn Kürzungen so kurzfristig kommen, geht das nur über die Nichtverlängerung kurzfristig auslaufender Verträge, das trifft vor allem die befristet beschäftigten Mitarbeitenden. Und das angesichts der Beteuerungen Ina Czyborras, sie wolle soziale Beschäftigungsverhältnisse und gute Arbeit in Berlin fördern. Darüber hinaus haben wir als TU gar nicht so viele Möglichkeiten, schnell Kosten zu verringern. Wir versuchen schon länger, angemietete Büroflächen loszuwerden. Doch ganze Gebäude freizuziehen, ist schwierig, wenn gleichzeitig in unseren Bestandsbauten durch den Sanierungsstau immer neue Mängel und Wasserschäden auftreten. Insgesamt reden wir von ungefähr zehn Prozent des Unihaushaltes, die wir einsparen müssen, daher bereiten wir jetzt Streichlisten von Professuren vor, wir schauen, welche Fachgebiete reduziert werden können, wo wir noch mehr Synergien mit den anderen Hochschulen schaffen. Aber nochmal: Das geht alles nicht so schnell, der Bremsweg ist lang.
Wie passen zu der Geldnot die hohen Rücklagen, die die Berliner Universitäten aufgebaut haben?
Das ist einer dieser Punkte in der Kommunikation des Berliner Senats, der mich wirklich massiv ärgert: Wir hätten eigentlich genug Geld zum Ausgleich der Kürzungen, wie man an unseren Rücklagen sehe, die wir gar nicht ausgeben würden. Doch das stimmt so einfach nicht. Die TU Berlin hat einen Sanierungsstau von 2,4 Milliarden Euro, statt versprochener Hochschulbauoffensive wurden bereits bewilligte Investitionen zurückgenommen. Die Rücklagen sind bei uns an der TU vor allem für zwei Gebäude vorgesehen, die wir dringend sanieren müssen, weil sonst Fachgebiete keine Experimentalflächen mehr haben. Aber wir können nicht, weil uns die Senatsverwaltung dafür keine Genehmigung gibt. Für ein Gebäude haben wir sogar die Zusage für eine Teilfinanzierung durch den Bund, diese Gelder drohen zu verfallen, denn auch darüber gehen die Gespräche mit der Senatsverwaltung seit Monaten nicht voran. Sein Versprechen, die schon vom Vor-Vorgängersenat angekündigte Hochschulbauoffensive endlich zu starten, hat Kai Wegener mit dem Sparhaushalt jetzt endgültig gebrochen.
Aber ist es nicht Fakt, dass Sie als TU selbst viel mehr machen könnten, wenn Ihre Verwaltung es nur hinbekäme?
Das ist ein gern genutztes Narrativ, aber es ist falsch. Die Sanierung der großen Gebäude für die Mathematik oder die Physik können wir nicht TU-intern machen, dafür ist das Land zuständig. Wo wir in der Tat besser werden müssen, ist der Bauunterhalt. In der zuständigen Abteilung herrscht bei uns wie überall ein extremer Fachkräftemangel, dem wir mit allen Mitteln zu begegnen versuchen. Wir ändern mithilfe einer externen Beratung die gesamte Abteilungsstruktur, gehen neue Wege, um attraktivere Stellenausschreibungen hinzubekommen. Die Not ist, was das angeht, übrigens in der Senatsverwaltung nicht kleiner. Aber um es zugespitzt zu sagen: Selbst wenn wir hier und da hoffentlich bald ein paar Fenster mehr austauschen oder eine Steckdose zusätzlich reparieren werden, änderte das rein gar nichts an dem katastrophalen Zustand unserer Gebäude. Die sind so alt und kaputt, die müssen zum großen Teil totalsaniert werden. Vor 20 Jahren hätten wir vielleicht über mehr Bauunterhalt reden können. Aber der Zug ist längst abgefahren.
"Warum die Politik gerade zum Zeitpunkt der Exzellenzstrategie-Evaluation mit dem Riesensparhammer kommt und wie das auf die Gutachter wirkt, das sollten Sie die Senatorin und den Regierenden Bürgermeister fragen."
Die Protestkundgebung am Donnerstag richtete sich auch gegen die nächste Runde befürchteter Kürzungen.
Unsere Botschaft ist klar: Schon die jetzigen Einschnitte sind ein Desaster für die Wissenschaft, weitere kann und darf es nicht geben. Allerdings bin ich angesichts der vielen falschen Versprechungen und der insgesamt verkorksten Kommunikation wenig optimistisch. Man weiß nicht, worauf man noch vertrauen soll. Im Augenblick heißt es, wir sollten jetzt bis Mitte 2025 stillhalten, erst dann könne man belastbare Aussagen machen, was 2026 ansteht. Mir sieht das nach der bereits bekannten Hinhaltetaktik aus, damit in der Zwischenzeit keiner an den Hochschulen zu radikal ausschert.
Sollten Sie nicht etwas positiver über die Berliner Wissenschaftspolitik reden? Was sollen denn da die Gutachter denken, die die BUA auch auf ihre politische Rückendeckung hin evaluieren?
Warum die Politik gerade zum Zeitpunkt der BUA-Evaluation mit dem Riesensparhammer kommt und wie das auf die Gutachter wirkt, das sollten Sie die Senatorin und den Regierenden Bürgermeister fragen. Ich kann nur sagen: Die Forschenden, die drei Universitäten und die Charité sind gut vorbereitet. Wir hoffen, dass in einem wissenschaftlichen Wettbewerb die Leistung der Wissenschaftler im Vordergrund steht und nicht die Leistung der Politik.
Im Augenblick protestieren die Hochschulen zusammen, aber am Ende, wenn es noch härter kommt, kämpft doch jeder für sich allein?
Das sehe ich im Augenblick gar nicht. Wir haben in der LKRP ein gutes Verhältnis zueinander, wir sehen aber auch, dass die HAWen und Kunsthochschulen noch vor weit größeren Problemen stehen. Die Kunsthochschulen sind noch dazu doppelt betroffen, weil die Kürzungen bei kulturellen Trägern ebenfalls auf sie durchschlagen. Also: Die gesamte Berliner Hochschullandschaft leidet, und wir sind vereint in unserer Wut.
Was erwarten Sie jetzt von der Berliner Politik?
Ich erwarte, dass künftige Sparentscheidungen nicht mehr von oben getroffen werden, sondern dass man vorher mit den betroffenen Hochschulen redet und sieht, was überhaupt umsetzbar ist und was nicht. Es geht nicht an, dass jetzt im Januar kurzfristig viele Leute ihren Job verlieren wegen Entwicklungen, die in der Landespolitik lange bekannt waren. Es lag und liegt in der Verantwortung einer Landesregierung, eine langfristige, vernünftige und plausible Haushaltsplanung zu machen, im Austausch mit den Akteuren, und nicht kurzfristig alle ins Chaos zu stürzen. Ich erwarte, dass die Politik sich dieser Verantwortung stellt.
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Benjamin Bisping (Freitag, 20 Dezember 2024 14:29)
Das Gebaren des Senats mit den Hochschulverträgen vermittelt den Eindruck, dass Kai Wegner beim Thema Vertragstreue Darth Vader als Vorbild hat: “I am altering the deal, pray I don’t alter it any further.” Die Position kann man natürlich als Autokrat mit magischen Fähigkeiten in einem SciFi-Märchen durchhalten. Aber verantwortungsvolle demokratische Führung kann so nicht funktionieren.
Diese ganze Posse offenbart mal wieder, was für ein bekloppter Plan es ist, eine Landesregierung von einem Berufsparlamentarier mit Zero Erfahrung als Minister oder Bezirksbürgermeister anführen zu lassen. Kann gut gehen, aber kann in einer Krise auch zum GAU führen – wie nun mit dem Berliner Haushalt. Die Union will uns denselben Unsinn jetzt mit Merz auch noch auf Bundesebene antun. Bitte nicht!
Lilly Berlin (Samstag, 21 Dezember 2024 00:33)
Auch Frau Rauch hätte diese Entwicklung lange absehen können. Schon seit einigen Jahren ist das Geld in den öffentlichen Haushalten knapp und Schulen und Hochschulen gehören immer zu den Feldern, wo die Politik am liebsten spart, weil es die Wähler am wenigsten kümmert. Statt die fortgesetzte Verschwendung an der TU durch ineffiziente Verwaltung, schlecht genutzte und unzureichend gepflegte Gebäude und Infrastruktur zu vermindern, hat sie sich um ihre politischen Lieblingsthemen gekümmert und es der Politik SEHR leicht gemacht, sich bei den Rücklagen der TU zu bedienen. DARÜBER bin ICH wütend. Die Mitarbeitenden der TU zur Teilnahme am öffentlichen Protest aufzurufen, während man selber in der Verantwortung ist und nichts hinbekommt, ist einfach armselig.
Wolfgang Kühnel (Samstag, 21 Dezember 2024 14:27)
Zu #2: In der Tat ist auch nach den Verdiensten von Frau Rauch zu fragen, die ja schon mal fast abgewählt wurde. Sie scheint von allen bisherigen TU-Präsidenten am umstrittensten zu sein. In der Situation sollte man immer vorsichtig sein, mit Fingern auf andere zu zeigen.
Timo (Sonntag, 22 Dezember 2024 13:51)
So redet frau ein System ins Abseits. Die gewählten und legitimierten Politikerinnen und Politiker zu beschimpfen, ist keine Strategie einer autonomen Universität, sondern Sägen an dem Ast, auf dem frau sitzt. Statt Hochglanz-Interviews die Ärmel hochkrämpel, Portfolios überprüfen und abspecken, das bietet auch Chancen zur Profilbildung. Denn Wachstum und Profilierung - das hat noch nie so richtig funktioniert.
AcademiaIsBroken.Let'sFixIt! (Sonntag, 29 Dezember 2024 11:48)
Das Kernproblem ist doch in allen Bundesländern gleich:
Hochschulen erhalten keine konstante Finanzierung.
Was mir immernoch nicht einleuchtet ist: Warum man nicht das gesamte akademische System umkrempelt(z.B. Departmentmodells schafft, wo Material und technisches Personal geteilt wird um kosten zu sparen, mehr unbefristetes wissenschaftliches Personal, dass in Projektteams arbeitet und ein Teaching department, das den großteil der Lehre wuppt und didaktisch ausgebildet ist. Dafür weniger Promotionsstellen an Universitäten, deren Absolventen in der Wirtschaft nicht gebraucht werden. Dafür mehr staatliche Förderung von Promotionsstellen in der Wirtschaft, deren Absolventen deutlich attraktiver auf dem Arbeitsmarkt sind. Auch wäre es sinnvoll, studierende und Unternehmen schon während des Studiums näher zusammen zu bringen. Diese strikte Trennung zwischen Universität (=Grundlagenfosrschung) und Wirtschaft ( in den Augen von Professoren, die "zweitklassigen Karrierewege" bringt doch nichts! Nur ein sehr geringer Anteil der Absolventen wird langfristig an Universitäten in der Grundlagenforschung beschäftigt sein können. Warum wird jungen Studierenden bereits zu beginn ihres Studiums die toxische Arbeitskultur von Universitäten eingetrichtert, dass sie nur etwas wert sind wenn sie an der Uni bleiben? Das mag vielleicht kurzfristig ein paar Professoren helfen, verängstigte Studierende als Mitarbeiter zu binden, schadet aber insgesamt dem Staat junge gut ausgebildete Fach und Führungskräfte für die Wirtschaft zu gewinnen. Druck, Angst und Überforderung und Überarbeitung sind keine Treiber von Innovation und wirtschaftlicher Stabilität.
Wo liegt das Problem, eine angemessene Grundfinanzierung der Forschung zu schaffen und den Drittmittelanteil auf 10-20% zu begrenzen? Damit könnten sich Wissenschaftler auf Forschung konzentrieren, Mitarbeiter des teaching Departments auf Lehre und keiner würde mehr übermäßig viel Zeit für Drittmittelanträge verpulvern, die höchstwahrscheinlich sowieso nicht erfolgreich sind. Die Qualität in der Lehre und Forschung würde steigen, weil man nicht ständig das Personal austauschen würde und die Menschen die Jobsicherheit hätten. Interdisziplinäre Teams könnten gemeinsam an Lösungen für die großen Probleme wie z.B. Klimawandel, erneuere Energien, KI usw. arbeiten und würden wahrscheinlich deutlich mehr bahnbrechende Erkenntnisse erzielen als wenn jeder einzelne aufgrund von lähmender Angst und Konkurrenzdruck versucht sein eigenes Ding zu machen.
So wie es bisher läuft ist das alles wenig Ökonomisch !
Benjamin Bisping (Donnerstag, 02 Januar 2025 12:09)
Hey Lilly Berlin #2, was Sie schreiben, ist vollkommen losgelöst von den Tatsachen.
Für Leute mit Einblick in TU-Gremien ist es eindeutig, dass Präsidentin Rauch seit Beginn ihrer Amtszeit sehr zügig den Fokus darauf lenkte, die Uni-Rücklagen in Investitionen zu überführen und auch strukturelle Anpassungen für einen solideren Haushalt anzuschieben.
Der Rücklagenabbau scheiterte bisher primär am Berliner Senat, der die Investitionen nicht genehmigen wollte.
Die strukturellen Anpassungen sind ein sehr ambitioniertes Projekt, da man Leuten dafür etwas „wegnehmen“ muss. Rauch wurde durch eine „Zufallsmehrheit“ gewählt und verfügt innerhalb der Uni über keine stabile Koalition. Dass einige sie 2024 in den Rücktritt drängen wollten (einen Abwahlversuch, wie von Wolfgang Kühnel #3 eingestreut, gab es nicht), hat sicherlich auch mehr mit dieser Gemengelage zu tun als mit Twitter-Likes.
Wolfgang Kühnel (Freitag, 03 Januar 2025 15:28)
Zu #6: Der Akademische Senat hat mit 13 zu 12 Stimmen für den Rücktritt von Rauch gestimmt, aber keinen formellen Abwahlantrag gestellt. Man nahm wohl an, dass das genügen würde. Die "Vertrauensfrage" war damit aber beantwortet. Aus dem Zukunftsrat des Bundeskanzlers flog sie heraus. In der großen Politik hätte es kein "weiter so" gegeben.
Und das alles passierte nicht wegen der Rücklagen oder wegen Investitionen, sondern wegen törichter Äußerungen auf Twitter, u.a. zum Nahost-Konflikt. Sie hatte nicht verstanden, dass Präsidenten von Hochschulen nicht ihre private Meinung als Meinung der Hochschule darstellen sollten. Da ging es auch um das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit.
Lilly Berlin (Sonntag, 05 Januar 2025 19:06)
Hey Benjamin Bisping #6, es ist das Narrativ von Frau Rauch, dass der Senat schuld wäre. Die Senatorin hat hier im Blog bereits vor über einem Jahr darauf hingewiesen, dass die TU den Großteil ihres Budgets für die Bauunterhaltung nicht ausgibt. Der Senat muss auch gar nicht zustimmen, wenn Dächer abgedichtet oder Fenster repariert werden sollen. Zustimmen muss er, wenn diese Gelder (übrigens Steuergelder) für Neubauten zweckentfremdet werden sollen und ich kann auch nachvollziehen, dass diese Zustimmung ausbleibt, solange die TU nicht endlich ihre Hausaufgaben macht. Meine Wut richtet sich daher also weniger auf den Senat und mehr auf die Universitätsleitung.
Benjamin Bisping (Dienstag, 07 Januar 2025 13:46)
Zu Wolfgang Kühnel: Wie gesagt, Rauch hat keine Koalition. Sie wurde mit 31 zu 30 Stimmen gewählt, wobei die 31 Stimmen auch Leute enthielten, die eigentlich nur dem Amtsinhaber einen Denkzettel verpassen und im zweiten Wahlgang gegen Rauch stimmen wollten. Insofern hätte man auch am Tag nach Rauchs Wahl ein Stimmungsbild im Akademischen Senat einholen können, ob sie die Wahl vielleicht nicht annehmen sollte und das wäre auch schon 13 zu 12 ausgegangen. Entsprechend wenig sagt das Stimmungsbild aus dem Juni 2024 aus. Auch vor dem Skandal verlor sie einige echte AS-Abstimmungen. Sie hat einfach keine Mehrheit, das sind für Insider keine Neuigkeiten. Sie hat sich entschieden, mit dieser Situation zu arbeiten.
Es ging übrigens nicht um törichte Äußerungen zum Nahostkonflikt auf Twitter, die man als Hochschulmeinung missverstehen konnte. Es ging um Likes zu einer Friedensdemo auf einem privaten Twitter-Account, die ursprünglich nur für ca. tausend Personen sichtbar waren. Die Größe der Welle dazu sagt mehr über die Leute, die sie machten, als über die Sache selbst.
Zu Lilly Berlin: Das Narrativ mit dem Senat wird primär vom Kanzler der TU verbreitet. Der ist mir als Spezi des vorherigen Präsidenten und als Unterstützter der Rücktritts-Kampagne vollkommen unverdächtig, Rauch in der Sache unnötig zu decken. Mit den Bauunterhaltsbudgets kann man leider die Sanierungsprobleme der TU Berlin nicht lösen. Sonst würde das doch gemacht!
Dem Berliner Senat ging es offensichtlich auch nicht darum, die Zweckentfremdung der Rücklagen zu verhindern. Denn sie wurden ja stattdessen dann zweckentfremdet, um 2024 das Berliner Haushaltsloch abzufedern.