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Studiengebühren: Die unverständliche Schweigespirale

Deutschland investiert zu wenig in seine Hochschulen. Was wir lange wussten, haben wir vergangene Woche erneut Schwarz auf Weiß bekommen: im OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“. Pro Studierendem sind die Bildungsausgaben zwischen 2008 und 2013 um 10 Prozent geschrumpft. Zum Glück haben die Wissenschaftsminister gar nicht erst versucht, sich mit den immer neuen Rekordhöhen bei den Studienanfängern herauszureden, die aus dem absoluten Budgetplus der Hochschulen von 16 Prozent eine reale Minusnummer gemacht haben. Zu wenig bleibt zu wenig.

Diese erfreuliche Selbstbeschränkung der Politiker steht allerdings in Kontrast zu ihrem peinlichen Schweigen in anderer Hinsicht. OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher begründete die im internationalen Vergleich geringen Investitionen nicht nur mit einem Mangel an staatlichen Zuschüssen, sondern mit dem fast vollständigen Fehlen privater Bildungsausgaben im Hochschulsektor. Um es konkret zu machen: Weil die Bildungspolitik die Studiengebühren abgeschafft hat, entgeht den Hochschulen der Beitrag der, so Schleicher, „gut verdienenden Bildungsgewinner“.

Die Reaktion der Bildungspolitiker: Null. Sie scheuen die erneute Debatte um Studiengebühren, obwohl viele von ihnen hinter vorgehaltener Hand der Analyse von Schleicher zustimmen. Und auch wenn sich viele Experten einig sind, dass eine private Bildungsbeteiligung in Form nachgelagerter Studiengebühren nicht nur sozial gerechter wäre, sondern auch ohne Abschreckungseffekt konstruiert werden könnte, passiert: nichts. Die Politiker belauern sich gegenseitig, und wenn mal einer einen Vorstoß macht in Sachen Studiengebühren, wird er von den anderen sofort als sozialer Spalter gescholten.

Unterdessen bleiben die programmatischen Bekräftigungen, dass der Staat über das Steuersystem die Unterfinanzierung beenden müsse, seit vielen Jahren leere Versprechungen. Siehe den OECD-Bericht. Die dank guter Konjunktur sprudelnden Steuereinnahmen landen überall, aber ganz sicher nicht in ausreichender Menge in den Hochschulen.

Andreas Schleicher hat den Finger zielsicher in die Wunde gelegt. Solange wir jene, die am meisten von den Hochschulen profitieren, nicht stärker an ihrer Finanzierung beteiligen, und zwar auf direktem Wege, werden wir die akademische Mangelwirtschaft nicht in den Griff bekommen. Die Frage ist: Wann endlich bricht die Hochschulpolitik aus ihrer selbstverschuldeten Schweigespirale aus?

Dieser Kommentar erschien heute zuerst im ZEITChancen Brief.

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