Direkt zum Inhalt

US-Debatte über Mikroaggressionen: Sparen Sie sich die Aufforderung zum Golfspielen

Spinnen die eigentlich, die Amis? Die Welt erzittert unter Terroranschlägen, in den USA werden Schwarze von Polizisten erschossen und Polizisten von Heckenschüssen ermordet, und an den Universitäten zwischen Los Angeles und New York sorgen sie sich um „Mikroagressionen“.

Was das ist, hat neulich eine Mitarbeiterin der Universität von North Carolina beschrieben als Teil einer Liste von Äußerungen, die man auf dem Campus nicht hören wolle: So solle man Leute nicht fragen, ob Sie Lust auf eine Golfpartie hätten, weil ihnen möglicherweise das Geld dafür fehle. Auch sei es besser, Kollegen nicht nach ihrer Herkunft zu fragen, weil dies sie als Fremde brandmarke. Sogar Gespräche über Weihnachten könnten für Nicht-Christen verletzend sein.

Seid nett zueinander, das ist die Botschaft. Die US-Unis wollen Orte des Ausgleichs sein, der Vorurteilsfreiheit und der gesellschaftlichen Inklusion. Aber funktioniert das, indem ich von oben verordne, was akzeptables Verhalten ist und was nicht? Oder ist das Ergebnis eine Political Correctness, die die Freiheit von Forschung und Lehre hemmt?

Das sind die Fragen, die ich mir gestellt habe, als ich für Spektrum.de zu der Debatte recherchiert habe, über die meine ZEIT-Kollegen neulich unter der Überschrift „Die neuen Radikalen“ berichtet haben. Eine Debatte, die in den USA nicht zufällig gerade jetzt geführt wird, während Präsidentschaftskandidat Donald Trump keine Gelegenheit auslässt, Minderheiten und Andersdenkenden verbal gegen das Schienbein zu treten.


Ich habe mit vielen Wissenschaftlern in den USA gesprochen, Deutschen wie Amerikanern, Jungen wie Alten, und sie alle hatten ihre eigene, sehr dezidierte Meinung zu den Geschehnissen. Doch spannend war, dass sie sich fast durch die Bank einig waren, dass wir es uns nicht zu leicht machen dürfen mit der Bewertung dessen, was da passiert. Meine Schlussfolgerung: Was in seinen Auswüchsen für uns gelegentlich absurd klingen mag, könnte in Wirklichkeit Ausdruck des ernsthaften Bemühens sein, gesellschaftliche Spaltungen zu überwinden.

Die Diskussion geht schon weiter. "Ich bin mir nicht sicher, ob Sie da die Richtigen gefragt haben", schrieb mir ein deutscher Wissenschaftler in den USA unmittelbar, nachdem mein Artikel erschienen war. Er habe da schon Angst, wenn er Bilder sehe, wie Studenten an der Uni "wie in einem stalinistischen Erziehungscamp die politischen Ansichten ihrer Dozentin nachsprechen müssen". Auf Twitter schrieb jemand: "Jeder, der den Alltag an amerikanischen Unis kennt, weiß, dass dies die Realität und mitnichten überzogen ist."

Aber wie gesagt: Lesen Sie selbst. Jetzt auf Spektrum.de, und zwar hier.

Sie wollen mehr wissen?Schauen Sie doch direkt in meinem
Blognach. Ganz oben finden Sie hier neuerdings ein Inhaltsverzeichnis: Alle Einträge seit Juli 2015 sortiert nach Themen und Kategorien. Viel Spaß beim Stöbern!

Neuen Kommentar hinzufügen

Ihr E-Mail Adresse (wird nicht veröffentlicht, aber für Rückfragen erforderlich)
Ich bin kein Roboter
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.

Vorherige Beiträge in dieser Kategorie


  • allgemeines Artikelbild - Der Wiarda Blog

ExStra-Zeitplan: Das wird knapp

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat die Ernennungsschreiben an die Mitglieder des Expertengremiums auf den Weg gebracht. Wenn jetzt alle Nominierten annehmen, kann der 39-köpfige Rat seine Arbeit aufnehmen. Wie berichtet, ist das Gremium zu einem Drittel mit Frauen besetzt und größtenteils international.


  • allgemeines Artikelbild - Der Wiarda Blog

Bafög: Ein Index gegen die Inflation

Die Bafög-Novelle ist schon zwei Jahre alt, doch mehr Geld bekommen die Studenten erst seit Montag. Ein Zugeständnis an Finanzminister Wolfgang Schäuble, der im Gegenzug grünes Licht gab für den Kern der Reform: Seit 2015 zahlt der Bund den kompletten Länderanteil beim Bafög mit, Kostenpunkt: mehr als eine Milliarde Euro im Jahr.


  • allgemeines Artikelbild - Der Wiarda Blog

Expertengremium, Verwaltungsvereinbarung und Verwirrung ums Label Exzellenzuniversität: Neues von der ExStra

Es herrscht Urlaubszeit in Deutschland, doch wer glaubt, deshalb fielen in der Wissenschaftspolitik keine wichtigen Entscheidungen, irrt. Wissenschaftsrat und DFG haben der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) ihre Vorschlagsliste für die Mitglieder des so genannten Expertengremiums geschickt.


Nachfolgende Beiträge in dieser Kategorie


  • allgemeines Artikelbild - Der Wiarda Blog

Akkreditierung: Die Heidelberger schlagen wieder zu

Jens Halfwassen ist Philosophieprofessor in Heidelberg, und zwar nicht irgendeiner. Seine Arbeiten zu Platon und der Metaphysik finden internationale Beachtung, als Gutachter unter anderem für die DFG und für die Alexander-von-Humboldt-Stiftung engagiert er sich auch über die eigene Forschung hinaus.


  • allgemeines Artikelbild - Der Wiarda Blog

Will die Politik die ECTS-Kreditpunkte wirklich abschaffen? Jetzt spricht die KMK

Mit dem Lesen von Beschlüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) ist es so ähnlich wie mit dem Auslegen biblischer Texte. Ständig fragt man sich, was die Verfasser wohl gemeint haben mögen. Doch während sich die Exegese von Altem und Neuem Testament über die Jahrtausende professionalisiert hat, steht die Wissenschaft bei der Auswertung von Ministertexten ganz am Anfang.


  • allgemeines Artikelbild - Der Wiarda Blog

Staatsvertrags-Entwurf: Bundesländer wollen Akkreditierungsagenturen entmachten

Die Bundesländer wollen die Akkreditierungsagenturen entmachten. So steht es in einem ersten Entwurf des „Staatsvertrages über die Organisation eines gemeinsamen Akkreditierungssystems“, der sich momentan in der Abstimmung befindet. Demnach wollen die Wissenschaftsminister eine neue, gemeinsame „Stiftung zur...