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Aufgeschlossene Gesellschaft

Die Quinoa-Schule in Berlin zeigt: Privatschulen können auch das Gegenteil von elitär sein.

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Fotos: Quinoa-Schule

VOR EINIGEN WOCHEN habe ich in der ZEIT über eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) berichtet, die, wie ich fand, auf beklemmende Weise zeigte, wie sich viele private Schulen sozial abschotten. In Berlin zum Beispiel erheben 38 von 67 untersuchten Oberschulen zum Teil deutlich überhöhe Gebühren von 100 und mehr Euro im Monat – was den Wissenschaftlern zufolge gegen das Grundgesetz verstößt. Dort heißt es in Artikel 7, an privaten "Ersatzschulen" dürfe "eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert" werden. Die Realität laut WZB: An den privaten Oberschulen in der Hauptstadt stammen nur knapp acht Prozent aus finanzschwachen Familien – im Vergleich zu 32,3 Prozent berlinweit.

Nun hatte ich die Gelegenheit, eine Privatschule zu besuchen, die genau den entgegengesetzten Weg geht. 83 Prozent ihrer Schüler leben von Sozialleistung, nur 17 Prozent der Eltern können überhaupt das Schulgeld zahlen, das bei 25 Euro monatlich anfängt. Quinoa heißt diese besondere Schule, wie die Frucht, die der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon 2013 zur Pflanze des Jahres erklärte, weil sie in klimatisch ungünstigen Bedingungen gedeiht. Sie könne helfen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Die Quinoa-Schule, gegründet 2014 in Berlin-Wedding, will helfen, den Hunger nach Bildung zu bekämpfen in einem Stadtbezirk, dessen Schüler bislang regelmäßig am Ende der Bildungsstatistiken auftauchen. Eine "Schule für alle" will Quinoa sein.

Was das für den Unterricht bedeutet und wie die Schüler allmählich ihr Selbstbewusstsein entdecken, habe ich für die Süddeutsche Zeitung aufgeschrieben. In meinem Artikel stelle ich auch die Frage, inwieweit die Quinoa-Schule Einzelfall bleiben wird oder als Vorbild für weitere Schulprojekte gelten kann.

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