Direkt zum Inhalt

Neue BAföG-Regeln für Studentenjobs im Sozialbereich

Die Änderungen sollen das Engagement in Krisenzeiten belohnen. Studierendenverbände kritisieren, die Änderungen gingen nicht so weit wie versprochen.

BUNDESBILDUNGSMINISTERIN ANJA KARLICZEK (CDU) hat gestern in einem Brief an alle Bildungs- und Wissenschaftsminister die krisenbedingten BAföG-Änderungen erläutert. Die Bewältigung der COVID-19-Pandemie sei die "in alle Lebensbereiche vordringende, größte Herausforderung der noch jungen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", schrieb sie.

Eine Vielzahl an Auszubildenden und Studierenden sei in besonderer Weise von den Einschränkungen des öffentlichen Lebens betroffen. Deshalb habe sie schon vor zwei Wochen klargestellt: Auch wenn Schulen und Hochschulen geschlossen seien, erhielten BAföG-Geförderte weiter ihr Geld. "Niemand soll sich wegen der Corona-Pandemie um seine BAföG-Förderung Sorgen machen müssen." Auch für Auszubildende und Studierende, die sich mit BAföG-Förderung im Ausland aufgehalten hätten oder immer noch dort seien, sehe der entsprechende Erlass "zahlreiche Erleichterungen" vor.

Besonders lobt Karliczek alle jungen Menschen, die sich derzeit "im Gesundheitsbereich und in sozialen Einrichtungen" engagierten. Für die BAföG-Empfänger unter ihnen dürften keine Nachteile entstehen, wenn sie für ihre so wichtige Arbeit eine Bezahlung erhielten. "Deshalb wollen wir das BAföG anpassen."

Normalerweise ist es so, dass Einkünfte bei BAföG-Empfängern auf das ganze Jahr angerechnet werden und je nach Höhe die BAföG-Zahlungen des gesamten Jahres schmälern. Künftig soll das zusätzliche Gehalt aus Jobs in Medizin und Pflege nur noch die BAföG-Zahlungen in denjenigen Monaten schmälern, in denen die jungen Leute tatsächlich arbeiten. Das Kabinett habe die Gesetzesänderung am Montag beschlossen, wenn Bundestag und Bundesrat zustimmten, so Karliczek, könne die Regelung rückwirkend zum 1. März in Kraft treten

Offener Brief der Pharmaziestudierenden: Spahn hatte mehr versprochen

Studierendenverbänden geht diese Lösung indes nicht weit genug. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) schrieb heute in einem Offenen Brief an Karliczek und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Spahn habe auf der Pressekonferenz am 23. März gesagt: "Wer mit anpackt im Kampf gegen das Virus, dem wird seine Entlohnung, die er dafür bekommt, nicht auf das BAföG angerechnet." Die vom Bundeskabinett beschlossene Regelung sei nun aber eine andere. "Wir bitten Sie daher um eine schnelle Klarstellung, mit welcher Regelung die Studierenden zu rechnen haben, und fordern Sie auf, den Gesetzesentwurf dahingehend zu überarbeiten, dass die Entlohnung der Studierenden in keiner Form auf das BAföG angerechnet wird."

Immerhin: Karliczek hatte ihren Brief gestern mit der Versicherung beendet, sie werde "die bisher ergriffenen Maßnahmen beim BAföG fortlaufend überprüfen und anlassbezogen weitere erforderliche Maßnahmen ergreifen".

Mal schauen, ob und wann Karliczek reagiert: auf den BPhD. Und auf die "Nichtsemester"-Petition.

Neuen Kommentar hinzufügen

Ihr E-Mail Adresse (wird nicht veröffentlicht, aber für Rückfragen erforderlich)
Ich bin kein Roboter
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.

Vorherige Beiträge in dieser Kategorie


  • Artikelbild: Wir brauchen ein Bund-Länder-Sofortprogramm

Wir brauchen ein Bund-Länder-Sofortprogramm

Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach über Digitalisierungs-Nothilfen für Berlins Hochschulen, einen bundesweiten Hochschul-Digitalpakt und die Forderungen nach einem "Nicht-Semester".


  • Studierendenverbände warnen vor Notsituation durch Corona-Schließungen

Studierendenverbände warnen vor Notsituation durch Corona-Schließungen

Wegfallende Studentenjobs, Probleme bei der BAföG-Förderdauer, fehlende Privatlaptops: Die Krise könnte die finanzschwachen Studierenden besonders treffen, warnen mehrere Organisationen.


  • allgemeines Artikelbild - Der Wiarda Blog

Finanzplanung: 882 Millionen weniger fürs BAföG

Ministerin Karliczek lasse "eines der wichtigsten Bildungsgerechtigkeitsgesetze" abstürzen, kritisiert die Opposition. Dabei soll das BMBF insgesamt sogar mehr Geld bekommen als bislang geplant: Ein neuer Ausgaben-Schwerpunkt ist die Wasserstoff-Forschung.


Nachfolgende Beiträge in dieser Kategorie


  • Artikelbild: Ein neues Miteinander an den Hochschulen

Ein neues Miteinander an den Hochschulen

Ein "Nichtsemester" wegen Corona? Warum die Petition dazu so wichtig ist – und warum darin eine Chance steckt, die über die Krise hinausreicht. DER ZUG SCHEINT nicht mehr aufzuhalten, und das ist gut so. Es ist gerade mal eine Woche her, dass Ulrich Radtke, Rektor der Uni Duisburg-Essen und Vizepräsident der...


  • Artikelbild: Hochschulzulassung: Bewerbungsfrist fürs Wintersemester soll offenbar verlängert werden

Hochschulzulassung: Bewerbungsfrist fürs Wintersemester soll offenbar verlängert werden

Neue Deadline könnte im August liegen; in der Folge würde möglicherweise auch der Semesterstart bundesweit verschoben und vereinheitlicht.


  • Artikelbild: Was wird aus uns?

Was wird aus uns?

Ausländische Studenten sind von der Coronakrise in besonderer Weise betroffen. Müssen viele von ihnen jetzt ihr Studium abbrechen? Und was tut die Politik?