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So viele nachweislich infizierte Kitakinder wie nie zuvor

Auch die Meldezahlen bei den 5- bis 14-Jährigen steigen erneut kräftig. Allerdings haben andere Altersgruppen von der Dynamik her fast gleichgezogen.

IN DER VERGANGENEN WOCHE haben sich so viele Kitakinder nachweislich mit dem Coronavirus infiziert wie nie zuvor seit Beginn der Pandemie. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab ihre Zahl mit 4007 an, das sind 34 Prozent mehr als in den sieben Tagen davor. Der bisherige Höchststand war auf dem Höhepunkt der zweiten Welle im Dezember mit 3114 neuinfizierten Kleinkindern erreicht worden.

Auch bei den 5- bis 14-Jährigen gab es in der vergangenen Woche erneut stark Zuwächse bei den Meldezahlen. Das RKI verzeichnete in dieser Altersgruppe 8797 Neuinfektionen, was im Vorwochenvergleich einem Plus von fast 35 Prozent entsprach. Im Herbst hatte die Zahl der registrierten wöchentlichen Neuinfektionen bei den Kindern und Jugendlichen allerdings über sechs Wochen noch höher gelegen und bereits zwei Wochen vor den Schulschließungen ihren bisherigen Höhepunkt von 9962 erreicht.

Der Anteil der 0- bis 14-Jährigen an allen Neuinfektionen stieg dagegen nur noch maßvoll an, was damit zusammenhängt, dass die Pandemie-Dynamik bei den 20- bis 79-Jährigen mit knapp 28 Prozent mehr Neuinfektionen fast das Niveau der Kinder und Jugendlichen erreicht hat.

In den vergangenen Wochen waren die enorm gestiegenen Fallzahlen bei den 0- bis 14-Jährigen mit teilweise noch stärker gestiegenen Testhäufigkeiten und sinkenden Positivquoten einhergegangen. Und schon in der vorgegangenen Woche hatten die Neuinfektionen bei den 20- bis 79-Jährigen ebenfalls signifikant zugenommen – allerdings bei gleichbleibenden Testzahlen und einer steigenden Positivquote. Was die Aussage, dass die Dynamik bei den Kindern und Jugendlichen tatsächlich überdurchschnittlich war, auf statistisch außerordentlich wacklige Beine stellt.

Die gesamtgesellschaftliche Positivquote macht einen Sprung nach oben

Wie sich die altersabhängigen Testhäufigkeiten in der vergangenen Woche entwickelt haben, teilt das RKI morgen mit. Bereits heute gab der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) bekannt, dass die Zahl der PCR-Tests insgesamt im Wochenvergleich um 9,7 Prozent auf 1,196 Millionen gestiegen ist. Die Positivquote machte ebenfalls einen Sprung von 7,16 auf 8,26 Prozent – was die zurzeit sehr hohe gesamtgesellschaftliche Ansteckungsrate verdeutlicht.

Ebenfalls überdurchschnittlich mehr Neuinfektionen gab es bei den 15- bis 19-Jährigen (33,8 Prozent) und bei den 30- bis 39-Jährigen (+29,9 Prozent), wobei Experten letzteres als möglicherweise korrespondierende Erkrankungen der Elterngeneration der Kita- und Schulkinder sehen.

Allerdings wäre, falls dies so ist, dieser Effekt nicht allzu stark, da die Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen ebenfalls ein Plus von 26,1 Prozent aufweist und die 40- bis 49-Jährigen bei 26,5 Prozent liegen, die 50- bis 59-Jährigen bei 25,9 Prozent. Noch stärker – und besorgniserregender – das Wachstum bei den größtenteils noch umgeimpften 60- bis 69-Jährigen (30,9 Prozent) sowie bei den 70- bis 79-Jährigen (30,0 Prozent ), allerdings von niedrigerem Niveaus aus kommend. Bei den Über-80-Jährigen ist das Wachstum der Neuinfektionen immer noch signifikant, aber zum Glück auf nur 9,6 Prozent begrenzt.


Bitte nicht die Kinder!

Teile der Gesellschaft drängen schon wieder Richtung Schulschließungen – und berufen sich dabei auf die jüngsten Corona-Statistiken. Wären wir es den Kindern und Jugendlichen dann nicht zumindest schuldig, uns die Zahlen genauer anzuschauen? Ein Text über Infektionszahlen, Testhäufigkeiten und Positivquoten – und über drängende Fragen statt schneller Antworten. (17. März 2021) >>>

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