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Wir nehmen als Eltern erste Öffnungen wahr

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Artikelbild: Wir nehmen als Eltern erste Öffnungen wahr

Christiane Gotte, Vorsitzende des Bundeselternrats. Foto: Fotostudio Fröhlich Parchim.

1. Was ist für Sie das größte Problem in unserem Bildungssystem?

Ihre Frage macht das größte Problem deutlich, welches wir in Deutschland mit Bildung haben. Sie fragen nach dem Bildungssystem! Statt einer Bildungsdebatte führen wir eine Systemdebatte. Wir müssen aber zuerst die Bildungsziele definieren, um aufgrund dessen Strukturen zu finden. Zwar wird die Transformation vom wissensbasierten System zum kompetenzbasierten System allenthalben postuliert, in der Praxis findet dies aber zu wenig Umsetzung. An einem Beispiel festgemacht: Wir wollen und müssen Inklusion voranbringen. Erfolgreiche Inklusion messen wir sodann am zahlenmäßigen Anteil der Kinder und Jugendlichen im gemeinsamen Unterricht. Daher ist es naheliegend, die Herausforderung als gelöst anzusehen, wenn wir Schulformen schaffen, in denen alle gemeinsam lernen. Notwendig wäre jedoch zu ermitteln, welche Förderung Heterogenität vom Menschen gedacht zu den gewünschten Inklusionszielen führt. Die mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen abzugleichen, erlaubt erst die richtigen Strukturen zu schaffen.

2. Hat der Bildungsföderalismus in Deutschland langfristig eine Zukunft?

Auch mit dieser Frage verfangen wir uns erneut in einer Strukturdebatte. Um die Frage jedoch beantworten zu können, muss man sich mit den Herausforderungen und Alternativen befassen. Wir leben in einer zunehmend differenzierenden und Heterogenität anerkennenden Welt. Hinzu kommt eine immer weiter voranschreitende Europäisierung und Globalisierung. Unter diesem Gesichtspunkt bieten sich sowohl eine Zuständigkeit deutscher Bundespolitik als auch der EU als Alternative. Die Alternativen bürgen in sich die Tendenz zur Vereinheitlichung und fehlender Bürgernähe in sich. Nach meiner Überzeugung geht es jedoch um mehr Diversität und Flexibilität. Dies jedoch ist keine Frage, ob Land, Bund oder Europa, sondern notwendiger Subsidiarität staatlicher Reglementierung zu Gunsten Lösungen vor Ort, letztlich der Bildungsangebote. Wenn man also Fachlichkeit vor Staatlichkeit denkt, dann hat der Bildungsföderalismus durchaus eine Zukunft.

3. Welche konkreten Erwartungen haben Sie in diesem Zusammenhang an den Bildungsgipfel?

Ein Bildungsgipfel bietet eine riesige Chance. Zum einen kann er eine Plattform der Vernetzung und des Ideenaustausches sein. Zum anderen bietet er die Chance die Zivilgesellschaft einzubinden. In der Vergangenheit wurde gerade auf Bundesebene zu sehr Bildungspolitik im Elfenbeinturm gemacht. Hier nehmen wir als Eltern erste Öffnungen wahr. Jedoch von einer echten Beteiligung und notwendig breit angelegten gesellschaftlichen Debatte sind wir noch weit entfernt. Leider wird die geplante Organisation des Bildungsgipfels, geprägt durch eine dezentrale Veranstaltung, nicht ausreichend gerecht. Hier sollten die Erfahrungen der etablierten Formate Vorbild sein. Insoweit bitte keine Eintagsfliege, sondern Verstetigung und Nachhaltigkeit.

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