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Biergarten schlägt Schule

Bayern öffnet nächste Woche die Kinos, Theater und die Außengastronomie. Kinder und Jugendliche dürfen weiter nur hin und wieder in ihre Klassenzimmer. Das ist nur konsequent, wenn man sich die Corona-Politik der vergangenen Monate anschaut.

SÖDER WILL MAL WIEDER die Nummer 1 sein. Gestern hat sein Kabinett beschlossen: Von Montag an dürfen in Bayern die Kinos, Theater und Konzerthäuser öffnen, die Lokale dürfen draußen servieren. Die Liste der Lockerungen ist noch länger, sie gelten überall dort, wo die Inzidenzen stabil unter 100 liegen. Was so empörend ist wie mittlerweile wenig überraschend: Bayerns Schüler müssen derweil weiter im Wechselunterricht bleiben.

Im Klartext: Wenn zum Beispiel Drittklässler auch künftig nur jeden zweiten Tag zur Schule gehen dürfen, können sie sich an den anderen Tagen zum Trost wenigstens in den Biergarten setzen. Vollen Präsenzunterricht gibt es erst unter 50, und weil Söder für die Erwachsenen die Schotten aufmacht, dürfte es für die Kinder umso länger dauern, bis diese Schwelle erreicht ist. Ältere Schüler müssen übrigens noch bis mindestens 7. Juni schon ab einer Inzidenz von über 100 komplett in den Distanzunterricht gehen, immerhin können sie sich die Zwischenzeit in Kosmetikstudios oder Hundeschulen vertreiben.

Ebenfalls gestern hat die OECD eine Sonderauswertung der PISA-Ergebnisse von 2018 veröffentlicht. Ihr zufolge konnten weniger als die Hälfte der 15-jährigen Schü­le­r in Deutschland beim Lesen Fakten von Meinungen unterscheiden – immerhin noch ein paar Schüler mehr als im OECD-Durchschnitt. Doch hat laut der Studie in keinem Teilnehmerstaat die Freude am Lesen so stark abgenommen wie in der Bundesrepublik. All das war noch vor Corona – und bevor Deutschland sich als ein Land herausstellte, wo die Bildungs- und Teilhaberechte der Kinder und Jugendlichen so stark beschnitten wurden wie in kaum sonst irgendwo in Westeuropa.

Übrigens erlaubt die Bundesnotbremse, die Kita und Schulen ab einer Inzidenz von über 165 in den Notbetrieb zwingt, bei unter 100 den vollen Präsenzbetrieb. Markus Söder hat das geflissentlich übersehen, so scheint es. Mit ihm aber auch die meisten anderen Ministerpräsidenten. Dass die deutsche Öffentlichkeit ihnen das durchgehen lässt, wundert eigentlich kaum noch.

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(02. Mai 2021) >>>


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Kommentare

#1 -

Detlef Preiß | Mi., 05.05.2021 - 14:29
Mittlerweile kann man froh sein, daß Herr Söder nicht
K-Kandidat ist. Dieser Text ergänzt einige neue Punkte,
warum er sich auf Bayern beschränken sollte. Außerdem
ist sein Dauer-Reden in Talk-Shows einfach ermüdend,
ohne daß man wirklich neue Argumente erfährt.

#2 -

Ingrid B. | Mi., 05.05.2021 - 17:52
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/hebammen-arbeitsbedingungen-101.html Kinder sind einfach grundsätzlich nicht Systemrelevant. :-(

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