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Nur ein Tropfen Bildung auf den heißen Stein

Mehr als Grundschulen dürfen Frauen in Afghanistan nicht mehr besuchen. DAAD-Stipendien für ein paar Tausend Geflüchtete sind respektabel – können aber über unser moralisches Versagen nicht hinwegtäuschen.

DIE TALIBAN SCHAFFEN in Afghanistan die Menschenrechte ab, und der Westen sieht bestürzt zu.

Oder auch nicht: Längst ist das Land aus den täglichen Nachrichten verdrängt worden. Nur die besonders brutalen Gewaltaktionen und die menschenverachtendsten Anordnungen des Regimes schaffen es noch in die Schlagzeilen.

So sorgte es immerhin für einen – allerdings kurzen – Aufschrei, als die islamistischen Machthaber im Dezember Frauen das Recht auf Bildung jenseits der Grundschule versagten. Studentinnen wurden von Bewaffneten vor den Toren der Universitäten abgewiesen.

Die öffentliche Indifferenz auch bei uns in Deutschland dürfte damit zusammenhängen, dass der Westen nur ungern an sein eigenes Versagen erinnert wird. Erst der misslungene Versuch, ein Staatswesen nach westlichem Vorbild in Afghanistan zu etablieren. Dann der fluchtartige Abzug, bei dem so viele Afghaninnen und Afghanen im Stich gelassen wurden – vor allem diejenigen, die an die Unterstützung des Westens geglaubt und sich selbst für ein anderes Afghanistan eingesetzt hatten.

Entsprechend dankbar reagieren wir jetzt auf jede Hilfsaktion, die zeigt, dass wir als Nation doch nicht gänzlich tatenlos bleiben. Wie vergangene Woche, als der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) mitteilte, dass er rund 5000 afghanische Studentinnen unterstützen will, die vor den Repressionen in die Nachbarländer Bangladesch, Kirgistan oder Pakistan geflüchtet sind. Mit Studienstipendien, finanziert durch das Entwicklungsministerium. >>>


>>> Doch so richtig und bemerkenswert schnell DAAD und Bundesregierung in diesem Fall reagiert haben: In Afghanistan leben 20 Millionen Mädchen und Frauen, denen jede Möglichkeit zu Freiheit und Selbstbestimmung genommen wurde. Deren Perspektive noch finsterer wird, seit die Taliban Frauen zusätzlich ein Arbeitsverbot in internationalen NGOs erteilt haben. Mehrere Organisationen verkündeten daraufhin ihren Rückzug.

Und noch immer warten unzählige afghanische Männer und Frauen auf ihre Evakuierung, die als Ortskräfte mit deutschen und westlichen Sicherheitskräften zusammengearbeitet haben und von den Taliban als Spione des Westens bedroht werden. Aber mit dieser moralischen Schuld werden wir nicht mehr so gern konfrontiert.

Dieser Kommentar erschien zuerst in meiner Kolumne "Wiarda will's wissen" im Tagesspiegel.

Kommentare

#1 -

hmm | Sa., 21.01.2023 - 16:44
Ich verstehe das Ziel dieses Artikels nicht. Hört sich ein wenig wie eine Predigt an. Wir sollen uns schuldig fühlen.
Damit ist den 20 Mio Frauen in Afghanistan aber auch nicht geholfen. Wenn der Autor des Artikels konkrete Vorschläge zur Verbesserung derer Situation zu machen hat, dann raus damit. Alles andere ist wohlfeiles Gerede.

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