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Jetzt kommt 2021...

...und es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden.

Eigentlich ist es ja ganz einfach. Man spult routiniert die Wünsche für ein gutes neues Jahr ab. Gesundheit. Glück. Erfolg. Auf dass es (noch) ein bisschen besser werde als das vergangene. Man meint es ja auch so, und außerdem ist es Tradition. Eine gute Tradition.

Klar, so habe ich es vor einem Jahr auch gemacht hier im Blog. Wie jedes Jahr. Das Ergebnis können Sie hier im Screenshot sehen. Oder gern noch einmal nachlesen, und zwar hier.

Wie weit wir entfernt sind von der Normalität und wie seltsam schräg unsere Gegenwart selbst gute Traditionen aussehen lässt, haben Sie sicherlich gerade wie ich beim Blick aufs Feuerwerk-Foto gespürt. Oder beim Goethe-Zitat darunter, das ich vergangenes Jahr ausgewählt hatte als nettes Motto zum Jahreswechsel. >>


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Artikelbild: Jetzt kommt 2021...

>> Tatsächlich begann das neue Jahr freundlich – und wurde dann sehr schnell nicht nur anders als gedacht. Es wurde anders als alle Jahre zumindest meiner Generation.

Jetzt stehen wir erneut an der Schwelle zu einem neuen Jahr. Immerhin wissen wir diesmal, dass es erneut kein Jahr wird wie andere. Jedenfalls sehr lange nicht. Und wir wissen, dass wir alle Kraft und Durchhaltevermögen brauchen und dazu – auch wenn es schwerfällt – so etwas wie Gelassenheit.

Vor allem wenn es absehbar an die Bilanzierung der Pandemie und der Reaktion darauf geht. Die Zeit der gegenseitigen Zuweisung von Schuld und Verantwortung hat längst begonnen, in der Politik genauso wie in der Wissenschaft. Ich rede hier nicht von Coronaleugnern, von "Querdenkern" oder sonstigen politischen Rechtsauslegern. Deren Beurteilung wird den meisten Lesern dieses Blogs leicht fallen, und sie wird einhellig ausfallen. Ich rede von den tiefen Gräben, die 2020 zwischen Menschen aufgerissen sind, die, soweit ich es einschätzen kann, allesamt ehrenhafte Absichten hatten. Die aber trotzdem nicht einig waren oder einig sind im Umgang mit der gesellschaftlichen Katastrophe, die Covid-19 bedeutet. Ich habe mit Sorge beobachtet, wie der Ton der öffentlichen Debatten, auch in den sozialen Medien, schriller geworden ist in den vergangenen Monaten. Moralisierender. Vorwurfsvoller. Ja: böser.

Das ist alles nachvollziehbar. So wie es für eine offene Gesellschaft wichtig ist, um die Schlussfolgerungen aus den vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den politischen Handlungsmöglichkeiten zu streiten. Doch wenn der Streit in gegenseitige Vorwürfe mündet – wer wo anders oder doch genauso hätte handeln oder entscheiden sollen, welche Forderungen man stellen darf und welche nicht – dann ist uns nicht geholfen: im Kampf gegen die Pandemie nicht und auch nicht auf dem Weg in die Zeit danach.

Das Coronavirus hat viele Menschen krank gemacht, leiden und sterben lassen. Es hat die wirtschaftlichen Grundlagen unserer Gesellschaft erschüttert, es hat die Schwächen unseres Gesundheitssystems offengelegt und die Unzulänglichkeiten unserer Bildungseinrichtungen. Die Pandemie hat viele Menschen in Angst oder gar in Panik versetzt, sie hat Lebenspläne über den Haufen geworfen. Zugleich sind viele Menschen über sich hinausgewachsen, haben sich aufopferungsvoll um andere gekümmert, sie haben nicht zuerst nach Belohnungen oder Kompensationen gefragt, sondern einfach gehandelt. In den Krankenhäusern und Pflegeheimen. In Einrichtungen der Jugendfürsorge, in Kitas und Schulen. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Wie schön wäre es, wenn unsere Gesellschaft es gerade diesen Menschen, die nicht auf Dank aus waren, es entsprechend danken würde. Indem soziale Berufe nach der Krise einen höheren – auch wirtschaftlichen – Stellenwert hätten als vorher. Leider sieht es danach nicht aus zurzeit. Und nein, das liegt nicht an den Politikerinnen und Politikern. Das liegt an uns allen, an unser aller Alltags-Kleinklein und an der Sehnsucht, möglichst schnell zu eben jenem zurückzukehren.

Und damit bin ich bei meinen Wünschen für 2021 angekommen, die für jedes neue Jahr gut passen würden, besonders aber für das, was jetzt beginnt. Ich wünsche uns allen den Willen, einander zuzuhören. Die Fähigkeit, die guten Absichten im Gegenüber zu erkennen. Vor allem aber wünsche ich uns allen, dass wir großzügig miteinander sein können. "Wir werden einander viel verzeihen müssen", hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schon während des ersten Shutdowns im April gesagt. Das gilt 2021, im Jahr zwei seit Beginn der Corona-Pandemie, für jede und jeden von uns. In beide Richtungen.

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