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Beinhartes Schweigen

Die Chefs der fünf so genannten Exzellenzuniversitäten, die erst 2012 mit ihren Zukunftskonzepten erfolgreich waren, haben einen offenen Brief an die Politik geschrieben. Also nicht wirklich offen, aber dann doch an so viele Adressaten gestreut, dass am Ende sichergestellt war, dass er seinen Weg in die Öffentlichkeit findet. Der Inhalt ist kaum überraschend: Die Rektoren aus Köln, Dresden, Bremen, Tübingen und Berlin (Humboldt-Universität) fordern eine Verlängerung der Förderung über 2017 hinaus – mit dem Verweis, dass erstens auch die früher gekürten Exzellenzuniversitäten die Chance auf zwei Förderrunden und damit insgesamt zehn Jahre gehabt und dass zweitens ihre auf langfristige Veränderungen angelegten Konzepte nun auch die Zeit zum Wirken verdient hätten.


Soweit alles erwartbar. Was ich mich zunehmend frage: Wie lange wird Bundesforschungsministerin Johanna Wanka noch ihre Linie durchhalten, sich nicht zur Zukunft des Wettbewerbs zu äußern – mit dem Hinweis, dass zunächst die eingesetzte Expertenkommission ihr Votum abgeben müsse, was diese voraussichtlich erst Anfang kommenden Jahres tun wird? Ob Hochschulen, Wissenschaftsorganisationen oder auch der Koalitionspartner SPD – alle äußern sich ständig und konkret. Oder werfen – wie heute Hubertus Heil im Tagesspiegel – der Ministerin auch gern mal vor, nur auf Reförmchen aus zu sein, und Johanna Wanka sagt – nichts.


Ich kann das verstehen, gegenüber der eingesetzten Kommission unter der Leitung des Schweizer Wissenschaftlers Dieter Imboden ist das außerordentlich fair – aber wie lange ist es praktikabel?


Noch ein Gedanke zur Arbeit der Kommission. Je nachdem, wie konkret ihr Gutachten ausfällt, könnte sie sich wirklich noch verdient machen um die Exini-Debatte in Deutschland. Derzeit behaupten ja alle Beteiligten immerzu und im Brustton der Überzeugung, die Initiative habe dem Wissenschaftsstandort Deutschland unglaublich viel gebracht, zuletzt DFG und HRK bei der Vorstellung des DFG-Förderatlases 2015. Aber wissenschaftlich fundiert ist das nicht wirklich, schließlich haben wir keine Vergleichsgruppe, wie Deutschlands Hochschulen heute aussehen würden, wenn es die Initiative nicht gegeben hätte. Fest steht auf jeden Fall, dass sich auch Universitäten, an denen die Fördermittel der Exzellenzförderung weitgehend vorbeigingen, genauso stark entwickelt haben wie die Eliteuniversitäten - siehe hierzu eine aktuelle Nature-Analyse, die Spektrum der Wissenschaft zitiert.


Damit kein Missverständnis entsteht: Ich will mitnichten behaupten, dass die Exzellenzinitiative kein Erfolg war. Ich will allerdings in Abrede stellen, dass wir derzeit bereits eine wissenschaftlich fundierte Analyse zu ihrer Wirkung vorliegen haben. Hoffen wir also auf die Imboden-Kommission. Und bis dahin beneide ich Ministerin Johanna Wanka nicht um ihr beinhartes Schweigen.


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