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Mehr als 90 Prozent

Der DEAL-Vertrag mit Elsevier hat die vereinbarte Teilnahmequote deutscher Wissenschaftseinrichtungen fristgerecht und deutlich übererfüllt – und ist jetzt bis 2028 in Kraft.

ES IST EIN ERFOLG für Elsevier. Als das DEAL-Konsortium und der weltgrößte Wissenschaftsverlag Anfang September 2023 nach einem jahrelangen Hin und Her endlich handelseinig waren, verkündeten sie, dass ihr "Open-Access-Transformationsvertrag" einen besonderen Passus enthielt: Um dauerhaft in Kraft zu treten, müssten so viele deutsche Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen mitmachen, dass mindestens 70 Prozent des 2022 erreichten deutschen Publikationsaufkommens in den Elsevier-Zeitschriften und mindestens 90 Prozent in den deutlich teureren Journals von Cell Press und The Lancet abgedeckt würden. Und eine Deadline fürs Erreichen des Quorums gab es auch: der 15. Januar 2024.

Auf Anfrage teilt die in den Verhandlungen federführende Hochschulrektorenkonferenz nun mit, dass bis Mitte Januar genügend Einrichtungen dem DEAL-Elsevier-Vertrag beigetreten seien, um nicht nur 70, sondern gut 90 Prozent der Gesamtzahl der deutschen Publikationen in Elsevier-Zeitschriften zu erreichen. Alle großen Universitäten und Forschungsstandorte seien dabei, sagt HRK-Sprecher Christoph Hilgert. Nicht nur wurde die Quote deutlich übertroffen, mit dem Erreichen einer Beteiligung von 90 Prozent werde eine weitere vertragliche Vereinbarung wirksam: "die Absenkung der vereinbarten Publish-And-Read-Fee um zwei Prozent. Dies bedeutet für das erste Vertragsjahr eine Gebühr von 2.500 statt 2.550 Euro." Einrichtungen, die noch nicht beigetreten sind, könnten dies während der fünfjährigen Vertragslaufzeit jederzeit tun, fügt Hilgert hinzu.

Die Abstimmung mit den Füßen – bzw. mit Teilnahmeerklärungen – über den Elsevier-DEAL ist damit vorüber. Im Podcast "Wiarda wundert sich" hatte DEAL-Verhandlungsführer Günter M. Ziegler, im Hauptberuf Präsident der Freien Universität Berlin, den Vertrag mit Elsevier als besonderen Erfolg des Konsortiums hervorgehoben: die Preise für die Wissenschaft würden sinken und Open Access gefördert. Der Charité-Forscher Ulrich Dirnagl, einer der Kritiker der DEAL-Verträge, hatte die Vereinbarung als schlecht, teuer und unfair bezeichnet.

Mit den Großverlagen Wiley und Springer Nature befindet sich das Konsortium bereits jeweils in der zweiten Vertragsphase. Die Vereinbarung mit Elsevier läuft nun bis zum 31. Dezember 2028. Doch können einzelne Einrichtungen jeweils zum Jahresende ihre Partizipation kündigen ("opt out").


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