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Trendwendenroutine

Die BAföG-Zahlen steigen erneut leicht, und wieder streiten Politik und Verbände, ob das mehr ist als nur ein Zwischenhoch. Dabei gibt es Berechnungen, die darüber Auskunft geben können.

ALLES WIE ERWARTET: Das Statistische Bundesamt teilte Anfang der Woche mit, dass die Zahl der BAföG-Empfänger 2023 erneut leicht gestiegen ist, um knapp ein Prozent. Der durchschnittliche Förderbetrag sogar um acht Prozent. Was Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) als Bestätigung sieht für die "Wirkung unserer ersten großen BAföG-Reform gleich zu Beginn der Legislaturperiode".

Die CDU-/CSU-Opposition kontert, die BAföG-Sätze blieben auch nach der neusten BAföG-Reform unzureichend, "die Regierung sollte aufhören, die Situation schönzureden". Die Liberalen Hochschulgruppen mokieren sich darüber, dass Union und RCDS "wieder einmal etwas kritisieren, was sie 12 Jahre lang hätten angreifen können". Während das Deutsche Studierendenwerk wie schon im Vorjahr anmahnt, "eine echte Trendwende" beim BAföG stehe noch aus, die Freibeträge und Bedarfssätze müssten endlich automatisch an die Preissteigerung gekoppelt werden.

Wie gesagt: Alles wie erwartet und die Debatte darüber weitgehend eine Kopie des Vorjahres. Bemerkenswert ist allein, wie genau nun schon zum wiederholten Male Fraunhofer FIT die Entwicklung vorausgesagt hat. Das Forschungsinstitut berechnet im Auftrag des BMBF die heutigen und, mit Hilfe eines Simulationsmodells, die künftigen Gefördertenquoten. Den Anstieg für 2023 hatten die FIT-Forscher in ziemlich exakt dem eingetretenen Ausmaß auf dem Zettel. Und wie geht es jetzt weiter?

Vor zwei Jahren hatte das Institut noch einen Rückgang für die Jahre ab 2024 erwartet. Von wegen Trendwende. Das war allerdings vor der zusätzlichen BAföG-Erhöhung in diesem Jahr. Was das FIT jetzt sagt? Die Prognosen sind nicht öffentlich, sie dienen laut BMBF als rein interne Planungsgrundlage für das jährliche Aufstellungsverfahren, letztes Mal hatte das Ministerium sie aber nach einer parlamentarischen Anfrage der Linken herausgegeben.

Besser wäre es, Stark-Watzingers Haus würde sie immer von sich aus publik machen. Das würde womöglich auch der Debatte nach Veröffentlichung der Zahlen guttun.

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