Direkt zum Inhalt

50/50

Warum es jetzt an den Kultusministern liegt, bei den Digitalpakt-Verhandlungen einen großen Schritt zu machen. Ein Kommentar.

Bild
Artikelbild: 50/50

Bild: Pxhere, CCO.

AM DIENSTAG haben die Staatssekretäre von Bund und Ländern erneut zum geplanten Digitalpakt 2.0 getagt. Zum ersten Mal, seit Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) ihr Angebot auf den Tisch gepackt hat, knapp 417 Bundesmillionen pro Jahr, 2,5 Milliarden insgesamt für den Zeitraum 2025 bis 2030 – aber nur wenn die Länder denselben Betrag drauflegen. Was die Länder gleich dreifach von sich wiesen: zu wenig Geld, zu viel Kofinanzierung und dann auch noch teilweise unannehmbare inhaltliche Forderungen. Doch auch die Länder müssen sich fragen lassen, was ihnen ein Gelingen der Verhandlungen wert ist: finanziell und konzeptionell.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) werde die Verhandlungen konstruktiv weiterführen, hatte KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot direkt nach Stark-Watzingers Offerte angekündigt – und so kam es dann am Dienstag auch. Gut so, denn die Zeit bis zum geplanten Start am 1. Januar 2025 läuft ab.

Hinzu kommt: Das Kernargument aus dem BMBF, dass der Bund eigentlich gar nicht, dafür aber die Länder umso mehr für die digitale Bildung an den Schulen zuständig seien, ist so falsch nicht. Die Verantwortung für ein Scheitern der Digitalpakt-Fortsetzung würde in der öffentlichen Wahrnehmung daher auch 50-50 geteilt werden.

Seit Ministerin Stark-Watzinger ihr monatelanges Zeitspiel beendet und konkrete – obgleich niedrige – Zahlen genannt hat, wächst jetzt der Druck auf die Länder. Sie pochen auf ihre Kultushoheit, dieses Selbstbewusstsein muss sich nun auch in ihrem eigenen Beitrag zum Digitalpakt 2.0 wiederfinden. Ja, die Länder leisten schon ohne Digitalpakt viel, das ist aber auch ihre Aufgabe. Und ja, das wird für viele Kultusminister richtig Stress bedeuten mit ihren Finanzministern. Doch vorrangig die bereits laufenden Programme auf die Finanzierung anrechnen zu wollen, kann es nicht sein. Der Realverlust für die Digitalisierung in den Schulen wäre zu groß.

Dieser Kommentar erschien zuerst in meinem kostenfreien Newsletter.


Kostenfreien Newsletter abonnieren


In eigener Sache: Blogfinanzierung

Für den Herbst braucht es einen Jahresendspurt. Können wir die Lücke gemeinsam schließen? Ich durch meine Berichterstattung, Sie durch Beiträge, die Ihrem Nutzungsverhalten und finanziellen Möglichkeiten entsprechen?

Wie Sie Blog und Newsletter unterstützen können, erfahren Sie hier...

Kommentare

#1 -

Wolfgang Kühnel | Sa., 21.09.2024 - 00:06
"Das Kernargument aus dem BMBF, dass der Bund eigentlich gar nicht, dafür aber die Länder umso mehr für die digitale Bildung an den Schulen zuständig seien, ist so falsch nicht."
Dieser Satz unterstellt, dass überhaupt jemand für die "digitale Bildung" (in welchem Sinne genau?) zuständig sei.
Das entspricht aber genau der Agenda der Bertelsmann-Stiftung und ihrer Verbündeten, wie es hier expressiv verbis ausgedrückt ist:
https://www.forumbd.de/verein/
Da verkündet ein angeblich "gemeinnütziger" Verein, der nur aus den Stiftungen der dort genannten IT-nahen Unternehmen besteht, was seine Ziele sind: "Wie sind überzeugt, dass die digitale Bildung einen Beitrag dazu leisten kann, um pädagogische Herausforderungen zu meistern sowie Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit zu stärken."
Die Begründung für die angebliche Bildungs-gerechtigkeit fällt aber immer ausgesprochen dünn bzw. phrasenhaft aus. In Wahrheit könnte es doch eher darum gehen, Geld des Steuerzahlers in die Kassen der genannten Unternehmen zu lenken. Schließlich gibt es auch die Forderung nach einem Moratorium solange, bis der Nutzen dieser "digitalen Bildung" (abzüglich möglicher Nachteile) wirklich erwiesen ist und nicht nur von Lobbyisten behauptet wird:
https://bildung-wissen.eu/fachbeitraege/wissenschaftler-fordern-moratorium-der-digitalisierung-in-kitas-und-schulen.html

Neuen Kommentar hinzufügen

Ihr E-Mail Adresse (wird nicht veröffentlicht, aber für Rückfragen erforderlich)
Ich bin kein Roboter
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.

Vorherige Beiträge in dieser Kategorie


  • Artikelbild: Armutszeugnis hitzefrei

Armutszeugnis hitzefrei

Schüler und Lehrer schwitzen, der Unterrichtsausfall wächst: Die Politik hat es versäumt, die Schulen für den Klimawandel fit zu machen.


  • Artikelbild: Wie wird das Abitur wieder mehr wert?

Wie wird das Abitur wieder mehr wert?

Zu wenig aussagekräftig und vergleichbar, geprägt von starren Prüfungsformaten, veralteten Stoffvorgaben und Fächergrenzen: Das Abitur braucht ein großes Update, damit es eine Zukunft hat, sagen der Gymnasialleiter Jörg Droste und die frühere Vorsitzende des KMK-Schulausschusses, Cornelia von Ilsemann. Und sie haben Vorschläge.


  • Artikelbild: So grundlegend wie das Einmaleins

So grundlegend wie das Einmaleins

Die Ständige wissenschaftliche Kommission der KMK präsentiert ihre Empfehlungen für eine hochwertige Demokratiebildung in den Schulen. Was folgt daraus für den Fachunterricht und für die Schulentwicklung? Eine fordernde Stellungnahme inmitten der Demokratiekrise.


Nachfolgende Beiträge in dieser Kategorie


  • Artikelbild: Die Aufholjagd ist ausgefallen

Die Aufholjagd ist ausgefallen

Vor fünf Jahren versprach Deutschlands Bildungspolitik einen Sprung nach vorn bei der digitalen Bildung. Die neue internationale Vergleichsstudie ICILS zeigt nun: Die Misere ist nicht kleiner geworden.


  • allgemeines Artikelbild - Der Wiarda Blog

Wo ein Wille ist, ist auch ein Digitalpakt 2.0

Die Bundespolitik steckt nach dem Ampel-Aus im Krisenmodus, doch in den Verhandlungen zwischen Bund und Ländern um die Digitalpakt-Fortsetzung herrscht mit einem Mal Tauwetter.


  • Artikelbild: Der Zauber des Anfangs und das Hoffen auf den Kompromiss

Der Zauber des Anfangs und das Hoffen auf den Kompromiss

In einem Schreiben an Cem Özdemir benennen die Bildungsminister der Länder Kompromisslinien in den Digitalpakt-Verhandlungen, in seiner Antwort gibt sich der neue BMBF-Chef aufgeschlossen. Steht der Durchbruch bevor?