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Die Stars in der zweiten Reihe

Nein, die Exzellenzstrategie verwechselt nicht Masse mit Exzellenz. Aber sie führt dazu, dass wir vor allem auf die großen Universitäten schauen. Schade eigentlich.

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Artikelbild: Die Stars in der zweiten Reihe

Das Hauptgebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Foto von Vitold Muratov: "Universitäts Hauptgebäude. Jena.jpg", CC BY-SA 3.0

MEHR VORSCHUSSLORBEEREN GEHT nicht. Am Mittwoch waren die Clusteranträge in der Exzellenzstrategie fällig, und kaum hatten die Berliner Universitäten ihre neun Bewerbungen eingereicht, brach der Regierende Bürgermeister in Lobeshymnen aus. Schwärmte per Pressemitteilung von der „großen Vielfalt der Berliner Forschungslandschaft“, von der „besonders ausgeprägte Berliner Kultur der Kooperation“ und ja, auch das, „von der klugen Nutzung von Synergien“. Michael Müllers strategische Begeisterung hatte natürlich ihren Zweck: An Berlin kommt Ihr nicht vorbei, lautete die Ansage an die Gutachter.

Womit Müller Recht haben dürfte. Eine so große Konzentration wissenschaftlicher Einrichtungen, unterschiedlicher Forschungsrichtungen und allein schon die über 1200 Uni-Professoren (samt dem Vielfachen an wissenschaftlichen Mitarbeitern) machen ein Scheitern im Wettbewerb äußerst unwahrscheinlich.

Nun gibt es da allerdings eine zuletzt oft gehörte Kritik an der 2016 zur Exzellenzstrategie weiterentwickelten Exzellenzinitiative, die den Berlinern und anderen Wissenschaftstankern gar nicht schmeckt. Sie lautet: Die von Bund und Ländern veranstaltete vermeintliche Bestenauswahl verwechsle Exzellenz mit Masse. >>


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>> Tatsächlich ist schon der Antrag für ein Cluster, das sind meist Dutzende Wissenschaftler starke, fächerübergreifenden Forschungsverbünde, für eine kleine Universität ein enormer Kraftakt. Aber zwei, drei, vier? Eine Chance auf den begehrten Titel „Exzellenzuniversität“ haben nämlich nur jene Universitäten, die vorher mindestens zwei ihrer Cluster-Pläne durchbekommen – bei einer Erfolgsquote von gut 25 Prozent pro Antragskizze. Verbünde wie der Berliner, der ebenfalls am Mittwoch offiziell in den Wettbewerb startete, brauchen dafür drei bewilligte Cluster.

Doch so einleuchtend die zitierte Kritik klingen mag, so unfair ist sie. Der Verweis auf die Masse einer Hochschule ist ein Totschlagargument, das die wissenschaftliche Güte der an Exzellenzclustern beteiligten Forscher auch an großen Universitäten nicht schmälern darf.

Umgekehrt wird allerdings sehr wohl ein Schuh daraus. Während bereits ihre schiere Größe dafür sorgt, dass Berlin, München oder Köln die meiste mediale Aufmerksamkeit erhalten, sind einige der derzeit spannendsten Universitäten eben doch die kleineren. So gibt es eine einzige Hochschule, die sowohl bei der Exzellenzstrategie noch im Rennen ist als auch bei allen maßgeblichen Wissenschaftswettbewerben der vergangenen 12 Monate abgeräumt hat: von der Innovativen Hochschule über das Tenure-Track-Programm bis hin zur Koordinatorenrolle bei einer der ersten Max-Planck-Schools. Sie heißt: Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Der Blick lohnt auch an die Universität des Saarlandes, die es trotz staatlicher Sparrunden geschafft hat, mit ihren Partnern zur IT-Weltspitze aufzuschließen – mit der Konsequenz, dass die Helmholtz-Gemeinschaft jetzt ihr 19. Zentrum, Thema: Informationssicherheit, in Saarbrücken eröffnen wird. Und wer in den USA fragt, welche deutsche Uni in Sachen Volkswirtschaft für Aufsehen sorgt, werden viele Forscher antworten: Mannheim. Dessen beide Cluster-Skizzen schon bei der Vorbegutachtung rausgeflogen sind.

Gönnen wir den Großen also den voraussichtlichen Exzellenz-Erfolg. Und fangen an, bei den Kleinen etwas genauer hinzuschauen.

Dieser Beitrag erschien heute zuerst in meiner Kolumne "Wiarda will's wissen" im Tagesspiegel.

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