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Die Exzellenzprämie ist schon jetzt tot

Ist wirklich erst eine Woche vergangen, seit Dieter Imboden und seine Kommission die Hochschulrepublik aufgerüttelt haben? Er selbst wird sich nun, wie er gestern in der ZEIT ankündigte, wieder verstärkt seinem Boot widmen. Die Politik setzt sich derweil mit der Frage auseinander, wie sie aus der Imboden-Nummer wieder herauskommen soll.

Am Mittwoch hat sich die Runde der Wissenschaftsstaatssekretäre getroffen, und es scheint so, als wären sie auf eine Ministerin gar nicht gut zu sprechen gewesen: Theresia Bauer, die schon im Oktober einen Vorschlag gemacht hatte, der im Nachhinein verdächtig stark nach dem Imboden-Konzept so genannter Exzellenzprämien für die zehn besten deutschen Unis riecht. Hatte Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin eine kongeniale Idee? Oder hat sie einfach gut zugehört, was ihr die Rektoren baden-württembergischer Universitäten von den Fragen der Kommissionsmitglieder berichtet haben? Wie auch immer: In der Öffentlichkeit steht sie momentan da als die neunmalkluge Ministerin, die im Gegensatz zu allen ihren Kollegen nah dran war an dem, was die Gruppe international ausgewiesener Experte in den vergangenen anderthalb Jahren erdacht hat. Ein Image, das sie in der vergangenen Woche selbst unermüdlich beförderte durch entsprechende Interviews und das sie vermutlich gut brauchen kann fünf Wochen vor einer extrem engen Landtagswahl.

Was nichts daran ändert, dass der Vorschlag Exzellenprämie schon jetzt tot ist. Denn so genervt die meisten Staatssekretäre am Mittwoch von Bauers „Habe ich Euch doch schon vorher gesagt!“ waren, so einig waren sie sich, dass Imbodens Idee komplett unrealistisch sei. Auf die Details der Prämie, auf ihre Vor- und Nachteile, muss hier nicht mehr eingegangen werden, siehe dazu die älteren Beiträge. Was zählt, ist ihre mehrheitliche politische Bewertung. Und die geht so: Das ist mit der Governance deutscher Hochschulen nicht zu machen.

Weshalb sich die Staatssekretäre am Mittwoch auch gar nicht mehr lange aufgehalten haben mit der Diskussion über die Frage, wie die Prämie vielleicht doch zu retten wäre, sondern über Alternativen diskutiert haben, die übrigens schon lange vor Mittwoch in den Ministerien kursierten. Sie gehen wieder in Richtung der bis zum Imboden-Votum fast schon gesetzten Spitzenstandorte, aber eben nur in die Richtung. Konkret lautet ein Vorschlag, dass alle Universitäten, die sich mit mehr als einem Exzellenzcluster ins Exzellenz-Rennen begeben, ein kurzes (!) Strategiepapier beifügen sollen, in dem sie erklären, wie sie die Exzellenzbereiche mit der Gesamtuniversität (und darüber hinaus) verzahnen wollen und wo der Mehrwert für die Gesamtinstitution liegen soll. Ein Zukunftskonzept light also. Der entscheidende Unterschied zur Prämie wäre, dass das Geld dann nicht bedingungslos gezahlt würde, sondern zur Verwendung in den beschriebenen Bereichen.

Was man Imboden zugute halten muss: Er hat die Wissenschaftspolitik zum Innehalten gebracht. Sie positiv verstört mit Vorschlägen, deren mangelnder Praxisbezug in sich für viele eine Überraschung war. „Das war eben eine sehr schweizerische Perspektive auf ein doch sehr anderes deutsches Hochschulsystem“, sagt eine Ministerin. Und doch muss die Politik sich den Vorschlägen stellen, sich mit ihnen auseinandersetzen. Sie tut es. Und auch wenn schon jetzt feststeht, dass die Exzellenzprämie so nicht kommen wird, so muss die Politik den anderen Weg, den sie gehen will, jetzt noch besser begründen als vorher. Imboden sei dank.


Siehe auch "Das richtige Rezept für die falschen Unis", meine Analyse der Imboden-Vorschläge bei Spektrum.de.

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