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Spitzen-Nachricht: Berlins Regierender will auch Wissenschaftssenator werden. Was folgt daraus?

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) will in der neuen rot-rot-grünen Koalition zusätzlich das Wissenschaftsressort übernehmen (siehe zur Postenverteilung auch BZ und Tagesspiegel). Das ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert. Erstens: Müller hat selbst nie studiert. Zweitens: Anstelle deshalb mit den Hochschulen zu fremdeln (von wegen "professorales Gehabe" oder so), hat er die herausragende Bedeutung der Wissenschaft für die Stadt nicht nur erkannt, er unterstreicht sie durch seine Entscheidung eindrucksvoll.

Zuletzt hatte die neue Koalition bereits das erfreuliche Versprechen zu einem dauerhaften jährlichen Aufwuchs von 3,5 Prozent für die Hochschulbudgets abgegeben. Jetzt verbindet Müller seine politische Zukunft noch stärker mit der Zukunft von Berlin als Forschungsstandort, was nur gut sein kann. Denn der Erfolg der Berliner Wissenschaftseinrichtungen ist künftig der Erfolg Müllers – und das Gegenteil gilt ebenso. Mit dem Blick auf seine Ministerpräsidentenkollegin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die in Saarland ebenfalls in Personalunion das Wissenschaftsressort führt und zuletzt empfindliche Etat-Kürzungen zu verkaufen hatte, kann man nur sagen: Alles Gute dafür.

Noch zwei Anmerkungen. Der politische Druck auf die Berliner Universitäten, bei der Exzellenzstrategie erfolgreich zu sein, steigt damit weiter. Und auch wenn Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) heute in einer Replik auf Christine Musselin den Entscheidungsspielraum der Hochschulen, sich in einem Verbund zusammenzuschließen oder eben nicht, betont, ist klar: Ihre gemeinsame Bewerbung um den Status einer Exzellenzuniversität wird so politisch sein wie überhaupt möglich.

Kommentare

#1 -

Manfred Ronzheimer | Mi., 16.11.2016 - 16:58
Müllers Erfolg als Wissenschaftssenator wird m.E. weniger in der Exzellenzierung des Hochschulsektors liegen, sondern in der fruchtbaren Transfer-Verknüpfung von Academia mit Ökonomia. Berlin braucht wirtschaftsstrukturell am dringendsten eine neue Innovationspolitik nach dem Muster Israels - "Startup Nation" - Startup City. Da ist der Wegzug der Forschung aus dem Wirtschaftsressort kein doller Fortschritt. Mit seinem Kurs bei den IT-Professuren hat Müller aber schon erkennen lassen, dass er eine Peilung in diese Richtung hat.

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