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Jetzt erst recht!

Wo Europas Krise am tiefsten ist, stehen die Studenten auf und engagieren sich. Im Auftrag des DSW Journals habe ich sie besucht: Eine Reise zwischen London und Athen.

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Martin Edobor und Omid Miri, Eirini Margetousaki, Kostas Zivas, Syada Dagastir (von oben im Uhrzeigersinn, Fotos: J-MWiarda)

Am Tag danach setzte sich Syada Dagastir vor ihre Webcam und ließ ihrer Wut freien Lauf. „Herzlichen Glückwunsch, Großbritannien!“, rief sie. „Wisst Ihr, wer Euch noch gratuliert? Marine Le Pen!“ Syada, 27, macht gerade ihren Doktor in Japanologie, vor allem aber, sagt sie, hat sie eine Mission. Sie will ihre Mitmenschen aufrütteln. Darum betreibt sie ihren eigenen YouTube-Channel namens „Tish Tackles“, darum hat sie vor dem britischen EU-Referendum jeden Tag auf den Straßen Londons gestanden und Flugblätter verteilt. Noch am Morgen der Abstimmung am 23. Juni 2016 filmte sie sich und eine japanische Freundin, wie sie zusammen ins Wahllokal gehen. „Heute ist der große Tag!“, verkündete sie aufgekratzt. Um am Tag danach zu befinden: „Was soll das? Ich bin entsetzt und habe furchtbare Angst um unsere Zukunft.“

Europa im Jahr 2016: ein gespaltener Kontinent. An seinen Rändern franst er aus, fast überall sind rechtspopulistische Parteien im Aufwind, und quer durch alle Gesellschaften zieht sich der Riss zwischen den Generationen. In Großbritannien etwa haben 75 Prozent der Wähler zwischen 18 und 24 für den Verbleib in der EU gestimmt, von den über 65-Jährigen gerade einmal ein Drittel. In Griechenland leiden die Alten unter den Rekordkürzungen bei ihren Renten und machen Brüssel dafür verantwortlich; die jungen Griechen verlassen zu Zehntausenden das Land und erleben den Nutzen der EU ganz praktisch: Weil sie einfach woanders arbeiten können.

Doch wie reagiert Europas Jugend auf die Krise? Welche Visionen setzen die Studierenden in London, Athen und anderswo dem Narrativ vom „gescheiterten Koloss Europäische Union“ entgegen? Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Wenn Sie mehr lesen wollen: Die neue Ausgabe des DSW Journals ist diese Woche erschienen und auch online abrufbar. Meine gesamte Geschichte finden Sie auf den Seiten 13 bis 19. Dort erfahren Sie, wie lange es Syada Dagastir in der Parteipolitik ausgehalten hat und wie Martin Edobor und Omid Miri den jungen Briten zu mehr Weitsicht verhelfen wollen. Außerdem habe ich aufgeschrieben, wo Eirini Margetousaki ihre Zukunft sieht und warum der emotionale Wert Europas für Kostas Zivas gen null tendiert.

Eines zumindest weiß ich seit meiner Reise: Solange es in Europa junge Menschen wie diese fünf gibt, kann die Krise des Kontinents eigentlich nur vorübergehend sein.

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