Eine echte Reform, die Lust auf mehr macht
Die Grenzen der Wissenschaftsfreiheit antesten: Einheitslohn an Universitäten. Ein Gastbeitrag von André Baier.
André Baier leitet das Nachhaltigkeitszertifikat für Studierende und ist stellvertretender Vorsitzender des Nachhaltigkeitsrats der TU Berlin. Foto: privat.
WENN DIE GEGENWÄRTIGEN DEBATTEN über Universitäten in Deutschland eins zeigen, dann ist es ein eklatanter Unwille, irgendetwas ändern zu wollen, geschweige denn eine radikale Änderung überhaupt einzufordern. Die Universitäten unterscheiden sich somit nicht von ihrer Gesellschaft. Letztlich sind es jedoch Universitäten, die durch ihre Stellung alle Freiheit haben, immer wieder aufs Neue zu hinterfragen, was gerade ist, und das Bestehende grundlegend zu ändern. Sie machen indes von ihrer Freiheit kaum Gebrauch.
Die aktuell breit diskutierten Konzepte zu Postdocs, Dauerstellen im Mittelbau, WissZeitVG etc. machen dies besonders deutlich. Gerade auch dann, wenn sie etwa mit "Bitte kein Reförmchen!" überschrieben sind. Nur durch ein intensives Studium der zahlreichen Vorschläge lassen sich Unterschiede ausmachen, denn im Kern sind sie alle gleich: marginale Änderungen, die vom Unwillen zeugen, frei von vermachteten (Eigen-)Interessen zu denken und/oder die Idee von Universität weiterzuentwickeln.
Dieser Resignation vor dem Bestehenden an deutschen Universitäten will ich am Beispiel der Technischen Universität (TU) Berlin ein radikales Denken und Handeln in Bezug auf die Arbeitsverhältnisse entgegensetzen:
Jedes Jahr gibt die TU Berlin etwa 360 Millionen Euro an Haushalts- und Drittmitteln für Personen aus, die unter anderem als Auszubildende, Professor_innen, Tutor_innen und Verwaltungskräfte arbeiten. Viele der etwa 7.000 Beamt_innen und Beschäftigten arbeiten in Teilzeit, so dass es in etwa 5.200 Vollzeitstellen gibt. Jeweils die Hälfte, also etwa 2.600 Stellen, sind im wissenschaftlichen respektive im nicht-wissenschaftlichen Bereich angesiedelt.
4.600 Euro Gehalt für jede_n
Verteilt man die Personalausgaben gleichermaßen ohne Ansehen der eigentlichen Arbeit und Qualifikation, dann entspricht dies in etwa einem Arbeitgeberbrutto von 5.600 Euro pro Monat. Jede Person auf einer Vollzeitstelle würde daher, gäbe es an der TU Berlin einen Einheitslohn, brutto etwa 4.600 Euro erhalten, was einem Netto von etwa 2.800 Euro entspricht. Betrachtet man nur die aus dem Haushalt finanzierten Stellen, dann wäre der Einheitslohn sogar noch höher. Aber auch so scheint es ein auskömmlicher Lohn zu sein, denn dieser liegt gut 12 Prozent über dem nationalen Durchschnitt. Nur nebenbei sei hier angemerkt, dass zwei Drittel aller Vollzeitbeschäftigten in Deutschland weniger als den Durchschnittslohn verdienen. Dementsprechend verwundert es nicht, dass der Medianlohn in Berlin magere 3.383 Euro brutto beträgt.
Ein möglicher Einwand gegen einen Einheitslohn könnte sein, dass gerade in den Sekretariaten und in der Verwaltung viele Menschen in Teilzeit arbeiten und dies mit dem Einheitslohn nicht länger möglich wäre. Das Gegenteil ist der Fall, denn der Einheitslohn würde genau auf dem Niveau der Entgeltgruppe 11, Stufe 4, liegen. Selbst Wissenschaftler_innen auf einer E13-Stelle würden erst ab Stufe 3 mehr Geld verdienen, so dass im Wesentlichen "nur" Professor_innen und Beschäftigte auf den verschiedenen Leitungsebenen weniger verdienen würden als jetzt.
Für die unteren Gehaltsgruppen sind daher die "800 Euro weniger" innerhalb der Gruppe der Professor_innen schlicht ein Verteilungskampf zwischen Besserverdienenden – der aus feministischer Perspektive selbstverständlich geführt werden muss. Ein Einheitslohn an der TU Berlin würde indes zu einem echten "equal pay" führen, so dass weder Geschlecht noch andere Formen von Diskrimnierung, etwa auf Grund von internationaler/sozialer Herkunft, Alter, Klasse und Bildung, einen Gehaltsunterschied zur Folge hätten.
Wenn nun alle Beschäftigten an der TU Berlin einen Einheitslohn erhielten, was würde dann noch dagegen sprechen, die Anzahl der Professuren um 1.000 Stellen zu erhöhen – von gegenwärtig 315 auf 1.300, was der Hälfte der aktuellen Stellen für Wissenschaftler_innen entspricht? Auf diese Weise wäre die Forderung: "Es muss auch unterhalb einer Professur ein paar Dauerstellen geben", endlich vom Tisch. Die unbefristete Regelbeschäftigung im wissenschaftlichen Bereich wäre dann die Professur mit Tenure Track, während die übrigen 1.300 wissenschaftliche Stellen mit großzügigen Laufzeiten von jeweils zehn Jahren für die Promotion und Habilitation bereitstünden.
Die Kleinstaaterei der Fachgebiete wäre am Ende
Eine solch kostenneutrale Erhöhung der Professuren würde ganz en passant die absolutistische Kleinstaaterei der Fachgebiete zugunsten eines Departmentmodells ändern. Zugleich würden Professor_innen der TU Berlin wieder ganz selbstverständlich jeden Tag mit Kittel im Labor stehen und dank einer von 1:100 auf 1:25 verbesserten Betreuungsrelation direkt mit Studierenden zusammen lehren, lernen und forschen. Und die wissenschaftliche Sichtbarkeit der TU Berlin würde weiter erhöht, denn die zusätzlichen Professor_innen würden sich ja selbstredend in den verschiedenen Wissenschaftsbereichen einbringen, wie zum Beispiel – aber hoffentlich nicht nur – durch das Schreiben und Begutachten von Artikeln und Anträgen.
Zugegeben: Eine solch radikale Umverteilung des Einkommens würde eine ganze Reihe von Fragen aufwerfen. Am meisten aber würde wohl unser aller Welt- und Menschenbild in Frage gestellt, so dass hier Bertolt Brecht zu helfen vermag: "Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich." Letztlich müssen sich also diejenigen mit einem überdurchschnittlichen Einkommen fragen, ob sie mit den Armen teilen wollen. Während sich diejenigen, die unterdurchschnittliche Einkommen haben, fragen müssten, ob sie den Mut aufbringen, eben dies einzufordern.
Bleibt die Frage, wer außer mir an so einer Universität arbeiten wollen würde. Die TU Berlin würde sicher einige hochbezahlte "Leistungsträger_innen" verlieren. Dies muss aber nicht das Schlechteste sein – denn diejenigen, die blieben, könnten vielleicht genau deswegen besser arbeiten. Hinzu käme, dass die TU Berlin mit so einer Maßnahme eine völlig andere Universität werden würde, in der es ein anderes, gerechteres und gleicheres Miteinander gäbe. Dies würde Menschen ansprechen, die gerade deswegen dort arbeiten und eine ganz andere Spitzenforschung-/lehre machen wollen - die wahrscheinlich den Menschen und der Natur sogar mehr nützt als die aktuelle. Und schließlich dürfte das viel beklagte Problem der unzähligen offenen Stellen und der hohen Fluktuation in Verwaltung und Betrieb mit einem Einheitslohn der Vergangenheit angehören.
Es gibt eine Vielzahl von Hürden, einen solchen Einheitslohn umzusetzen. Die TU Berlin würde hierfür die Grenzen ihrer Wissenschaftsfreiheit antesten müssen, aber mit Kreativität wird sich hierfür ein Weg finden lassen. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre, dass Beschäftigte ihren "überschüssigen" Lohn an die TU Berlin spenden. In einem zweiten Schritt könnten Beschäftigte sich in kleinen Gruppen als Finanzkollektive zusammenschließen, um ihren Lohn direkt auszugleichen.
Die Unis müssen ihre innere Freiheit nutzen
Ich bin bereits Teil eines solchen Finanzkollektivs an der TU Berlin, was bedeutet, dass ich gut 500 Euro weniger im Monat habe – aber dafür alle, mit denen ich direkt zusammenarbeite, den gleichen Lohn erhalten. Diese beiden Maßnahmen sind die direkt umsetzbare Variante zu einem höheren Spitzensteuersatz, wie ihn die Präsidentin der TU Berlin unlängst ins Gespräch gebracht hat, so dass "Unileitungen etwas weniger und die Mitarbeitenden etwas mehr bekommen." In einem weiteren Schritt wäre sicher ein Haustarifvertrag hilfreich und nur im Ausnahmefall würde zukünftig noch verbeamtet. Dies würde im Übrigen langfristig weitere 40 Millionen Euro frei machen, die aktuell als Versorgungsbezüge geleistet werden. Und zur Not muss man den "Mut zum Protest für eine andere Universität" aufbringen, für die eigene Autonomie als Universität eintreten und Gesetzesänderungen einfordern, schließlich hat die Wissenschaft in der Vergangenheit oftmals ihre Extrawurst bekommen, wenn sie eine haben wollte.
Sicherlich sind die oben genannten Zahlen mit Fehlern und Ungenauigkeiten verbunden, aber im Großen und Ganzen zeigt die Beispielrechnung für die TU Berlin, dass die Idee einer Universität auch im Bestehenden anders gelebt werden kann. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Universitäten anfangen, ihre innere Freiheit in Bezug auf die Arbeitsverhältnisse zu nutzen. Jede Universität mag da ihren eigenen Weg gehen, aber die Mitglieder aller Universitäten sind hoffentlich in der Überzeugung geeint, dass der zunehmenden sozialen Spaltung ein Ende gesetzt werden muss und dass wir hierzu konkret beitragen müssen. Ganz praktisch sind wir also gefordert, die Kopplung von Gehalt, Bildung und universitärer/gesellschaftlicher Arbeitsteilung neu zu gestalten.
In diesem Sinn schließe ich mich der Bitte an, bloß kein Reförmchen zu wagen und erwarte nichts weniger, als dass die Universitäten durch innere Reformen zu einer Revolution beitragen – im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht sich, aber die lässt einiges zu.
Kommentare
#1 - zu diesem Beitrag fällt mir nur noch der folgende…
#2 - Köstlich, der Beitrag. Ist doch nicht etwa ernst gemeint,…
#3 - Eine MilchmädchenRechnung. Einfach nur die Personalkosten…
#4 - @Hansenpansen: dass es sich um eine Milchmädchenrechnung…
#5 - Wenn in der Schule jeder Schüler nur noch eine 3 bekommt,…
#6 - @lustig / @ Hansenpansen - das ist keine…
"...dann entspricht dies in etwa einem ARBEITGEBERbrutto von 5.600 Euro pro Monat. Jede Person auf einer Vollzeitstelle würde daher, gäbe es an der TU Berlin einen Einheitslohn, brutto etwa 4.600 Euro erhalten, was einem Netto von etwa 2.800 Euro entspricht..."
(Hervorhebung von mir)
#7 - Ich sehe nicht, wo in dieser Reform die Revolution steckt.…
#8 - Man könnte den Professorentitel auch unter den…
#9 - Der Beitrag lenkt meiner nach von aktuellen Problemen und…
#10 - Interessant, wie die Idee des Artikels sofort abgelehnt und…
#11 - @frischmuth: wenn Sie 2 Masterabschlüsse haben, warum…
#12 - Zweifellos ein radikaler Vorschlag, aber man muss…
Sekretärs weniger wert als die einer Professorin?
#13 - Wenn ich die Kommentare so lese, fällt mir wieder ein dass…
#14 - @frischmuth Ich kann Ihre Sorgen verstehen und nur…
#15 - @crazy: Ich habe mich intensiv auf wissenschaftliche…
@absurdistan: Ich will niemandem etwas wegnehmen. Wenn mein Gehalt freilich kostenneutral für die Hochschule steigen soll, bleibt wohl nichts anderes als die Umverteilung. Übrigens sage ich gar nicht, dass ich dasselbe wie mein Chef (der Professor ist) bekommen sollte. Einfach nur so 300€ mehr, und ich könnte etwas sparen und, wer weiß, auch eine private Altersvorsorge betreiben. Weniger Gehaltsunterschied eben.
#16 - Wie en passant der Autor darüber hinweggeht, dass "einige…
#17 - Es ist schon interessant, wie ein sozialistisches Modell…
Professoren (und -innen) werden als "Besserverdienende" bezeichnet, denen man dieses Privileg nehmen sollte, immerhin gesteht der Autor dieser Gruppe zu, dass zumindest zwischen männlichen und weiblichen Professoren der "Verteilungskampf" enden sollte.
Zudem sei mit dem Einheitslohn endlich "equal pay" verwirklicht, sprich auf Herkunft, Bildungsniveau und viele weiteren "Diskriminierungsmerkmale" bezogen, wäre beim Gehalt keine ungerechte Berücksichtigung mehr möglich.
Dazu ist zu sagen, dass das Besoldungsniveau der Professoren in Deutschland in den letzten Jahren mit Abschaffung der C-Besoldung und Einführung von W1 bzw. W1 tt W2 doch eher gesunken ist, wohl gemerkt bei in der Praxis gleichen Aufgaben für W2 und W3 Professoren. Vielmehr muss man sich nun mit Hochschulleitungen herumschlagen und leistungsbezogene Zulagen verhandeln, was Frauen benachteiligt und überhaupt alle, die sich nicht so gut verkaufen können. Das, was der Autor als "Diskriminierung" bezeichnet, setzt jegliche Eigenmotivation und Streben nach Bildung außer Kraft: meint er wirklich, dass eine Sekretärin, die mit Realschulabschluss und dreijähriger Ausbildung ihrem Beruf nachgehen kann, genauso bezahlt werden soll, wie ein Professor, bei dem zwischen Hochschulreife nach 12 oder 13 Schuljahren noch mind. 6 Jahre Promotions- und 6 Jahre PostDoc bzw. Habilitationszeiten stehen, die oft mit prekären Arbeitsverhältnissen verbunden sind, ca. 15-20 Jahre eigene Weiterqualifizierung vergehen, bis er diesen Beruf überhaupt ausüben kann. Ich empfinde eine solche Vorstellung eher als extrem ungerecht denjenigen gegenüber, die diesen Weg so lange gehen und auf eine wiss. Karriere setzen. Diskriminierend ist gerade diese Gleichmacherei, nicht umgekehrt: warum soll ich zu Ende studieren und promovieren, wenn ich das Gleiche auch als ewiger Student und Tutor erreichen kann. Warum ist meine jahrelange Erfahrung nichts wert, wenn der Berufseinsteiger in die Verwaltung gleich dasselbe verdient? Warum eine wiss. Karriere anstreben, wenn ich als Sekretärin genauso viel verdiene? Wenn der Autor wirklich meint, dass die Qualität einer Hochschule steigt, wenn man sofort aus allen wiss. MA Professoren macht, dann zeigt das eine enorme Weltfremdheit. Ergebnis wäre, dass die konkurrenzfähigen Professorinnen dorthin abwandern, wo mehr Geld winkt und der Rest das ist, was früher einmal die lichtscheuen Oberassistenten waren. Die wissenschaftliche Reputation der TU würde eher sinken, gerade weil allen klar ist, dass nicht jeder Wissenschaftler die notwendige Qualifikation für eine Professur mitbringt. Und dann der Ruf nach einer Departmentstruktur: ich sehe diesen oft geäußerten Vorschlag doch eher kritisch - müssen dann doch alle, auch die, die noch in der Qualifizierungsphase sind, sich mehr mit Verwaltungsaufgaben und Mittelverteilungskämpfen herumschlagen. Beim Vorschlag, überschüssigen Lohn zu "spenden", steige ich dann ganz aus.
Leider konstruiert der Autor ein Bild einer privilegierten Wissenschaftlerklasse, den Professoren und Uni-Leitungen, denen was weggenommen werden muss, damit alle anderen mehr haben, gleichwohl, wie gut diese qualifiziert und geeignet sind. Dass natürlich die Universitäten und das Bildungssystem generell unterfinanziert sind, das Fass macht er nicht auf - lieber den Mangel gerecht verteilen, damit geschürte Vorurteile bestehen bleiben können. Ein ähnliches System mit wenig Anreiz zur eigenen Entfaltung und Gleichmacherei gab es bereits einmal in Deutschlands Osten: mit dem Ergebnis einer geringen Arbeitsproduktivität, Schattenmärkten und Eliten, für die die durch sie selbst gesetzten Regeln nicht galten.
Zu den Kommentaren:
@frischmuth: Ihre persönliche Situation ist sicher nicht repräsentativ für Sekretär*innen, und E6 ist viel zu wenig Gehalt - allerdings schreiben Sie auch, dass Sie eine Promotion abgebrochen haben wegen der Unsicherheit. Andere ziehen diese aber trotz aller Widrigkeiten durch, Wissenschaft ist eben wie schon Max Weber schrieb, per se unsicher. Ich würde eher fordern, dass es keine Sekretariatsstellen mehr mit E 6 gibt, sondern mindestens E9.
#18 - @Bettina Jorzik: Die Arbeit eines Sekretärs ist weniger…
@Linksgrünerkapitalist
Um "10 Riesen" am Ende des Monats nach Hause zu bringen, müssen Sie schon woanders arbeiten, aber nicht als Prof. an der Uni (zumindest nicht in den Nicht-MINT-Fächern)
@hansenpansen
So ist es: wer Topleute an Unis will, muss diese auch top bezahlen, ansonsten schwindet die Qualität.
Das heißt mitnichten, dass man nicht auch bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter für Sekretäre, Wissenschaftler und alle anderen an den Unis einfordern soll. Das gelingt aber nicht, wenn man die einzelnen Statusgruppen gegeneinander ausspielt und meint, die Lösung gefunden zu haben, und den sozialistischen Weg geht, den vermeintlich "Reichen" etwas wegzunehmen und den "Armen" zu geben, indem man die zu geringe Grundfinanzierung einfach durch Anzahl der Beschäftigten, egal was die im Einzelfall können, teilt.
Was mir in den letzten Tagen noch viel mehr aufgestoßen ist als der Artikel selbst, ist aber dessen Rezeption: viel Zustimmung, Aufnahme in den "Zeit"-Newsletter undsoweiter. Irgendwie zeigt dass wieder mal, wie viele über Wissenschaft, Unis und Professoren denken.... Vor allem verstehe ich nicht, was daran ehrenrührig ist, wenn man auch als Wissenschaftler oder Professor gut verdienen will – jeder Professor, jede Professorin kennt genau die vielen Tätigkeiten für Stiftungen, Fördermittelgeber, Journals, Medien, Begutachtungen, Beiräte, bei denen erwartet wird, dass man diese in seiner Freizeit unentgeltlich macht, was andere Leute nie tun würden – wenn jetzt noch das eigentliche Gehalt sinkt, gibt es für diese Tätigkeiten niemand mehr, der das macht. Auch hier täuscht sich der Autor, wenn er meint, dass die Produktivität beim Mittel beantragen, begutachten usw. steigen würde.
#19 - @Uni-Prof Ich gehöre wahrscheinlich auch Ihrer…
#20 - @Uni-Prof: Ich möchte niemanden dafür bestrafen, dass er…
#21 - Ich danke für die bisherigen Kommentare und werde…
Der Vollständigkeit halber will ich hier im Blog gekürzt auch die 20 Kommentare auf Twitter widergeben, die bisher direkt auf den Tweet von Jan-Martin Wiarda eingegangen sind - https://twitter.com/JMWiarda/status/1633002147611660289
Drei Kommentare beziehen sich negativ darauf, dass dann “Leistungsträger_innen” die Universitäten verlassen/wechseln würden - zwei stammen von Professoren.
Das Gespenst des (real-existierenden) Sozialismus geistert in verschiedenen Formen fünfmal durch die Kommentare.
Die Idee einer Qualifikations-/Wissens-/Bildungshierarchie wird ebenfalls fünfmal bemüht.
Zweimal wird auf “Berlin” verwiesen.
Vier Kommentare sind (mit Einschränkungen) positiv.
Zwei Kommentare “wünschen” sich das Ende von Universitäten herbei.
Bemerkenswert ist, dass es “nur” vier ad hominem Kommentare gibt, wobei aber drei von Professoren stammen. Hier werde ich als Überbringer der Nachricht, dass eine andere Universität möglich ist, diskreditiert - in chronologischer Reihenfolge:
Prof. Dr. Ulrich Kaiser, Professor für Entrepreneurship der Universität Zürich, hat sich scheinbar meinen Lebenslauf angeschaut und twittert: “Sag mir, dass Du Philosoph bist, ohne zu sagen, dass Du Philosoph bist.”
Prof. Dr. Thiess Büttner, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität sowie Vorsitzender des unabhängigen Beirats des Stabilitätsrats und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen, greift einen Teil meiner Selbstbeschreibung von meiner Homepage auf und setzt sie in Anführungszeichen: “Demokratiebildner”
Prof. Dr. Christian von Coelln, Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht sowie Wissenschaftsrecht und Medienrecht der Universität zu Köln, war ebenfalls auf meiner Homepage und empfiehlt im Grunde, dass ich mein Gehirn besser mal einschalte, wenn er schreibt: “Vielleicht sollte er vor dem Schreiben noch mal [den Druckbleistift] drücken.”
Der vierte ad hominem Kommentar wurde unter einem Pseudonym verfasst und betrifft ebenfalls mein Studium.
#22 - "10 Riesen": Eine Vereinfachung um darzustellen wo das…
#23 - Wenn ich die Kommentare über diesen polarisierenden…
Arbeiten Sie in erster Linie für ein Gehalt (und möglicherweise Ansehen) und tun dafür was auch immer dafür zu tun ist (sei es Lehre und Forschung an der Uni oder was auch immer Sie in anderen Sektoren der Wirtschaft mit Ihren Qualifikationen tun können) oder arbeiten Sie in erster Linie für eine Tätigkeit (z.B. das Weitergeben von Wissen und die Anwendung Ihrer Neugier um neues Wissen zu erlangen) und bekommen dafür ein Gehalt das es Ihnen erlaubt sich in gutem Wohlsein zu erhalten?
In ersterem Fall bin ich mir ziemlich sicher Sie sind der Meinung, dass Gelder so verteilt werden sollten, dass Uni-Professor*innen massgeblich besser bezahlt werden als alle anderen (warum in aller Welt sollten sie sonst an einer Universität arbeiten?), in letzterem Fall müsste es eigentlich egal sein wie viel Uni-Professor*innen im Vergleich zu anderen Mitarbeitenden verdienen, solange sie (und alle anderen) ein Gehalt haben mit dem sie angemessen leben können.
Für eine dritte Gruppe (möglicherweise eine Untergruppe der ersten Gruppe) spielt der Absolutbetrag des Gehalts eine zweitrangige Rolle solange Uni-Professor*innen per se mehr verdienen als andere Mitarbeitende. Dieser Gruppe hat den Gehaltsunterschied hauptsächlich als Bestätigung dafür nötig, dass es Menschen in ihrem direktem Umfeld gibt die weniger verdienen als sie. Diese Wahrnehmung trägt massgeblich zu ihrem Selbstwertgefühl bei und ist deshalb essentiell für ihr Wohlergehen.
#24 - Der Autor scheint den Terminus "tenure track"…
Wenn jetzt alle wiss. Mitarbeiter Dauerstellen bekommen und jünger als 35 sind, dann wird es in den nächsten 30 Jahren kaum Neubesetzungen geben können. Da könnten manche schon nach 10 Jahren als "Altlasten" bezeichnet werden, nämlich solche, die sich "zur Ruhe gesetzt haben" oder in "die innere Emigration begangen" sind. Von den 315 Professoren dagegen scheiden pro Jahr immer einige aus, und es gibt Neuberufungen. Es ist wichtig, solche "Schweinezyklen" zu vermeiden. An der TU Berlin begann solch ein Zyklus Anfang der 1970er Jahre durch ein neues Hochschulgesetz. Man sprach damals von "April-Professoren".
#25 - Neben der ganzen Diskussion um die (angebliche)…
Für Dauerstudenten und Lebenskünstler mag das vielleicht die Erfüllung aller Träume sein, wirklich gute Leute, geschweige denn internationale Spitzenkräfte, bekommt man dafür nicht. Das ist schon mit der W-Besoldung schwierig.
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