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BIG: Jetzt geht auch noch der administrative Vorstand

Rolf Zettl hat seinen Arbeitsvertrag gekündigt und verlässt das Institut zum Jahresende.

Foto: Screenshot der BIG-Website
Foto: Screenshot der BIG-Website

UNTER DEN MITARBEITERN des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung (BIG) herrscht Ernüchterung. Nachdem die Stelle des wissenschaftlichen Vorstand schon seit vergangenem Jahr vakant ist, hat nun auch auch der administrative Vorstand Rolf Zettl seine Kündigung eingereicht. Und das mitten in einer Umbruchphase, deren Ende noch nicht absehbar ist. 

 

 

Mitte Juni war bekannt geworden, dass das BIG möglicherweise bald Teil der landeseigenen Charité werden soll. Der BIG-Aufsichtsrat beschloss einstimmig, "die Möglichkeit einer Integration des BIG in die Charité strukturell und inhaltlich zu konkretisieren" und bereits zur nächsten Aufsichtsratssitzung im November den Entwurf einer Verwaltungsvereinbarung vorzulegen. Ursprünglich hatte dem Aufsichtsrat sogar ein noch weitergehender Beschlussvorschlag vorgelegen, dieser war jedoch auf direktes Betreiben von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) zunächst abgeschwächt worden.

 

Während Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) sagte, die Vollintegration schaffe die "besten Voraussetzungen" für eine erfolgreiche Zukunft des Instituts, heißt es aus dem BMBF mittlerweile, die Sache sei noch keineswegs entschieden. Dort und anderswo wird offenbar befürchtet, trotz offiziell getrennter Bundes- und Landesmittel könnten BIG-Mittel umgeleitet werden, um den laufenden Betrieb an der Charité zu finanzieren. Außerdem prüft das BMBF derzeit, ob die Integration des BIG in eine Landeseinrichtung Begehrlichkeiten bei weiteren Bundesländern wecken könnte.

 

So verlängert sich die seit über einem Jahr laufende Hängepartie für das BIG weiter – und verschärft sich durch den angekündigten Abschied des administrativen Vorstand sogar noch.

 

Zettl selbst wollte sich zunächst persönlich nicht äußern. Auf Anfrage teilte der Interims-Vorstandsvorsitzende Axel Pries am Freitagmittag mit, Zettl wolle sich beruflich neu orientieren und verlasse das BIG auf eigenen Wunsch. Er werde bis zu seinem Ausscheiden seine Aufgaben aus administrativer Vorstand "engagiert weiter wahrnehmen". Dies betreffe insbesondere auch Berlin Health Innovations, die von Zettl verantwortete gemeinsame Technologietransfer-Einheit von BIG und Charité.

 

Pries ist im Hauptberuf Dekan der Charité und hat die Interims-Leitung erst kürzlich von Martin Lohse, Chef am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, übernommen.

 

Der Tagesspiegel berichtet unterdessen, die Konflikte um die BIG-Neustrukturierung könnten die Kündigung des administrativen Vorstands mit ausgelöst haben. So sei es von mehreren Seiten zu hören. Zettl sei gegen die Integration des BIG in die Charité, die von Krach und Pries bevorzugt wird.

 

Berlins Wissenschaftsverwaltung und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dankten Zettl in einer gemeinsamen Stellungnahme für seine Arbeit. "Er hat das BIG in eine Phase geführt, in der mit den Neuberufungen die exzellente wissenschaftliche Arbeit am BIG erfolgreich fortgesetzt werden kann", formulieren Bund und Land etwas verschachtelt – und verpacken in den Dank gleich noch die Botschaft, dass aus ihrer Sicht das Institut auf gutem Weg ist. 

 

Der Beweis, dass dem wirklich so ist, wird indes in den nächsten Monaten mit den anstehenden Strukturentscheidungen  zu erbringen sein. 


NACHTRAG AM 12. Juli:

 

Jetzt ist auch klar, wo Rolf Zettl hingeht. Das BIG teilte heute per Pressemitteilung mit, dass der Noch-Vorstand zum 1. Januar 2019 Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart wird. Er freue sich auf die "anspruchsvolle neue Aufgabe, die Krankenversorgung, exzellente Forschung und Innovationen in idealer Weise verbindet", sagte Zettl. BMBF-Staatssekretär Georg Schütte dankte Zettl in der Pressemitteilung – tatsächlich tat er es bereits zum zweiten Mal, siehe oben. Erneut stellte Schütte die "wichtige Aufbauarbeit" heraus, die dieser in den vergangenen gut zwei Jahren geleistet habe. 

 

Bemerkenswert wird die Personalie weniger durch ihren (teilweise bereits bekannten) Inhalt als durch ihre Form: sehr freundlich, respektvoll, dankbar. Man vergleiche dies mit dem Abgang von Erwin Böttinger als wissenschaftlicher Vorstand im vergangenen Jahr. Auch Zettls Wechsel spiegelt sicherlich nicht nur die Lust aufs Neue wider, sondern auch die ungeklärten Perspektiven des BIG. Doch Zettl geht im Reinen mit dem Institut und mit der Politik. Das ist doch auch schon was.  

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