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KMK berechnet Lehrer-Einstellungsbedarf: Lücke ist über Nacht kleiner geworden

700 Stellen sollen bis 2030 pro Jahr nicht besetzt werden können, warnen die Kultusminister – und versprechen Konsequenzen.

DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ (KMK) HAT wie erwartet ihre neue Prognose zum Einstellungsbedarf von Lehrern beschlossen und veröffentlicht. Dabei wurden die Zahlen gegenüber der verschickten Fassung noch einmal leicht korrigiert, nachdem Berlin noch neue Statistiken nachgeliefert hatte. Damit schrumpfte die durchschnittliche jährliche Lücke bis 2030 von 1200 Lehrern auf nur noch 700.

 

Grundsätzlich rechnet die KMK deutschlandweit zwischen 2018 bis 2030 mit jährlich rund 31900 nötigen Einstellungen und demgegenüber mit einem Angebot von 31.200 fertigen jährlichen Referendaren pro Jahr. Vor der Nachlieferung von Berlin hatten die Kultusminister nur  etwa 30.500 Referendaren jährlich erwartet. Nebenbei bemerkt: Erstaunlich, wie die Nachmeldung eines einzigen Landes die gesamte Prognose auf die nächsten 13 Jahre hin verändern kann. 

 

Die Zahlen sind, und das ist der Grund, eine Zusammenfassung von Modellrechnungen der Länder. Gleichzeitig stand die KMK ehrlich ein, dass "die Methodik der verschiedenen Modellrechnungen und die unterschiedlichen bildungspolitischen Schwerpunktsetzungen in den Ländern zurzeit wenig Vergleichbarkeit der Länderdaten zulassen".

 

KMK-Präsident Helmut Holter (Linke), der zugleich Bildungsminister in Thüringen ist, sagte, die Länder müssten "unterm Strich festhalten, dass ohne neue Anstrengungen der Länder für Deutschland bis zum Jahr 2030 insgesamt weniger ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stehen als benötigt werden." Dabei gebe es zwar regionale Unterschiede, "dennoch unterstreichen die Zahlen den akuten Handlungsbedarf für alle Länder. Wir sind gemeinsam dazu aufgerufen, jede Anstrengung zu unternehmen, um den künftigen Bedarf zu decken."

 

In den westdeutschen Ländern übersteigt das Angebot an Lehrkräften den Lehrerbedarf  bis 2030 durchschnittlich über alle Lehramtstypen um etwa 3,5 Prozent, das heißt jährlich im Durchschnitt um rund 900 Personen. In den ostdeutschen Ländern hingegen besteht eine Unterdeckung von durchschnittlich 21,6 Prozent, das heißt von jährlich rund 1.500 Personen – hier schlagen die Veränderungen bei den Berliner Zahlen durch (vergleiche hierzu meinen Beitrag von heute Morgen). 

 

Der Bildungsexperte Dirk Zorn von der Bertelsmann-Stiftung twitterte als Reaktion auf die Prognose, eine "derart saldierte Betrachtung" führe in die Irre: "Lehrer sind nicht frei über Schulstufen, Schularten und Regionen einsetzbar. Erst differenzierte Betrachtung würde das wahre Ausmaß des Mangels zeigen."

 

Die KMK-Gesamtrechnung finden Sie hier. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Edith Riedel (Freitag, 12 Oktober 2018 19:18)

    Zitat: "die Methodik der verschiedenen Modellrechnungen und die unterschiedlichen bildungspolitischen Schwerpunktsetzungen in den Ländern zurzeit wenig Vergleichbarkeit der Länderdaten zulassen"

    Das ist die Bankrotterklärung des Bildungsförderalismus. Wie sollen hier einheitliche Standards etabliert werden?