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Gebt das jährliche DFG-Plus lieber den Hochschulen

Die Außeruniversitären bekommen drei Prozent mehr pro Jahr. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft auch. Es ist Zeit, das zu ändern und mit dem DFG-Geld den Hochschulpakt aufzustocken.

Foto: Pxhere, CC0.

ICH MÖCHTE KEINE Neiddebatte anstacheln. Aber eine Frage muss schon erlaubt sein: Wenn die Hochschulen das "Herzstück des Wissenschaftssystems" sind, wie kann es sein, dass wir sie seit so vielen Jahren so viel schlechter stellen als außeruniversitäre Forschungsorganisationen wie die Max-Planck-Gesellschaft oder die Helmholtz-Gemeinschaft?

 

Max Planck & Co erhalten seit 2006 garantiert drei (zwischendurch sogar fünf) Prozent mehr Geld, und zwar jedes Jahr. Darauf haben sich Bund und Länder im "Pakt für Forschung und Innovation" verständigt. Für die Hochschulen gibt es ebenfalls seit langem ein Bund-Länder-Programm, doch so unverzichtbar der sogenannte Hochschulpakt auch sein mag: Die Not vieler Hochschulen konnte er nicht beseitigen. Weil seine bisherige Logik darin bestand, den Studentenboom durch mehr Studienplätze abzufangen. Mit deutlich zu wenig Geld pro zusätzlichem Studienanfänger wohlgemerkt. 

 

Man könnte lange über die Gründe diskutieren, wie diese Schieflage entstanden ist und warum das vor allem die Schuld der Länder ist und nicht der Bundesregierung. Man könnte nochmal betonen, warum das jährliche Plus für Max Planck & Co trotzdem eine großartige Idee war, wie es Deutschlands Forschung international nach vorn katapultiert hat und warum der Pakt für Forschung und Innovation deshalb – wenn auch mit veränderten Bedingungen – weitergehen muss. 

 

Oder man fragt sich gleich, was sich künftig besser machen lässt. Die Gelegenheit dafür ist günstig, denn sowohl der Pakt für Forschung und Innovation als auch der Hochschulpakt sollen 2019 neu verhandelt werden. 

 

Die Hochschulen fordern, dass sie künftig wie die Außeruniversitären ein regelmäßiges Plus erhalten. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) lehnt das ab. Ihre Begründung: Die Hochschulfinanzierung sei keine "originäre Aufgabe" des Bundes. Auch darüber könnte man jetzt lange streiten – oder einen Vorschlag machen, der Karliczek den Sprung über den Schatten ermöglicht. Weil er ihr Ministerium keinen Euro zusätzlich kosten würde.

 

Vom Pakt für Forschung und Innovation profitiert neben den vier großen Forschungsorganisationen bislang auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die nicht selbst forscht, sondern die Forschung an den Hochschulen fördert. Verdienstvoll und unverzichtbar, allerdings auch problematisch: Denn die Milliarden kommen größtenteils als Projektgelder. Und weil auch der DFG-Haushalt seit vielen Jahren jedes Jahr wächst, die Grundfinanzierung vieler Hochschulen aber nicht, ist der Anteil der Projektgelder an den Hochschulen in problematische Höhen gestiegen.  

 

Der Vorschlag: Bund und Länder nehmen die DFG für die nächsten fünf Jahre aus dem Pakt für Forschung und Innovation heraus. Überweisen ihr bestenfalls einen Inflationsausgleich. Und bezahlen mit dem Rest das jährliche Hochschulpakt-Plus. 

 

Von der Größenordnung würde das ziemlich gut passen. Zuletzt blätterte der Bund über 60 Millionen Euro für die jährliche Budgeterhöhung der DFG hin. Für den Hochschulpakt will Karliczek künftig knapp 1,9 Milliarden Euro pro Jahr ausgeben. Drei Prozent mehr beim Hochschulpakt würden den Bund also anfangs etwas unter 60 Millionen kosten. Und er könnte als Gegenleistung von den Ländern verlangten, dass sie nochmal knapp 60 Millionen drauflegen.

Die Folge für die Hochschulen: Mehr Grundfinanzierung, weniger Projektgelder. Und insgesamt mehr Budget für die Hochschulen. 

 

Die DFG könnte es aushalten, womöglich täte es ihr angesichts der jüngsten Governance-Debatten sogar ganz gut, mal nicht so dynamisch zu wachsen. Einen Haken hätte die Sache allerdings trotzdem. In der hochschulinternen Hackordnung steht die Forschung immer noch vorn, und von dem veränderten Geldfluss würde vor allem die Lehre profitieren. Auf Kosten der Forschung, wie einige behaupten würden, obgleich das so nicht stimmt, denn die zurzeit so üppigen Forschungsgelder würden ja keineswegs gekürzt werden. Sie würden nur langsamer wachsen. Und durch eine bessere Finanzierung der Lehre würden ja wiederum auch all jene Professoren entlastet, die immer lauter klagen, dass sie immer weniger Zeit für die Forschung hätten. 

 

 

Ob die Wissenschaftsminister aus Bund und Länder sich trauen werden? DFG-Präsident Peter Strohschneider ist übrigens einer, der die Universitäten als "Herzstück" bezeichnet. Der ihre Unterfinanzierung gern und wortreich beklagt. Das müsste das Umsteuern doch eigentlich erleichtern.

 

Dieser Kommentar erschien heute in gekürzter Fassung zuerst in meiner Kolumne "Wiarda will's wissen" im Tagesspiegel.