Erstmals seit 5. August meldete das RKI unter 1000 Neuinfektionen an einem Wochentag – leider ein Irrtum. Währenddessen gibt NRW-Familienminister Stamp eine vorbildliche Garantie für Kitas und Schulen ab.
HEUTE MORGEN habe ich zweimal auf die Corona-Tagesstatistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) geschaut. 782 gemeldete Neuinfektionen? Solche Zahlen kannte man seit Anfang August nur noch von Sonntagen und Montagen, wenn die Erkrankungen vom Wochenende berichtet werden und erfahrungsgemäß viele Gesundheitsämter nur unvollständige Statistiken liefern.
Der letzte vergleichbare Wochentag mit einer dreistelligen Zahl an Neuinfektionen war der 5. August (741). Wie stark der heute berichtete Rückgang gewesen wäre, zeigte auch der Vergleich zum Freitag vergangener Woche: 1571. Doppelt so viele.
Um 11 Uhr kam dann die Korrektur aus dem RKI. Zitat: "Aufgrund technischer Probleme wurden gestern am RKI nach 16 Uhr keine Daten, die aus den zuständigen Landesbehörden übermittelt worden sind, mehr eingelesen. Daher werden mit Datenstand 04.09.2020 0 Uhr ca. 650 Fälle zu wenig ausgewiesen. Das führt gleichzeitig dazu, dass in einigen Landkreisen für den heutigen Datenstand die 7-Tage-Inzidenzen unterschätzt werden."
Schade. So bleibt es doch bei dem leichten Rückgang der vergangenen Tage, den ich gestern analysiert hatte, und nicht bei einem drastischen Absinken der Zahlen.
Und so bleibt von ursprünglich zwei guten Nachrichten des Tages nur eine: Erstmals hat ein Landesminister die erneute Schließung von Kitas und Schulen in einer Klarheit ausgeschlossen, die vorbildlich ist.
NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) sagte laut Rheinischer Post: "Ich gebe den Familien als FDP-Landesvorsitzender und stellvertretender Ministerpräsident eine Bildungs- und Betreuungsgarantie ab: Es wird keine landesweite Schließung von Kitas und Schulen mehr geben. In meiner Verantwortung wird es nicht mehr zu einem flächendeckenden Lockdown von Bildungseinrichtungen kommen." Das gelte auch, falls die Infektionszahlen im Winter wieder stärken ansteigen sollten. "Wir müssen noch längere Zeit mit dem Virus leben und brauchen einen souveräneren Umgang der Politik mit dem Virus."
Stamp formuliert nichts Anderes als ein Commitent, das sich in der Politik von Bund und Ländern in den vergangenen Monaten Stück für Stück herausgebildet hat – als Schlussfolgerung aus den monatelangen kompletten oder teilweisen Kita- und Schulschließungen im Frühjahr. Zuletzt hatten unter anderem auch Kanzlerin Merkel und Bayerns Ministerpräsident Söder die Priorität von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie betont. Aber so deutlich so, ultimativ wie Stamp hat das bisher kaum ein verantwortlicher Politiker ausgedrückt.
Die bildungspolitische Corona-Strategie lautet jetzt: in Abhängigkeit von dem regionalen Infektionsgeschehen. Und sie folgt damit der politischen Corona-Strategie insgesamt.
Dazu passend (und auf Veranlassung auch durch Merkel) hat die Kultusministerkonferenz diese Woche ihren Corona-Hygienerahmen um einen Stufenplan für die Schulen ergänzt, der diese Regionalisierung anhand gemeinsamer Standards festschreibt - allerdings die konkreten Grenzwerte für die einzelnen Stufen den Ländern überlässt. Was Sinn ergibt, weil einzelne Bundesländer längst eigene Stufenpläne festgezurrt hatten. Auch für die Kitas gelten vielerorts bereits ähnliche Stufensysteme. Der Umgang mit Kitas und Schulen in der Pandemie wird damit transparenter, nachvollziehbar und verlässlicher.
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