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Jetzt sind die Kinder und Jugendlichen dran!

Die Corona-Zahlen steigen wieder, ein Dritte Welle droht. Können Kitas und Schulen trotzdem offen bleiben und zusätzlich die Älteren in den Unterricht zurückkehren? Sie können – und sie müssen. Wie? Indem die Politik endlich bereit ist, bei ihren Corona-Maßnahmen die nötigen Prioritäten zu setzen.

Bild: Vinicius Imbroisi / Pixabay. 

WENN DIESE PANDEMIE eines gezeigt hat, dann dies: Sie überrascht uns immer wieder, aber eigentlich nie positiv. Gerade bekommen das Angela Merkel und die Ministerpräsidenten zu spüren. Bei ihrer letzten Corona-Spitzenrunde am 10. Februar hatten sich die Regierungschefs von Bund und Länder für ein Zeitspiel entschieden und den eigentlich schon zu diesem Treffen versprochenen Stufenplan ( ein "Konzept für eine sichere und gerechte Öffnungsstrategie") vertagt – in der Hoffnung, dass bis Anfang März die Infektionszahlen weiter in den Keller rutschen würden. Und zwar so stark, dass der Politik unpopuläre Entscheidungen erspart bleiben würden.

 

Doch seit bald zwei Wochen ist die Abwärtsdynamik zunächst abrupt zum Stillstand gekommen, und seit mehreren Tagen drehen die 7-Tages-Inzidenzen mit zunehmendem Tempo ins Plus. Warum genau das so ist, ob das bereits die "Dritte Welle" ist, wie Merkel meint und vor allem wie stark die Entwicklung  mit der Ausbreitung der Virusmutationen zu tun hat: Ich habe es an anderer Stelle diskutiert und musste dabei einmal mehr festhalten, dass Deutschland dank seines mangelhaften Corona-Monitorings immer noch im Blindflug durch die Pandemie unterwegs ist. 

 

 Fest steht jedenfalls: Jetzt ist die Situation da, die vor allem Merkel unbedingt vermeiden wollte. Denn jetzt müssen sie und ihre Länderkollegen, wenn sie am nächsten Mittwoch erneut konferieren, Farbe bekennen. Wollen sie weiter öffnen, auch wenn die Inzidenzen steigen, oder sollen sie den Lockdown sogar noch verschärfen?


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Kehrtwenden bei Merkel
und Kretschmann

 

Die eben noch besonders von Merkel hochgehaltene 35er-Zielinzidenz für großzügigere Lockerungen etwa im Einzelhandel scheint die Kanzlerin bereits zu kassieren. Beim EU-Gipfel sagte Merkel jedenfalls laut Spiegel, es müsse geprüft werden, "ob wir uns durch vermehrtes Testen auch mit diesen Selbsttests einen Puffer erarbeiten können, sodass wir in der Inzidenz etwas höher gehen können als 35." Diese Prüfung sollte "gründlich" erfolgen. Es wäre der endgültige Abschied Merkels von der No-Covid-Strategie, für die sie angeblich Sympathien gehabt haben soll – wobei No-Covid-Befürworter schon die von Merkel mitgetragenen Beschlüsse der Februar-Runde als zu weitreichend betrachteten. 

 

Auf Länderseite vollzog zuletzt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) einen bemerkenswerten Kurswechsel. In einem Impulspapier für die Bund-Länder-Beratungen schlägt sein Staatsministerium vor, Bereiche, in denen das Infektionsrisiko "überschaubar" sei, schrittweise zu öffnen: Läden, Restaurants, Museen und perspektivisch auch Hotels. Voraussetzung: Nur Besucher mit negativem Test erhalten Zutritt. Die Stuttgarter Zeitung schreibt nüchtern: "Wie das genau funktionieren soll, ist noch nicht klar."

 

Ist aber auch gar nicht so entscheidend für den Moment. Ebenso wenig, dass eine perspektivische Abkehr von festen Inzidenzen, sollte sich die Bund-Länder-Runde auf eine solche verständigen, neben viel schweigender Zustimmung bei allen Corona-Müden lautstarke Proteste bei vielen Virologen und nicht zuletzt bei der Deutsche Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin auslösen würde. Die DIVI prognostiziert nämlich im Falle eines Lockdown-Endes am 7. März erneut explodierende Zahlen auf den Intensivstationen und fordert daher eine Verlängerung der Beschränkungen bis zum 1. April. Warum dann deren Proteste nicht so entscheidend wären? Weil die Realität, sollten der Aufwärtstrend bei den Corona-Zahlen noch ein paar Tage so weitergehen, auch das Träumen von Test-Puffern und Laden-Öffnungen durch Eingangskontrollen vorläufig obsolet machen dürfte.

 

Macht sie wieder für alle auf – auch wenn parallel
die Dritte Welle abgefangen werden müsste

 

Womit die Weichenstellungen, die Bund und Länder zu treffen haben, noch schwieriger und unpopulärer werden. Zumindest wenn sie ihr Versprechen, den Schulen und Bildungseinrichtungen eine Sonderrolle zu geben, nicht erneut brechen wollen. Die Kitas und Grundschulen sind bereits teilweise offen, die Rückkehr der älteren Kinder und Jugendlichen aus dem Distanzunterricht ist auf die Zeit nach dem 7. März vertagt worden – in den meisten Ländern ohne konkretes Datum. Wenn nun aber die Corona-Zahlen eben nicht weiter fallen, sondern, im Gegenteil, weiter deutlich steigen, was dann? 

 

"Macht die Schulen nie wieder zu", forderte Sebastian Puschner diese Woche im Freitag. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen: Macht sie erstmal wieder für alle auf. Auch wenn parallel die Dritte Welle abgefangen werden müsste. Genau das wäre nämlich die Art des Farbebekennens, das jetzt ansteht und das den Regierungschefs unendlich schwerfallen wird. Die öffentlichen Reaktionen wären kontrovers – allerdings womöglich nicht so kontrovers, wie manche erwarten würden. Vor allem aber wäre das Vorgehen ethisch richtig. Warum, will ich im Folgenden ausführen. Und muss dazu kurz ausholen.



Der Spielraum, den eine Gesellschaft im Umgang mit dem Coronavirus hat, ist durch den R-Wert beschrieben. Steigt der sogenannte Reproduktionswert längere Zeit über eins, bedeutet das, dass eine infizierte Person im Schnitt mehr als eine andere ansteckt – die Pandemie also an Dynamik gewinnt. Bleibt R möglichst dauerhaft kleiner als 1, nehmen die Infektionszahlen ab.

 

Gäbe es keinerlei gesellschaftliche Interaktion, läge R theoretisch bei 0. Das Virus wäre in zwei Wochen weg. Was natürlich nur ein Gedankenspiel ist, aber besagten Spielraum aufzeigt: Er besteht in der Menge gesellschaftlicher Interaktionen, die möglich ist, bevor R 1 erreicht. 

 

Die zuerst in Großbritannien festgestellte Virusmutation B.1.1.7 hat nach aktuellem Forschungsstand eine deutlich erhöhte Ansteckungswahrscheinlichkeit. Die DIVI zum Beispiel hat in ihrer Prognose mit einem Aufschlag von 35 Prozent gerechnet. Vereinfacht gesagt: Die Menge an gesellschaftlichen Interaktionen, die ohne Mutation einem R-Wert von genau 1 entsprach, würde jetzt zu einem R-Wert von 1,35 führen.

 

Der Lobbyisten-Streit
um den R-Spielraum

 

Auch das ist nur ein mathematisches Modell, der tatsächliche Ansteckungs-Aufschlag kann größer oder kleiner als 35 Prozent sein. Umgekehrt könnten die Impfungen vorrangig der Älteren dazu führen, dass wegen der anderen Demographie schon bald deutlich weniger schwere Krankheitsverläufe auf dieselbe Zahl an Neuinfektionen kommen – was die Debatte über die Aussagekraft fester Inzidenzwerte weiter verstärken dürfte. Trotzdem ist absehbar: Der Spielraum gesellschaftlicher Interaktion wird durch die Mutationen insgesamt noch kleiner. 

 

Und an der Stelle beginnt der gesellschaftliche Streit. Die No-Covid-Vertreter fordern: Nutzt den Spielraum möglichst wenig aus, dann ist das Virus schneller am Ende. Gleichzeitig bringen sich Einzelhändler, Restaurantbesitzer, Hoteliers, Museen und so weiter in Stellung und verlangen: Gebt uns endlich eine Perspektive. Sie könnten auch sagen: Gebt uns ein Stück des R-Budgets zwischen 0 und 1. 

 

Am erfolgreichsten Lobbyarbeit geleistet haben unterdessen die Industrie und die Bürowirtschaft. Vor allem haben sie eine effektive Homeoffice-Pflicht (über plakative Symbol-Verordnungen hinaus) zu verhindern gewusst. Die Politik hat, was man noch viel deutlicher benennen sollte als bisher, aus Angst vor einem erneut so starken Einbruch der Wirtschaftsleistung wie im Frühjahr die meisten Unternehmen bei der Verschärfung der Corona-Regeln mit extremer Vorsicht behandelt. Mit dem Ergebnis, dass die Mobilität im zweiten Lockdown nie auch nur in Ansätzen auf das Niveau des Frühjahrs gesunken ist – die Wirtschaft also ein Großteil des R-Budgets verfrühstückt hat.

 

Viele Menschen verhandeln dagegen gar nicht mehr. Sie nehmen sich ihre Budget einfach, indem sie die Abstandsregeln nicht mehr einhalten, beim Maskentragen nachlässig werden oder sich unerlaubt in größerer Runde treffen. Das ist die Corona-Müdigkeit, die die Regierungschefs am meisten fürchten und die sicherlich auch in den zuletzt gestiegenen Infektionszahlen zum Ausdruck kommt.

 

Für die Politik sind Kitas und
Schulen ein Paradoxon

 

Und genau hier kommen wieder die Kitas und Schulen ins Spiel. Sie bedeuten für die Politik ein Paradoxon. Auf der einen Seite ist ihre Schließung extrem folgenschwer für die Bildungs- und Teilhaberechte der Kinder und Jugendlichen und eine große Belastung für die Familien, weshalb Bund und Länder nach dem ersten Lockdown geschworen hatten: Wir haben gelernt, künftig haben Bildungseinrichtungen Priorität.

 

Doch auf der anderen Seite sind Kitas und Schulen öffentliche Einrichtungen, die sich wunderbar kontrollieren lassen. Sind sie zu, sind sie zu. Automatisch weniger Kontakte für Kinder und Jugendliche. Und für Millionen Eltern ebenfalls, die wegen der Betreuung ihre eigenen privaten und beruflichen Kontakte unweigerlich zurückschrauben müssen. Wodurch die Schließung von Bildungseinrichtungen zu einem Gewinn an R-Spielraum zu führen scheint wie kaum eine andere Maßnahme. Dabei spielt dann gar keine große Rolle, ob Kinder unter 12 tatsächlich das Virus weniger verbreiten als Erwachsene. Und auch dass zum Ausgleich Großeltern oder andere Verwandte aktiviert werden, um beim Aufpassen auf die Kinder zu helfen, dass Kinder zur gemeinsamen Betreuung privat gepoolt werden und es zudem in den Einrichtungen eine Notbetreuung geben muss, ist unter R-Gesichtspunkten vermeintlich das deutlich geringere Übel. 

 

Je mehr coronamüde Menschen die Pandemieregeln unterlaufen, je größer der Druck auf die Politik wird, Einzelhandel, Restaurants & Co eine Öffnungsperspektive zu geben, je effektiver die Wirtschaft sich gegen eine echte Homeoffice-Pflicht wehrt, desto stärker wird sich der Blick der Politik wieder auf die Schulen und die Kitas verengen. Also auf die weitere Beschränkung der Kinder und Jugendlichen zugunsten der Erwachsenen und des Wirtschaftslebens. Nicht weil das fair ist. Sondern weil es am einfachsten ist. 

 

Noch erscheint unwahrscheinlich, dass die bereits gegangenen Öffnungsschritte bei Kitas und Grundschulen (zumeist Wechselunterricht) rückgängig gemacht werden. Doch steht zu befürchten, dass die älteren Schüler – abseits der Abschlussklassen – noch sehr lange Zeit weiter zu Hause bleiben werden.

 

Soweit die nüchterne Lageeinschätzung. Wie konnte ich dann vorhin fordern: Macht die Schulen für alle wieder auf – auch wenn parallel die Dritte Welle abgefangen werden müsste?

 

Die Politik muss sich trauen, die Interaktionen
bei den Erwachsenen zusätzlich zu beschränken

 

Ganz einfach: Weil andere Länder zeigen, dass es geht. Weil das vorhandene R-Budget endlich zugunsten der Kinder und Jugendlichen umverteilt werden muss. Es muss Schluss sein mit der politischen Praxis, in Reden die Folgen der Schulschließungen zu beklagen, in der Realität den Jüngsten aber so stillschweigend wie regelmäßig am wenigsten vom Spielraum gesellschaftlicher Interaktion abzugeben. 

 

Ja, es kann sein und ist wie gesagt sogar wahrscheinlich, dass in den nächsten Wochen die Infektionszahlen wieder dynamisch ansteigen, dass das R-Budget noch kleiner wird. Dass es dann anstatt, siehe oben, um Lockerungen, um Verschärfungen geht. Und dann muss die Politik erst richtig Farbe bekennen. Sie muss die Wirtschaft und die Unternehmen stärker als bislang einschränken, sie muss außerdem im Zweifelsfall, wie andere Länder es vorgemacht haben, echte Ausgangssperren und Radiusbeschränkungen auch bei Inzidenzwerten deutlich unter 200 oder 150 verhängen. Wenn sie sich das aufgrund der allgemeinen "Corona-Müdigkeit" nicht traut, wenn sie stattdessen weiter verstärkt Kinder und Jugendliche in die Pflicht nehmen will, dann sollte sie diese Prioritätensetzung auch offen so einräumen. Und gleichzeitig mit dem Beschwören der vermeintlichen Vorrangstellung von Kitas und Schulen aufhören. 

 

Was würde eine Umverteilung des R-Budgets und eine gesamtpolitische Priorisierung zugunsten der Kinder und Jugendlichen außer den genannten Beschränkungen für den Rest der Gesellschaft bedeuten? Ein aus meiner Sicht realistischer Vorschlag:

 

- Kitas und Grundschulen müssen bis zu einer Inzidenz von 150 überall in den täglichen Regelbetrieb gehen. Darüber in den verkürzten Regelbetrieb (Kitas) und den Wechselunterricht (Grundschulen) – ohne erneute Komplettschließung egal bei welcher Inzidenz. 

 

- Weiterführende Schulen gehen in allen Landkreisen mit einer stabilen Inzidenz von unter 50 sofort in den täglichen Regelbetrieb. Über 50 bis 150 gehen sie in den Wechselbetrieb. Über 150 in den Distanzunterricht.

 

Meinen Bund und Länder es ernst, müssen sie endlich
massiv in offene Kitas und Schulen investieren

 

Die Inzidenzwerte können nach oben angepasst werden, wenn tatsächlich dank der zunehmenden Impfungen künftig auf dieselbe Inzidenzhöhe weniger schwere Krankheitsverläufe kommen sollten. In jedem Fall bleibt bzw. wird in den Schulen die Präsenzpflicht bis auf Weiteres grundsätzlich ausgesetzt.

 

Doch erschöpft sich die Priorisierung  von Kitas und Schulen natürlich nicht in der Öffnung. Bund und Länder müssen parallel massiv und kurzfristig investieren (zum Teil haben sie es schon getan oder zumindest versprochen):

 

- in die bereits versprochene Impfung der Lehrkräfte – allerdings zusätzlich auch der Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen. Zum Schutz der Pädagogen, vor allem aber auch weil sie laut RKI (siehe die Studie unten) sechsmal so häufig an Ausbrüchen beteiligt waren wie jüngere Schüler, also die Haupt-Virusverbreiter in den Schulen sind.

 

- in Schnelltests zweimal die Woche für Lehrkräfte und für Schüler. 

 

- in, solange die Infektionszahlen hoch sind, zum häufigen Austausch ausreichend viele FFP2-Masken für alle Lehrkräfte.

 

- in, auch wenn ihre Wirkung nicht unumstritten ist, ausreichend mobile Luftreiniger.

 

Im Wesentlichen können und sollten sich die Maßnahmen an der kürzlich veröffentlichten "S3-Richtlinie" orientieren, inklusive zeitversetztem Unterrichtsbeginn, Kohortenregelungen und zusätzlichen Verkehrsmitteln zum Schülertransport. Natürlich muss parallel der Ausbau des digital gestützten Unterrichts in Infrastruktur, Endgeräte, Didaktik, Inhalte und Lizenzen weitergehen. 

 

Völlig unrealistisch? Das macht die Politik so nicht? Kann sein. Trotzdem ist es richtig, sie an dem Ziel zu messen. Und sie auf zwei neue Veröffentlichungen hinweisen.

 

Die jüngsten
Erkenntnisse des RKI

 

Erstens: Eine Auswertung von Meldedaten und nationalen wie internationalen Studien durch das Robert-Koch-Institut (RKI) hat gerade erst ergeben, dass Schülerinnen und Schüler bei der Verbreitung des Virus "eher nicht als 'Motor' eine größere Rolle spielen, aber dass die Häufigkeit in einer engen Beziehung zur Inzidenz in der Gesamtbevölkerung steht". Mit anderen Worten: Die Gesellschaft als Ganzes steht in der Verantwortung, sich einzuschränken, um das Pandemiegeschehen zu kontrollieren. Denn dann ist es auch an Bildungseinrichtungen kontrollierbar.

 

Überraschend ist diese Feststellung des RKI nicht wirklich. Die amtlichen Meldedaten zeigen zudem den im Vergleich geringen Rückgang der Fallzahlen unter Kindern und Jugendlichen während des Lockdowns – trotz der Kita- und Schulschließungen, was logisch ist, wenn die Schülerinnen und Schüler vorher wie vom RKI eingeschätzt keine größere Rolle im bei der Verbreitung des Virus gespielt haben. 

 

Wobei das Institut betont, dass die vermutlich leichtere Übertragbarkeit von B.1.1.7. anscheinend in gleicher Weise auch Kinder und Jugendliche treffe, "was wiederum bei den Überlegungen zu Öffnungen berücksichtigt werden sollte". 

 

Zweitens: Ebenfalls vor kurzem hat das RKI einen Vorschlag für einen Corona-Stufenplan vorgelegt. Darin beschreibt es unter anderem den Anteil von Kitas und Grundschulen am direkten Transmissionsgeschehen als "niedrig bis moderat" und ihren Einfluss auf schwere Krankheitsverläufe als "niedrig". Weiterführende Schulen werden in den genannten Punkten von ihrer Wirkung als "moderat" eingeschätzt. Bemerkenswert ist indes, dass das RKI erstmals den einzelnen Corona-Bekämpfungsmaßnahmen auch ihre negativen gesamtgesellschaftlichen Begleiteffekte zuordnet. Bei der Schließung von Bildungseinrichtungen steht da rot unterlegt: "umfangreich". Kitas und Grundschulen sind die einzigen gesellschaftlichen Bereiche mit teilweise niedrigen Eindämmungseffekten bei umgekehrt umfangreich negativen Begleitfolgen der Maßnahmen.

 

Ganz ehrlich: Sollte das nicht allmählich mal als Argument reichen, um allen Kindern und Jugendlichen wieder die Möglichkeit zur Teilhabe zu geben? Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) hat heute in einer Pressemitteilung angegeben, dass in 20 der vergangenen 38 Unterrichtswochen Schule ausgefallen sei. Es reicht. 

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Kommentare: 3
  • #1

    Nicole Berger (Freitag, 26 Februar 2021 13:15)

    Lieber Herr Wiarda, ich danke Ihnen herzlich für Ihre klaren Worte und hoffe, dass diese endlich Gehör finden.
    Herzliche Grüße von einer 2-fachen Mutter und Psychologin.

  • #2

    Oliver Kuklinski (Samstag, 27 Februar 2021 00:07)

    Sehr schön klar dargestellt. Danke Jan

  • #3

    Bianca Schmidt (Montag, 01 März 2021 18:34)

    "Sollte das nicht allmählich mal als Argument reichen, um allen Kindern und Jugendlichen wieder die Möglichkeit zur Teilhabe zu geben?"

    Funktioniert umgekehrt genauso:
    "Uns ist bisher nichts besseres eingefallen." -
    "Sollte das nicht allmählich mal als Argument reichen, um allen Kindern und Jugendlichen wieder die Möglichkeit zur Infektion zu geben?"

    _Natürlich_ sollen alle Kinder die Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen, aber es nicht in Ordnung, dafür Infektionen von Kindern und Lehrkräften (und indirekt deren Familien) in Kauf zu nehmen, die einen schlimmen Verlauf nehmen können.
    Es ist und bleibt ein Trauerspiel, was den Beteiligten an Infektionsschutzmaßnahmen _auch nach einem Jahr_ zugebilligt wird, und dass in einigen Bundeländern immer noch mit Präsenzpflicht gedroht wird.