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Drei Jahre Funkstille

2018 hat die Hochschulrektorenkonferenz die DEAL-Verhandlungen mit dem Wissenschaftsverlag Elsevier ausgesetzt. Haben sich beide Verhandlungspartner verkalkuliert?

Foto: klimkin / Pixabay.

DIE VERHANDLUNGEN VERLIEFEN SCHLEPPEND, und so entschieden sich Horst Hippler und seine Mitstreiter zur Eskalation. "Die überhöhten Forderungen des Verlags Elsevier haben uns gezwungen, die Verhandlungen des Projekts DEAL der Allianz der Wissenschafts­organisationen mit dem Verlag zu unterbrechen", teilte Hippler mit, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Verhandlungsführer und Sprecher des DEAL-Lenkungsausschusses

 

Das war im Juli 2018. Zweieinhalb Jahre später ist Hippler längst im Ruhestand. Aber die Verhandlungen mit Elsevier, dem weltgrößten Wissenschaftsverlag, sind immer noch ausgesetzt. DEAL sei mit Elsevier "weiter informell im Gespräch, um eine gemeinsame Perspektive zu finden", sagt Hipplers Nachfolger als DEAL-Verhandlungsführer, Günter M. Ziegler. Perspektiven wofür? Zunächst einmal dafür, überhaupt wieder miteinander zu verhandeln.

 

Währenddessen teilt Elsevier mit, man sei "weiterhin bereit, formale Verhandlungen aufzunehmen, sobald das DEAL-Team dazu bereit ist." Irgendwer, so scheint es, hat sich gewaltig verkalkuliert. 

 

Die großen Ambitionen
hinter DEAL

 

2014 gestartet, formuliert der Projektname zugleich den Anspruch: Einen DEAL wollen die deutschen Wissenschaftsorganisationen mit den großen Wissenschaftsverlagen aushandeln, Nationallizenzen, die an die Stelle teurer Einzelabos treten und den dauerhaften Zugriff auf die gesamten Zeitschriften-Portfolios der Verlage erlauben sollen. Parallel wollen die Hochschulen und Forschungseinrichtungen den Umstieg auf Open Access erreichen, "ohne Zusatzkosten und Embargofristen" für die Autoren an den DEAL-Einrichtungen – was bedeutet, dass künftig nicht mehr die Leser einer wissenschaftlichen Publikation zahlen sollen, sondern die Institutionen, die hinter den Autoren stehen.

 

Zweimal hat DEAL schon einen solchen abgeschlossen: erst mit Wiley, dann mit Springer Nature, den beiden anderen Großverlagen, die zusammen aber nur in etwa so viel publizieren wie Elsevier allein. Allerdings stellte sich schon beim Abschluss dieser beiden Verträge heraus, dass nicht alle hochfliegenden DEAL-Ambitionen realisiert werden konnten.

 

Vor allem das von Hippler noch 2018 ausgegebene Ziel, "der für die Bibliotheken ruinösen Preisentwicklung bei den wissenschaftlichen Zeitschriften" ein Ende zu machen, wurde nach Meinung vieler Bibliothekare verfehlt. Auch ist die dauerhafte Aufteilung der Kosten zwischen den Wissenschaftseinrichtungen strittig. Parallel wächst die berechtigte Sorge kleinerer Verlage, dass DEAL den Wettbewerb noch stärker zugunsten der Großen verzerren könnte

 

Doch brauchte DEAL die Abschlüsse mit Wiley und Springer Nature schon deshalb dringend, um überhaupt Fortschritte vorweisen zu können. Denn seit das Konsortium die Gespräche mit Elsevier ausgesetzt hat, ist sich der Verlag, der traumhafte Umsatzrenditen von über 30 Prozent erzielt, mit zahlreichen anderen ausländischen Wissenschaftseinrichtungen und nationalen Verbänden einig geworden.

 

Gekündigte Verträge und
gesperrte Zugänge 

 

Während sich die Situation für die deutsche Wissenschaft so darstellt: Die meisten Bibliotheken, Hochschulen und Forschungseinrichtungen befinden sich in einem vertragslosen Zustand mit Elsevier, 76 davon seit bald fünf Jahren. Denn sie hatten, ermutigt von den DEAL-Verhandlungsführern, schon im Oktober 2016 ihre Abos gekündigt, um den Verlag weiter unter Zugzwang zu setzen. Weitere 111 Institutionen folgten 2017, wie aus einer von DEAL bereitgestellten Übersicht hervorgeht, Ende 2018 dann sogar die Max-Planck-Gesellschaft mit ihrer Max Planck Digital Library. Parallel legten viele angesehene Wissenschaftler ihre Herausgebertätigkeiten für Elsevier nieder. 

 

Zunächst hatte der Verlag aus Angst, auch noch die letzten Sympathiepunkte bei Wissenschaftlern und Studenten zu verlieren, die Nutzung seiner Zeitschriften an den betroffenen Einrichtungen kostenfrei weiterlaufen lassen. Bis zum Verhandlungsabbruch durch die HRK im Juli 2018: Danach machte Elsevier die Gratis-Zugänge dicht. 

 

Kurz danach beklagten sich über 30 Journal-Herausgeber in einem Offenen Brief. Eine weitere Nutzung von Elsevier-Publikationen, "dieser für ihre Arbeit unabdingbaren Ressourcen", sei für viele Forscher "nur unter großen Schwierigkeiten möglich." Besonders betroffen sei der wissenschaftliche Nachwuchs, der durch Zeitverträge und feste Abgabetermine unter einem "oft existentiellen Zeit- und Leistungsdruck" stehe.



Nur ein paar Unzufriedene, deren Meinungsäußerungen nicht repräsentativ sind für die deutsche Wissenschaftsszene, die geeint hinter DEAL steht? Die HRK jedenfalls sprach zur selben Zeit von einer Situation "ohne nennenswerte Probleme".

 

Und heute, über zwei Jahre später? Sei die "Akzeptanz für die Situation und für die Notwendigkeit der Maßnahmen trotz der damit zum Teil auch verbundenen Einschränkungen nach wie vor auf allen Ebenen sehr groß", sagt Günter M. Ziegler, der im Hauptberuf Präsident der Freien Universität (FU) Berlin ist. Durch die Vertragskündigungen bzw. Nichtverlängerungen erfahre DEAL "einen außerordentlich starken Rückhalt durch die Wissenschaftseinrichtungen, die mit dieser Maßnahme zum Ausdruck bringen, dass sie unsere gegenüber Elsevier von Anfang an klar formulierten Verhandlungsziele weiterhin unterstützen."

 

Wer braucht den DEAL
eigentlich dringender?

 

Im Übrigen, fügt Ziegler hinzu, lasse sich der Aufwand für Hochschulen und Forschungseinrichtungen, sich die benötigte Literatur wegen fehlender Verträge anderweitig zu besorgen, "nicht seriös beziffern, die insgesamt anfallenden Kosten dürften aber deutlich unter dem Volumen der früheren Subskriptionszahlungen an Elsevier liegen." Was natürlich die von vielen Forschern berichteten organisatorischen Schwierigkeiten ausblendet, doch Zieglers Botschaft ist klar: Elsevier braucht den Vertrag dringender als die deutsche Wissenschaft.

 

Ist das so?

 

Bei der entsprechenden Anfrage an Elsevier kommt zunächst eine gewundene Antwort zurück, die jegliche finanzielle Aussage vermeidet. Nach einem Nachhaken schickt die vom Verlag beauftragte Kommunikationsagentur folgendes Statement: Kosten seien "nicht der einzige wichtige Faktor. Deutsche Forscher müssen gerade einen erheblichen Teil ihrer wertvollen Zeit für die Suche nach Artikeln aufwenden, auf die sie früher sofortigen Zugriff gehabt hätten." Das sei ein "ernstes Problem." Und was die Kosten angehe: "Unserer Einschätzung zu Folge ist die Suche nach Artikeln aus alternativen Quellen mit einem signifikanten zeitlichen und finanziellen Mehraufwand verbunden."  

 

Die HRK sagt also, der vertragslose Zustand sei billiger. Elsevier sagt: Er sei teurer. Wer Recht hat, lässt sich nicht nachprüfen.

 

Laut dem Großverlag publizierten Wissenschaftler aus der Bundesrepublik weiter "rund 15.000 Artikel pro Jahr bei Elsevier." Man fühle sich geehrt, "dass deutsche Forscher weiterhin auf Elsevier vertrauen. Dies zeigt sich in der anhaltend starken Nachfrage nach unseren hochwertigen Zeitschrifteninhalten sowie einem Anstieg der Einreichungen aus Deutschland für unsere Journale."

 

Und dann geht der so diplomatisch daherkommende Verlag zu einem nett verpackten Gegenangriff über: Viele der erwähnten 15.000 Artikel würden "im Rahmen einer transformativen Vereinbarung mit DEAL" im Open Access veröffentlicht werden können. Doch sei Open Access in Deutschland "nicht so weit fortgeschritten, wie es hätte sein können, da Deutschland gegenwärtig eines der wenigen Länder in Europa ist, das kein Open-Access-Abkommen mit Elsevier hat".

 

Bereit, wenn
du es bist

 

Laut Elsevier sieht sie also ganz anders als von der HRK dargestellt aus, die Bilanz nach bald fünf Jahren Vertragslosigkeit: höhere Kosten für die Wissenschaft und weniger Open Access als in anderen Ländern. 

 

So oder so müssen sich beide Seiten, je länger die Verhandlungen ausgesetzt bleiben, vorhalten lassen, welchen Unterschied es überhaupt noch macht, ob die große "Transformation", der große DEAL mit Elsevier, tatsächlich noch kommt. Und wer ihn tatsächlich noch  braucht. Denn es scheint ja nach ihrer beider Meinung auch so zu gehen. 

 

Weil sie das wissen, betonen HRK und Elsevier indes unisono, sie seien zur Fortsetzung der offiziellen Gespräche bereit. Und scheinen doch darauf zu warten, dass der jeweils andere zuerst zuckt. 

 

Gefragt, wie der Verlag seinerseits die Verhandlungen wieder in Gang zu bringen gedenke, teilt Elsevier wolkig mit: "Obwohl wir sehr gehofft hatten, zum jetzigen Zeitpunkt einige positive Nachrichten bezüglich des Fortschritts mitteilen zu können, verstehen wir, dass das Projekt DEAL zunächst noch einige Herausforderungen lösen muss." Und zwar hauptsächlich "im Zusammenhang mit der Umwidmung von Finanzströmen zur Unterstützung zukünftiger Vereinbarungen".

 

Was genau soll das denn heißen? Günter M. Ziegler antwortet, vermutlich seien die Verfahren gemeint, "mit denen sich Projekt DEAL nach Abschluss der zwei ersten Verträge auf die nächste Projektphase einstellt und mit denen der erfolgreich begonnene Prozess in einen dauerhaften Mechanismus überführt werden soll." Dazu gehörten "eine Reihe interner Umstellungen und Entwicklungen, etwa die gerade erfolgte Finalisierung einer neuen Website für die praktische Abwicklung der Verträge." Womit Ziegler kaum weniger wolkig klingt als Elsevier. 

 

Der Brandbrief der
Allianzorganisationen

 

Ziemlich konkret ist demgegenüber der Brandbrief, den die Präsidenten aller Allianz-Wissenschaftsorganisationen Mitte März an die Vorsitzenden der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) geschickt haben.

 

Darin warnen sie, dass sich durch Open Access die Publikationskosten verschöben und zu einer finanziellen Belastung derjenigen würden, "die in besonderer Weise für die Produktion und die Entwicklung des wissenschaftlichen Wissens und das internationale Ansehen der deutschen Forschung stehen." Von "substanziellen" Mehrkosten ist die Rede, die "im Rahmen guter Verhandlungsergebnisse" durch DEAL nur teilweise gemindert werden könnten.

 

Auch die Umschichtung zwischen den Wissenschaftseinrichtungen reiche nicht, weil gerade die weniger publizierenden Hochschulen und Institute zunächst weiter steigende Abo- oder Open Access-Kosten bei anderen Verlagen zu tragen hätten. Und überhaupt verursache der Umbau hin zu Open Access "kontinuierliche Transaktionskosten."

 

Ergo die Forderung an die GWK-Vorsitzenden, Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und den rheinland-pfälzischen Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD): Mehr Finanzmittel durch Bund und Länder seien vonnöten. 

 

Gefangen in der
Kostenspirale?

 

Und die Publikationsförderung müsse künftig anders laufen: nicht an die Forschungsprojekte, sondern zentral an die Wissenschaftseinrichtungen, auch (wie von der DFG bereits vorgesehen) bei Drittmitteln. Außerdem sollten Bund und Länder bitte ihre Ressortforschungseinrichtungen und die Staats- und Landesbibliotheken zu DEAL-Mitgliedern machen, denn diese würden ansonsten im Open-Acess-Modell, dessen "geborene Nutznießer" sie seien, um bis zu sieben Millionen Euro Abokosten jährlich entlastet – ohne selbst großartig Publikationskosten zu haben.  

 

Die German U15 und die TU9 ergänzen in eigenen Stellungnahmen an die GWK, dass sie "mit Sorge" sähen, dass der Übergang zu Open Access "mittelfristig mit erheblichen finanziellen Mehrbelastungen für forschungs- und publikationsstarke Universitäten verbunden sein wird". Bei künftigen Verträgen (gemeint ist natürlich vor allem der mit Elsevier) dürften Preissteigerungen "auf keinen Fall akzeptiert werden". 

 

In der Bibliotheksszene wird hinter vorgehaltener Hand bereits von "Bettelbriefen" der Allianz gesprochen, weil den forschungsstarken Universitäten die Felle davonschwämmen. Dabei sei DEAL doch einst angetreten mit der Aussage, dass genug Geld im System sei und man nur dessen Laufrichtung ändern müsse. "Wenn Elsevier nach dem gleichen Muster der bereits geschlossenen Verträge hinzukäme, müsste sich der Etat bei manchen Bibliotheken verdoppeln – nur für die drei Verträge", sagt ein Insider. "Das kann alles nicht funktionieren, man hat mutwillig eine Entwicklung vom Zaun gebrochen, die auf die Zeitschriftenkrise die Artikelkrise draufsattelt, ohne dass die Kostenspirale irgendwie absehbar wäre."

 

Doch zurück zum Vor-DEAL-Zustand können die Bibliotheken auch nicht mehr. Denn für die alten Elsevier-Einzelverträge fehlt ihnen, selbst wenn sie diese wieder wollten, inzwischen das Geld: Es ging für die Inflation drauf und vor allem für die Finanzierung der DEAL-Verträge mit Wiley und Springer Nature. 

 

Derweil wird der vertragslose Zustand aber auch für den weltweit tätigen Verlag Elsevier immer peinlicher. Doch den DEAL-Partnern finanziell entgegenzukommen, scheint der seit 2019 mit der Managementexpertin Kumsal Bayazit neu besetzten Chefetage auch nicht in den Sinn zu kommen. Stattdessen treiben Elsevier und sein Mutterkonzern, die RELX Group, die Geschäft mit den Nutzerdaten abseits der klassischen Journalpublikationen voran: "Harnessing the Power of Big Data" lautet einer der Slogans. Hier lockt sie bereits: die nächste Rendite-Goldgrube.

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Kommentare: 6
  • #1

    Open Access-Fan (Montag, 29 März 2021 10:25)

    "Denn für die alten Elsevier-Einzelverträge fehlt ihnen, selbst wenn sie diese wieder wollten, inzwischen das Geld: Es ging für die Inflation drauf und vor allem für die Finanzierung der DEAL-Verträge mit Wiley und Springer Nature. "

    Das ist falsch. Die Einrichtungen zahlen (s. Projekt-DEAL-Website) bis heute bei für Springer und Wiley (noch) auf Basis ihrer 2017er-Subskriptionsbudgets. Die wären ohne DEAL sicher stärker gestiegen.
    Wenn kein Geld für Elsevier mehr da ist, liegt also nicht daran, dass das Geld (derzeit) bei den anderen beiden Verträgen gebraucht würde.

  • #2

    Gerhard Bludau (Montag, 29 März 2021 11:39)

    Da ist sicher ein sehr komplexes Problem. 30% Rendite für
    Elsevier. Da gab es mal eine berühmte Stelle bei Marx und
    Engels im "Kommunistischen Manifest". Mit dem Wissen
    der Autoren Profit zu treiben, ist nicht nur extrem unanständig, sondern auch kontraproduktiv für den allgemeinen Fortschritt. Warum werden die Verlage eigentlich nicht gezwungen oder angehalten, die sehr
    aufwändigen Gutachten (wenn sie denn anständig gemacht werden) zu vergüten? Die dafür bestehenden
    Regelungen sind in der Regel einfach lächerlich und m.E. für die Gutachter unanständig. Das wäre vielleicht auch eine Art Bremse gegen zu viele "flache" Publikationen und Gutachten).
    Die "open access"-Politik kann auch nicht gut sein, wenn
    gerade junge Autoren zur Geldbeschaffung gezwungen werden, um ihr Wissen zu publizieren. Lediglich unter dem Aspekt der Ausbremsung schlechter Publikationen
    ist dieser Umweg vielleicht tolerabel.

  • #3

    Forscher (Montag, 29 März 2021 12:10)

    Vielen Dank für den spannenden Artikel!
    Ich kenne niemanden in meinem Umfeld, für den Artikel in Elsevier-Journalen nun weniger leicht zugänglich wären. Dafür sind andere Wege der Verbreitung und Beschaffung wissenschaftlicher Artikel (über pre-prints,researchgate, sci-hub, ...) zumindest unter jüngeren Forschern mittlerweile viel zu verbreitet.
    Sehe keine Alternative zu einer harten Linie gegenüber Elsevier.

  • #4

    Stefan (Montag, 29 März 2021 12:28)

    Mit dem bei Elsevier eingesparten Geld werden unter anderem nicht-kommerzielle, aus der Community kommende Open-Access-Plattformen wie SciPost oder OLH unterstützt. Solche Initiativen zeigen, dass man für einen Bruchteil des Geldes (und ohne Kosten für die Autor:innen) publizieren kann, wenn man die Wissenschaft und nicht die Taschen der CEOs und Aktionär:innen im Sinn hat.

  • #5

    Jan-Martin Wiarda (Montag, 29 März 2021 12:30)

    @ Open Access-Fan:

    Einerseits. Es gibt aber eine Lücke zu den eigentlich fälligen Kosten, die, wie ich höre, als "True Up" ausgewiesen wird – mit der Möglichkeit der freiwilligen Nachzahlung.

    Wie und wohin genau die Kosten derzeit "weggeschmuggelt" (nicht mein Wort, sondern aus der Szene) werden, weiß ich nicht. Fest steht, dass das nicht nachhaltig ist und irgendwer am Ende die Mehrkosten wird zahlen müssen. Was den Brandbrief an die GWK sicherlich befördert hat. Corona tut sicherlich ein Übriges.

  • #6

    Fred Wander (Montag, 29 März 2021 13:14)

    Insbesondere Elsevier "erschleicht" sich die enormen Rendite dadurch, daß die eigentliche Arbeit an die Editoren und vor allem die Gutachter verlagert wird. Im Grunde wird hier bösartig ausgenutzt, daß nicht hauptamtlich damit befaßte Wissenschaftler aus Anstand und Achtung vor der Wissenschaft enorme Arbeit leisten. In meinen "Nischen" beobachte ich mit Entsetzen, wie schwer qualifizierte Gutachter zu finden sind. Darüber hinaus ist Elsevier so unanständig, mit der Produktion von farbigen Grafiken zusätzlich Geld zu verdienen. Die
    Verantwortlichen haben gewiß keine Vorstellung, wie aufwändig die Erzeugung geeigneter Abbildungen aus
    oft riesigen Datenmengen ist. Dabei ist die Reproduktion farbiger Abbildungen technisch ziemlich einfach und für die Lesbarkeit von Artikeln oft essenziell. Bei Springer Nature staunt man, daß man bei Edeljournalen wie "Nature" und "Science" nicht ganz normal mit Latex-Dokumenten arbeiten kann. Die Erzeugung von mathematischen Formeln ohne Latex ist da oft ein Graus.