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"Der Bildungsgipfel scheint eher ein Bildungsgipfelchen zu sein"

Karin Prien (CDU), Bildungsministerin des Landes Schleswig-Holstein. Foto: Frank Peter.

1. Was ist für Sie das größte Problem in unserem Bildungssystem?

 

Es gibt eine ganze Reihe von großen Herausforderungen, angefangen bei den versäumten Chancen in der frühkindlichen Bildung und Sprachvermittlung in der Kita, beim Lehrkräftemangel und der Qualität der Lehrkräfteaus- und -fortbildung etwa im Kontext der Digitalisierung. Das größte Problem aber ist, dass es uns derzeit nicht gelingt, einer immer heterogeneren Schülerschaft die basalen Kompetenzen in Lesen, Schreiben und Rechnen zu vermitteln. Wir können es uns einfach nicht erlauben, dass jedes Jahr bis zehn Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss verlassen.

 

2. Hat der Bildungsföderalismus in Deutschland langfristig eine Zukunft?

 

Eine erfolgversprechende Reform des Bildungsföderalismus wird nur mit einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Ländern gelingen. Es geht darum, dass die Länder stärker verpflichtend zusammenarbeiten, was entweder durch einen Staatsvertrag oder eine Grundgesetzänderung gelöst werden kann. Die Zusammenarbeit muss besser werden zwischen Kita und Schulbereich, aber auch mit der Jugendhilfe. In ausgesuchten Bereichen müssen Bund, Länder und Kommunen verpflichtend zusammen arbeiten. Wir brauchen mehr horizontale und vertikale Kooperation. Und die Bereitschaft auf allen Ebenen mehr Geld in die Bildung zu investieren.

 

3. Welche konkreten Erwartungen haben Sie in diesem Zusammenhang an den Bildungsgipfel?

 

Der Bildungsgipfel scheint eher ein Bildungsgipfelchen zu sein. Die Art der Veranstaltung und das Format eignen sich leider überhaupt nicht, um Lösungen für die Herausforderungen in unserem Bildungssystem zu vereinbaren. Man sollte die Erwartungen an solch eine Veranstaltung nicht zu hoch hängen. Der Prozess müsste mit den Ländern gemeinsam aufgesetzt werden und eine Fortsetzungsperspektive haben.