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Jetzt nicht das Ziel aus den Augen verlieren

Deutschland ist das Land der exzessiven Postdoc-Befristung. Das zu ändern, muss Sinn und Zweck jeder WissZeitVG-Reform bleiben. Vier Vorschläge, wie das gelingen kann. Ein Gastbeitrag von Amrei Bahr, Simon Pschorr, Geraldine Rauch und Tobias Rosefeldt.

Amrei Bahr, Simon Pschorr, Geraldine Rauch, Tobias Rosefeldt (von links). Fotos: privat.

DIE DISKUSSION um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) hat sich auf die Frage nach der Länge befristeter Beschäftigung in der Postdoc-Phase zugespitzt. So wichtig diese Diskussion ist, droht dabei das maßgebliche Ziel der Reform aus dem Blick zu geraten: Es braucht deutlich mehr attraktive, dauerhafte Perspektiven für hochqualifizierte Wissenschaftler:innen, die der Wissenschaftsstandort Deutschland anderenfalls an die Industrie oder das Ausland verliert. Wie aber lässt sich dieses Ziel erreichen? Wir haben vier Vorschläge, wie der Bund über das WissZeitVG und durch flankierende Maßnahmen eine nachhaltige Stellenstruktur für Postdocs so gestalten kann, dass Beschäftigte, Arbeitgeber und Gesellschaft profitieren.

 

Eine Erfolgwahrscheinlichkeit
von 31 Prozent ist inakzeptabel

 

Rund 60 Prozent der 75.583 promovierten nicht-professoralen Wissenschaftler:innen an deutschen Hochschulen sind befristet beschäftigt. Bis zum 42. Lebensjahr, dem Durchschnittsalter der Erstberufung auf eine Professur, sind es sogar fast 85 Prozent. An außer-universitären Forschungseinrichtungen (AUF) ist die Quote kaum besser: 72 Prozent der 36.674 unter 45-jährigen Postdocs hat dort keinen Dauervertrag). 

 

Diese Befristungsanteile sind nicht nur im Vergleich zum allgemeinen Arbeitsmarkt unverhältnismäßig hoch (dort sind lediglich 7,5 Prozent der über 25-jährigen befristet). Sie führen auch dazu, dass es viel zu viele Kandidat:innen für viel zu wenige Dauerstellen gibt. Das liegt vor allem am unterschiedlichen Besetzungszyklus befristeter und unbefristeter Stellen. Befristet besetzte Postdoc-Stellen können derzeit alle sechs Jahre neu besetzt werden.

 

Von den insgesamt etwa 72.000 auf Zeit besetzten Postdoc-Stellen an Hochschulen und AUFs kommen deswegen pro Jahr etwa 12.000 neue Bewerber:innen für Dauerstellen auf den akademischen Arbeitsmarkt. Dem stehen jährlich schätzungsweise 3.700 freiwerdende Dauerstellen gegenüber. (Laut Statistischem Bundesamt werden im Zeitraum 2021 bis 2030 pro Jahr durchschnittlich rund 1.740 Professuren und 1.330 unbefristete Mittelbaustellen an den Hochschulen frei. Dazu kommen geschätzte 600 Dauerstellen an den außeruniversitären Forschungseinrichtungen.) Das Verhältnis zwischen Dauerstellen und Neubewerber:innen liegt also etwa bei 3,2:1: Für befristete Postdocs beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass sie dauerhaft in der Wissenschaft arbeiten können, also nur 31 Prozent.

 

Dauerstellen für alle kann keine Hochschule bieten, und das fordert auch niemand. Aber eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 31 Prozent ist inakzeptabel – vor allem wenn erst im Alter von etwa 40 Jahren entschieden wird, wer die 69 Prozent sind, die auf der Strecke bleiben und sich beruflich umorientieren müssen. 

 

Ein deutliches Mehr an Dauerstellen würde allen nützen: Arbeitnehmer:innen, Arbeitgeber:innen und Gesellschaft. Denn durch das ständige Auswechseln seiner Postdocs büßt der Wissenschaftsstandort Deutschland immer wieder Expertise ein, in deren Erwerb er teils über Jahrzehnte öffentliche Gelder investiert hat. Die perspektivlose Postdoc-Phase vertreibt exzellente Wissenschaftler:innen ins Ausland, ist familienunfreundlich und benachteiligt marginalisierte Gruppen.

 

Da sich die Zahl der Bewerber:innen zudem über die Jahre hin akkumuliert, gibt es in vielen Fächern mittlerweile ein groteskes Verhältnis von Bewerbungen und frei werdenden Dauerstellen, das individuelle Chancen auf eine erfolgreiche Karriere zusätzlich verringert. Dieses Missverhältnis beweist die Ineffektivität der aktuellen Rechtslage. Das Ziel, die Normalität unbefristeter Beschäftigung durch das WissZeitVG zu sichern, wird um Längen verfehlt – weshalb Paragraph 2, Absatz 1, Satz 2 des Gesetzes, die Rechtsgrundlage für die "Qualifizierungsbefristung" von PostDocs, verfassungs- und europarechtswidrig ist. Der Gesetzgeber muss handeln, damit mehr attraktive Dauerperspektiven geschaffen werden.

 

Befristungsdauer oder

Befristungsanteil senken?

 

Eine Verkürzung der Befristungsdauer allein löst das Problem nicht. Würde dieselbe Anzahl befristeter Stellen alle vier Jahre neu besetzt, stiege das Verhältnis von Bewerber:innen zu freien Stellen auf 4,9:1, und die Chancen auf eine erfolgreiche akademische Karriere sänke sogar auf magere 20 Prozent. Nur wenn die zulässige Befristungsdauer so kurz ist, dass sie kein beständig rotierendes Personalkarussell mehr ermöglicht, kann dadurch indirekt die Einrichtung von mehr Dauerstellen, Stellen mit Anschlusszusage oder Tenure Track bewirkt werden. Das wäre ein wichtiger Schritt.

 

Um ihr Ziel nicht zu verfehlen, darf die Reform hier aber nicht stehenbleiben. Es braucht weitere Maßnahmen, darunter eine Befristungshöchstquote. Wie hoch eine solche Quote in einer nachhaltigen Stellenstruktur am Ende sein sollte, muss Gegenstand weiterer politischer Diskussionen sein. Aus unserer Sicht sollte der Befristungsanteil langfristig halbiert werden. Auf jeden Fall sollte er schrittweise so lange gesenkt werden, bis das Verhältnis von Dauerstellen zu geeigneten Bewerber:innen wieder ins Lot gebracht ist. Man könnte beispielsweise über 20 Jahre hin jährlich 3.000 neue Dauerstellen schaffen. So würden auch zukünftige Generationen vom Strukturwandel profitieren.

 

Was der Gesetzgeber
jetzt tun sollte

 

Unabhängig vom Ausgang der Diskussion über die zulässige Befristungsdauer eignen sich folgende Maßnahmen dazu, mehr dauerhafte Perspektiven für Postdocs zu schaffen:

 

1. Evaluation der Zielerreichung als Teil des neuen WissZeitVG: Paragraph 8 des Gesetzes sollte eine neue Evaluierungsverpflichtung mit konkretem Evaluierungsziel enthalten. Beispielsweise: "Die Auswirkungen dieses Gesetzes auf das Verhältnis der nach diesem Gesetz befristet beschäftigten Promovierten zu unbefristet beschäftigten Promovierten (Befristungsanteil) werden zum [Evaluationsdatum] evaluiert. Bis dahin ist ein Befristungsanteil von höchstens [avisierter Befristungsanteil] zu erreichen.

 

2. Finanzierung des Strukturwandels durch Drittmittel: Der Wissenschaftsrat hat kürzlich angeregt, die Overheadquote von Drittmittelprojekten zu verdoppeln. Institutionen sollten per Zweckbindung dazu angehalten werden, den zusätzlichen Overhead zur Senkung des Befristungsanteils zu nutzen (in Analogie zu den zweckgebundenen Zusatzmitteln für Gleichstellungsmaßnahmen). Besonders effektiv wäre es, wenn die Mittel ausschließlich zur Finanzierung der Mehrkosten eingesetzt werden dürften, die durch Umwandlung bisheriger befristeter in unbefristete Stellen entstehen.

 

3. Drittmittelanträge an Stellenkonzepte binden: Künftig sollten Hochschulen und AUFs in Drittmittelformaten, an denen der Bund beteiligt ist, zum Vorlegen von Konzepten für eine nachhaltige Stellenstruktur verpflichtet sein (wieder vergleichbar mit den Gleichstellungskonzepten der Hochschulen). Darin müssen verbindliche Maßnahmen nachgewiesen werden, um den Anteil befristeter Beschäftigung auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren.

 

4. Mindestvertragslaufzeit für drittmittelfinanzierte Postdoc-Stellen: Dadurch kann verhindert werden, dass sich das Besetzungskarussell auf den befristeten Stellen zu schnell dreht. Denn Mindestvertragslaufzeiten beugen dem Ausweichen auf Drittmittel vor und verbessern zugleich die Arbeitsbedingungen Drittmittelbeschäftigter.

 

Als Bundesgesetz- und größter Drittmittelgeber verfügt der Bund über die nötige Gestaltungsmacht, um die Reform des deutschen Wissenschaftssystems mit Verbindlichkeit für alle Länder und Arbeitgeber:innen anzustoßen. Besonders die Parteien, die sich eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft auf die Fahnen geschrieben haben, müssen ihrem politischen Willen nun Taten folgen lassen.

 

Amrei Bahr ist Juniorprofessorin für Philosophie der Technik & Information an der Universität Stuttgart und Mitinitiatorin von "#IchbinHanna". Simon Pschorr ist Staatsanwalt und abgeordneter Praktiker an der Universität Konstanz. Geraldine Rauch ist Präsidentin der Technischen Universität Berlin. Tobias Rosefeldt ist Professor für klassische deutsche Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin.


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Kommentare: 29
  • #1

    Hanna (Dienstag, 16 Mai 2023 01:12)

    Danke für diese konstruktiven und aus meiner Sicht machbaren Vorschläge. Eine Reform kann jetzt nur noch am Willen scheitern. - Zum Befund: "Es braucht deutlich mehr attraktive, dauerhafte Perspektiven für hochqualifizierte Wissenschaftler:innen, die der Wissenschaftsstandort Deutschland anderenfalls an die Industrie oder das Ausland verliert.": In den nächsten 15 Jahren wird es einen massiven Fachkräftemangel in Deutschland geben (zum Vergleich: allein in Berlin geht jede 3. Person aus der öffentlichen Verwaltung in Rente/Pension). Es geht daher längst nicht mehr nur darum, einen Brain Drain der bestehenden Wiss. Mitarbeiter:innen zu verhindern, sondern v.a. darum, einen Brain Gain bei künftigen Abiturient:innen aus dem In- und Ausland zu organisieren. Die Arbeitsbedingungen dürfen nicht nur nicht schlecht bleiben, sie müssen sich deutlich verbessern, um ab sofort wieder die besten Köpfe für die Wissenschaft gewinnen zu können. Aber statt jetzt endlich die Weichen für bessere Arbeitsbedingungen zu stellen (und das heißt zunächst einmal mehr unbefristete Normalarbeitsplätze anzubieten), wird erst die große Not abgewartet (s. Pflegekräftemangel, s. Kitaplatz-Mangel, s. Lehrkräftemangel). Lieber Gesetzgeber, liebe Hochschulleitungen, liebe Landesministerien,, liebe Fördermittelgeber, verantwortungsvolle Politik und Personalplanung sieht anders aus. Wenn es laut Beitrag aktuell 3,2 Bewerber auf 1 Dauerstelle gibt, dann sind das bald, wenn die Arbeitsbedingungen und Gehälter in der freien Wirtschaft aufgrund des Fachkräftemangels noch deutlich nach oben schießen, eher 0,5-1 Bewerber auf eine freie prekäre Stelle. Fangt mal an, es durchzurechnen, könnte augenöffnend sein.

  • #2

    na ja (Dienstag, 16 Mai 2023 09:03)

    @1: Zitat: "... um ab sofort wieder die besten Köpfe für die Wissenschaft gewinnen zu können"

    Die besten Köpfe sind schon und bleiben auch drin in der Wissenschaft. Die bekommen in den allermeisten Fällen auch eine Professur. Das System funktioniert in dieser Hinsicht recht gut. Die laufende Debatte zum Thema kreist permanent um die große Gruppe der akademischen Mittelmäßigkeit.

  • #3

    Na ja? (Dienstag, 16 Mai 2023 09:27)

    @2: Zitat: "Die besten Köpfe sind schon und bleiben auch drin in der Wissenschaft. Die bekommen in den allermeisten Fällen auch eine Professur. Das System funktioniert in dieser Hinsicht recht gut. Die laufende Debatte zum Thema kreist permanent um die große Gruppe der akademischen Mittelmäßigkeit. "

    Ernstgemeinte Frage: Haben Sie da irgendwelche Evidenz? Können Sie die Leistungen, die diejenigen auf Dauerstellen erbringen, belastbar mit den Leistungen vergleichen, die die Wissenschaft verlassen haben?

  • #4

    Künstler (Dienstag, 16 Mai 2023 09:39)

    gemessen an den Bedingungen in anderen Berufsfeldern (ausserhalb der Wissenschaft) ist eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 31% ziemlich gut. Warum wird dieser Wert als untragbar eingeschätzt?

  • #5

    Klaus Diepold (Dienstag, 16 Mai 2023 09:44)

    @Na ja?

    Die Frage nach den Evidenzen ist zwar wichtig und gut, aber Sie wissen auch, dass es darauf keine ernsthafte Antwort gibt.

  • #6

    Ruth Himmelreich (Dienstag, 16 Mai 2023 09:57)

    Deutschland das Land mit der exzessiven Postdoc-Befristung? Zum Vergleich mit den USA siehe hier: https://www.aaup.org/sites/default/files/10112018%20Data%20Snapshot%20Tenure.pdf
    "[...] the percentage of instructional positions that is off the tenure track amounted to 73 percent in 2016, the latest year for which data are available. For the most part, these are insecure, unsupported positions with little job security and few protections for academic freedom."
    Ja, unbefristete Mittelbaustellen mit Verbeamtung sind nett, und vor allem in vielen Geisteswissenschaften der Sechser im Lotto unterhalb der Professur. Freie Zeiteinteilung, überschaubare Lehrverpflichtung, vorlesungsfreie Zeiten - what's not to like? Man muss sich als Gesellschaft aber fragen, ob das Wissenschaftssystem viel innovativer würde, wenn man jetzt die verbeamtet, die gerne wollen - und ob das in den Fächern geschehen würde, die tatsächlich Innovationen produzieren.

  • #7

    Zum Verhältnis (Dienstag, 16 Mai 2023 10:32)

    der frei werdenden Dauerstellen vs. Anzahl der "BewerberInnen"

    Es sind im Text natürlich nicht die tatsächlichen Bewerbungen gemeint, sondern nur diejenigen, die bislang noch befristet beschäftigt sind und die rein rechnerisch für Dauerstellen in Frage kommen. Zu diesen kommen natürlich noch weitere potentielle BewerberInnen hinzu. Aber das ist ja auch nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass in Hochschulen und Wissenschaft ein idealer Karrierepfad bis zu Professur propagiert wird und sich alle ohne Dauerstelle früher oder später auf diese bewerben MÜSSEN oder endlos in der befristeten Drittmittelschleife hängen bleiben oder, wenn eben kein Anschlussvertrag und keine Bewerbung auf Dauerstellen erfolgreich war, aus dem System fliegen

  • #8

    Simon Pschorr (Dienstag, 16 Mai 2023 10:35)

    @Künstler:

    Ich weiß nicht, an welche Beschäftigungsfelder Sie denken. Eine Erfolgsquote von nur 31 % für eine unbefristete Beschäftigung gibt es in nahezu keinem anderen Arbeitssektor. Einzig im Bühnenbereich und im Profisport sind die Befristungsquoten ähnlich hoch und die Dauerbeschäftigung ähnlich unwahrscheinlich. Wir würden gerne wegkommen von der Vorstellung, dass es nur die Führungsposition (Professur) oder das Ende der Beschäftigung gibt.

  • #9

    Na ja? (Dienstag, 16 Mai 2023 11:11)

    @Klaus Diepold, Zitat: "Die Frage nach den Evidenzen ist zwar wichtig und gut, aber Sie wissen auch, dass es darauf keine ernsthafte Antwort gibt."

    Dann ist die Aussage zur "akademischen Mittelmäßigkeit", derjenigen ohne Dauerstellen zumindest auch nicht ernsthaft. (Ich glaube übrigens tatsächlich, dass man das ernsthaft untersuchen könnte, wenn man es wollte. Aber das ist jetzt tatsächlich eher ein Nebenschauplatz.)

  • #10

    Rainer Lange (Dienstag, 16 Mai 2023 12:08)

    Der Wissenschaftsrat fordert höhere Programmpauschalen, um die Kosten zu decken, die zwar durch Drittmittelprojekte verursacht werden, aber - da sie diesen nicht unmittelbar und ausschließlich zugeordnet werden können - nicht direkt beantragt werden dürfen. Dabei geht es beispielsweise um anteilige Aufwendungen für forschungsunter­stüt­zenden Service, Energie oder Software. Das umfasst auch Daueraufgaben, für die unbefristete Beschäftigungsverhältnisse geschaffen werden können und sollten. Aber eine Zweckbindung an bestimmte Beschäftigungsverhältnisse, um damit einen Strukturwandel zu finanzieren, würde dem Sinn einer Overhead-Finanzierung zuwiderlaufen. 

  • #11

    Hannanouya (Dienstag, 16 Mai 2023 12:55)

    Ein sehr interessanter Artikel. Ich dachte, dass die Erfolgsquote viel niedriger ist als damals, viel weniger als 10 Prozent. Für Einwanderer sind diese Zahlen sogar noch viel geringer.

    In allen Fällen sind die vier Vorschläge auf jeden Fall ein guter Anfang, in einem furchtbar System. Gott sei Dank bietet das britische System viel bessere Perspektiven für Postdocs. Wir hatten an unserem AUF sehr talentierte Gruppenleiter, die gute Stellen als lecturer in Großbritannien fanden. Leider verliert das Land Talente und stellt ein enormes Geschenk für das Vereinigte Königreich und ähnliche Länder mit guten akademischen Systemen dar.

    Um die Wahrheit zu sagen, ist das Land für Einwanderer ein guter Ort, um bürokratische Einwanderungsformalitäten zu regeln. Die Stellen hier sind sehr sehr gut bezahlt $$$

  • #12

    Michael Liebendörfer (Dienstag, 16 Mai 2023 12:58)

    Ich kann mir auch nach vielen Debatten nicht ausmalen, wie deutsche Unis Dauerstellen schaffen sollten, die leichter zugänglich als Professuren sind und dieselben zentralen Forschungsprivilegien haben (genug Zeit, nicht weisungsgebunden). Da sehe ich eher die W2 ohne große Ausstattung als Zukunftsmodell, ggf. via TT von einer W1. Das geht und gibt es schon jetzt. Die Frage, warum die Anforderungen dafür so hoch sind, müsste man analog auf kommende Dauerstellen anwenden, denn auch dort sollte in offenen, transparenten Verfahren Bestenauslese stattfinden. Bewerbungen müssten wohl auch für 40-jährige möglich sein, die wohl oft schon mehr Leistung erbracht haben, also bevorzugt eingestellt werden. Alter Wein in neuen Schläuchen. Es würde also eher auf weniger befristete PostDocs rauslaufen. Und das kann man gut finden, weil man direkt nach der Promotion noch besser wechseln kann.

    Positiv sehe ich die Befristungsquoten, weil sie sich allgemein formulieren lassen, aber mutmaßlich fachspezifisch wirken. Die Hochschulleitungen werden die Quoten in etwa gleich an die Fächer weiterreichen und dadurch sind Fächer mit vielen PostDocs unter Zugzwang, während Fächer mit (zu) wenigen PostDocs nicht beschränkt werden.

    Was die Mindestvertragslaufzeiten bringen sollen, ist mir weniger klar. Die Postdoc-Phase ist von Wechseln geprägt, was für das Wissenschaftssystem fruchtbar ist. Jedenfalls müsste verhindert werden, dass man ein Drittmittelprojekt abbricht, weil Personal zur Halbzeit geht (z.B. auf eine Professur) und man die Stelle faktisch nicht nachbesetzen kann. (Promovierende wären hier kaum die bessere Wahl.) Das scheint mir die bestehende Regel, im Normalfall bis zum Projektende zu befristen, besser.

  • #13

    na ja (Dienstag, 16 Mai 2023 13:23)

    @na ja? Nein, kein empirischer Beleg außer 30jähriger eigener Erfahrung im System und der 30 jährigen Erfahrung der ca 50 Kollegen in D, mit denen ich mich dazu austausche.
    Beobachtet wird eine gnadenlose Selbstüberschätzung vieler Mitarbeiter, die positiv korreliert mit Forderung nach Dauerstelle, Gefühl der ungerechten Behandlung, Vorwurf des Machtmissbrauchs etc.

  • #14

    Tobias Rosefeldt (Dienstag, 16 Mai 2023 15:03)

    zwei Kommentare:

    1.Die Frage, ob 31% Erfolgswahrscheinlichkeit hoch oder niedrig sind, lässt sich sinnvoll nicht unabhängig von der Frage diskutieren, von welchem Karrierestadium wir hier reden. Unsere Zahl handelt von der Erfolgswahrscheinlichkeit am Ende der Postdoc-Phase, die in D mit einem Lebensalter von um die 40 korreliert. Ich finde es unbestreitbar, dass 69% rauswerfen an dieser Stelle der Karriere schlicht unakzeptabel ist. Das ist damit vereinbar, dass direkt nach der Promotion vermutlich eine noch geringere Übernahmequote in die akademische Laufbahn herrscht.

    2. Werden die Overheads laut Wissenschaftsrat nicht für anderes gebraucht. Wenn Sie die Hochschulen fragen, werden die immer schreien, dass sie für alles mögliche mehr Geld brauchen. (Auf der anderen Seite geben viele Hochschulen ihren PIs einen gehörigen Teil der Overheads zur freien Verfügung, so schlimm kann die Lage also nicht sein...) Der wichtigste Punkt ist aber: Was ist denn das drängendste Problem im Moment? Und wer hat jetzt endlich mal das Recht, am allerlautesten zu schreien? Meiner Meinung nach: diejenigen, die von der von uns geforderten Maßnahme profitieren würden.

  • #15

    Günther Liebscher (Dienstag, 16 Mai 2023 17:53)

    Ich bin mir nicht sicher inwieweit der kindliche Umgang mit dem Wahrscheinlichkeitsbegriff, der hier gepflegt wird, hilfreich ist. Genau genommen setzt die Annahme einer solchen Wahrscheinlichkeit implizit die gleiche Häufigkeit aller möglichen Ereignisse voraus. Nur: Wir leben nicht in einer Welt in der alle Postdocs zum 40. Geburtstag einen Würfel geschenkt bekommen und nach einem Wurf die Zahlen 1 und 2 gegen eine Dauerstelle eintauschen dürfen. Wir leben in einer Welt in der nicht zuletzt Professoren nach Gutsherrenart entscheiden können, wie viele 1 und 2 auf dem Würfel sind, Frauen und Menschen mit Sorgeverpflichtungen gleich Mal pauschal einen Malus bekommen, und die Anreize und Möglichkeiten den eigenen Würfel zu manipulieren sehr groß sind. Die naive Wahrscheinlichkeitsmetapher verkleistert eine Menge der Probleme, die das Wissenschaftssystem adressieren müsste. Argumentativ redlich ist das nicht. Sollten insbesondere die beteiligten Philosoph:innen eigentlich wissen.

  • #16

    Friedhelm Nonne (Dienstag, 16 Mai 2023 18:08)

    Die grundsätzlichen Ziele wird jeder unterschreiben: Durchschnittliches Alter beim Erreichen einer Dauerstelle senken, Zahl der Dauerstellen erhöhen, Relation zwischen befristeten Postdoc-Stellen und unbefristeten Wissenschaftler*innenstellen zugunsten der unbefristeten Stellen verändern. Aber die Autor*innen drücken sich vor den unangenehmen Konsequenzen dieser Forderungen: Es kann nur funktionieren, wenn die Hochschulen befristete Stellen der Grundausstattung in unbefristete Stellen umwandeln, also Reduktion der Zahl der universitären Doktorand*innen und Postdoc-Stellen! Und außerdem müssten klare Schranken für die Gesamtbefristungsoptionen (also einschließlich Drittmittelbefristungen) pro Wissenschaftler*in festgelegt werden. Beides ist unpopulär, und da kneifen auch Amrei Bahr et al. und flüchten sich in die vage Formulierung, es "müssen verbindliche Maßnahmen nachgewiesen werden, um den Anteil befristeter Beschäftigung auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren". Wie soll es denn gehen?

  • #17

    Dora (Dienstag, 16 Mai 2023 18:47)

    "Deutschland ist das Land der exzessiven Postdoc-Befristung".
    Kann man so sehen, aber immerhin gibt es Postdocs noch länger. In Schweden wird man nach 2-3 Jahren fuer immer rausgekickt. Da wird noch viel schneller ausgetauscht. Alleine schafft man es so nicht auf eine Prof. Da gibt es viel Nepotismus, fake Ausschreibung, wenig Diversitaet.
    Alles ist relativ. Obwohl ich die Dauerbefristung auch nicht gutheisse, ist es so besser als in anderen Ländern.
    Bottom line ist: Wissenschaft ist unterfinanziert. Die meisten Profs sind alte, weisse Männer, machthungrig, die nicht teilen können.
    Die Autoren sollten dafür kämpfen, dass sich die Situation in Deutschland verbessert und sich nicht fuer Postdocs verschlechtert. Vor allem, sollte man das nicht auf den Rücken von Postdocs austragen, sondern die Profs in die Verantwortung nehmen. Die und ihre Unileitungen sind das Uebel der aktuellen Situation.

  • #18

    Dora (Dienstag, 16 Mai 2023 18:51)

    @Liebendoerfer:
    "Die Postdoc-Phase ist von Wechseln geprägt, was für das Wissenschaftssystem fruchtbar ist."
    Beweisen Sie das bitte. Das stimmt nicht, es ist sogar kontraproduktiv. Das zeigt die Academic crisis list.

  • #19

    Dora (Dienstag, 16 Mai 2023 18:54)

    @Liebendoerfer:" Jedenfalls müsste verhindert werden, dass man ein Drittmittelprojekt abbricht, weil Personal zur Halbzeit geht (z.B. auf eine Professur) und man die Stelle faktisch nicht nachbesetzen kann. "
    Bitte was?!
    Sie wollen jetzt Leute in befristeten Vertraegen festhalten, damit das einem Prof in den Kram passt? Dann bieten Sie Dauerstellen an. Ihre Einstellung zeigt eindeutig survivorship bias.

  • #20

    Hannes (Mittwoch, 17 Mai 2023 00:48)

    Es fehlt an Geld. So wird es schwer mit mehr Dauerstellen aktuell. Unis wollen billige Arbeitskräfte, die sie verheizen können.
    Meine Vermutung:
    Eine maximale Befristung kommt, aber in Zukunft wird es eine PhD-Inflation geben, weil Postdoc nur noch 3 Jahre dauern kann.
    Drittmittel werden beliebter, sie bringen overhead mit, der wichtig für die Uniadministration ist.
    Dann hat #ichbinhanna nichts gewonnen.

    Sparmöglichkeiten sehe ich bei den Unis, indem sie ihren Administrationsapparat deutlich reduzieren.

  • #21

    oh je (Mittwoch, 17 Mai 2023 01:08)

    @Dora: Sie schreiben "Die meisten Profs sind alte, weisse Männer, machthungrig, die nicht teilen können."

    Was für ein Schmarren! Was für eine Aggression! Was für ein Ressentiment! Vielleicht gelingt es Ihnen einmal, ein Argument beizubringen. Bis dahin herzliche Grüße.

  • #22

    Michael Liebendörfer (Mittwoch, 17 Mai 2023 11:15)

    @Dora
    Wechsel in der Postdoc-Phase können sehr hilfreich sein, um andere Systeme kennenzulernen. Da geht es um den Austausch von Methodenkenntnissen, um die Auseinandersetzung mit anderen Ansichten und in der Lehre ganz stark um andere Arten von Veranstaltungen, andere Inhalte, usw.
    Einen Beweis kann ich nicht liefern, nur meine persönliche Einschätzung. Mehr wollte ich aber auch nicht geben und ich glaube, auch ihre Beiträge fußen nicht auf objektiven Beweisen. So ist das eben in der Debatte.

    Über natürlich dürfen Mitarbeitende kündigen. Das habe ich auch nicht anders geschrieben. Mir geht es nur um die Lösung eines möglichen Problems hinsichtlich der Beendigung von Drittmittelprojekten. Zum "wie" muss man sich noch Gedanken machen.

    Im Übrigen tragen persönliche Unterstellungen m.E. wenig zu einer guten Debatte oder Problemlösung bei.

  • #23

    Penny Woeful (Mittwoch, 17 Mai 2023 21:27)

    @oje #21: absolut.

    Der Punkt im Artikel zu den Overheads, die "ausschließlich zur Finanzierung der Mehrkosten eingesetzt werden dürften, die durch Umwandlung bisheriger befristeter in unbefristete Stellen entstehen." Da hat man doch wieder das Problem, dass die Mittel, auch die Overheads, befristet an die Unis kommen. Wie soll man bei dieser Unsicherheit aus den Mitteln unbefristete Stellen bezahlen? Und wie werden Infrastrukturkosten bezahlt, wenn nicht aus den Overheads, die dafür eigentlich da sein sollten?

  • #24

    SP (Donnerstag, 18 Mai 2023 10:17)

    Mir fehlen Konzepte zum Umgang mit der Vetternwirtschaft, die im Wissenschaftsbetrieb leider sehr verbreitet ist. Wie kann verhindert werden, dass im geplanten System (in dem Stellen eigentlich noch knapper werden), nur diejenigen zum Zug kommen, die einen mächtigen Fürsprecher (ja, meist ein Mann!) haben?
    Es geht bei der Reform nicht nur um die rechtlichen Rahmenbedingungen. Auch die Rekrutierungspraktiken müssen geändert werden. Entfristete Stelle sollen mit ähnlichen Verfahren besetzt werden, wie bei einer Professur, samt Ausschluss aufgrund von Interessenskonflikten.

    Dass auch hier weiterhin für eine Verkürzung der Befristungsdauer nach der Promotion geworben wird, lese ich inzwischen als Interessenspolitik der fortgesschrittenen Post-Docs. Denn wer die Uni und ihre Klientelpolitik schon mal von innen erlebt hat, weiß genau: Es werden nicht die frisch produzierten Promovierten diese Haushaltsstellen mit Anschlusszusage kriegen, sondern (zumindest für die Übergangszeit der nächsten 10-15 Jahre) die Post-Docs, die schon viel weiter sind und vielleicht schon so weit sind, dass für sie die Professur nicht mehr in Frage kommt. Es wundert mich also nicht, dass diese Regelung vor allem durch forgeschrittene Post-Docs befürwortet wird, weil es die sind, die davon profitieren.

    Promovierende, die bald abschließen und kürzlich Promovierte dürften das alles ein bisschen anders sehen. Ich gehöre zu dieser Kategorie und fühle mich leider immer weniger von den fortgeschrittenen PostDocs vertreten. Unsere Interessen sind nicht unbedingt die gleichen. Denn wir sind diejenigen, die dann nur noch Drittmittelstellen, kriegen werden, weil es nichts anders mehr gibt. Wir sind diejenigen, die dann nur noch Projekte bearbeiten, die uns nicht interessieren, weil erfolgreiche Drittmittelanträge von Anderen geschrieben werden und unsere eh keine Chance haben, gefördert zu werden.

    Mir graust es etwas vor der Realität, die sich da anbahnt und ich bin sehr enttäuscht davon, dass wir uns aufopfern müssen, um das System in eine Richtung zu verändern, von der überhaupt nicht klar ist, dass es funktioniert.

    Ich wünsche mir von denen, die uns vermeintlich repräsentieren, auch die Kritik ernst zu nehmen und nicht einfach abzutun. Eure Angst ist nicht gerechtfertigter als unsere.

  • #25

    #24 (Freitag, 19 Mai 2023 10:56)


    Ich bin sehr froh, dass sich endlich mal jemand aus Ihrer Gruppe meldet. Leider kann ich Ihrer Einschätzung nur zustimmen.

    Die im Artikel genannten Ideen halte ich für irgendwas zwischen naiv und unüberlegt. Das Gesetz wird beschlossen werden, und danach werden die Länder die Etats nicht erhöhen (warum auch, Studierendenzahlen gehen ja runter). Es wird 2-3 Jahrgänge PostDocs mit besseren Chancen auf Entfristung geben, danach viele Jahre deutlich schlechtere. Es jedenfalls meine Prognose.

    Und wenn es neue Stellen geben wird - dann dort, wo Politik einen Beitrag zu Wirtschaft und Innovation erwartet, sicher viel im MINT Bereich. Das wird den vielen Geistes/Sozialwissenschaftler*innen nichts nutze, die in meinem Erleben aber die Diskussion über Entfristungen antreiben.

    Der Originalbeitrag geht auch wie so viele implizit davon aus, dass es einen Beruf wie "Wissenschaftler" gibt - den gibt es aber nicht. Es gibt Historiker*innen, Physiker*Innen, Linguist*innen, ... Wer promoviert, wird hochqualifizierter Fachexperte und ist auch ausserhalb der Universität oft sehr begehrt. Man promoviert nicht nur, um an der Uni zu bleiben.Wer das denkt, wird Tausenden von zukünftigen Doktorand*innen den Weg versperren und der deutschen Gesellschaft und Wirtschaft schweren Schaden zufügen (was zu sinkenden Mitteln an den Unis führen wird).

    Schönes Wochenende,

  • #26

    Dr. Josef König (Freitag, 19 Mai 2023 12:28)

    Hanno Sauer bringt in seinem Buch "Moral. Die Erfindung von Gut und Böse" eine gute Zeitdiagnose - hier in einer noch lesenswerten Menge zitiert:
    "Die vehemente Forderung nach sozialer Gerechtigkeit ist vor allem für abgehängte Eliten attraktiv, die die sozial destablisterenden Effekte progressiven Jargons als willkommenes Ventil dafür begrüßen, die eigenen Statusenttäuschungen auszudrücken. Manchmal kommt es in einer Gesellschaft aus strukturell demografischen Gründen zu Phasen der Elitenüberproduktion. Eine ganze Kohorte bestens ausgebildeter, intellektuell schwer bewaffneter und von hohen elterlichen Erwartungen erdrückter junger Menschen betritt die Erwachsenenwelt mit großen Hoffnungen und glänzenden Universitätsabschlüssen, nur um festzustellen, dass das Licht am Ende des Tunnels von einem entgegenkommenden Zug kam und nicht von einer berstend gefüllten Schatzkiste. Der brutale Wettbewerb im Hamsterrad des Sich-beweisen-Müssens hört nie auf, denn alle anderen sind ebenso gut ausgebildet, und die implizite Zusicherung, dass sich klangvolle Universitätsabschlüsse reibungslos in sechsstellige Gehälter ummünzen lassen, stellt sich als grobe Übertreibung heraus. Die Menge guter Jobs mit hohem Prestige ist begrenzt, und die Mehrheit geht zwangsläufig leer aus. Dies erzeugt irgendwann den Eindruck, dass etwas mit dieser Gesellschaft fundamental im Argen liegt; aber »trotz bester Voraussetzungen ist es mir nicht gelungen, so erfolgreich zu sein, wie ich es mir erhofft hätte, sodass ich von Neid und Ressentiments zerfressen bin « eignet sich als politischer Slogan nicht besonders gut dafür, Solidarität und Sympathie zu evozieren. Und so erklärt man sich besser zum Anwalt der Geknechteten, an deren statt - und natürlich niemals zu eigenen Gunsten - man die umstürzlerischen Parolen im Mund führt, die eine völlige Neuordnung der Gesellschaft verlangen."
    Um das Ziel anders zu ergänzen: Nicht jeder und nicht jede muss bis 42 warten, ob er/sie noch einen Dauerjob in der Uni findet. Es ist durchaus redlich, mit guten Abschlüssen und guter Ausbildung einen guten Job in der Industrie, Verwaltung oder anderswo zu suchen, bevor man in der Akademie sein Leben versauert.

  • #27

    Ergänzung (Freitag, 19 Mai 2023 12:39)



    ... und man möchte ergänzen: Niemand wird zum Unterschreiben eines (befristeten, kurzzeitigen, teilzeitigen, ...) Vertrags an einer Forschungseinrichtung gezwungen. Spätestens nach der Promotion sollte man wissen, auf was man sich dabei einlässt. Wenn man mal ein paar Jahre mit Bewerbungen auf feste Stellen scheitert aber unverdrossen Anschlussverträge unterschreibt, zeugt das von hoher Motivation, aber es ist eine eigene Entscheidung, für die die Gesellschaft nicht einfach so in Haftung genommen werden sollte.

    Andersherum müssen die Universitäten Bewerbungen von diesen Personen berücksichtigen und sie auch auch anstellen, wenn das Prinzip der Bestenauslese nicht aufgegeben wird. Man darf denen nicht einfach erklären: Sorry, das wird voraussichtlich nichts mehr und dann jemand weniger qualifizierten (weil jüngeren) anstellen.

  • #28

    Maja Kranz (Freitag, 19 Mai 2023 18:50)

    Der Artikel reiht sich ein in die vielen ideologisch motivierten Wunschkonzerte ein.

    1. Vor allem die verfassungsrechtliche Argumentation erschließt sich überhaupt nicht. Auch in ihrer Funktion der Grundrechte als Teilhaberechte ergibt sich KEIN ANSPRUCH auf Einrichtung zusätzlicher Dauerstellen. Auch wenn natürlich jede zusätzliche wissenschaftliche Dauerstelle für die Gesellschaft ein Gewinn wäre, so ist der Haushaltsgesetzgeber doch frei. Worin im Übrigen die Verfassungsrechtswidrigkeit der Qualifizierungsbefristung liegen sollte, wird im Artikel nichts erläutert. Das Bundesverfassungsgericht hat bereits klar anders entschieden. Das darf in einer seriösen Auseinandersetzung nicht ignoriert werden.

    2. Der Wissenschaftsrat hat die Verdoppelung der Overhead Pauschalen gefordert, weil in dieser Höhe bereits heute nicht gedeckte Kosten der Hochschulen bestehen. Aus der Erhöhung der Overhead Pauschale können daher keinesfalls zusätzliche Dauerkosten finanziert werden. Auch insoweit ein völlig unrealistisches Wunschkonzert.

  • #29

    oh je (Freitag, 19 Mai 2023 20:32)

    @27: genau so ist es. Die Hannas sollten sich endlich wie Erwachsene benehmen.