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Ein harter Schnitt

Nur 41 von 143 Antragsskizzen für neue Exzellenzcluster haben es zum Vollantrag geschafft. Was bedeutet die Auswahl für den Fortgang der Exzellenzstrategie und für die deutsche Universitätslandschaft? Eine erste Analyse.

Foto: Pxhere, CCO. 

SELBST WENN heute nicht Haushalts-Showdown in Bundesrat und Bundestag wäre und nicht das Finale im Poker ums Startchancen-Programm: Die Entscheidung des Expertengremiums der Exzellenzstrategie (ExStra) hätte auch sonst keine großen Schlagzeilen ausgelöst. Zumal die meisten Menschen außerhalb, vermutlich aber auch innerhalb der Universitäten gar nicht wissen, wer oder was eigentlich dieses Expertengremiums ist. Wenn überhaupt, so wurde die ExStra in jüngster Zeit vor allem unter der Fragestellung öffentlich diskutiert, ob sie mit ihrer Wettbewerbsorientierung und ihrem – 2022 nur leicht abgeschwächten – Fokus auf Grundlagenforschung noch in die Zeit passt.

 

Und doch: In den Chefetagen vieler Universitäten, in zahlreichen Fakultäten und Laboren wurde in den vergangenen Tagen ordentlich gezittert und gebangt. Denn auch wenn die 39 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die dem ExStra-Expertengremium angehören, am Donnerstag nur eine Vorauswahl unter den 143 eingereichten sogenannten Antragsskizzen getroffen haben, nahmen sie damit  eine der wichtigsten Weichenstellung in der Exzellenzförderung für die nächsten sieben Jahre vor.

 

Nicht für die Etablierten, die Inhaber der 57 bestehenden Exzellenzcluster. Die müssen sich erst in der jetzt beginnenden Hauptrunde dem Wettbewerb stellen. Doch all jene Forschenden, die hofften, künftig auch ein Stück vom Förderkuchen abzubekommen, erfuhren mit der Pressemitteilung von Deutscher Forschungsgemeinschaft (DFG) und Wissenschaftsrat am Freitagmorgen, ob sie weiter hoffen können. Und für etliche Hochschulen, die bislang nicht Exzellenzunis sind, ging es darum, ob sie im Rennen bleiben, um 2025 vielleicht eine zu werden.

 

Erfolgschance: 29 Prozent –
bis jetzt

 

Genug auf die Folter gespannt. Hier sind die Ergebnisse, und das wichtigste lautet: Es war ein harter Schnitt. Das Expertengremium winkte nur 41 der 143 eingereichten Antragsskizzen durch, was einem Anteil von 29 Prozent entspricht. Und die Vollanträge kommen ja erst noch. Zum Vergleich: Bei der letzten vergleichbaren Cluster-Vorauswahl 2017 kamen 45 Prozent durch, insgesamt 88 Antragsskizzen. Warum jetzt so viel weniger? Weil, siehe oben diesmal die neuen Anträge mit den Platzhirschen konkurrieren, die nicht durch diese Vorrunde mussten. Hier zeigt sich eine Eigenart der ExStra, die für viele ihrer Kritiker zu ihren Hauptproblemen zählt: der potenziell geringe Grad ihrer Erneuerung. Welche Folgen das hat, dazu später mehr.

 

Schaut man in die Liste der 41 Erfolgsskizzen, fällt zunächst die Vielzahl der noch vertretenen Hochschulen auf. 37 Hochschulen aus 13 Bundesländern sind weiter dabei, was im Umkehrschluss aber auch bedeutet, dass 22 der 59 Hochschulen, die Skizzen eingereicht hatten, rausgefallen sind. Unter den 37 Erfolgreichen wiederum sind (nur?) zwölf Universitäten, die bislang keine Exzellenzcluster vorzuweisen haben. Sie dürfen jetzt Anträge schreiben oder sich daran beteiligen. Konkret sind das die Universität Siegen, die Technische Universität Darmstadt (gleich 3-mal), die Universität Duisburg-Essen, die Universität Erlangen-Nürnberg, die Universität Halle-Wittenberg, die Universität Marburg (2-mal), die Universität Regensburg, die Technische Universität Hamburg, die Universität Leipzig (2-mal), die Universität Magdeburg, die Universität des Saarlandes und die Universität Hohenheim

 

Während umgekehrt an 24 der 41 Skizzen, die jetzt zu Vollanträgen werden dürfen, aktuelle Exzellenuniversitäten beteiligt oder alleinige Träger sind: die RWTH Aachen (2-mal), die Freie Universität Berlin (3-mal), die Humboldt-Universität und die Charité (2-mal), die Technische Universität Berlin, die Universität Bonn (2-mal), die Technische Universität Dresden (3-mal), die Universität Hamburg, die Universität Heidelberg (2-mal), das Karlsruher Institut für Technologie, die Universität München (3-mal), die Technische Universität München (3-mal) und die Universität Tübingen, die unglaubliche sechsmal durchkam und jetzt inklusive ihrer drei bestehenden Exzellenzcluster mit neun Vollanträgen ins Rennen gehen kann. Das schafft nicht einmal der bisherige Cluster-Spitzenreiter Bonn, der mit sechs bestehenden und zwei Neuanträgen auf acht kommt. Der Berliner Verbund mit seinen sieben aktuellen Clustern hat insgesamt drei Neuanträge am Start. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass zehn von elf Exzellenzuniversitäten (inklusive des Berliner Verbundes) mit neuen Skizzen dabei sind. Umso auffälliger, dass einer fehlt: Konstanz.

 

Die übrigen Universitäten, die bereits mindestens einen Exzellenzcluster haben und jetzt mindestens eine weitere erfolgreiche Skizze vorweisen können, sind: Bremen, die Technische Universität Dortmund, die Universität Frankfurt, die Universität Gießen, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universität Jena, die Universität Ulm, die Universität Freiburg (2-mal), die Universität Stuttgart (2-mal), die Universität zu Köln (2-mal), die Universität Mainz, die Universität Würzburg und die Universität Oldenburg.

 

Hat sich durch die Anpassungen
der Wettbewerbsregeln etwas getan?

 

Ja und nein. 2022 hatten Bund und Länder ihre Vereinbarung zur Exzellenzstrategie abgeändert. Seitdem können mehr als drei Universitäten an einem Cluster beteiligt sein, wodurch kleine und mittlere Standorte eine größere Chance auf einen Erfolg erhalten sollten. Nur hat diese Möglichkeit kein Konsortium genutzt. Gleichzeitig wurde Interdisziplinarität als Qualitätsmerkmal bei der Antragstellung stärker als bislang betont, auch sonst wurde eine größere Offenheit auch für überregionale und stärker transferorientierte Kooperationen signalisiert. Beides zeitigte jetzt gewisse Erfolge: Im Vorhaben "CARE: Klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen" wirken zum Beispiel die TU Dresden und die RWTH Aachen über große geografische Entfernungen zusammen und im "Zentrum für Chiräle Elektronik" die FU Berlin und die Universität Halle-Wittenberg mit der Universität Regensburg.

 

Insgesamt wurden sechs erfolgreiche Antragsskizzen von drei Hochschulen eingereicht, was erfreulich viel ist. Und es sind noch zahlreiche mittelgroße Universitäten im Wettbewerb, einige davon haben erstmals Aussicht auf einen Cluster. Die Mehrzahl der am Donnerstag erfolgreichen Konzepte werde von interdisziplinären Konsortien getragen, hat die DFG ausgewertet, dabei seien in zehn Skizzen die Geistes- und Sozialwissenschaften am stärksten vertreten, in 15 Skizzen die Lebenswissenschaften, in acht Skizzen die Naturwissenschaften und in ebenfalls acht Skizzen die Ingenieurwissenschaften.

 

Nur etwas besser als zuvor in der Exzellenzstrategie steht der Osten der Republik da. Zu den gerade mal vier bestehenden Clustern außerhalb Berlins gesellen sich jetzt sieben erfolgreiche Antragsskizzen, erstmals hat Sachsen-Anhalt zwei darunter. Allerdings: Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, wo es schon bislang keine Cluster gibt, gehen jetzt schon in der Vorrunde wieder leer aus. Die Wissenschaftsministerinnen beider Länder hatten sich für die ExStra-Reform stark gemacht. Im Westen ist allein Schleswig-Holstein ohne erfolgreiche Antragsskizze – allerdings hat die Universität Kiel zwei bestehende Cluster.

 

Ansonsten setzt sich das Muster der geografischen Exzellenz-Konzentration fort, besonders augenfällig wird das durch den Erfolg der baden-württembergischen Universitäten, aber auch der großen Wissenschaftsmetropolen Berlin, München, Hamburg und der Region Köln/Bonn. Der Verbund der Rhein-Main-Universitäten mit Mainz, Frankfurt und Darmstadt holt bei nur zwei bestehenden Clustern dank des Skizzenerfolgs deutlich auf. Aber all das ist natürlich nur eine Momentaufnahme, nach der Entscheidung zu den Vollanträgen sprechen wir uns wieder. Apropos...

 

Welche Chancen haben jetzt die Cluster,
die durchgekommen sind?

 

Ziemlich gute. Würden alle 57 bisherigen Exzellenzcluster und alle 41 durchwundenen Skizzen tatsächlich Vollanträge einreichen, kämen 98 Vorhaben auf bis zu 70 zu vergebene Plätze. Auf diese Zahl hatten sich Bund und Länder 2022 nach langen Verhandlungen festgelegt, pro Cluster und Jahr soll es zwischen drei und zehn Millionen Euro Förderung geben. Die theoretische Erfolgschancen pro Antrag liegen jetzt also bei gut 70 Prozent. Wobei das nur gelten würde, wenn die neuen Projekte genauso behandelt würden wie die Verlängerungsanträge der bestehenden, obwohl die ja auf das Erreichte pochen können (allerdings auch an selbigem gemessen werden).

 

Wie stark das Neue gegenüber dem Bestehenden so oder so im Nachteil ist, wird deutlich, wenn man von den ursprünglich 143 neuen Antragsskizzen ausgeht. Dann stünde (bei angenommen gleichen Chancen ab jetzt) die gut 70-prozentige Erfolgswahrscheinlichkeit bestehender Cluster rund 20,5 Prozent bei den Skizzen gegenüber. Tatsächlich wird aber intern damit gerechnet, dass etwa vier von fünf bestehenden Clustern verlängert werden könnten, womit die Erfolgschance der jetzt durchgegangen Skizzen bei knapp 60 Prozent läge. Und bezogen auf alle ursprünglich eingereichten 143 bei etwa 17 Prozent.

 

Was bedeutet das Ergebnis für den Wettbewerb in der Förderlinie "Exzellenzuniversitäten"?

 

Mindestens vier neue Exzellenzuniversitäten kann es 2026 geben, abhängig natürlich vom wissenschaftsgeleiteten Verfahren, darauf hatten sich Bund und Länder im Juni 2023 nach einem monatelangen Konflikt geeinigt. Es können aber auch mehr werden,  denn die sogenannte Exzellenzkommission aus Wissenschaftlern und Politik bestätigte am Donnerstag offiziell per Beschluss: Schaffen es nicht alle elf Titelinhaber in die erneute Förderung, können auch ihre Plätze nachbesetzt und neu vergeben werden.

 

Woraus folgt: Zusätzlich zu den gegenwärtig elf Exzellenzuniversitäten können nach heute noch etliche weitere Universitäten davon träumen, sich um den Titel zu bewerben. Das sind zum einen diejenigen Hochschulen, die schon seit 2018 (mindestens) zwei Cluster haben (die zentrale Bewerbungsvoraussetzung), aber 2019 nicht zum Zug kamen: Kiel, Braunschweig,  Freiburg, der Verbund von Uni und MHH Hannover, Köln, Bochum (das aber mit ihren Partnern bewerben will, siehe nächster Absatz), Münster, Stuttgart.

 

Zusätzlich hoffen, mindestens bis die Vollanträge bewilligt sind, können jetzt: Oldenburg, Bremen, Würzburg, Jena, Leipzig, Ulm, Würzburg, Gießen, Marburg und die Rhein-Main-Universitäten Mainz, Frankfurt und Darmstadt. Ebenso die Universitätsallianz Ruhr der Universitäten Bochum, Duisburg-Essen und der TU Dortmund, weil sie zusammen inklusive bestehender Cluster und Neuanträge auf deutlich mehr als die für einen Verbund nötigen drei Cluster kommt. Schon jetzt wieder raus ist eine frühere Exzellenzuniversität, die wiederholt in der Krise steckte: die Universität Göttingen, aktuell mit einem Cluster, aber ohne erfolgreiche Antragsskizze. Bitter.

 

Noch eine Ergänzung: Theoretisch könnten sich Universitäten, die am Ende eine erfolgreiche Clusterbewerbung (ob neu oder verlängert) haben, mit zwei weiteren in ihrer Umgebung zu einem Exzellenzverbund zusammenschließen und so in der Exzellenzuni-Förderlinie ins Rennen gehen. Dafür wären im Verbund wie gesagt drei Cluster nötig. Nur erscheint kaum vorstellbar, dass plötzlich entstehende Zweck-Neuverbünde ein so überzeugendes Bewerbungsnarrativ finden könnten, um das Wohlwollen der Gutachter zu erreichen. 

 

Wie geht es jetzt weiter?

 

Den gesamten Zeitplan für diese Wettbewerbsrunde in beiden Förderlinien hat die DFG hier veröffentlicht. In den nächsten Monaten werden die Antragsteller jetzt zusätzlich zum gewohnten Zittern wieder neuen Stress haben. Bis zum 22. August 2024 sollen sie ihre Skizzen zum Voll-Förderantrag ausarbeiten und einreichen. Die gleiche Deadline gilt für die Fortsetzungsanträge für die 57 bereits geförderten Exzellenzcluster. Zwischen Oktober 2024 und 2025 folgen die Begutachtungen durch erneut international besetzte Panels, bevor am 22. Mai 2025 die Exzellenzkommission die finale Förderentscheidung trifft. Wieviel Erneuerung wird die Exzellenzlandschaft dann erleben, wieviel Bestätigung laufender Projekte? Wie wird es austariert, das Verhältnis zwischen Dynamik und Kontinuität?  In der Kommission sitzen neben den Wissenschaftlern des Expertengremiums die Wissenschaftsminister von Bund und Ländern. Spätestens dann, das zeigt die Erfahrung vergangener Runden, werden die Entscheidungen in der Exzellenzstrategie auch politisch, das gilt umso mehr für die Auswahl in der Förderlinie Exzellenzuniversitäten, die im September 2026 ansteht und wiederum in der Exzellenzkommission fallen wird. 

 

Hier ist die Liste mit allen erfolgreichen Antragsskizzen auf der DFG-Website zum Nachlesen. Hinweis: Ich habe diesen Artikel am 05. Februar 2024 um einen Absatz ergänzt.



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Kommentare: 18
  • #1

    Tim (Freitag, 02 Februar 2024 12:53)

    Nur als kurzer Hinweis: Zu den möglichen Exzellenzuniversitäten, die bereits 2 Cluster haben und die 2019 nicht zum Zuge kamen zählt auch Freiburg.

  • #2

    Jan-Martin Wiarda (Freitag, 02 Februar 2024 13:06)

    @Tim: Herzlichen Dank für den Hinweis, da war ich verrutscht. Ist korrigiert!

  • #3

    MB (Freitag, 02 Februar 2024 15:28)

    Achtung: Es wird nicht mind. 4 weitere Exzellenzuniversitäten geben, sondern bis zu 4, ggf. auch weitere (wenn Altfälle rausfallen). Bis zu, weil wissenschaftsgeleitetes Verfahren.

  • #4

    Jan-Martin Wiard (Freitag, 02 Februar 2024 15:33)

    @MB: Danke für den Kommentar! Mir ging es vor allem um die Möglichkeit des "Auffüllens", die lange umstritten war, aber Sie haben Recht. Ich habe es jetzt so formuliert, und hoffe, es passt in der Kürze so und ist vor allem verständlich:

    "Mindestens vier neue Exzellenzuniversitäten kann es 2026 geben, abhängig natürlich vom wissenschaftsgeleiteten Verfahren, darauf hatten sich Bund und Länder im Juni 2023 nach einem monatelangen Konflikt geeinigt. Es können aber auch mehr werden, denn die sogenannte Exzellenzkommission aus Wissenschaftlern und Politik bestätigte am Donnerstag offiziell per Beschluss: Schaffen es nicht alle elf Titelinhaber in die erneute Förderung, können auch ihre Plätze nachbesetzt und neu vergeben werden."

    Beste Grüße
    Ihr Jan-Martin Wiarda

  • #5

    Robert Beinhard (Freitag, 02 Februar 2024 16:17)

    Verfolgt man die Praxis der Exzellenz-Cluster aufmerksam, so merkt man immer wieder, daß eine große Zahl exzellenter Wissenschaftler(innen) für einen solchen Antrag eine fast unendliche Zeit und unglaubliche Anstrengungen vergeuden. Wer parallel noch in Großverbünde wie SFB's oder GRK's eingebunden ist, merkt das besonders schmerzhaft. Man sollte nun endlich einräumen, daß in Zeiten immer knapper werdender Kassen diese vermeintliche Exzellenz-Förderung immer mehr an Sinn verliert. Man kann es auch anders formulieren: Der mit dieser Art der Förderung verbundene Bürokratie-Aufwand gehört in die Mottenkiste.

  • #6

    Freie Wissenschaft (Freitag, 02 Februar 2024 17:53)

    Wo kann der Steuerzahler die Antraege oeffentlich einsehen?
    Hat die Uni Tuebingen jetzt proposal writer eingestellt oder temporaer ihre Wissenschaftler zum proposal writing verdonnert?

    Was allerdings auffaelt: Am Ende leidet #ichbinhanna. Diese Drittmitteljagd verstaerkt die Unsicherheit fuer #ichbinhanna. Wer abhaengig von Drittmitteln ist, ist wie auf Droge und nicht verlaesslich fuer die Zukunft.

  • #7

    Freie Meinung (Freitag, 02 Februar 2024 17:54)

    @Robert Beinhard: Na ja, niemand wird gezwungen mitzumachen, bei der Drogenjagd. Aussteigen und in die Industrie gehen.

  • #8

    Robert Beinhard (Freitag, 02 Februar 2024 18:10)

    @Freie Meinung: Sie haben gewiß auf Ihre Weise Recht. Ich
    bin allerdings schon im Ruhestand und sehe mir das Ganze nur (ziemlich entsetzt) von der Seitenlinie an.

  • #9

    Sven Strasen (Freitag, 02 Februar 2024 20:03)

    102 Anträge für die Tonne. Was für eine groteske Verschwendung von Arbeitszeit der höchstqualifizierten Forscher*innen Deutschlands. Dieses aberwitzige System gehört schnellstmöglich abgeschafft.

  • #10

    Liber Gottinga (Sonntag, 04 Februar 2024 11:38)

    Die Entwicklung der Universität Göttingen ist in der Tat bitter. Trotz ausgezeichneten Forschenden und international sehr guten Rankings steht man nun mit null von fünf Clusterskizzen vor dem Nichts. Präsident Metin Tolan war allein mit dem Ziel Exzellenz angetreten und scheitert vollumfänglich. Nachdem er mit mangelhafter Kommunikation, inkompetentem Agieren und erratischen Entscheidungen weite Teile der Universität bereits in den letzten zwei Jahren hinter sich verloren hatte, konnte er nur mit Hilfe einiger lautstarker Unterstützer und Verweis auf den Exzellenzwettbewerb im Amt gehalten werden. Dieses Feigenblatt hat sich am Freitag aufgelöst und der Kaiser steht ohne Kleider da. Wer übernimmt nun die Verantwortung für das Scheitern Und wie kann ein echter Neuanfang für die Universität Göttingen ohne die wichtigen Exzellenzmittel gelingen? Ein Weiter so mit Sparkurs unter der aktuellen Leitung wird sicher nicht die Antwort sein. Bitter.

  • #11

    immer langsam (Sonntag, 04 Februar 2024 15:04)

    @liber gottinga

    Ja, das ist bitter, von 5 Anträgen keinen durchzubringen, und ja, bei den gescheiterten Anträgen sind sicherlich auch sehr gute dabei und eine andere Kommission hätte vielleicht partiell anders entschieden. Aber so läuft eben das Spiel. Man muss dabei nicht mitmachen, es ist und bleibt eine Sache der beteiligten Forschergruppen/Fakultäten, sich zu beteiligen oder eben nicht. Wer mitmacht und Erfolg hat, steckt dann natürlich im Hamsterrad. Es werden Strukturen aufgebaut, Mitarbeiter eingestellt, Maschinen gekauft etc etc und also will man weitermachen, um das alles aufrecht zu erhalten, ganz abgesehen vom Kitzel der Reputation. Das weiß man aber doch alles schon davor. Vom Misserfolg sich völlig niederdrücken lassen, ist aber ganz sicherlich nicht die Lösung. Hier wird schon ein wenig auf hohem Niveau gejammert.

  • #12

    (Un)ruheständler (Sonntag, 04 Februar 2024 20:10)

    @immer langsam:
    Sie haben Recht: Man muß das Spiel nicht mitmachen. Ein Problem der Bewertung der Cluster ist immer die sehr geringe Zeit bei der Vor"begutachtung". Es gibt andere bewährte Formen der Förderung wie SFB's, GRK's oder
    SPP's. Dort ist viel mehr Sorgfalt der Gutachter bekannt.
    Das Hauptproblem ist aber doch das Missverhältnis zwischen Grundausstattung und Drittmittel-Beschaffung.
    Es ist interessant, in Wikipedia bei Frau Bulmahn, der
    Exzellenz-"Erfinderin", ihre selbstkritische Bewertung im
    Nachgang zu lesen.
    @Liber gottinga:
    Ihr Urteil zu den Göttinger Bemühungen ist mir etwas zu
    streng. Man hat sich schon sehr viel Mühe gegeben. Aber
    (s.o.): Man muß und sollte da eben nicht mitmachen.

  • #13

    Liber Gottinga (Sonntag, 04 Februar 2024 20:51)

    @(Un)ruheständler
    Natürlich hat man sich Mühe gegeben. Keine Frage. Und man muss und sollte auch in diesem Wettbewerb mitmachen, da daran zum einen relevante Finanzierungen für eine Universität hängen und man zum anderen auch seine Qualitäten in solchen Formaten zeigen können muss.

    Wenn man keinen einzigen Cluster durchbekommt, spricht das eher für strukturelle Probleme als individuelle Schwäche bei den Antragstellenden, die alle SFB erfahren sind, oder Pech bei der Begutachtung. Die Universität Göttingen war nicht ohne Grund bei JM Wiarda im letzten Jahr mehrfach Gegenstand der Berichterstattung aufgrund diverser Merkwürdigkeiten an der Spitze. Man kann nur hoffen, dass die Universität mit einem Neustart endlich aus dem Tal der Tränen kommt. Es wäre ihr vergönnt und sie hätte es wissenschaftlich auch verdient.

  • #14

    immer langsam (Montag, 05 Februar 2024 11:26)

    @Liber Gottinga: Sie schreiben 'Wenn man keinen einzigen Cluster durchbekommt, spricht das eher für strukturelle Probleme als individuelle Schwäche bei den Antragstellenden, die alle SFB erfahren sind, oder Pech bei der Begutachtung.''
    Das ist interessant. Leider fehlt ein Argument, warum das eher für strukturelle Probleme spricht als etwa für 'noise' bei der Begutachtung. Welche Art 'strukturelle Probleme' meinen Sie und inwiefern schlagen sich diese dann derart nieder in Antragsskizzen(!), dass sie zu Hauptgründen für eine Ablehnung werden? Vielleicht können Sie das etwas genauer ausführen. Würde mich interessieren. Danke.

  • #15

    Exzellenzhase (Montag, 05 Februar 2024 12:19)

    @Liber Gottingga: Ein Exzellenzcluster ist eben kein SFB. Wer meint, dass SFB-Erfahrung allein einen Cluster durchbringt, hat den Wettbewerb nicht verstanden.

  • #16

    (Un)ruheständler (Montag, 05 Februar 2024 14:59)

    Nur zur Klarstellung: All denen (v.a. im Osten des Landes), die einen E-Schritt weiter gekommen sind, kann man nur weiteren Erfolg wünschen.
    @immer langsam, @Liber Gottinga:
    Ich denke, der Misserfolg von Göttingen spricht mehr für "noise" bei der Begutachtung. An der internen Sorgfalt bei der Vorbereitung der Cluster lag es wohl nicht.
    Wie T. Kaufmann seinerzeit schrieb, liegt es an der Georgia Augusta vor allem an finanziellen Engpässen.
    Ansonsten empfehle ich wirklich, die Bedenken von Frau
    Bulmahn nach 2006 zum Missverhältnis von Grundfinanzierung und Drittmittel-Abhängigkeit in Wikipedia nachzulesen.

  • #17

    Eco (Montag, 12 Februar 2024 22:06)

    Mich würde einfach mal interessieren, was man an zusätzlichem Nutzen aus dieser Exzellenz-Initiative ableiten kann. Welches mehr gibt es, dass man nicht über die sonstigen vorhandenen Förderinstrumente hätte erreichen können? Ansonsten klingt es wie eine bürokratische Narretei an der sich aber die Mehrzahl der Hochschulen sowieso nicht beteiligt bzw. nicht beteiligen kann.

  • #18

    Kurt Lehmann sr. (Samstag, 17 Februar 2024 11:59)

    @Eco: Sie haben vollkommen Recht, daß die "sonstigen" Förderungsmöglichkeiten etwa der DFG (SPP, SFB, GRK etc.)
    vollkommend ausreichend sind. Der Exzellenz-Wettbewerb wird meines Erachtens außerdem viel zu stark von politisch gefärbten Motiven beeinflußt. Die o.g. Varianten sind dabei
    genügend kompetitiv und viel bessert durch fachlich begründete Entscheidungen geprägt. Ein weiteres Problem ist die Blockade der Einzelprojekt-Förderung. Die beste Variante der "Entbürokratisierung" der Forschungsförderung ist die Entsorgung der scheinheiligen Exzellenz-Initiativen.