Israels Krieg, Deutschlands Dilemma
Der Krieg in Nahost stellt auch Deutschlands Wissenschaft in ein moralisches Spannungsfeld zwischen historischer Verantwortung, völkerrechtlicher Verpflichtung und dem Schutz demokratischer Grundrechte.
Einfahrt zum Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rechovot/Israel, das laut Berichten am 15. Juni 2025 von eine iranischen ballistischen Rakete getroffen und erheblich beschädigt wurde. Foto: Creative Commons, CCO 1.0.
DIE RÜGE WAR SCHARF formuliert. "Ich wende mich an Sie im Zusammenhang mit Maßnahmen deutscher Behörden, die die Meinungsfreiheit und die Versammlungsfreiheit von Personen einschränken, die im Kontext des Konflikts in Gaza protestieren", schrieb der Menschenrechtskommissar des Europarates, Michael O’Flaherty, Anfang Juni an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU).
Es folgte eine Liste von Vorwürfen: Berichte über willkürliche Polizeikontrollen, übermäßige Gewaltanwendung bei Protesten und Einschränkungen der Meinungsfreiheit "etwa in Universitäten, Kultur- und Bildungseinrichtungen".
Verletzen deutsche Behörden im Bemühen, antisemitische Ausschreitungen zu unterbinden, Grundrechte von Demonstranten? Wird der öffentliche Diskurs über Israels Vorgehen im Gaza-Krieg auch an den Hochschulen in Deutschland ungerechtfertigt behindert?
Kritik an Israel – oder Antisemitismus?
Menschenrechtskommissar O’Flaherty zeigte sich jedenfalls "besorgt", dass "die Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) von einigen deutschen Behörden so ausgelegt wird, dass Kritik an Israel pauschal als antisemitisch eingestuft wird". Die IHRA-Definition dürfe nicht "verzerrt, instrumentalisiert oder missbräuchlich verwendet" werden, "um legitime Kritik – auch am Staat Israel – zu unterdrücken".
Innenminister Dobrindt überließ die Antwort seinem Staatssekretär Bernd Krösser. Dessen zwei Wochen später verschicktes Schreiben fiel nicht minder scharf aus. Propalästinensische Proteste seien "selbstverständlich zulässig", solange sie sich "im Rahmen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit" bewegten, "nicht gegen Strafgesetze verstoßen", "nicht zu Gewalt, zu Hass oder Hetze aufrufen" oder das Existenzrecht Israels in Frage stellten.
Es gehe dabei mitnichten um eine überzogene Form der Strafbarmachung von Meinungen oder von Handlungen in Versammlungen oder eine überzogenen Form der Antisemitismusdefinition. "In Ihrem Schreiben vermag ich auch keine konkreten Ansätze als Beleg für diese in Ihrem Schreiben vorgetragene Bewertung zu erkennen."
Und schließlich verwies Krösser auf Deutschlands "historische Verantwortung", die es gerade bei Gaza-Protesten zu einer "besonderen Herausforderung" mache, "Versammlungs- und Meinungsfreiheit der Protestierenden und den Schutz von Bevölkerungsgruppen vor Hassrede und Gewalt in Ausgleich zu bringen". Israel-Hass und Gewaltaufrufe gegen Jüdinnen und Juden seien inakzeptabel.
Zwischen Staatsräson und Grundrechten
Die Berufung auf die deutsche Staatsräson – als Lehre aus der Shoah – prägt den Umgang großer Teile der Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft mit Israel. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestags beschrieb sie 2024 als "politisches Leitprinzip" einer "historischen und politischen Verantwortung für die Sicherheit und Existenz Israels" und den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland.
Und doch ist eine internationale Gemengelage entstanden, die ständig eine aktuelle Positionierung demokratischer Institutionen erfordert: – innen-, außen- und auch wissenschaftspolitisch.
Nach den brutalen Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober 2023, bei denen über 1.200 Israelis getötet und 251 als Geiseln verschleppt wurden, war die weltweite Solidarität mit Israel groß. Doch je länger der Gaza-Krieg dauerte, je mehr Berichte über die Kriegsführung durch die israelische Regierung bekannt wurden, kombiniert mit dramatisch hohen, allerdings oft nicht unabhängig verifizierbaren Zahlen verletzter und getöteter palästinensischer Zivilisten, desto stärker drehte sich in vielen Ländern die Stimmung. Die propalästinensischen Proteste wurden lauter und aggressiver, gerade auch im Umfeld von Hochschulen.
Im November 2024 erließ der Internationale Strafgerichtshof zudem Haftbefehle gegen den israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, den früheren Verteidigungsminister Yoav Gallant und Hamas-Führer Mohammed Deif, dessen Tod im Juni 2024 zu dem Zeitpunkt noch nicht gesichert war. Der Vorwurf: Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ein israelischer Regierungschef und ein Terror-Kommandeur gleichgesetzt in einem Verfahren.
Geht das? Was heißt das für die Beziehungen der deutschen Bundesregierung zu Israel? Was für den Umgang mit propalästinensischen Protesten, von denen allerdings etliche, nicht nur in Berlin, mit Sachbeschädigungen, pro Hamas-Parolen und Bedrohungen von Juden einhergingen?
Der Streit um Begriffe
Der Appell von Menschenrechtskommissar O’Flahertys endete mit der Forderung, die Rechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit müssten "für alle gewährleistet" bleiben. Maßnahmen, die Menschen "aufgrund ihrer politischen oder sonstigen Überzeugung, Religion oder Weltanschauung, ethnischen Herkunft, Nationalität oder ihres Migrationsstatus diskriminieren", seien zu unterlassen. Nur: Wo genau die Grenzen ziehen?
Für Aufsehen sorgte zuletzt auch die Entscheidung International Sociological Association (ISA) mit Mitgliedern aus über 100 Ländern. Am 29. Juni setzte das ISA-Exekutivkomitee die Mitgliedschaft der Israelischen Soziologischen Gesellschaft (ISS) aus. In dem Beschluss hieß es: "Die ISA bekräftigt ihre Erklärung, dass sie im Rahmen ihres öffentlichen Protests gegen den Völkermord an Palästinensern im Gazastreifen keine institutionellen Beziehungen zu israelischen öffentlichen Institutionen unterhält. Wir bedauern, dass die Israelische Soziologische Gesellschaft keine klare Stellungnahme zur dramatischen Lage in Gaza abgegeben hat." Die Entscheidung, die ISS zu suspendieren, spiegle "die außergewöhnliche Schwere der aktuellen Situation" wider.
Begriffe wie "Völkermord" oder "Apartheid": Für viele in Deutschland klingen sie in Bezug auf Israel inakzeptabel. Und doch verwendeten sie sogar UN-Experten rund um die von Israels Regierung heftig kritisierte UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten Gebiete Palästinas, Francesca Albanese, etwa im September 2024 in einer Erklärung – und sie werden zunehmend aufgegriffen von internationalen Wissenschaftlern und Verbänden.
So auch in einem Offenen Brief von 65 Wissenschaftlern überwiegend deutscher Hochschulen, der vergangene Woche an die Bundesregierung ging. "Deutschland muss endlich das falsche Narrativ aufgeben, Israels Vorgehen sei legitime Selbstverteidigung oder nur eine aus dem Ruder gelaufene Reaktion", heißt es darin – wobei unverständlicherweise die explizite Erwähnung der Hamas-Terrorakte fehlt.
Tatsächlich, postulieren die Unterzeichner, handele es sich um die "radikale Verwirklichung eines historischen Traums vieler Zionisten: die Umsiedlung und Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung – bis hin zu ihrer möglichen Vernichtung."
Die Brücken zur israelischen Wissenschaft abbrechen?
Wer aufgrund solcher Sätze den Brief zur Seite legen will, sollte es sich nicht zu leicht machen, denn die Unterzeichner sehen das internationale Recht auf ihrer Seite. Als Vertragsstaat der UN-Völkermordkonvention, schreiben sie, sei Deutschland verpflichtet, Völkerrechtsverbrechen zu verhindern und deren strafrechtliche Verfolgung zu unterstützen.
Die präventiven Maßnahmen, die der Internationale Gerichtshof im Frühjahr 2024 gegen das "Risiko eines unmittelbar bevorstehenden Völkermordes“ angeordnete hatte, habe Israel allesamt ignoriert. Hinzu kämen die internationalen Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant, "die Ihre Regierung zu ignorieren sogar offen angekündigt hat".
Dem Vorbild der UN-Experten folgend verlangen die Briefeschreiber unter anderem "wirtschaftliche Sanktionen und die Aufhebung oder Aussetzung der Handelsabkommen und akademischen Beziehungen zu Israel, die seine illegale Besatzung und das Apartheidregime unterstützen". Also genau das, was die Internationale Soziologenvereinigung jetzt entschieden hat.
Und mit Bezug auf die Rüge O’Flahertys "die Beendigung der repressiven Hochschulpolitik und Wiederherstellung von Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit" in Deutschland. Aktuell würden kritische Stimmen zu Israels Vorgehen und seiner Besatzung "unter dem Einsatz wissenschaftlich fragwürdiger Antisemitismus-Definitionen diffamiert, Veranstaltungen abgesagt und Proteste – auch Studierendenproteste an Hochschulen – kriminalisiert".
Die Initiatoren des Offenen Briefs sind in Teilen dieselben, die im Dezember unter dem Betreff "Internationales Recht und Pflichten seitens der Universitäten" einen Aufruf an das Präsidium der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gerichtet hatten, darunter die Erlanger Volkswirtschaftsprofessorin Christine Binzel, die Global-Health-Professorin Hanna Kienzler vom King's College London und Michael Barenboim, Musiker und Professor an der Barenboim-Said Akademie. "Beenden Sie die Beziehungen zu israelischen Universitäten und stellen Sie sämtliche Unterstützung für diese Institutionen ein", lautete der Kernsatz. Israels Universitäten hingen eng mit Israels Besatzungs- und Apartheidpolitik zusammen.
Die deutschen Wissenschaftsorganisationen halten dagegen
Wie reagieren die Verbände und Wissenschaftsorganisationen in Deutschland? Die Deutsche Soziologische Gesellschaft (DGS) wollte sich laut ihrem Pressesprecher am vergangenen Freitagabend zu einer Sondersitzung treffen. "Die DGS nimmt das Thema sehr ernst", sagte Marcel Siepmann auf Anfrage zum Beschluss der International Sociological Association. Im Anschluss an die Sondersitzung sollte es eine Stellungnahme des DGS-Vorstandes geben.
Die HRK verweist auf ihre Erklärung vom 11. Juni. Präsident Walter Rosenthal betont darin: Gerade jetzt gelte es, die israelische Wissenschaft als wichtige, unterschiedliche Perspektiven und Interessen analysierende, vermittelnde und zusammenführende Stimme in Israel zu unterstützen. Und was Begriffe wie "Völkermord" oder "Apartheid" angehe: Die HRK mache sich "in ihrer wissenschafts- und hochschulpolitischen Betrachtung der Situation in Israel und in der Region keine der angeführten, allgemeinpolitischen Werturteile und Charakterisierungsversuche zueigen".
Im Umgang mit Israel dürften keine doppelten Standards in der Analyse und Wertung staatlichen Handelns und zivilgesellschaftlichen Engagements angewendet und "die vielfältige israelische Wissenschaft, die Beschäftigten und Studierenden der Hochschulen, nicht pauschal und undifferenziert für gegebenenfalls kritikwürdiges Regierungshandeln verantwortlich" gemacht werden.
Die Helmholtz-Gemeinschaft, die enge Beziehungen zu israelischen Wissenschaftseinrichtungen unterhält und unter anderem eine Repräsentanz in Tel Aviv hat, wollte den Offenen Brief der 65 Wissenschaftler nicht kommentieren und verwies auf eine Stellungnahme der Allianz der Wissenschaftsorganisationen vom vergangenen Jahr "zu genau dieser Frage", "zu der wir nach wie vor stehen".
In der Stellungnahme hieß es, die Allianzorganisationen, zu denen neben Helmholtz unter anderem die Max-Planck-Gesellschaft, die HRK und die Deutsche Forschungsgemeinschaft gehören, träten Forderungen nach einem Boykott israelischer Forschender und israelischer Wissenschaftseinrichtungen "entschieden" entgegen: "Wir halten es für diskriminierend und verfehlt, Forschungskooperationen mit israelischen Wissenschaftseinrichtungen zu beenden, israelische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von internationalen Konferenzen und Auszeichnungen auszuschließen oder Förderanträge von Forschenden abzulehnen, die an israelischen Einrichtungen arbeiten. Solche Maßnahmen sind zudem kontraproduktiv, denn sie schwächen eine unabhängige Stimme der Vernunft in Israel."
Befürworter des akademischen Boykotts argumentieren jedoch, eine Differenzierung zwischen regierungsfernen und -nahen israelischen Wissenschaftsinstitutionen sei derzeit kaum möglich. Zuletzt hatte sogar die Europäische Union eine Überprüfung ihres Assoziierungsabkommens mit Israel angekündigt – inklusive dessen Beteiligung an "Horizon Europe". Diese Woche soll EU-Außenkommissarin Kaja Kallas mögliche Optionen als Reaktion auf Israels Gaza-Vorgehen vorlegen, darunter eine, die Horizon betrifft. Selbst israelische Bürger setzen sich, auch wenn das die Ausnahme sein mag, für internationalen Druck ein.
Ein Plädoyer aus Israel
Fast flehentlich wandte sich dagegen David Harel, Präsident der Israelischen Akademie der Wissenschaften, per FAZ-Gastbeitrag an die deutsche Wissenschaftscommunity: Man laufe Gefahr, "jenes Israel zu verlieren, das wir kennen und lieben".
Zwei Tatsachen seien unbestreitbar: das "unmenschliche" Massaker vom 7. Oktober und den seither "verheerenden Krieg". 60.000 Tote in Gaza, darunter 15.000 Kinder – "ein Ausmaß, das in der israelischen Berichterstattung kaum erwähnt wird".
Israel habe "die weltweite Welle aufrichtiger Anteilnahme und Freundschaft, die uns nach dem 7. Oktober entgegenschlug", verspielt. In Bezug auf die Geschehnisse im Gaza-Streifen fügte Harel, im Hauptberuf Informatikprofessor am renommierten Weizmann-Institut der Wissenschaften in Rechovot ist, hinzu: "Ich verwende bewusst keine Begriffe wie Völkermord oder ethnische Säuberung; ich bin auf diesem Gebiet kein Experte. Die Fakten, Zahlen und Bilder sprechen aber für sich."
Derzeit, so Harel, stünden drei israelkritische Narrative im Raum: "1. Antisemitismus bedeutet: Die Juden sollen verschwinden.; 2. Antiisraelismus beziehungsweise Antizionismus bedeutet: Der Staat Israel soll verschwinden. 3. Kritik an Israels Maßnahmen bedeutet: Die gegenwärtige Regierung soll verschwinden." Gegen die ersten beiden Narrative, so Harel, müsse man entschlossen eintreten, umso mehr, wenn sie häufig als politische Kritik getarnt seien.
Ganz anders sei das beim dritten Narrativ, schrieb Harel: "Wie viele Mitbürgerinnen und Mitbürger in Israel verpflichte ich mich, alles in meiner Macht Stehende zu tun, den überfälligen Wechsel an der Spitze unseres Landes herbeizuführen. Dies ist eine Voraussetzung für ein Ende unserer verheerenden Lage. Genau dafür sind Freundinnen und Freunde da, in guten wie in schweren Zeiten." Deshalb: "Wir benötigen Hilfe, um die drohenden Maßnahmen der Europäischen Union abzuwenden und die israelische Wissenschaft zu stärken, die bereit ist, eine zentrale Rolle bei der Heilung unseres zerrissenen Landes zu übernehmen."
Frappierend ist, wie ähnlich sich die 65 Unterzeichner des Offenen Briefs und David Harel in der Lagebeurteilung sind – und wie unterschiedlich in ihren Schlussfolgerungen. Was zeigt, wie schwierig eine differenzierte Debatte über Worte und Begriffe derzeit ist, über Israels Gaza-Krieg und propalästinensische Proteste: in Deutschland vor dem Hintergrund der deutschen Staatsräson, in Israel vor dem Hintergrund einer rechtsradikalen und nationalistischen Regierung. Eines haben beide Perspektiven dann wieder gemeinsam, und womöglich ist es das Wichtigste zurzeit: dass Widerspruch in Debatten nicht als Gefahr gelten darf, nicht als Anlass zur Denunziation. Sondern als Voraussetzung von Erkenntnis.
Nachtrag am 07. Juli, 8 Uhr:
ISS-Ausschluss: Deutsche Gesellschaft für Soziologie widerspricht der International Sociological Association
Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) lehnt die Entscheidung der International Sociological Association ab, die Mitgliedschaft der Israelischen Gesellschaft für Soziologie (ISS) auszusetzen. Aus Sicht des Vorstands der DGS sei es nicht mit den Grundsätzen einer internationalen Wissenschaftsgemeinschaft, wie die ISA sie für sich beanspruche, vereinbar, von der israelischen soziologischen Fachgesellschaft eine bestimmte Form der Distanzierung von Kriegshandlungen zu verlangen oder sie für Handlungen der Regierung ihres Landes in Haftung zu nehmen. "Eine solche Forderung hat eine diskriminierende Wirkung und unterminiert das Prinzip wissenschaftlicher Kooperation auf Augenhöhe", heißt es in der am Montagmorgen veröffentlichten Erklärung. "Sie maßt sich zudem an, von außen entscheiden zu können, welche Formen des Protests unter bestimmten Bedingungen die richtigen und möglichen sind." Bei der Suspendierung würden dabei im Umgang mit der israelischen Fachgesellschaft strengere Kriterien angelegt als an Fachgesellschaften anderer Länder.
Zudem zitiert die DGS das Statement, mit dem die ISS selbst auf die Suspendierung reagiert hatte: “We share the deep concern and anguish over the horrifying scale of destruction, death, and human suffering inflicted upon the people of Gaza by the Israeli government. We also share the hope for an end to the violence and war, for an agreement that will secure the release of all Israeli hostages, and for a just political solution to the Israeli-Palestinian conflict.”
Man schließe sich der Einschätzung der ISS an, heißt es weiter in der Erklärung der DGS, dass eine Suspendierung auch Orte der Kritik und der Wissenschaftsfreiheit in Israel massiv schwäche. "Soziologische Forschung sollte gerade in Zeiten von bewaffneten Konflikten, Autoritarismus sowie wachsendem Antisemitismus und Rassismus durch Zusammenarbeit gefördert werden, anstatt diese zu unterbinden." Der Boykott von Institutionen setze sich im Boykott von Personen fort, viele israelische
Wissenschaftler:innen erführen dies derzeit verstärkt. Solidarität dürfe sich jedoch nicht auf Einzelpersonen beschränken, sondern müsse auch die Fachgesellschaften einschließen, denen sie angehörten und von denen sie in internationalen Assoziationen repräsentiert würden.
Kommentare
#1 - Francesca Albanese ist keine gute Referenz
Francesca Albanese ist bekannt für ihre israelfeindlichen Kommentare, hat Gaza als Konzentrationslager bezeichnet und wird nicht Müde, einen Holocaustvergleich nach dem anderen zu ziehen:
https://www.adl.org/resources/article/francesca-albanese-her-own-words
https://www.mena-watch.com/uno-haelt-trotz-antisemitismus-an-albanese-fest/
#1.1 - Die Anti-Defamation League ist keine gute Referenz
Die Anti-Defamation League ist eine in den USA ansässige, pro-israelische Lobbyorganisation, vergleicht die Keffiyeh mit Hakenkreuzen (https://x.com/johnknefel/status/1773703742803632579), unterstützt aktiv die Politik Donald Trumps (https://www.adl.org/resources/backgrounder/presidents-executive-order-anti-semitism-frequently-asked-questions, https://www.adl.org/resources/press-release/adl-statement-new-executive-order-combat-antisemitism), und gibt Millionen aus, um Kritik an Israel zu unterdrücken (https://www.theguardian.com/us-news/article/2024/may/15/adl-lobby-antisemitism-definition, https://imeu.org/article/explainer-the-anti-defamation-league-adl). Francesca Albanese ist eine promovierte, qualifizierte Expertin für Menschen- und Völkerrecht. Die ADL arbeitet weder wissenschaftlich fundiert noch unparteiisch.
#1.1.1 - Man mag von der ADL halten…
Man mag von der ADL halten was man will, die Zitate sind trotzdem von Albanese selbst. Die Adresse der ADL wurde hier nur angegeben, um keine Einzelquellen aufführen zu müssen.
#1.1.2 - promoviert?
Woher haben Sie die Information, dass Albanese promoviert wäre? Eine Netzrecherche lässt nicht darauf schließen.
Ganz interessant dagegen: https://www.juedische-allgemeine.de/israel/francesca-albanese-die-erfundene-menschrechtsanwaeltin-der-un/
#1.1.2.1 - (dis)qualifiziert
Das ist gegenüber Frauen leider immer noch/wieder die erste Reaktion, wenn man den Argumenten und Fakten nichts wirklich entgegenzusetzen hat: man spricht ihnen die Qualifikation ab. Francesca Albanese hat ein Prädikatsexamen in Jura und hat nach einem zusätzlichen zusätzlichen abgeschlossenen M.A. eine begonnene Promotionsarbeit zugunsten ihrer zunehmenden aktiven Arbeit für Menschenrechte, davon über zehn Jahre bereits bei der UN, nicht weiter verfolgt. Sie wird häufig als Anwältin bezeichnet und wäre dafür qualifiziert, hat aber das bar exam nie abgelegt, d.h. nie als Anwältin praktiziert und das auch nie von sich behauptet. Wer einem wirklich offenkundigen Hetzartikel Glauben schenkt, der allen Ernstes behauptet, dass allein schon Albaneses Aufgabengebiet in der UN einem 'antisemtitischen Märchen aus Tausendundeiner Nacht' entspringt - "[d]enn erstens gibt es keine besetzten Gebiete und zweitens sind diese nicht palästinensisch" - der disqualifiziert sich selbst.
#1.1.2.2 - Anwältin?
Und falls wieder Vorbehalte wegen der Quelle bestehen: Auch das hat Albanese selbst gesagt:
«[...]Non ho fatto l'esame da avvocato perché non ho mai voluto esercitare la professione forense in Italia. Ho studiato giurisprudenza quasi per caso, ero confusa, avevo appena perso mio padre. Stimo tantissimo i tanti avvocati in Italia che si occupano del tema, ma 25, 30 anni fa, quello che volevo fare, cioè occuparmi di diritti umani, da noi non era così diffuso».
"[...]Ich habe die Anwaltsprüfung nicht abgelegt, weil ich nie in Italien als Anwalt arbeiten wollte. Ich habe fast zufällig Jura studiert, ich war verwirrt, ich hatte gerade meinen Vater verloren. Ich habe großen Respekt vor den vielen Anwälten in Italien, die sich mit dem Thema befassen, aber vor 25, 30 Jahren war das, was ich machen wollte, nämlich sich mit den Menschenrechten zu befassen, hier noch nicht so weit verbreitet".
https://www.vanityfair.it/article/francesca-albanese-nomi-45-grandi-aziende-mondo-finanziano-genocidio-fango-paura
#1.1.2.2.1 - Juristin
Es tut mir leid, aber ich kann hier keine weitere relevante Information bzgl. Albaneses Qualifikation erkennen. Unter welchen privaten Bedingungen man welches Studium beginnt, ist für das, was man letztlich tut, völlig unerheblich, und es ist mehr als unlauter, eine persönliche Reflexion in einem solchen Zusammenhang als 'Beweis' - wofür genau? - ins Feld zu führen. Falls Sie uns demonstrieren wollten, dass Sie Italienisch (ab)schreiben können: Bravo! Ich hoffe, wir können diese unwürdige Debatte an dieser Stelle beenden.
#1.1.2.2.1.1 - Die Leute beim Wort nehmen!
Das Zitat stammt aus einem öffentlich zugänglichen Interview mit der Zeitschrift Vanity Fair, es sind ihre EIGENEN WORTE zum von der Zeitschrift aufgeworfenen Thema, dass sie sich als Anwältin bezeichnet hat, ohne eine entsprechende Prüfung abgelegt zu haben. Was ist daran unwürdig, das ist doch nichts anderes als das, was Albanese SELBST zu diesem Thema zu sagen hat!
Ist es nicht – für einen wissenschaftsjournalistischen Blog, auf dem es um wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Redlichkeit geht – erstaunlich, dass selbst auf der Webseite der UN noch behauptet wird, Albanese sei „an international lawyer“? Und das nicht nur nebenbei, sondern direkt im ersten Satz? Ist es nicht problematisch, dass sie sich selbst eine Zertifizierung attestierte, die sie ihrer eigenen Aussage nach doch nicht hat?
https://unwatch.org/francesca-albaneses-lies-about-legal-credentials-raise-serious-ethical-concerns/
Und darauf hinzuweisen, dass jemandem fälschlicherweise ein Doktortitel zuerkannt wird, sollte – immerhin geht es hier um Wissenschaft – ja wohl erlaubt sein. Immerhin belegt ein solcher Titel eine wissenschaftliche Expertise.
Formale Expertise hin oder her: Statt auch noch auf der Gesinnung derjenigen rumzureiten, die Zitate von Albanese kompilieren, sollten doch ihre EIGENEN WORTE ernst genommen werden.
Dazu gehören:
Ein Post auf X, in dem sie Netanjahu mit Hitler vergleicht: https://www.spiegel.de/ausland/francesca-albanese-uno-palaestinenserbeauftragte-vergleicht-netanyahu-mit-hitler-a-747b4d56-5696-4cab-ac63-1b398a58ab81
Israel mit Nazideutschland vergleichen: https://www.mena-watch.com/neu-ernannte-uno-ermittlerin-vergleicht-israel-mit-nazi-deutschland/
Behaupten, eine jüdische Lobby würde die USA und die Medien kontrollieren: https://www.timesofisrael.com/un-palestinian-rights-officials-social-media-history-reveals-antisemitic-comments/
Behaupten, die Israelis seien selbst Schuld am Angriff der Hamas - einer Organisation, die sich der Vernichtung der Juden verschrieben hat: https://x.com/FranceskAlbs/status/1756351236909965591
Undundund...
Was soll Expertise überhaupt noch bedeuten, wenn solche Erklärungsmuster, die auch von Antisemitismusforschern schon kritisch auf ihre antijüdischen Stereotype untersucht wurden, Sachkompetenz belegen sollen? https://www.tagesspiegel.de/berlin/ns-vergleiche-terrorverharmlosung-antijudische-stereotype-die-bedenklichen-aussagen-der-francesca-albanese-13189378.html
Mit einer Kritik an der israelischen Kriegsführung hat das m.E. absolut nichts zu tun.
#1.1.2.2.1.1.1 - Rechtsanwältin ist nicht gleich Juristin!
Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen. Möchten Sie Frau Albanese dafür verantwortlich machen, dass sie selbst etwas richtig stellt, was ihr fälschlicherweise unterstellt wurde? Und was, wenn es nicht durch bewusste Fehlinterpretation motiviert ist, nicht zuletzt auf einem sprachlichen Missverständnis zu beruhen scheint? Im Englischen ist die Unterscheidung zwischen 'Rechtsanwalt' und 'Jurist' nicht geläufig, man ist entweder 'practising lawyer' (d.h. man hat nach dem Jurastudium das bar exam abgelegt und vertritt Mandanten vor Gericht) oder 'lawyer' (d.h. man hat das exam nicht unbedingt abgelegt und arbeitet außergerichtlich/wissenschaftlich zu Rechtsfragen - als Jurist). Die Qualifikation durch das Jurastudium - in Albaneses Fall mit Prädikatsexamen - ist dieselbe! Alles, worauf Frau Albanese hingewiesen hat, ist, was auch offensichtlich für jeden ist: sie vertritt keine Angeklagten, d.h. ist keine Rechtsanwältin! Als ausgebildete Juristin/lawyer hat sie für ihre juristische Arbeit bei der UN und anderen Institutionen statt dessen zusätzlich einen Master in Human Rights abgeschlossen. Glauben Sie wirklich, die UN würde nicht die Lebensläufe und Qualifikationen von derart exponierten Mitarbeiter:innen prüfen?
Wenn Ihnen nicht gefällt, was Francesca Albanese zu Israel zu sagen hat, ist das eine andere Sache und hat mit ihrer Qualifikation und Sachkenntnis nichts zu tun; vielleicht hilft es Ihnen, dass führende Ökonomen (fast alle mit Doktortiteln und Professuren) ihren just erschienenen Report 'The Economy of Genocide' als 'unbeschreiblich wichtig' einstufen und gegen die Sanktionen von Präsident Trump verteidigen: https://zeteo.com/p/exclusive-top-economists-back-francesca
#1.1.2.2.1.1.1.1 - Und wieder: Wer sagt was?
Dass es einen Unterschied auch im englischsprachigen Raum gibt, sage nicht ich, sondern sagt Hillel Neuer (s. Link UN Watch oben). Hillel Neuer ist ein international lawyer und hat auch als solcher gearbeitet.
Ökonom:innen dagegen beschäftigen sich fachlich in der Regel nicht mit kriegerischen Konflikten. Welche Expertise sollen sie also für diesen Konflikt haben? Was diese Personen abgeben, ist ein politisches, kein fachliches Urteil.
Alice Nderitu dagegen, ehemalige Sonderberichterstatterin der UN zur Verhütung von Genozid, war nicht so schnell bei der Sache, von einem Völkermord zu sprechen: https://www.fdd.org/analysis/2025/02/03/i-was-hounded-day-in-day-out-former-un-advisor-on-genocide-was-pressured-to-declare-genocide-in-gaza/
(Und ja, FDD, konservativer Think Tank - auch hier wieder: das sind die Worte Nderitus, das originale Interview ist hinter einer Bezahlschranke: https://airmail.news/issues/2025-2-1/i-was-hounded-day-in-day-out).
#2 - Moralische Maßstäbe
Wenn man wegen des Gaza-Krieges die Kooperationen mit israelischen Wissenschaftler*innen, Wissenschaftseinrichtungen und Hochschulen einstellen soll, dann möge man aber auch konsequent sein und dieselben moralischen Maßstäbe nicht nur (mit überraschender Selektivität) an ein einziges Land anlegen.
Ich schaue in den Hochschulkompass der HRK, in dem die internationalen Kooperationen deutscher mit ausländischen Hochschulen dargestellt werden:
Iran: 67
Russische Föderation: 587
Belarus: 37
Myanmar: 18
Sudan: 11
Und wollen wir vielleicht über China sprechen - nach Schätzungen sind eine Million Uighuren in Lagern interniert? Wenn nein, warum nicht? Sofern man über "Apartheid" sinniert, die im Falle Israels so schlimm sei, müsste man da nicht nach Indien schauen, auf die Diskriminierung der Dalit, immerhin 240 Millionen Menschen? Und: die in solchen Fällen herangezogene "Wissenschaftsdiplomatie", die gibt's bei Israel nicht?
Sowenig ich die Regierung Natanjahu und ihre Politik schätze, fällt es mir doch stark auf, wie man in diesem Fall vehement kritisiert, was bei anderen Ländern achselzuckend hingenommen wird. Wenn es dafür eine andere Erklärung außer latentem Antisemitismus gäbe, würde mich diese schon interessieren...
#2.1 - Moralische Maßstäbe?
Stellen Sie bei irgendeinem der anderen Beispiele, die Sie anführen, fest, dass öffentliche Kritik an diesen Zuständen von der Bundesregierung oder auch nur Teilen der Öffentlichkeit delegitimiert und mit 'Iranfeindlichkeit', 'Russlandfeindlichkeit', 'Belarusfreindlichkeit' etc. belegt wird? Das ist eben der Unterschied. Nicht der Antisemitismus.
#2.2 - Moralische Masßstäbe: whataboutism etc....
Mich wundert diese Aufzählung. Anders als bei Israel handelt es sich bei keinem der von Ihnen aufgeführten Länder um Demokratien. Demokratien (so sie es denn auch wirklich sind) verpflichten sich anderen Werten als Autokratien oder totalitäre Staaten und wir als demokratisches Land haben naturgemäß andere Erwartungen an sie als an Diktaturen. Ich würde Israel daher nicht mit den anderen Ländern auf eine Stufe stellen. Desweiteren bleibt zu fragen, ob wir mit dem Verweis auf andere Problematiken (whataboutism) weiterkommen. Es können mehrere Dinge gleichzeitig zutreffen, ohne dass gleich die Antisemitismuskeule rausgeholt werden muss. Ich vermute, dass sich Mensch für die Themen interessieren, die ihnen näher sind als andere Themen. Das mag geographisch bedingt sein, mit den eigenen Reisen/Erfahrungen zu tun haben oder mit der Sozialisation - bestimmt gibt es noch viele andere potentielle Erklärungen. In den letzten Jahren waren die Situationen in der Ukraine wie auch im Nahen Osten so Themen, die unsere Gesellschaft mehr berührt haben, als die grässliche humanitäre Situation in Myanmar, im Sudan und anderswo. Deswegen sind diese Situationen nicht weniger zu verurteilen, und Menschenleben dort sind nicht weniger wert als hier. Scheinbar können wir uns mit ihnen aber weniger identifizieren. Liegt dies vielleicht an einem rassistischen Bias? Ich weiß es nicht - könnte aber ggfs auch als Hypothese dienen....einfache Antworten gibt es nirgendwo....
#3 - Diesen Satz finde ich zu…
Diesen Satz finde ich zu wohlwollend:
"Nach den brutalen Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober 2023, bei denen über 1.200 Israelis getötet und 251 als Geiseln verschleppt wurden, war die weltweite Solidarität mit Israel groß."
Von wem weltweit? Ein paar staatlichen Organen? Da auch nur mit floskelhaften Lippenbekenntnissen höchstens - zumeist mit vorauseilendem Verständnis für die Gewalt der Hamas "es gäbe einen Kontext" etc.
Die weltweite Zivilbevölkerung ist quasi am Folgetag zu Millionen losmarschiert um den israelischen "Genozid" anzuprangern.
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