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Höchstens zwei Jahre

Warum die SPD-Bundestagsfraktion keine längere Postdoc-Sonderbefristung mittragen kann. Ein Gastbeitrag zur WissZeitVG-Novelle von Carolin Wagner.

Carolin Wagner ist seit 2021 Mitglied des Bundestages und stellvertretende Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Foto: Selin Jasmin

AUF DEN KLEINSTEN GEMEINSAMEN NENNER können sich alle einigen: So wie es ist, kann es nicht bleiben. Die prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft müssen hier nicht abermals erläutert werden – sie sind bekannt! Die Ampel-Koalition hat es sich zum Ziel gemacht, lang liegengebliebene Reformen endlich anzupacken – so auch eine längst überfällige Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG).

 

Dabei ist für die SPD-Bundestagsfraktion klar: Dass es überhaupt ein Sonderbefristungsrecht in der Wissenschaft gibt, ist ein Zugeständnis an die Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Es darf nicht als Instrument zur Herstellung maximaler Flexibilität missbraucht werden und Beschäftigungsrisiken allein auf die Arbeitnehmer*innen abladen. 

Deshalb sind die in der Ampel-Koalition vereinbarten Mindestvertragslaufzeiten für studentische Beschäftigte, für Promovierende und in der Postdoc-Phase sowie die Ausweitung derNachteilsausgleichsregelungen auf Drittmittelbeschäftigte in der Qualifizierung richtige und notwendige Korrekturen, die wir jetzt voranbringen.  

 

Bekanntlich hat das BMBF den Ampel-Eckpunkt für eine dreijährige Postdoc-Phase als Reaktion auf breite Proteste aus der Wissenschaftscommunity vorerst wieder zur Diskussion gestellt.  Dass auch junge Forschende mehr Zeit für die weitere Forschungsarbeit nach der Promotion fordern, darf unserer Meinung nach aber nicht missinterpretiert werden als ein Wunsch nach einem langjährig unsicheren Arbeitsverhältnis.

 

Warum man klar zwischen Predoc
und Postdoc unterscheiden muss

 

Wir als SPD-Bundestagsfraktion wollen deshalb mehr Verlässlichkeit für die Karriereplanung in der Wissenschaft herstellen und eine nachhaltige Personalsicherung für die deutsche Akademie erzeugen. 

Während wir die Sonderbefristung für die Predoc-Phase als notwendig für die besonderen Belange in der Wissenschaft erachten, sehen wir eine weitere Sonderbefristung in der Postdoc-Phase kritisch. Mit der Promotion weist man eine qualitativ hochwertige eigenständige wissenschaftliche Leistung nach. Wo diese aufgrund der Arbeit in großen Forschungsteams nicht erkennbar sein sollte, müssen die jeweiligen Fachgemeinschaften diesen Effekt eher kritisch prüfen, als dass dieser leitgebend für den Gesetzgeber werden sollte. 

 

Dennoch erkennen wir als SPD-Bundestagsfraktion an, dass die Besonderheit des Wissenschaftssystems ein Flexibilitätsinstrument in Form einer nochmals befristeten Übergangsphase nach abgeschlossener Promotion erforderlich macht. Hier muss sich herauskristallisieren, für wen der Weg in die Wissenschaft weitergehen kann und für wen nicht. In dieser Übergangsphase können frisch promovierte Wissenschaftler*innen den Sprung auf eine ausgeschriebene – unbefristete – Stelle schaffen und letzte dafür notwendige Nachweise erbringen, etwa erste Lehrerfahrungen, die Veröffentlichung der Promotionsschrift oder Vorbereitungen auf ein nächstes Forschungsprojekt.

 

Umfassende Forschungsarbeiten, die zur Herstellung der Berufungsfähigkeit für eine Professur oder für den Nachweis zur Befähigung anderer Stellenprofile in der Wissenschaft dienen, sollen aber erst auf einer daran anschließenden Stelle erfolgen, die mit einer Entfristungszusage nach Zielerreichung verknüpft ist. 

 

Richtigerweise wird an diesem Punkt der Debatte meist darauf verwiesen, dass aktuell keine Dauerstellen in der Wissenschaft ausgeschrieben sind, die sich an Bewerber*innen vor der R3-Phase richten. Mit dem Zukunftsvertrag "Studium und Lehre stärken" ist der Bund 2022 in die verstetigte Finanzierung der Hochschulen eingestiegen und sichert diesen somit jährlich steigende Finanzmittel zu, um insbesondere entfristete Stellen im Mittelbau zu schaffen. Auch die Projektmittel des Bundes, vor allem über die DFG, sollten künftig unbedingt verstärkt für entfristete Stellen im Mittelbau eingesetzt werden – hier gilt es, parallel zur Reform des WissZeitVG notwendige Veränderungen anzustoßen.

 

Die Hochschulen müssen ihre
Haushaltsmittel anders einsetzen

 

Neben diesen beiden Hebeln zur Schaffung entfristeter Stellen im Mittelbau müssen Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen aber auch ihre zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel künftig anders einsetzen, und zwar deutlich davon mehr für entfristete Stellen. Ein solcher "Kulturwandel" an den Einrichtungen, demzufolge die Personalstruktur des wissenschaftlichen Personals so weiterentwickelt werden soll, dass sie auch Karrierewege außerhalb der Professur aufzeigt, war bereits das Ziel mehrerer bundespolitisch finanzierter Hochschulprojekte, beispielsweise 2018 verankert im Zuwendungszweck des Tenure-Track-Programms des Bundes. Zwar haben sich in den vergangenen Jahren an den Hochschulen Codes of Conducts mit dem Ziel guter Arbeitsbedingungen weitgehend etabliert, spürbare Veränderungen wie Umbauten zu hierarchieflachen Departement-Strukturen, die für forschungs- und lehrstarke Stellenprofile jenseits der Professur besonders geeignet sind, blieben aber leider aus. 

 

Die Beschäftigten in der Post-Doc-Phase gehören zu den tragenden Säulen des Wissenschaftssystems. Die Art ihrer Beschäftigung wird ihnen und ihrer Aufgabe aber seit Jahren nicht gerecht. Für die Beschäftigten ist das Befristungswesen mit großen Unsicherheiten in Karriere- und Lebensplanung verbunden, gleichzeitig droht der Wissenschaftsstandort durch Attraktivitätseinbußen international ins Hintertreffen zu geraten. Derzeit werden die Lasten einseitig den befristet Beschäftigten aufgebürdet, ohne sie wäre eine qualitativ hochwertige Lehre ebenso wenig möglich wie exzellente Forschung oder die verlässliche Betreuung von Studienabschlussarbeiten – und doch wird von ihnen erwartet, dass sie sich ihre eigene Qualifikation (Habilitation oder ein Äquivalent) nebenbei aus der Rippe zu schneiden. So bleibt das Wissenschaftssystem funktional.  

 

Doch nimmt diese unfaire Lastenverteilung zugleich jeden Reformdruck von den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Eine drastische Reduzierung der zulässigen Befristungsdauer ohne Anschlussperspektive in der Post-Doc-Phase ist daher nicht nur unmittelbar als Verbesserung für die Beschäftigten wünschenswert, sondern auch instrumentell verstanden nötig, um die Beharrungskräfte eines Systems aufzubrechen, welches sich der Schaffung von Dauerstellen für Daueraufgaben viel zu weitgehend und teils hartnäckig entzieht.

 

Wenn die SPD-Bundestagsfraktion eine weitere Sonderbefristung nach der Promotion überhaupt mittragen kann, muss diese somit begründetermaßen so kurz und noch dazu in einer Form ausgestaltet sein, dass diese Phase kein Personalkarussell in Gang wirft. Eine dreijährige Befristung ohne Verstetigungsaussicht nach der Promotion war bereits ein schmerzlicher Kompromiss, von dem wir ein langsames Abbremsen des Personalkarussells noch erwarten konnten. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte sich zuvor für höchstens zwei Jahre weitere Befristung nach der Promotion ohne Anschlusszusage ausgesprochen. Danach soll eine Befristung nur noch mit einer Anschlusszusage nach Zielerreichung möglich sein. Dieses Ziel werden wir im weiteren Verlauf der WissZeitVG-Novellierung verfolgen. 

 

Systemwechsel gegen
den Vertrauensverlust

 

Somit würde deutlich früher nach der Promotion Klarheit bestehen, ob die Karriere in der Wissenschaft weitergehen kann. Eine kurze Übergangsphase räumt beiden Seiten – Beschäftigten und Arbeitgeber – eine Orientierungs- und Profilierungszeit ein im Vorfeld eines daran anschließenden möglichen nächsten Schrittes, der dann aber mit Entfristungszusage verknüpft sein muss. 

 

Ja, diese zweijährige Übergangsphase geht mit einem Systemwechsel einher, der von den Ländern und Hochschulen gleichermaßen Veränderungen abverlangt. Zahlreiche Rückmeldungen aus der Community haben aber deutlich gemacht, wie groß der Vertrauensverlust der Beschäftigten im Wissenschaftssystem gegenüber der Politik als strukturgebende Instanz und gegenüber den Wissenschaftseinrichtungen als Arbeitgeber ist. Die aktuelle Debatte um das WissZeitVG zeigt eindrücklich, wie weit der Weg ist, den wir gehen müssen, um das Wissenschaftssystem wirklich spürbar zu verbessern und verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Jeder muss seinen Beitrag leisten, denn die Warnungen der vergangenen Tage –exzellente Wissenschaftler*innen drohten scharenweise das Land verlassen und gerade Menschen mit Familienpflichten oder Migrationshintergrund erhielten weniger Chancen – beschreiben tatsächlich den Ist-Zustand unseres Wissenschaftssystems! 

 

Wenn wir diesen ändern wollen, werden wir etablierte Strukturen neu denken und verändern müssen. Das geht nicht von heute auf morgen und es geht nicht allein über Änderungen im WissZeitVG. Es wird ein längerer Prozess sein mit Änderungen an mehreren Stellen des Wissenschaftsgefüges. Deshalb müssen kluge Übergangsfristen für die Neuregelungen des WissZeitVG gefunden werden. Aber es gilt jetzt, diesen Kulturwandel in der deutschen Akademie mit einer mutigen Reform des WissZeitVG endlich anzustoßen. Es wird der erste Schritt sein für einen Richtungswechsel im deutschen Wissenschaftssystem: Der neue Kurs lautet "Zukunft"! 


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Kommentare: 14
  • #1

    LifeInAcademia (Mittwoch, 26 April 2023 15:22)

    "Dass es überhaupt ein Sonderbefristungsrecht in der Wissenschaft gibt, ist ein Zugeständnis an die Hochschulen und Forschungseinrichtungen."

    Die Schlichtheit dieser Perspektive ist beachtlich. Sie ignoriert den gesetzlich definierten Aufgabenbereich, die Finanzierungsmodelle der Hochschulen und die Kompetenzverteilung Hochschulen/Politik. Natürlich haben die Hochschulen hier Verantwortung und sind in der Systemveränderung gefragt, doch so einfach kann man es sich nun wirklich nicht machen.

  • #2

    Michael Liebendörfer (Mittwoch, 26 April 2023 15:32)

    Schade. Ich sehe viel Rhetorik pro Hanna, aber keine konkreten Maßnahmen außer der Neufassung des WissZeitVG. Nur eine Beschränkung auf 2 oder 3 Jahre wird nicht viel ändern. Wo ist die Ankündigung, mit den Landesverbänden der SPD zu sprechen, damit die notwendigen Änderungen wirklich kommen? Oder Bundesmittel künftig stärker an echte Änderungen zu knüpfen?

    Und natürlich wird man nicht nach zwei Jahren aus der Wissenschaft gehen, sondern auf Drittmitteln, Vertretungs- und Auslandsstellen, notfalls auf ALG 1 oder 2 weiterforschen. Zu romantisch ist mir auch die Vorstellung, die einen würden wohl lieber lehren und die anderen lieber forschen (dürfen faktisch aber auch mehr lehren, müssen es nur nicht; klar bessere Stelle).

    Der Text wirkt mir wie die in viele warme Worte gepackte Erklärung und Entschuldigung, dass die SPD es gern anders hätte, aber mehr eben nicht hinbekommt. Das hätte man auch direkter sagen können.

  • #3

    lekilhen (Mittwoch, 26 April 2023 17:30)

    Ich fasse das mal bildlich zusammen:

    Wenn das marode Haus brennt, schmeiß mal noch 'nen Benzinkanister rein, damit der "Systemwandel" von Bruchbude zur abgebrannten Ruine noch schneller geht. Wenn es dann so richtig doll lodert, dann setzen wir uns zusammen und suchen "kluge Übergangsfristen" für eine Neuregelung der Brandwache.

    So schaffen wir ganz bestimmt wieder mehr Vertrauen in die Statik des Hauses, denn immerhin wissen die Hausbewohner jetzt viel schneller, ob ihre Bude den Brand übersteht...

  • #4

    Eine Hanna (Mittwoch, 26 April 2023 18:20)

    Die Position der SPD als Arbeitnehmerpartei ist es also, dass es mit noch kürzeren PostDoc-Phasen und der hergebrachten Selbstverantwortung der Hochschulen weitergehen soll? - Selbst wenn man sagt, dass nach der Promotion immer unbefristete Verträge abgeschlossen werden müssen, würden die Unis es vermutlich so lösen, dass diese künftig einfach gar keine Postdocs mehr anstellen würden. - Ein echter Wurf wäre es, das Geld des Bundes an konkrete Quoten unbefristeter Beschäftigung zu knüpfen. - So ein ideenloses Papier ohne jegliche Lösungsperspektive habe ich selten gelesen. Aus Arbeitnehmersicht leider komplett enttäuschend.

  • #5

    ForschungImAusland (Mittwoch, 26 April 2023 18:31)

    Es ist klar, dass nur zwei Jahre Postdoc-Beschäftigung eine große Anzahl von Nachwuchsforschern aus dem System verdrängen und Platz für diejenigen schaffen werden, die einen festen Willen haben, eine akademische Karriere zu verfolgen...

    Nach dem zweiten Jahr besteht noch die Möglichkeit, sich für 3 Jahre auf eine "Eigen Stelle" bei der DFG zu bewerben, verlängerbar um 3 weitere Jahre. Eine andere Möglichkeit nach dem zweiten Jahr ist, Deutschland zu verlassen und sich eine andere Postdoc-Stelle im Ausland zu suchen.

    Da es in Ländern wie den USA, UK, EI, FR, um nur einige zu nennen, sicherlich viel bessere Tenure- oder Tenure-Track-Stellen gibt, wird die Rückkehr nach Deutschland höchstwahrscheinlich für die meisten Forscher unmöglich sein. Die eigentliche Herausforderung stellen sich Ausländer, die im deutschen Wissenschaftssystem gefangen sind. Sie werden nicht nur aus beruflicher Sicht eine verlorene Perspektive haben, sondern auch aus einwanderungstechnischer Sicht (!). Gut dass die Antrag auf die DE Staatsbürgerschaft auch nach 5 = 3 + 2 Jahren möglich werden kann!!

  • #6

    Enttäuscht (Mittwoch, 26 April 2023 20:43)

    Warme Worte, keine ernsthafte Vision. Einfach mantraartig wiederholen es müsse sich das System ändern, aber nix konkretes dafür machen außer Leute noch mehr zu gängeln und aus dem System zu werfen, macht deutlich, wie unehrlich die SPD hier agiert.

    Von den Lügen mal ganz abgesehen: die angedachte Mindestvertragslaufzeit ist eine so butterweiche Regelung, dass sie quasi nicht-existent ist. Purer Schein, nicht wirklich Sein. Das dann als ernsthaften Erfolg hinzustellen ist schlichtweg unredlich.

  • #7

    Arbeiter-Hannah (Mittwoch, 26 April 2023 21:40)

    Der Beitrag ist ein Beispiel dafür, wie sehr sich die SPD eigentlich von ihrer Geschichte gelöst hat.

    Der Druck wird erhöht, Leute aus dem System gedrängt. Die Einzigen, die es sich leisten werden können ggf. auch mal eine Durststrecke zu überwinden in der Hoffnung, doch noch wissenschaftlich zu reüssieren, werden Menschen mit entsprechendem familiärem vermögendem Hintergrund sein. Vorschläge wie das System umgebaut werden soll, damit mehr Leute Chancen haben, gibt es nicht.

    Die sowieso schon sehr starke Konzentrierung von Menschen aus oberen Schichten der Gesellschaft in der Wissenschaft wird verstärkt, Wissenschaftspersonal aus nicht-akademischen Herkunftsfamilien noch mehr aus dem System gedrängt. Betroffen sein werden damit insbesondere auch Wissenschaftspersonal aus migrantischen Herkunftsfamilien.

    Die SPD fördert damit bewusst die weitere soziale Schließung der Wissenschaft. Aufstieg durch Bildung, die sich dann auch im System widerspiegelt? Für die SPD kein Thema. Das wird sich dann auch negativ auf die Folgegenerationen auswirken. Bereits jetzt haben es Studierende aus nicht-akademischen Haushalten schwerer, mit der forcierten sozialen Schließung beim Lehrpersonal wird es nur noch schwerer.

  • #8

    Django (Donnerstag, 27 April 2023 08:37)

    Vielleicht erklärt die SPD noch, wie mit Projektmitteln unbefristete Stellen geschaffen werden können.

  • #9

    Kommentator (Freitag, 28 April 2023 08:34)

    Mich Django anschließend: Wie sollen ohne Reform der DFG Dauerstellen durch DFG-Drittmittel geschaffen werden?

  • #10

    Edith Riedel (Freitag, 28 April 2023 11:32)

    Wirklich funktionieren mit einer zweijährigen Postdocphase kann das nur, wenn die Stellenstruktur an Hochschulen massiv aufgebohrt wird. Weniger große Lehrstühle und Professuren, mehr Departmentstrukturen, mehr unbefristete Stellen(typen) im Mittelbau. Das sind allerdings Veränderungen, die das Wissenschaftszeitvertragsgesetz nicht herbeiführen kann. Es wäre ein extrem hohes Risiko für die betroffenen Wissenschaftler*innen, wenn im Wissenschaftszeitvertragsgesetz Regelungen für eine Stellenstruktur festgehalten werden, die nicht existiert, und für die es komplett unklar ist, ob und falls ja wann sie kommen wird.

  • #11

    SP (Freitag, 28 April 2023 22:19)

    Dieser Vorschlag ist in jeder Hinsicht naiv und geht an der Realität der Universitäten vorbei. Diese Realität heißt: Feudale Verhältnisse, Nepotismus, Klüngel. Wissen Sie, wer dann vielleicht entfristet wird? Die Jungs, die seit dem Studium, den Profs hinterherhecheln, keine gesundheitlichen Probleme und familiären Verpflichtungen haben.
    Wenn so ein Gesetz kommt, müssen unbefristete Stellen mit professurähnlichen Verfahren besetzt werden, sonst haben Sie an den Unis dann 30-40 Jahre lang die Leute aus der gleichen Schule sitzen, die von der mächtigsten Person am Institut gebilligt wurde. Das ist anti-wissenschaftlich. Und ungerecht für all jene, die außerhalb der feudalen Netzwerke im deutschen Wissenschaftsbetrieb versuchen zu überleben.

  • #12

    Florian Bernstorff (Sonntag, 30 April 2023 12:49)

    Dem zuvor Gesagten kann ich mich nur anschließen. Prekäre Beschäftigung in der Wissenschaft ist nicht damit beseitigt, an einer einzigen Stellschraube des Systems zu drehen und dann anderen (den Ländern und den Hochschulen) die Verantwortung dafür zuzuschustern, die Folgen dieser Veränderung abzufedern und ins Sinnhafte zu wenden. Was wird dabei herauskommen? Einmal mehr das ewige, verantwortungsarme Blame-Game zwischen Bund und Ländern.

  • #13

    FH-Mittelbau (Dienstag, 02 Mai 2023 21:21)

    Es wird in der Diskussion um die Post-Doc-Befristungen der Mittelbau an den Fachhochschulen bisher völlig außen vor gelassen. An den FHs besteht keine Notwendigkeit für Befristungen und sollte entsprechend auch im Gesetz für den Bereich der Fachhochschulen verankert werden! Es gibt keinen ernsthaften Grund über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz an den FHs weiterhin zu befristen. Trotzdem wird es gemacht z.B. bei GeschäftsführerInnen von Forschungsinstituten mit bis zu 5 Jahren nach der Promotion! Befristet ist einfacher für die FHs. Weil man es darf. Kein Wunder, dass die entfristeten Stellen in Bayern bei Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen an den FHs unter 2 Prozent liegen.
    Liebe SPD: das ist leicht und sinnvoll umzusetzen!

  • #14

    Ralf Meyer (Mittwoch, 03 Mai 2023 16:21)

    Die Idee, Dauerstellen mit Drittmitteln zu finanzieren, scheint mir nicht nachhaltig. Denn irgendwer muss sich dann für 30 Jahre und mehr immer wieder neue und innovative Projekte ausdenken und bewilligt bekommen, nur um bereits eingestellte Mitarbeiter*innen weiter bezahlen zu können. Wer schreibt diese Anträge, wenn eine Professorin wegberufen wird? Muss sie dann die Mitarbeiter*innen, die von ihren Projekten bezahlt werden, mitnehmen? Warum schreibt man diese Projekte, wenn sie der eigenen Forschung kaum zugute kommen, weil längst fest steht, wofür das Geld gebraucht wird? Damit ein solches System nicht instabil wird, müsste man parallel dazu von Projekt- in dauerhafte Grundfinanzierung umschichten. Das könnte man aber auch gleich machen.