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Pflichtfach Informatik: Der Föderalismus kann – wenn er will

Der Informatik-Monitor zeigt: Föderaler Wettbewerb kann Bildung voranbringen – wenn alle Länder die wissenschaftlichen Empfehlungen ernstnehmen.

Computerraum

Foto (Symbolbild): Pxhere, CCO.

NUR WENIGE BUNDESLÄNDER haben laut aktuellem Informatik-Monitor noch kein Pflichtfach Informatik in der Sekundarstufe I eingeführt. In Berlin, Brandenburg und Hessen gebe es keine diesbezüglichen Pläne, sonst aber ist eine Entwicklung in Gang gekommen, die vor wenigen Jahren kaum ein Experte erwartet hätte. Vor fünf Jahren waren gerade mal vier Pionier-Länder am Start, inzwischen sind es zehn, Tendenz steigend.
 
Was zeigt, dass auch ein föderales Bildungssystem durchaus zügig und weitgehend im Verbund voranschreiten kann – allerdings mit den ebenfalls typisch föderalen Variationen: Sachsen-Anhalt etwa beschränkt das Pflichtfach auf Sekundar- und Gemeinschaftsschulen. Und während die Zahl der Pflicht-Wochenstunden zwischen den Ländern von einer bis mindestens sechs schwankt, verteilt auf die gesamte Sekundarstufen-Zeit wohlgemerkt, erfüllen nur Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und das Saarland die Empfehlung der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz. Diese fordert für eine fundierte Grundbildung besagte mindestens sechs Stunden, was immer noch, gleichmäßig verteilt, auf gerade einmal eine Stunde pro Woche von der fünften bis zur zehnten Klasse hinausläuft.

Im Kontext der alarmierenden Ergebnisse des IQB-Bildungstrends, der Betroffenheitsäußerungen vieler Landesministerinnen und der Aufbruch-Rhetorik von Bundesbildungsministerin Karin Prien zeigt der Informatik-Monitor beispielhaft, welche allgemeinen Schlussfolgerungen sich für die Bildungspolitik ziehen lassen.

Erstens: Im Föderalismus müssen nicht alle im Gleichschritt gehen. Aber die, die gar nicht mitgehen, sollten hierfür wirklich gute Gründe haben. 

Zweitens: So nachvollziehbar Unterschiede zwischen den Ländern bei der inhaltlichen Ausgestaltung sein mögen, beim quantitativen Stundenumfang der Stundentafeln sollte man sich dann schon an die Empfehlung der Wissenschaft halten. 

Drittens: Inhaltliche Unterschiede, unterschiedliche Kompetenzentwicklungen und die Zusammenhänge zwischen beiden müssen transparent erhoben und diskutiert werden. Denn dann ist der Föderalismus kein Nachteil, sondern im Gegenteil die Gelegenheit, voneinander zu lernen und miteinander besser zu werden.

Mal sehen, wie weit der von Prien beschworene "Paradigmenwechsel" in der föderalen Zusammenarbeit tatsächlich trägt – und ob er auch das Miteinander der Länder verändert.

Dieser Kommentar erschien zuerst im kostenfreien Wiarda-Newsletter.

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