Die unterschätzte Kraft der Bürokratie
Warum das zeitgeistige Rufen nach Entbürokratisierung der Wissenschaft gefährlich werden kann – und nicht jede abgeschaffte Vorgabe eine gute ist.
Illustration: macvector / freepik.
ES VERGEHT KAUM EIN TAG, an dem nicht auch in der Wissenschaftspolitik eine neue Forderung nach Bürokratieabbau auf dem Tisch landet. Die wichtigsten Wissenschaftsorganisationen hatten vor der Bundestagswahl den Ton vorgegeben und unter der Überschrift "Wissenschaft braucht Freiheit!" eine umfangreiche Liste mit Vorschlägen präsentiert. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina folgte drei Tage nach dem Urnengang, ihr Diskussionspapier trug den Titel "Mehr Freiheit – weniger Regulierung". Der schwarz-rote Koalitionsvertrag griff das Schema dann dankbar auf und versprach unter dem Stichwort "Innovationsfreiheitsgesetz": "Wir geben der Forschung mehr Freiheit und entfesseln sie von kleinteiliger Förderbürokratie."
Die Begriffe "Freiheit" und "Entbürokratisierung" sind also eine feste Bindung eingegangen. Kein Wunder: Das Narrativ, zu viele Regeln und Vorschriften lähmten Forschung und Innovation, wirkt auf den ersten Blick unwiderstehlich. Entsprechend energisch äußert sich auch Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU): dass es beim Bürokratieabbau "fünf nach zwölf" sei. Oder, wie sie neulich dem Magazin des Beamtenbundes sagte: "Wir investieren in Zukunft statt in Formulare." Jede Stunde, die nicht in unnötige Anträge fließe, sei eine Stunde für den Fortschritt – wer wollte dem widersprechen?
Doch an dieser Stelle beginnt das Problem. Dass Bürokratie lähmen kann, wissen wir. Aber dass sie zugleich schützt, vergessen wir vor lauter Entbürokratisierungs-Rhetorik allzu oft. Dabei ist diese Schutzfunktion gerade in der aktuellen politischen Lage, in der demokratische Institutionen unter Druck geraten, in der Pluralismus infrage gestellt wird und emanzipatorische Errungenschaften nicht mehr selbstverständlich scheinen, von besonderer Bedeutung.
Schutz vor Willkür
Bürokratie schützt vor Willkür. Sie schützt vor dem Durchregieren. Sie schützt die Wissenschaft selbst – gerade dann, wenn Versuche politischer Einflussnahme Überhand zu nehmen drohen. Und sie schützt Minderheiten, die keine Lobby haben. Darum ist es Zeit für ein Hoch auf die Bürokratie. Ja, Bürokratie ist eine Bremse, die oft frustriert und ärgert. Sie ist aber auch eine Bremse im positiven Sinne. Manche Räder sollten nicht schneller drehen.
Gerade das Papier der Leopoldina zeigt dieses Spannungsfeld in fast schon idealtypischer Weise. Ausgearbeitet von namhaften Experten wie Ex-Leopoldina-Präsident Gerald Haug, dem Soziologen Stefan Kühl oder den früheren Verfassungsrichtern Udo Di Fabio und Andreas Voßkuhle, beschreibt es die tägliche Absurdität der Überregulierung: die Vielzahl von Projektträgern etwa, die bei der Abwicklung von Förderprogrammen jeweils ihre eigenen Logiken und Regelungen zur Beantragung, Bewirtschaftung und Abrechnung von Projekten haben, das "unüberschaubare Verfahrensdickicht", das dabei entsteht. Oder das "angstgesteuerte Fehlervermeidungs- und Absicherungsverhalten" an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, das zur Einführung weiterer Regelungen führt. Vorschriften, gegen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann verstoßen, weil sie diese entweder nicht kennen oder weil sie glauben, nur so ihre Arbeitsfähigkeit aufrechterhalten zu können.
Doch werden die Ausführungen zu einem Spiel mit dem Feuer, wenn die Leopoldina konstatiert, aufgrund "aktivistischer Diskussionsstile" und einer zunehmenden "Moralisierung öffentlicher Debatten" resultiere die Auseinandersetzung mit "Herausforderungen" wie Umweltschutz, Wirtschaftsförderung, Gerechtigkeit oder Diversität häufig in bürokratischen Auflagen für die Forschungsorganisationen. Und weiter: "Die eingeforderte Fokussierung auf gesellschaftliche Werte hat inzwischen zu einer Priorisierung von Nebenzwecken zulasten der wissenschaftlichen Kernaufgaben beigetragen" und könne gar zu einer "Delegitimierung der Wissenschaftseinrichtung oder gar der Wissenschaft selbst in weiten Teilen der Öffentlichkeit beitragen".
So, wie "Entbürokratisierung" in der Debatte zum Begleiter von "Freiheit" wird, gerät das Verfolgen demokratischer Werte zu ihrer moralisierend-aktivistischen Antithese. Im besten Fall eine naive Vereinfachung, im schlimmsten Fall eine Verbeugung vor einem nach rechts driftenden Zeitgeist. Ein Zeitgeist, der die wissenschaftspolitischen Debatten bereits so stark durchdrungen hat, dass vielen Lesern in der Anfang Oktober veröffentlichten "Resolution" der CDU-/CSU-Landtagsfraktionen zum Koalitionsvertrag im Bund ein Satz gar nicht mehr aufgefallen sein dürfte. Zur geforderten Entbürokratisierung heißt es da: "Bei vielen Antragsformaten müssten inzwischen auch Fragenkataloge von eher wissenschaftsfernen Themen abgehakt werden – von der Nachhaltigkeit bis hin zur Gleichstellung."
"Ja, und?", werden jetzt womöglich viele sagen. "Stimmt doch." Nur: Sind Nachhaltigkeit und Gleichstellung wirklich "wissenschaftsfern"? Oder gehören sie nicht zu einer modernen Wissenschaft dazu, weil sie diese erfolgreicher und wirkungsvoller machen? Was, wenn nicht Diversität und Gleichstellung, wäre denn sonst "wissenschaftsnah"? Etwa dass in Deutschland der Anteil leitender Wissenschaftlerinnen und Professorinnen niedriger liegt als in fast allen anderen europäischen Ländern?
Aufgabenpaket für die Regierung
Richtig ist: Jede einzelne Regel, jeder einzelne bürokratische Prozess kann hinterfragt werden, ob man sie bei gleicher Wirkung nicht unaufwendiger gestalten kann. Doch je pauschaler die Debatten zur Entbürokratisierung laufen, desto anfälliger werden sie für Instrumentalisierung. Denn ohne Regeln dominieren Machtstrukturen, nicht die Freiheit. Vor allem in einer Zeit, in der rechte Akteure nicht müde werden, gerade Gleichstellung, Diversität, Wissenschaftsethik oder menschenrechtliche Sorgfaltspflichten als "ideologische Gängelung" zu brandmarken und die Abschaffung von Fächern wie der Genderforschung zu fordern.
Richtig ist auch: Es gibt den guten, den dringend nötigen Bürokratieabbau, und in den Papieren von Leopoldina und Unionsfraktionen finden sich eine Menge sinnvoll umzusetzender Beispiele: von der Standardisierung von Projektträgerverfahren über auskömmliche Pauschalen für indirekte Forschungskosten bis hin zum Abbau selbst erzeugter Binnenregeln in den Forschungsinstituten und Hochschulen.
Gerade die Liste der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, in denen alle einflussreichen Player von Hochschulrektorenkonferenz über die Max-Planck-Gesellschaft bis hin zur Deutschen Forschungsgemeinschaft organisiert sind, lässt in erfreulicher Weise die Wertediskussion links liegen und konzentriert sich auf die wirklich drängenden Probleme. Entsprechend liest sie sich wie ein Aufgabenpaket für die neue Bundesregierung: über eine Vereinfachung der Exportkontrolle bei wissenschaftlichen Publikationen, ein nationales Tierversuchsgesetz zur Harmonisierung der Länderregelungen bis hin zur Erhöhung der Wertgrenzen für Verhandlungsvergaben und Direktaufträge.
Genau wie Dorothee Bär es bereits mit der Erhöhung der Schwelle für vereinfachte Vergaben des Bundesforschungsministeriums von 30.000 auf 100.000 Euro vorgemacht hat – eine Maßnahme, die niemandem weh tut und tatsächlich spürbar Zeit spart. Doch so, wie es den guten Bürokratieabbau gibt, gibt es auch den gefährlichen. Dort, wo er als Türöffner dient, um gesellschaftliche Verantwortung, Gleichstellung, Redlichkeit, Compliance oder internationale Standards abzuwerten. Denn: Gleichstellungsberichte sind keine Schikane. Dokumentationspflichten sind nicht Selbstzweck. Prüfverfahren existieren, um den Missbrauch von Steuergeldern zu verhindern.
Bürokratie kann entgleisen, ja. Bürokratie kann demotivieren. Aber Bürokratie ist eben auch Infrastruktur der Freiheit. Und gerade in der Wissenschaft verhindert sie, dass politischer oder gesellschaftlicher Zeitgeist die Richtung vorgibt. Deshalb braucht die Debatte über Entbürokratisierung jetzt etwas, das in der aufgeheizten politischen Stimmung Mangelware ist: Behutsamkeit. Weniger Anti-Regulatorik-Enthusiasmus. Mehr Differenzierung. Nicht das provozierende Hochlebenlassen der Bürokratie vom Anfang dieses Artikels. Aber eine Wertschätzung für Regeln, die nicht nur nerven, sondern schützen. Auch und gerade die Freiheit der Wissenschaft, auf die sich alle berufen.
Dieser Artikel erschien zuerst im Tagesspiegel.
Kommentare
#1 - Bürokratie als Schutz vor Willkür
finde ich einen sehr wichtigen Gedanken! Das wird leider häufig übersehen. Vielen Dank für die klare Formulierung.
#2 - Wie bei der Sommerzeit
Bürokratieabbau bedeutet ja nicht, keine Bürokratie zu haben. Es bedeutet Prozesse der Verwaltung regelmäßig auf ihre Sinnhaftigkeit zu prüfen. Der hlb hat hierzu ein lesenswertes Buch zusammengestellt ("Schwarzbuch Bürokratie an Hochschulen für angewandte Wissenschaften: Probleme – Verursacher – Lösungen").
Es ist doch wie bei der Sommerzeit. Einführen geht einfach, abschaffen ist schwierig.
#2.1 - Bürokratopia
Danke Marko für den Hinweis auf die gelungene HLB-Publikation! Und danke Herr Wiarda fürs Thema!
Ich empfehle zudem das Buch Bürokratopia von Julia Borggräfe, einer Organisationsentwicklerin und Juristin, die sagt „wie Bürokratie unsere Demokratie retten kann“. Und wir alle müssen mehr Mut zu „brauchbarer Illegalität“ aufbringen, intelligent gemacht können solche neuen Wege wegweisend werden, wie wir es im Bereich der Digitalisierung zu Corona-Zeiten positiv erlebt haben.
#3 - Die schützende Wirkung der Bürokratie
Danke für diesen Artikel. Ich halte es für extrem wichtig, auch an dieser Stelle nicht in eine Pauschlierung zu verfallen, wie es - aus meiner Sicht - die Antidemokraten tun. Bürokratie ist als Begriff hat ein ausschließlich negatives Image und das hat auch seine Gründe. Aber es gibt eben auch die wünschenswerten Seiten wie eben Transparenz (im Sinne einer Überprüfbarkeit) oder Regelkonformität (also Vereinbarkeit mit unserem Recht). Vielleicht brauchen wir auch neue Begriffe, um diese wünschenswerten Effekte der richtig verstandenen Bürokratie sichtbar zu machen. Gleichwohl müssen die überbordenden Verfahren und Verfahrensschritte unbedingt kritisch hinterfragt und mutig reduziert oder auch abgeschafft werden.
#4 - Bürokratie hilft nicht per se beim Kampf für die Freiheit
Leider zu kurz gesprungen. Bürokratie kann genauso missbraucht werden, um gesellschaftliche Verantwortung, Gleichstellung, Redlichkeit, Compliance oder internationale Standards abzuwerten. Jeder Paragraph zu viel wird von Rechtsverdrehern jeglicher Provenienz für die eigenen Zwecke umgedeutet. Bürokratie auf den Sockel der Freiheit zu heben, ist ein Armutszeugnis.
Gerade der "Ermessenspielraum" von Überwachungsbehörden wird heute schon genutzt um die Forschung zu kujonieren, sei es im Gentechnikrecht, beim Tierwohl oder z.B. durch das Gesetz zur Umsetzung der Verpflichtungen nach dem Nagoya-Protokoll und zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 511/2014, das mit den zu erwartenden weiteren Auswüchsen zu ABS und DSI die internationale Erforschung der Biodiversität zum Erliegen bringen wird.
Lieber offenes Visier beim Kampf für die Freiheit. Nicht verstecken hinter Paragraphen!
#5 - Danke für das Aufzeigen autoritär-populistischer Narrative...
...in der Bürokratie-Abbau-Debatte.
Differenzierung hilft, Hinterfragen von Motiven und ein produktives Misstrauen gegenüber einfachen Abschaffungs-Gesten.
#6 - Ein Artikel, der mir aus der Seele spricht
"Bürokratie schützt vor Willkür. Sie schützt vor dem Durchregieren. Sie schützt die Wissenschaft selbst – gerade dann, wenn Versuche politischer Einflussnahme Überhand zu nehmen drohen. Und sie schützt Minderheiten, die keine Lobby haben."
"Denn ohne Regeln dominieren Machtstrukturen, nicht die Freiheit."
Ja! Einfach ja! Vielen Dank für diesen wichtigen Beitrag zu einer Debatte, die viel zu oft nur eine Richtung (nämlich eine undifferenzierte Forderung nach "weniger Papierkram") kennt.
Ich fürchte auch, viele Entscheidungsträger*innen wären nicht bereit, die naheliegende Alternative zur Bürokratie zu akzeptieren, die Willkür und Durchregieren verhindern kann: eine diverse, handlungsfähige und gelebte Hochschuldemokratie, in der alle Status- und Interessensgruppen gleichberechtigt entscheiden dürfen.
#7 - ich halte dagegen
Der angeblich nach rechts driftende Zeitgeist (den ich jedenfalls in der Academia nicht erkennen kann) wird problematisiert, aber der seit viele Jahren nach links driftende Zeitgeist war und ist offenbar kein Problem. Klima, Diversität, Internationalismus sind eben auch Agenden und nicht neutrale Blickwinkel. Nur dass sie, anders als etwa konservative Agenden, als selbstverständlich verkauft werden.
Und "Gleichstellung" ist nicht so unproblematisch, wie sie verkauft wird, denn es gibt durchaus erhebliche Kritik an diesem Ansatz der "Gleichmacherei", die auf Quoten setzt, statt die individuelle Entscheidung des Einzelnen zu respektieren.
Im Übrigen ist doch für Wissenschaft die Erkenntnis, um nicht zu sagen: die Wahrheit, das entscheidende Kriterium, zusammen mit der Leistung (heute vielfach als Exzellenz bezeichnet), und nicht die mal zurecht, mal aus rein egoistisch-identitären Grunden geforderte "Gleichstellung".
Also, es gibt durchaus Gründe, die bisherige Indienstnahme von Wissenschaft zu hinterfragen.
#8 - Organisationsstrukturen
Wichtig sind auch die Organisationsstrukturen die um/durch die Bürokratie entstanden sind. Prüft eine Abteilung(-sleitung) den Vorgang, entsteht daraus nicht unbedingt Macht, aber mindestens Bedeutung im Organisationsgefüge.
Was aber geschieht nun, wenn sich herausstellt, dass genau diese Prüfung künftig nicht mehr nötig ist? Bedingt dies nicht zwangsläufig Gedanken des Überflüssigwerdens?
Und dadurch wird schwierig zu entscheiden, wo Prozesse tatsächlich verschlankt werden können, oder wo es die kritische Prüfinstanz tatsächlich benötigt.
Daher gilt es meiner Ansicht mitzudenken, dass Menschen auch bei Maßnahmen zum sinnvollen Bürokratieabbau gefühlt oder real um ihre Bedeutung fürchten. Dies kann - bewusst oder unbewusst - Sperrkräfte auslösen, auch dort wo Vereinfachung eigentlich für Entlastung oder Klarheit sorgt. Gleiches gilt für die Digitalisierung.
#9 - Die Motorsäge verhindern!
#10 - Die Leopoldina hat dennoch recht...
Ich erspare mir Anmerkungen dazu, was Bürokratie im Hochschulalltag wirklich bedeutet - etwas, wovon selbst viele WiMis teils noch wenig mitkriegen.
Stattdessen: Die Kritik der Leopoldina ist selbstverständlich richtig. Nachhaltigkeit, Gleichstellung usw. usf. sind wichtig, aber haben dennoch in den meisten Anträgen und Verwaltungsvollzügen nichts zu suchen, weil sie den Kern der Sache in keiner Weise betreffen.
Aber natürlich geht es auch gar nicht primär darum, dies sind ja nur Triggerthemen.
Grundsätzlich muss ich Herrn Roller zustimmen. Die Bürokratie zerstört viel - und sie wird niemanden schützen, wenn es hart auf hart kommt. Man kann sogar das Gegenteil sicher annehmen: Die Vorgaben und Regulierungen sind so undurchdringlich geworden (und die Rechtsprechung dazu so aberrant und aberwitzig), dass sich an deutschen Hochschulen ununterbrochen Verstöße gegen Anweisungen, Vorschriften, Verordnungen und Gesetze ereignen. Es geht gar nicht anders. Wenn der Tag kommt, an dem begonnen wird, z. B. alle Reisekostenabrechnungen, alle abgerechneten Gelder, die Nutzung aller Berufungsmittel usw. auf "Gender studies"-Lehrstühlen noch einmal nachzuprüfen (oder einfach bei unliebsamen Kolleg:innen) werden diese und die Hochschulen noch ihr blaues Wunder erleben. (Und "blau" passt hier auch ganz gut.)
#11 - Mehrere Gedanken
Gelungener Artikel, der hier erfreulich viel Resonanz findet, unterstützende und kritische. Einige Überlegungen von mir:
1. Die gescholtene "Förderbürokratie" hat auch etwas mit Verantwortung (accountability) zu tun. Wenn eine Hochschule, ein Forschender öffentliche Gelder in Anspruch nimmt, ist auch über deren Verwendung Buch zu führen und Rechenschaft abzulegen. Sind wir mal ehrlich: wie hoch ist der Anteil an Forschungsgeldern, die letztlich ohne Ergebnisse, ohne Impact genutzt wurden?
2. Gleichsam gilt: auch die "Bürokratie" ist natürlich zur Rechenschaft verpflichtet, denn auch sie nimmt Gelder in Anspruch.
3. Die ungute Kombination von Trump/Musk hat gezeigt, was ein lauter Ruf nach "radikalem Bürokratieabbau" auslöst. Es gibt keine US-Entwicklungshilfe mehr und auch demnächst keine föderale Wissenschafts- und Bildungseinrichtung mehr. Weil es hier nie um Verbessern ging, sondern immer nur um Abschaffen.
4. Ebenso in den USA zeigt sich, dass eine entbürokratisierte Förderung von Hochschulen - nämlich über beliebig politisch verteilbaren und entziehbaren Forschungsmitteln - ganze Fachgebiete einer ja hervorragend aufgestellen Forschungskultur ist.
5. Einige Kommentare hier zeigen, dass es (wieder) ein Verständnis von Wissenschaft gibt, das über Max Weber nicht hinausgekommen ist: Wissenschaft hat gefälligst neutral zu sein, keine Werte zu haben und findet in einem quasi gesellschaftsleerem Raum statt. Das ist absurd und von vorgestern. Eine wertfreie Wissenschaft gibt es nicht und ist auch nicht wünschenswert.
6. Wenn hier noch mal jemand anfängt, "Gender-Lehrstühle" als unsinnig abzutun, der (vermutlich ein "er") mag in der Hölle des KI-Bias (race, class, gender) auf ewig schmoren.
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