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Die neue Stimme der Hochschulen

Die HRK wandelt sich in erstaunlicher Geschwindigkeit. Ihr neuer Präsident Peter-André Alt gibt das Tempo vor.

SO GING ES nicht weiter mit der Hochschulrektorenkonferenz. Und ihr neuer Präsident wusste es. Was Peter-André Alt in den ersten Interviews nach seiner Wahl Ende April verkündete, dürfte vielen altgedienten HRK-lern wehgetan haben: Der Club der Hochschulchefs (Eigenwerbung: "Stimme der Hochschulen") habe eine Profilschwäche ohne effiziente Entscheidungsstrukturen, zu oft fehle ihm der Mut, in öffentlichen Debatten laufe er meist hinterher. Schluss damit, forderte Alt. Er beabsichtige, sich seinem neuen Job "ganz und gar zu verschreiben, denn ich glaube, dass es viel zu tun gibt."

 

Ein halbes Jahr später kann man sagen: Der Mann liefert. Die HRK wandelt sich in einer erstaunlichen Geschwindigkeit.

 

Die Hochschulrektorenkonferenz läuft hinterher? Das war mal. Gerade erst ist hat sie ein Strategiepapier zur Nachfolge des Qualitätspakts Lehre in die politischen Gremien eingespeist, das von institutionellem Selbstbewusstsein nur so strotzt. Und das den Empfehlungen des Wissenschaftsrates, eine unabhängige Förderorganisation für die Hochschullehre zu gründen, gefährliche, da gedankenscharfe, Konkurrenz macht. Initiative: Alt.

 

Die Hochschulrektorenkonferenz ist entscheidungsschwach? Das Papier hat Alt freigesetzt, ohne es erst, wie sonst meist üblich, vorher durch die HRK-Vollversammlung absegnen zu lassen. Was die Sache nicht nur schneller macht, sondern auch kantiger.

 

Auch sonst spielen die Rektoren plötzlich auf der Kommunikationsklaviatur: Ein Politik-Abend nach 100 Tagen Alt-Präsidentschaft ist geplant, und der HRK-Twitteraccount ging kurz vor der gerade beendeten Mitgliederversammlung online.

 

Über letzteres kann man schmunzeln, aber nicht zu lange – wenn man bedenkt, dass bislang weder der Wissenschaftsrat noch die Professorengewerkschaft Deutsche Hochschulverband im als besonders politisch geltenden sozialen Netzwerk vertreten sind. Und dem DHV hatte Alt neulich noch bescheinigt, "präsenter in den Debatten über die Zukunft unseres Wissenschaftssystems" zu sein als die HRK.

 

Drei Monate ist Alt erst im Amt. Kann er das Reformtempo halten? Und: Kommen die Rektoren, kommt die Organisation HRK hinterher? Wollen, ertragen sie so viel Führung? Bislang sieht es so aus, denn die Mitglieder merken, dass da gerade etwas passiert mit ihrem Verein. Für die Wissenschaftsszene, für den nötigen und so oft fehlenden Streit um die richtige Hochschulpolitik, kann das nur gut sein.   

 

Dienstag hat der HRK-Account dann auch seinen ersten Tweet abgesetzt. Er enthielt das Foto von Peter-André Alt, der gerade gestenreich etwas erklärt. Neben ihm steht Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, hört zu und lächelt. Die neue Stimme der Hochschulen spricht. 

 

Dieser Kommentar erschien heute zuerst im ZEITChancen Brief.

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Kommentare: 1
  • #1

    Klaus Hekking (Freitag, 09 November 2018 19:50)

    Die neue Stimme der Staatshochschulen, um genau zu sein