Eine Gruppe Göttinger Professoren rebellierte gegen die Wahl des neuen Universitätspräsidenten – und gewann. Was steckte wirklich hinter ihrem Protest?
Aula am Wilhelmplatz. Julian Herzog: "Aula am Wilhelmsplatz Georg-August-Universität Göttingen 2017 01.jpg", CC BY 4.0.
THOMAS KAUFMANN HAT sich gerade erst hingesetzt, da bricht es aus ihm heraus. "Es geht um unser Ethos als Hochschullehrer", ruft der Kirchenhistoriker. "Unser Beruf genoss einmal großes Ansehen. Wir müssen uns den Respekt zurückholen. Vor allem aber unsere Selbstachtung."
Ein enges Hinterzimmer in der Göttinger Akademie der Wissenschaften, ein paar Bücherregale, ein runder Tisch, um den sich fünf Professoren drängen. Sie haben in den vergangenen Wochen Schlagzeilen gemacht. Vier von ihnen haben die bundesweit beachteten Proteste gegen die Wahl des Wirtschaftswissenschaftlers Sascha Spoun zum neuen Göttinger Universitätspräsidenten angeführt. Der fünfte hat das Verfahren schließlich mit seiner Konkurrentenklage zum Einstürzen gebracht. Seitdem befindet sich die Universität in einer Führungskrise, die zuletzt Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) veranlasste, mit der vorübergehenden Einsetzung eines Staatskommissars zu drohen.
Was ist los in Göttingen,
fragen sich viele
Was ist los, fragen sich viele, an der 1737 eröffneten Universität, die bis heute zu den forschungsstärksten gehört und doch zuletzt Enttäuschungen in Serie verkraften musste: 2012 verlor sie den Titel "Exzellenzuniversität", 2017 und 2018 wurden fünf von sechs Anträgen für sogenannte Exzellenzcluster aussortiert. Die einzige Bewilligung reichte dann nicht einmal, um erneut ins Rennen um den Exzellenztitel gehen zu dürfen.
Wenn es einen Wortführer unter den Protest-Wortführern gibt, ist das Thomas Kaufmann: beiges Sacko, runde Brille, verwuschelte Haare. Der 57 Jahre alte Theologieprofessor hat zu Martin Luther und dessen Aufbegehren gegen die Obrigkeit geforscht. Wie Luther neigt auch Kaufmann zu drastischen Formulierungen. In einem Leserbrief im Göttinger Tageblatt bezeichnete er die Wahl Spouns als "Schmierenkomödie"; Minister Thümler, der sich angesichts des Konflikts öffentlich um die Reputation der Universität sorgte, entgegnete er, das glaube doch keiner, "dessen IQ über der Zimmertemperatur liegt". Als Spoun sich vor der Wahl vor dem Senat präsentierte, löcherte Kaufmann ihn mit Fragen. Als die Wahl durch war, zog Kaufmann los und organisierte den Widerstand.
49 Professoren unterschrieben eine Protestnote, die das Wahlverfahren als "zutiefst illegitim" geißelte. Senat und Stiftungsausschuss hätten Bitten nach einer angemessenen öffentlichen Vorstellung Spouns vor der Wahl ignoriert. Es widerspreche demokratischen Usancen, dass ein einziger Kandidat nominiert worden sei, der zudem wesentliche Anforderungen der Stellenausschreibung nicht erfülle. Die Protestnote brachte die bundesweite Beachtung, dabei nannte sie gerade mal vier Unterzeichner namentlich: Kaufmann, dazu Martin Laube und Reinhard Kratz, beide ebenfalls Theologieprofessoren, und die Mathematikerin Dorothea Bahns.
"Das sind für mich Prostituierungsphänomene
der Wissenschaft!"
Sechs Wochen danach sitzen sie wieder in der Akademie der Wissenschaften zusammen und versuchen zu erklären, worum es ihnen eigentlich ging. Es ist der Moment, in dem Thomas Kaufmann sich nach vorn beugt und seine Rede von der Rückeroberung der Selbstachtung beginnt: "Wir begehren gegen ein System auf, das uns Professoren zu Empfängern von Management-Vorgaben macht." Über Zielvereinbarungen zum Beispiel, mit denen Professoren versprechen müssten, eine bestimmte Menge an Forschungsfördergeldern einzuwerben. "Das sind für mich Prostituierungsphänomene der Wissenschaft!" ruft Kaufmann. "Wir müssen anschaffen gehen, um am Ende ein paar Zulagen zu bekommen. Das können Sie ruhig so zitieren." Bahns, Kratz und Laube schauen ein wenig betreten, doch widersprechen wollen sie Kaufmann auch nicht.
Es ist ein Konflikt, der an Universitäten bundesweit schwelt. In der traditionellen Universität fungierten Professoren als primus inter pares für ein paar Jahre als Präsidenten und Dekane, um dann in die Forschung zurückzukehren. Doch seit Forschungsgelder mehr und mehr im Wettbewerb vergeben werden, seit nicht einzelne Forscher, sondern große Verbundprojekte im Zentrum der Forschungsförderung stehen, haben sich auch die universitären Führungsstrukturen verändert.
Viele Universitäten sind unternehmensähnlicher geworden – mit Präsidien, in denen sich mehr Macht als früher konzentriert. Vielfach kontrolliert sie auch nicht mehr das Wissenschaftsministerium, sondern ein vom Ministerium bestellter Hochschulrat. Das Stiftungsmodell, wie es zum Beispiel 2003 in Göttingen eingeführt wurde, trieb das neue Modell auf die Spitze. Viele Professoren sehen darin einen Gewinn an Wissenschaftsautonomie und Professionalität, andere halten eine solche Organisationsform für eine Gängelung der Wissenschaft – und ihrer persönlichen Arbeit.
Da Nerven lagen in Göttingen schon
vor der gescheiterten Wahl blank
Selten jedoch tritt der Konflikt so offen zu Tage wie in Göttingen, wo die Nerven wegen der Exzellenz-Misserfolge schon vorher blank lagen. Der bisherigen Präsidentin Ulrike Beisiegel wurde Beratungsresistenz vorgeworfen. Sie erklärte nach dem Debakel, wohl unter Druck, vorzeitig ihren Rückzug. Immerhin sei Beisiegel eine respektierte Forscherpersönlichkeit gewesen, wie sie an die Spitze einer führenden Forschungsuniversität gehöre, sagt Reinhard Kratz. Spoun, der Wissenschaftsmanager, erfülle dieses Kriterium, das auch in der Ausschreibung gestanden habe, dagegen nicht. Fast klingt es, als hätten die vier Spouns Wahl als persönliche Kränkung empfunden.
Der Protest der vier fiel jedenfalls so plakativ aus, dass der Deutsche Hochschulverband (DHV), die Bundesvertretung der Universitätsprofessoren, signalisierte: Wenn es gelinge, einen unterlegenen Mitkandidaten Spouns zu einer Konkurrentenklage zu bewegen, werde der DHV aufgrund der vielen betroffenen Wissenschaftler finanziell helfen.
Und genauso kam es dann auch: Der Bewerber, den die Findungskommission frühzeitig aussortiert und den Kaufmann und Co zur Klage animierten, sitzt ebenfalls am mit am Tisch an diesem Mittag in der Akademie und sagt: "Ich wusste natürlich, dass ein Königsmörder anschließend nie selbst König wird." Seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen.
Seine Klage führte dazu, dass die Universität den Auswahlprozess lückenlos dokumentieren sollte, was sie nicht konnte. Woraufhin Spoun für sich die Reißleine zog. Wenn derart schwerwiegende Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Besetzungsverfahrens vorlägen, "kann und will ich für dieses Amt nicht zur Verfügung stehen", sagte Spoun, der sein Amt als Präsident der Leuphana Universität Lüneburg weiter ausüben will. Keine einfache Rückkehr für ihn, dabei trifft ihn persönlich keinerlei Verantwortung an der verfahrenen Situation in Göttingen. Kurz nach Spouns Ankündigung stellte der Stifungsratsvorsitzende Wilhelm Krull sein Amt zur Verfügung.
Für wen sprechen die
Protest-Professoren eigentlich?
Vor allem Krull, im Hauptamt Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung, war für die Protest-Wortführer die Verkörperung der Stiftungsuniversität. Haben sie damit ihr Ziel erreicht? Nein, sagt Thomas Kaufmann. Erst müsse der gesamte Senat zurücktreten. Der habe bei Spouns zweifelhafter Wahl mitgemacht und genieße ebenfalls keinerlei Vertrauen mehr.
Wobei sich die Frage stellt: Vertrauen bei wem eigentlich? 482 Professoren gibt es in Göttingen, doch auf mehr als 49 Unterzeichner kamen die Protestierer nicht. Sie selbst sagen: Zähle man alle unterschiedlichen Aufrufe und Wortmeldungen der vergangenen Wochen zusammen, ergebe das 150 Namen. Nachprüfen lässt sich das nicht. Hinzu kommt: Studierende fehlten bei den Protesten völlig, und vom Mittelbau kam eine einzige Wortmeldung: Man solle die Krise nutzen, jetzt mehr Stellen zu entfristen. Schwingt sich hier womöglich ein kleiner Club von Professoren medial geschickt dazu auf, angeblich für "die Universität" zu sprechen, dabei sprechen sie in Wirklichkeit vor allem für sich selbst?
So sieht das jedenfalls Stefan Treue in seinem Büro auf dem Nordcampus, fast vier Kilometer von der Keimzelle der Universität am Wilhelmsplatz entfernt. Der Neurowissenschaftler ist Professor an der Universität und zugleich Direktor des zur Leibniz-Gemeinschaft gehörenden Deutschen Primatenzentrums. Vor allem aber ist er einer der wenigen führenden Wissenschaftler in der Stadt, die im Moment zu einem Interview bereit sind. "Ich finde es enttäuschend", sagt Treue, "wenn da eine nicht repräsentative, aber lautstarke Gruppe ihr wesentliches Ziel in einem Kahlschlag der universitären Leitungsgremien sieht, ohne eine erkennbare Vision dafür zu präsentieren, wie eine zukunftsfähige moderne Universität danach aussehen soll."
Treue hat einen der gescheiterten Exzellenzanträge federführend mitgeschrieben – genau übrigens wie der Kirchenhistoriker Kaufmann, der so demonstrativ gegen die Drittmittelkultur aufbegehrt. Doch scheinen Treue und Kaufmann mit ihrer Enttäuschung auf sehr unterschiedliche Art umzugehen.
Er persönlich, sagt Treue jedenfalls, habe Spoun sehr wohl für eine gute Wahl gehalten, und natürlich gehöre an die Spitze einer Forschungsuniversität, die auch in Exzellenzwettbewerben wieder erfolgreich sein wolle, eine Person mit klaren Vorstellungen und herausragenden Qualitäten als Wissenschaftsmanager. "Die Zeiten von Ordinarienuniversitäten, von denen da manche träumen, sind vorbei", sagt Treue. "Zum Glück, kann ich nur sagen!"
Eine mögliche Übergangslösung
zeichnet sich ab
Nun wird Naturwissenschaftlern wie Treue nachgesagt, sie hätten ohnehin eine höhere Affinität zum Einwerben von Forschungsgeldern und zu managementähnlichen Führungsstrukturen, während die Geisteswissenschaften, die früher auch in Göttingen Maß aller Dinge waren, die neue Wissenschaftswelt und ihren damit einhergehenden Machtverlust nur schwer verkraften könnten. Doch selbst ob Kaufmann und seine Mitstreiter für die Mehrheit ihrer geisteswissenschaftlichen Kollegen sprechen, ist fraglich: Wer einen Spaziergang rund um das klassizistische Uni-Hauptgebäude in der Innenstadt unternimmt, trifft vor allem auf Wissenschaftler und Uni-Mitarbeiter, die abwechselnd mit den Schultern zucken oder den Kopf schütteln und nicht wissen, was das ganze Theater soll. Und die nicht verstehen können, warum besonders Senat und Präsidium seitdem in Chaos versinken.
Wilhelm Krull, der ehemalige Stiftungsratsvorsitzende, sagt, das mit der fehlerhaften Dokumentation hätte nicht passieren dürfen. "Wir dachten, wir machen es richtig. Wir sind als Findungskommission den Empfehlungen der Personalberatungsfirma und der Rechtabteilung der Universität gefolgt." Seinen Rücktritt halte er dennoch für angemessen, er trage die politische Verantwortung. Zur Wahrheit, sagt Krull, gehöre allerdings, "dass es den Protestführern nie um das Wahlverfahren ging, sie haben nur ein Schlupfloch gesucht, um ihre persönlichen Interessen durchzusetzen. Sehr erfolgreich, muss man sagen." Besonders Leid tue es ihm für Spoun.
Direkt nach dessen Rückzug hatte Krull gesagt: Vor dem Hintergrund der Vorkommnisse werde sich vermutlich kein externer Bewerber mehr für das Präsidentenamt zur Verfügung stellen. Es müsse nun "wohl ein profiliertes Mitglied der Göttinger Universität übernehmen". Sehr zum Ärger von Kaufmann und Co: Es sei doch skurril, wenn Krull so tue, als hätten die Proteste gegen eine illegitime Wahl einen Imageschaden verursacht.
"Ein Imageschaden droht nur, wenn wir die hervorragende Universität Göttingen durch eine verfehlte Governance weiter daran hindern, ihre Forschungsstärke auszuspielen", sagt Thomas Kaufmann. Wenn man die Scherben, die Krull und seine Verbündeten in Senat und Stiftungsrat angerichtet hätten, nun ordentlich beseitige, kämen die Spitzenbewerber von selbst.
Vorerst zumindest scheint allerdings Krull Recht zu behalten. Vor dem Wochenende zeichnete sich eine Interimslösung ab. Die Drohung von Minister Thümler, er werde sonst eingreifen, führte offenbar dazu, dass sich die Uni-Gremien auf den emeritierten Max-Planck-Direktor und Göttinger Professor Reinhard Jahn als Übergangspräsident verständigten, allerdings bislang nur informell.
Krulls Sitz im Stiftungsrat soll Peter Strohschneider übernehmen, der noch bis Ende des Jahres die Deutsche Forschungsgemeinschaft führt. Zu seinem Vorsitzenden müsste der Stiftungsrat Strohschneider dann allerdings noch wählen. Sowohl Jahn als auch Strohschneider sind selbst herausragende Forscher gewesen. Man könnte ihre Nominierung als Friedensangebot an die Protestierer deuten.
Dieser Artikel erschien heute zuerst leicht gekürzt in der Süddeutschen Zeitung.
Kommentar schreiben
McFischer (Montag, 09 September 2019 13:29)
Hervorragender Artikel! Lässt sich eigentlich gut mit "Professoralität vs. Professionalität" zusammenfassen.
Professionalität wäre, einmal zu akzeptieren, dass sich Universitäten auch ändern können und müssen, dass die Zeit der kleinen Könige keine so glorreiche war, dass Intrigen, Machtkämpfe (früher auch mal ideologische), das Ansammeln von Ehrendoktorwürden und Kompromisslosigkeit keine so guten Leitlinien für eine lebende Forschungsuniversität sind.
Professionalität wäre, unter eine Leitlinien setzenden Führung sich auch einmal gemeinsam für Ziele (Forschungsfelder, Initativen, Lehre...) einzusetzen. Dabei auch Studierende, Mitarbeitende und Mittelbau einzubeziehen und vielleicht so etwas wie eine gemeinsame Identität der Universität zu schaffen.
'Professoralität' war und ist das Gegenteil.
R. Joachim (Montag, 09 September 2019 13:35)
Vielleicht will ja der verehrte Professor T. Kaufmann nur selbst Uni-Präsident in Göttingen werden. Viel Erfahrungen hat er ja als vom Land Nds. bestätigter Abt von Bursfelde
bereits sammeln können.
René Krempkow (Montag, 09 September 2019 16:05)
Auch wenn ich das Wortspiel "Professoralität vs. Professionalität" durchaus geistreich finde, trifft diese Dichotomie die Sachlage m.E. nicht so ganz: Eine maximale Ausprägung entsprechend dem sogen. "Managementmodell" findet sich fast nirgends in Deutschland (ebenso wenig wie eine maximale Ausprägung nach dem alten "Kollegialmodell").
Die empirischen Ergebnisse sprechen für eine Betrachtung der Hochschulen als „Mittelkategorie“ zwischen unternehmerischer und kollegialer Steuerung (Wilkesmann 2016) bzw. als „Hybrides“ Modell (Kleimann 2016) der Hochschulsteuerung (ausführlicher hierzu s.
www.researchgate.net/publication/320282542).
Jan-Martin Wiarda (Montag, 09 September 2019 17:09)
@ "Deutscher Wissenschaftler": Leider kann ich Ihren Beitrag so nicht freischalten. Bitte kontaktieren Sie mich vertraulich per Mail.
Besten Dank und Gruß
Ihr Jan-Martin Wiarda
tmg (Montag, 09 September 2019 17:28)
Ein spannender Artikel, in der Tat. Glückwunsch an die Kollegen in Göttingen, die sich erfolgreich gegen die Übernahme durch einen Wissenschaftsmanager gewehrt haben, der von Wissenschaft nicht annähernd genug versteht, um eine Institution wie die Universität Göttingen zu leiten.
Der von McFisher aufgemachte Gegensatz 'Professionalität vs Professoralität' könnte glatt mit tätärätää auf dem Kölner Karneval verwendet werden angesichts des Dilettantismus bei der versuchten Bestellung von Herrn Spoun.
Ruth Himmelreich (Dienstag, 10 September 2019 10:49)
Was Herr Spoun in Lüneburg erreicht hat, ist sicher verdienstvoll. Nur ist Lüneburg, wenn man es einmal nüchtern betrachtet, eine aufgemendelte Pädagogische Hochschule. Göttingen ist ein anderes Kaliber. Dort muss nach dem Exzellenz-Debakel etwas geschehen, aber ein geschicktes "Rebranding" durch Scholz & Friends Marke "Elysion University", ist vielleicht nicht genau das, was man dort braucht. Einen leidensfähigen Leibniz-Preisträger mit Nerven wie Stahlseile schon eher.
McFischer (Mittwoch, 11 September 2019 12:36)
@tmg: Danke für den karnevalistischen Hinweis!
Aber davon abgesehen: Spoun leitet die Leuphana Uni in Lüneburg ja nun seit einigen Jahren, nicht immer unumstritten, aber auch nicht gerade erfolglos. Insofern würde mich interessieren, ob aus Ihrer Sicht Spoun für Lüneburg 'von Wissenschaft genug versteht', für Göttingen es aber nicht ausreicht?
Oder anders formuliert: Wäre jemand mit wirklich fundierter Erfahrung im Hochschulmanagement nicht auch für die Uni Göttingen ein Gewinn? Ein Hochschulpräsident soll ja nicht mehr selbst forschen - und kann es zeitlich ja auch nicht mehr.
UniFinanzer (Mittwoch, 09 Oktober 2019 06:30)
Differenzierung ist hier, wie bei so vielen Themen, bitter nötig. @René Krempkow zeigt es auf: Einteilungen in schwarz und weiß reichen nicht und solche Debatten bringen nichts. Hochschulen sind Organisationen eigener Art und entwickeln eigene Managementstrukturen und Steuerungssysteme. Und der Prozess ist nicht am Ende. Druck von außen über einen Markt von internationaler Forschung und Lehre ist Fakt und lässt sich nicht mehr abstellen (man könnte nur trotzen). Damit begann das Wiegen und Messen von Leistung in Forschung und Lehre, die Ökonometrisierung, Quantifizierung. Ich plädiere für ein passendes Gestalten innerhalb der Hochschulen. Und Diskussion und Austausch darüber, was tatsächlich wie zu messen ist und was das aussagen kann. Und ob eine Person als Rektor*in oder Präsident*in zu einer Hochschule passt, hängt dann wohl nicht mehr alleine von der wissenschaftlichen Qualifizierung ab, sondern ob sie oder er den Erwartungen der Hochschule im Hinblick auf die Erreichung der Ziele gerecht werden kann. Vielleicht sollte man in den Stellenausschreibungen darauf expliziter eingehen und nicht immer nur andeuten, dass wissenschaftliche Exzellenz gemeint ist, mit der das Amt ausgefüllt werden kann. Ich sehe da keine immer unmittelbare Verbindung zwischen den wissenschaftlichen Fähigkeiten und den Anforderungen es Amtes.