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"Innovation in der Hochschullehre": Toepfer-Stiftung erhält Zuschlag

GWK-Vorsitzender Wolf: "Das Konzept stimmte."

Screenshot der von der Toepfer-Stiftung eingerichteten Website zur Organisationseinheit für "Innovationen in der Hochschullehre".

DIE ENTSCHEIDUNG IST GEFALLEN: Bund und Länder haben die in Hamburg ansässige Toepfer-Stiftung auserkoren, Trägerinstitution für die neue Organisationseinheit "Innovation in der Hochschullehre" zu werden. Der Beschluss sei ohne jeden inhaltlichen Dissens gefallen, hieß es. Die Stiftung solle den Aufbau der neuen Organisation zügig beginnen, so dass 2021 erste Fördergelder fließen könnten, betonte die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK). 

 

Das Konzept der Toepfer-Stiftung, wie sie die Organisationseinheit aufbauen wolle, habe einen hervorragenden Eindruck bei den Begutachtern  hinterlassen, sagte der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD), der zugleich GWK-Vorsitzender ist. Dass die Stiftung unter den fünf Bewerbern zu den kleineren gehört habe, sei kein Nachteil. "Sie wird wachsen müssen, entscheidend ist jedoch, dass das Konzept stimmte." Mit dem Beschluss stünden Bund und Länder im Übrigen im Einklang mit dem Votum der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), was gut sei, schließlich seien es am Ende die Hochschulen, die die Innovation in die Hochschulen tragen müssten.

 

Die stellvertretende GWK-Vorsitzende, Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), sagte: Eine Organisationseinheit mit einem derart breiten Aufgabenspektrum zur Förderung der Lehre und der Lehrenden sei "weltweit einmalig und wird unsere Wissenschaftslandschaft wesentlich bereichern. Wir freuen uns, dass wir die Organisationseinheit unter dem Dach der anerkannten Toepfer-Stiftung ansiedeln können."

 

Fünf Bewerber hatten zur Auswahl gestanden. Die noch namenlose Förderorganisation erhält von 2021 ein Jahresbudget von 150 Millionen Euro an, sie soll Lehrprojekte finanzieren und die bundesweite Vernetzung von Hochschullehrern unterstützen, und sie soll dafür sorgen, dass all die guten Ideen auch ihren Weg finden in den regulären Lehrbetrieb. 

 

Im Oktober hatten sich sich die fünf Bewerberinstitutionen mit ihren Konzepten vor einer Auswahlkommission präsentiert, vier unabhängige Experten hatten Bund und Länder bei der Begutachtung unterstützt. 

 

Toepfer-Stiftung schreibt noch heute
einen Brief an alle Hochschulrektoren 

 

Die nun erfolgreiche Toepfer Stiftung hat sich in den vergangenen Jahren mit ihrem Netzwerk LehrehochN einen Namen in der Förderung innovativer Hochschullehre und bei der Vernetzung mit der Lehr-Community gemacht. Mit ihrem Antrag und dessen Präsentation im Oktober hinterließen die Verantwortlichen zudem offenbar einen bleibenden Eindruck – bis hin zu ihrer demonstrativen Betonung, sie seien offen zur Zusammenarbeit mit weiteren Kooperationspartnern. 

 

Genau an dieser Stelle setzte Ansgar Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Toepfer-Stiftung, auch in seinem ersten Statement nach der Bekanntgabe der Auswahlentscheidung an. "Wir werden uns Anfang des Jahres mit allen in der Förderung der Hochschullehre relevanten Akteuren zusammensetzen, um Impulse für den Ausbau der neuen Organisation zu sammeln", kündigte er an. "Und natürlich werden auch mit unserem bisherigen Partner, dem Stifterverband, das Gespräch suchen." 

 

Heute Nachmittag bereits werde ein Schreiben an alle deutschen Hochschulpräsidenten und -rektoren herausgehen, fügte Wimmer hinzu. "Wir wollen sie einladen, ebenfalls Einfluss auf die vor uns liegende Entwicklung zu nehmen." Der Antrag der Stiftung werde nämlich von zwei Überzeugungen geleitet: "Dass die Innovation in der Hochschullehre immer und ausschließlich an den Hochschulen stattfindet und dass sie nicht irgendein Randthema ist, sondern ein wichtiges Instrument der strategischen Hochschulentwicklung."

 

Dass seine Stiftung klein sei, sehe er an dieser Stelle sogar als Vorteil, betonte Wimmer. "Die Ängste in der HRK, dass eine große Förderorganisation die Hochschulen dominieren könnte, dürften angesichts unserer Dimensionen auch kleiner werden." Weiter sagte er: "Wir sind ein kleiner Akteur, aber wir bringen zehn Jahre Erfahrungen in der Förderung der  Hochschullehre mit."

 

Dennoch hatten die Hamburger am Anfang nicht zum engen Kreis der Favoriten gezählt. Viele Experten hatten den Stifterverband vorn gesehen, dessen Engagement für exzellente Lehre ebenfalls weit zurückreicht. Der 2011 gestartete Qualitätspakt Lehre fußte zum Beispiel auf einem Vorläufer-Wettbewerb, den der Stifterverband 2008 zusammen mit der Kultusministerkonferenz initiiert hatte. Und die Idee der bundesweiten Vernetzung von Hochschullehrern hatte der Stifterverband ebenfalls seit vielen Jahren in seinen "Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre" umgesetzt.

 

Ganz harmonisch verlief
die Entscheidungsfindung nicht

 

Doch hieß es aus der GWK, eine Auswahl des Stifterverbandes hätte stets Fragen nach dem Einfluss der Wirtschaft auf die neue Organisationseinheit ausgelöst. Auch wenn diese wohl unberechtigt gewesen wären, habe man der neuen Organisationseinheit solche Debatten ersparen wollen. Vor allem seitens der Hochschulen hatte es hier offenbar große Bedenken gegeben.

 

Ganz so harmonisch, wie Wolf die Entscheidungsfindung in der GWK beschreibt, war sie allerdings dann doch nicht. Weder die Gruppe der vier externen Experten noch die von den Ministerien gebildete Facharbeitsgruppe hatten den Vernehmen nach jeweils einstimmige Voten erzielt. Doch war die Präferenz für Toepfer in beiden Fällen eindeutig, auch der Stifterverband hatte eine starke Bewertung erhalten, vor allem für sein Potenzial, die Aufbauphase zügig zu stemmen.

 

Einige Länder hatten darüber hinaus betont, sie hielten neben Toepfer und Stifterverband grundsätzlich auch die Evalag als Trägerinstitution für geeignet, aufgrund ihrer großen Erfahrung und Verankerung in der Lehrcommunity. Am Ende jedoch spielte die Evalag bei der finalen Auswahlentscheidung keine große Rolle mehr.

 

Die Toepfer-Stiftung hat unmittelbar nach Bekanntwerden der Auswahlentscheidung eine Website freigeschaltet, auf der sie sich vorstellt. Das erfolgreiche Antragskonzept findet sich dort bislang allerdings nicht. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Th. Klein (Montag, 09 Dezember 2019 15:25)

    Von der politischen Seite könnte man sagen, man hat die Organisation ausgewählt, die einerseits unabhängig genug erscheint (im Vergleich zu etablierten Projektträgern des BMBF), von der aber keine zu große hochschulpolitische Eigenständigkeit und Eigendynamik (im Vergleich zum Stifterverband) befürchtet werden muss.