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"Kommt nach Deutschland!"

Antonio Loprieno will die private Jacobs University Bremen neu erfinden. Wie eine der internationalsten Hochschulen von Corona getroffen wurde und warum der neue Unipräsident die Krise auch als Marketingchance sieht.

Herr Loprieno, Ende 2019 wurden Sie Präsident der Jacobs University (JU) in Bremen, einer Privatuniversität mit rund 1500 Studierenden aus aller Welt und einem rein englischsprachigem Studienangebot. In der Vergangenheit hatte die JU mehrfach Finanzprobleme, seit zwei Jahren war der Haushalt nahezu ausgeglichen. Für Ihr erstes Jahr hatten Sie sich vorgenommen, die Hochschule auf einen neuen strategischen Kurs zu bringen – doch dann kam Covid-19. Hat die Pandemie alle Ihre Pläne über den Haufen geworfen?

 

Im Gegenteil, an meinen Plänen hat sich erstaunlich wenig geändert, was Sie nach Belieben auf Altersstarrsinn oder strategische Weitsicht zurückführen können. Ich finde jedenfalls: Die Krise hat uns noch stärker vor Augen geführt, dass wir uns auf einen neuen Weg machen müssen. Das ist ein bisschen so wie einst mit der Bologna-Reform, ich sehe da kulturwissenschaftliche Ähnlichkeiten. Es sind nicht die Krisen selbst, die etwas ändern, aber sie zeigen die Grenzen des Systems in einer neuen Virulenz auf – und erzeugen Handlungsdruck. Die Jacobs University hat seit ihrer Gründung 2001 in einer Art „Splendid Isolation“ gelebt – am Rande der Freien Hansestadt Bremen. Mein Ziel ist, dass wir sie in die Mitte Bremens bringen, sie einbetten in die akademische Landschaft der Stadt.

 

Sie hören sich fast zufrieden an, dass das Virus Ihnen bei der Umsetzung Ihrer Strategie in die Hände spielt.

 

Das Virus ist in menschlicher Hinsicht eine Katastrophe und für die Jacobs University als Unternehmen, das sie zugleich auch ist, eine betriebswirtschaftliche Herausforderung. Für eine Hochschule, die so sehr auf die Rekrutierung ausländischer Studierender angewiesen ist, um die eigene Liquidität zu sichern, sind Reiseeinschränkungen so ziemlich das Schlimmste, was passieren kann. 

 

Der DAAD rechnet mit bis zu 80 Prozent weniger internationalen Studierende im Wintersemester. Weltweit stehen Hochschulsysteme unter Druck, die sich über Studiengebühren und einem hohen Anteil zahlender Studierender aus dem Ausland finanzieren. Allein australische Universitäten steuern auf Milliardenverluste zu. Weshalb gerade in Deutschland viele sagen: Ein Glück, dass unsere staatlichen Hochschulen nicht dem Markt unterworfen sind.

 

Dass Deutschlands Hochschulen bislang sehr gut durch die Krise kommen, ist richtig. Das gilt übrigens in ganz ähnlicher Weise für die Hochschulen in Österreich und in der Schweiz, die mit Deutschland die gleiche akademische Enzyklopädie teilen, die sehr stark ausgeprägte staatliche Trägerschaft in einer gewissen akademischen Selbstverantwortung. 


Antonio Loprieno, 65, ist Ägyptologe und seit Dezember 2019 Präsident der Jacobs University Bremen. Von 2006 bis 2015 war er Rektor der Universität Basel, von 2008 an außerdem Präsident der Schweizer Rektorenkonferenz. Seit 2016 fungiert Loprieno auch als Vorsitzender des Österreichischen Wissenschaftsrats, seit 2018 als Präsident der Akademie der Wissenschaften Schweiz. Fotos: JUB.


Sie betonen, dass Mitteleuropas Hochschulen bislang besser durch die Krise gekommen seien. Wieso? 

 

Ich erinnere mich noch gut, wie in der Finanzkrise vor dreizehn Jahren bei einigen große Genugtuung herrschte, dass auch Harvard sechs Milliarden Dollar seines Vermögens eingebüßt hatte, dass der Absturz dort viel rasanter war als in Heidelberg oder Tübingen. Allerdings hatte Harvard dann immer noch 28 Milliarden Dollar übrig. Nein, dass wir durch die Coronakrise alle ärmer werden, sollte eigentlich allen klar sein. Und ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass das staatliche Universitätssystem von einer Krise dieser Dimension und den beträchtlichen Einbruch in der Wirtschaft gänzlich unversehrt bleiben wird. Als Steuerzahler werden wir früher oder später zur Kasse gebeten werden, und auch die staatlichen Budgets für Bildung werden dann nicht einfach weiter wachsen. Ich hoffe, wir Wissenschaftler sind nicht so kurzsichtig, das nicht zu erkennen. 


Was bedeutet das konkret?

 

Als Präsident einer privaten Institution möchte ich dazu ermutigen, dass wir über der aktuell durchaus verständlichen Begeisterung für den Staat als Helfer in der Krise nicht die Tatsache aus den Augen verlieren, dass moderne Wissenschaft ohne die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft nicht funktionieren kann. Ohne Formen der Public Private Partnership, ohne ein Miteinander staatlicher und privater Forschung und ohne Drittmittel auch aus der privaten Wirtschaft gibt es keine nachhaltige Forschung, vor allem aber keine nachhaltige Innovation in unserem Universitätssystem. 

 

"Ein Teil der Universität Bremen,
aber ganz anders als der Rest."

 

Sie sprechen von einer "Public Private Partnership", von einer "Einbettung" der Jacobs University in die akademische Landschaft Bremens. Können Sie das ausführen?

 

Ich glaube, die Stadt Bremen hatte schon vor der Krise das Potenzial für eine exzellente Universität und nicht für zwei. Diese eine exzellente Universität ist die gesamte Universitas Bremensis, mit der staatlichen Universität Bremen als deren weitaus größerer und, lassen Sie mich das betonen,auch wichtigerer Komponente. Deshalb ist für mich klar, dass jegliche mögliche Form einer intensiveren Verzahnung zwischen den zurzeit zwei Institutionen unter der Federführung der Universität Bremen geschehen müsste. 

 

Das klingt fast so, als wollten Sie dem Potsdamer Modell nacheifern: Die Universität Potsdam hat vor drei Jahren das Hasso-Plattner-Institut als "Digital-Engineering-Fakultät" integriert – die erste privat finanzierte Abteilung einer öffentlichen Universität in Deutschland.

 

Das geht in die Richtung, in die wir auch in Bremen denken könnten: eine privatrechtlich organisierte, grundsätzlich selbstgetragene universitäre Institution innerhalb der Universität Bremen. Ein Teil der Universität, der aber ganz anders ist als der Rest, einerseits aufgrund des global ausgerichteten, rein englischsprachigen Universitätsmodells, über das wir eben sprachen, andererseits als in sich geschlossener Universitätscampus. Bei gleichzeitiger Verzahnung mit der Bremer Wirtschaft und Gesellschaft würden die Internationalität und die Innovationsfähigkeit dieser Stadt insgesamt wachsen.  

 

Das ist das mittelfristige Szenario, das Sie da beschreiben. Erwarten Sie kurzfristig Staatshilfen für die Jacobs University, also für das Unternehmen hinter der akademischen Institution – so, wie andere von internationaler Mobilität abhängige Unternehmen, siehe Lufthansa, auch unterstützt werden?

 

Wenn damit wie bei der Lufthansa eine Diskussion über die Trägerschaft der Universität verbunden wäre: sehr gern. Denn hier liegt eines unserer Probleme. Wir heißen zwar Jacobs University, uns eine Emanation der Jacobs-Stiftung zu nennen, wäre jedoch eine Übertreibung, weil die Stiftung "nur" 14 Prozent unseres Budgets finanziert. Die restlichen 86 Prozent erwirtschaften wir auf anderen Wegen.

 

Hand aufs Herz, Herr Loprieno: Ist die Liquidität der Jacobs University für die absehbare Zukunft der Krise gesichert?

 

Wie jedes Unternehmen ist die Jacobs University von dieser Krise wirtschaftlich betroffen. Aber wir werden unsere Finanzierung nachhaltig sichern.

 

"Als Corona für die meisten noch eine Biermarke war, haben wir schon einen Krisenstab gegründet."

 

Als Universität mit 80 Prozent internationalen Studierenden spüren Sie die Corona-Folgen nicht nur besonders heftig, sondern Sie haben sie auch besonders früh zu spüren bekommen, richtig?

 

Wir haben schon im Januar, als Corona für die meisten noch eine mexikanische Biermarke und das lateinische Wort für Krone war, einen Krisenstab gegründet. Ebenfalls noch im Januar haben wir die ersten Hygiene-Maßnahmen eingeführt. Und während andere darüber diskutierten, ob die Krise in Wuhan nun am 7. oder 8. Februar vorüber sein würde, haben wir unseren Studierenden und Dozenten täglich einen Situationsbericht geschickt mit den aktuellen Zahlen der Johns-Hopkins-Universität, wir haben Prognosen zur weiteren Ausbreitung des Virus erarbeitet. Dadurch waren wir vorbereitet und wurden nicht auf dem falschen Fuß erwischt, als wir mitten im Semester komplett auf digitale Lehre umstellen mussten.

 

Man muss dazu sagen, dass bei Ihnen das neue Semester schon im Februar anfing.

 

Richtig, und zwar im Präsenzbetrieb. Im März haben wir dann innerhalb von zwei Wochen alles ins Netz verlegt. 

 

Nur Ihre Studierenden konnten Sie schlecht ins Netz verlegen: Junge Leute aus aller Welt, die längst in Deutschland waren und möglicherweise nicht mehr zurück in ihre Heimat konnten. Die womöglich von einem Tag auf den anderen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten, weil ihre Heimatländer von der Pandemie getroffen wurden?

 

Unser Motto hier auf dem Campus lautet: "Home away from home", und in der Krise ist das ein Label mit einer gewissen Brisanz geworden. Es gab einige Studierende, die tatsächlich nach Hause zurückgekehrt sind, aber das war eine Minderheit. Die Mehrheit der über 1000 hier Wohnenden sind bei uns auf dem Campus geblieben. Weil sie nicht zurückfliegen konnten oder weil sie es gar nicht wollten. Dass Deutschland in Sachen Krisenbewältigung ein beispielhaftes Land ist, hat für viele Familien eine Sicherheitsgarantie für ihre Kinder dargestellt. 

 

Nach dem Motto: Bleibt in Deutschland, da seid ihr sicher?

 

Exakt. Darauf spekulieren wir übrigens jetzt auch im Rahmen unseres Studierendenmarketings. Wenn junge Leute irgendwo auf der Welt darüber nachdenken, ob sie nächstes Semester an eine englische Universität gehen sollen, an eine amerikanische oder australische, dann sagen wir: Kommt nach Deutschland, wir bieten euch eine hervorragende internationale Ausbildung auf Englisch in einem sicheren, womöglich sogar dem sichersten großen Land der Erde, was Corona angeht. Diese Botschaft senden wir an unsere, ich nenne es mal, Stammkundschaft in Europa, aber auch zum Beispiel an die indische oder pakistanische Elite, die normalerweise England bevorzugen würden. 

 

"Eine extreme psychologische Belastung 
für unsere Studierenden"

 

Viele US-Unis haben ja auch komplett dichtgemacht, die Studierenden mussten sogar die Wohnheime verlassen. 

 

Wir hingegen haben unsere Wohnheime die ganze Zeit über aufgelassen, auch weil wir dazu als Vermieter gegenüber unseren Studierenden, den Mietern, verpflichtet sind. Etwas Anderes, Wichtigeres kommt aber hinzu. Wir haben es mit jungen Menschen Anfang 20 zu tun, einige auch noch Teenager, die in vielen Fällen Tausende Kilometer entfernt von zu Hause sind. Für diese Menschen tragen wir Verantwortung. Sie können sich vorstellen, welche extreme psychologische Belastung die gegenwärtige Situation für junge Menschen bedeutet – zusätzlich dazu, in einem fremden Land zu sein.  

 

Was hat das mit den jungen Menschen gemacht?

 

Die meisten haben es gut durchgestanden bislang. Ich würde sogar sagen, dass diese Erfahrung zu ihrer persönlichen Entwicklung beiträgt. Unser psychologischer Dienst steht allen zur Verfügung, die Unterstützung brauchen. Und wenn existentielle Nöte entstehen, etwa weil Studierende ihren Krankenkassenbeitrag nicht mehr bezahlen können, helfen wir aus. In dem Zusammenhang bin ich froh, dass wir alle Studentenjobs auf dem Campus haben weiterführen können, obwohl die Forschungstätigkeit in den Labors und anderswo stark reduziert werden musste. Es war immer eine Abwägung: wieviel Leben können wir auf dem Campus gerade noch zulassen. Alle Orte der sozialen Interaktion mussten wir natürlich schließen, studentische Bars und dergleichen etwa.  

 

Aber die Mensa blieb die ganze Zeit auf, die Bibliothek auch?

 

Die Mensen blieben die ganze Zeit auf, allerdings war der Menüplan etwas reduziert, die Studierenden müssen in der Mensaschlange zwei Meter Abstand halten und das Essen mit aufs Zimmer nehmen. Die Bibliothek mussten wir deshalb nicht vollkommen schließen, weil sie im Unterschied zu den meisten anderen keine öffentliche Einrichtung ist. Die Ausleihe war zu, aber die Arbeits- und Leseräume waren offen, natürlich verbunden mit den nötigen Sicherheitsregeln und einer Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. 

 

"Ab morgen stellen wir auf digitale Lehre um,
wir bitten um Ihr Verständnis"

 

Und wie hat das mit der digitalen Lehre geklappt?

 

Ich will hier nicht als Digital-Apostel auftreten. Unsere überschaubare Größe hat den Switch sicher leichter gemacht. Außerdem, und das ist der andere große Unterschied zu den staatlichen Universitäten mit einem Dutzend Fakultäten, hat uns noch etwas sehr geholfen: Bei uns gibt es nicht so viele Gremien und Governance-Stufen, als private Einrichtung können wir unseren Fachbereichen eher sagen: Ab morgen stellen wir um, wir bitten um Ihr Verständnis. 

 

Mit anderen Worten: von oben nach unten durchregieren.

 

Ich würde es eher als größere Flexibilität bezeichnen. Die akademische Freiheit ist deshalb ja bei uns nicht geringer ausgeprägt. Allerdings hat uns dieser extreme Digitalisierungsschub zugleich die Grenzen unseres so begeisterten Tuns aufgezeigt. Eine wissenschaftliche Ausbildung besteht eben nicht nur aus der Vermittlung von Wissen, sondern auch im sozialen Aushandeln intellektueller Perspektiven. Gerade in einer Campus-Universität spüren Sie deshalb sehr deutlich, was bei der Umstellung auf reine Online-Lehre verlorengeht, die gesamte emotionale Komponente der Studienerfahrung wird ausgeblendet. 

 

Technisch also kein Problem, aber menschlich schon?

 

Technisch überwiegend kein Problem, würde ich sagen. An der Jacobs University sind digitale Instrumente wie Videos schon länger Teil der Lehre, so dass man sagen kann: Bei mehr als 200 von 220 Kursen war die Durchführung online generell sehr gut möglich. Die problematischen Fälle waren diejenigen, wo die Interaktion normalerweise unmittelbar zum Gelingen der Inhaltsvermittlung beiträgt. So mussten wir die für dieses Semester geplanten Exkursionen leider absagen. Sie werden aber – soweit es wieder möglich sein wird – im kommenden Semester nachgeholt. 

 

Jetzt sind die Prüfungen bei Ihnen angelaufen. Die meisten Hochschulen schrecken vor deren Digitalisierung dann doch zurück. Sie auch?

 

Keineswegs. Sämtliche Prüfungen finden online statt, insgesamt 116 schriftliche Online-Prüfungen, was für alle Beteiligten eine zusätzliche Herausforderung bedeutet, auch für die Studierenden, die genau instruiert werden müssen – bis dahin, dass sie nicht irgendwelche Zettel neben dem Rechner liegen haben dürfen, und die sich bestimmte Software auf den Rechner spielen müssen. Die größten Prüfungen mit den meisten – über 200 – Teilnehmern sind gerade durch, die verpflichtenden Deutschkurse, und bis auf wenige technische Schwierigkeiten mit dem WLAN oder der aufgespielten Software ging alles glatt. Ein paar Leute haben zu früh den Senden-Knopf gedrückt, als sie noch nicht fertig waren, aber das bekommt man alles geregelt. Studierende, die ihre technischen Probleme belegen können, bekommen die Chance, ihre Prüfung zu wiederholen. 

 

"Sämtliche Prüfungen
finden online statt"

 

An vielen Hochschulen will man aufgrund des Datenschutzes auf Online-Prüfungen verzichten. Wir können doch die Studierenden nicht per Video dauernd überwachen, sagen Lehrende. Das sei ein zu heftiger Eingriff in die Privatsphäre. 

 

Natürlich haben wir uns bei allen unseren Schritten anwaltlich beraten lassen. Aber womöglich geht eine solche juristische Überprüfung bei uns wiederum schneller als an einer staatlichen Universität. Klar ist für mich aber auch, dass in einer so außergewöhnlichen Situation wenig funktioniert, wenn nicht alle Beteiligten irgendeine Form von Kompromissbereitschaft zeigen. Und das bedeutet, dass man nicht alle Regeln, die aus gutem Grund in einem grundsätzlich analogen Hochschulmodell entwickelt wurden, über Nacht in eine digitale Entsprechung übertragen kann. Irgendwo müssen wir Konzessionen machen.

 

Und worin bestanden die bei Ihnen?

 

Wir legen an unserer Universität einen besonderen Wert auf Chancengleichheit, und das bedeutet, dass es keinen Unterschied machen darf, ob ein Student sich zu Hause in Katmandu prüfen lässt oder in seinem Wohnheimzimmer in Bremen. Daraus folgt, dass es klare Regeln und eine durchgehende Kontrolle geben muss, dass nicht jemand nebenher Unterstützung erhält oder unerlaubte Hilfsmittel einsetzt. Wenn es fair sein soll, kann man nicht allein auf Vertrauen setzen. 

 

Die staatlichen Hochschulen schieben die Entscheidung, ob sie im Wintersemester zur Präsenzlehre zurückkehren, noch vor sich her. Bei Ihnen geht es schon im September wieder los. Und dann?

 

Erstmal freuen wir uns auf unsere Graduation Ceremony, die immer das Highlight des Studienjahres ist – und die wir jetzt auch ins Digitale verlegen werden. Aber wir haben unseren Studierenden versprochen, dass wir trotzdem eine weltweit verfügbare Zeremonie für sie auf die Beine stellen. Was das neue Semester angeht, so haben wir gerade entschieden, dass wir wie geplant am 1. September starten – und dass wir das gesamte Studienangebot für die neuen Erstsemester in den ersten Wochen online zur Verfügung stellen. Und dann allmählich auf Präsenzbetrieb umstellen, wenn es die Situation zulässt und alle Studierenden einreisen konnten. Parallel sind die Professorinnen und Professoren natürlich schon auf dem Campus ansprechbar, es wird für die Studierenden vor Ort auch Präsenz-Veranstaltungen zusätzlich zur Online-Lehre geben. Wir wollen den Studierenden auf diese Weise in kritischen Zeiten Licht am Ende des Tunnels geben. Doch gleichzeitig bin ich überzeugt, dass diese neuen Formen der Hybridität die Hochschullehre dauerhaft verändern werden. Die Jacobs University ist ein Experimentierfeld, wie man auf die Krise reagieren kann – und zugleich das Studium ins 21. Jahrhundert weiterentwickelt.



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Kommentare: 1
  • #1

    Bremer Steuerzahler (Montag, 08 Juni 2020 15:59)

    Die euphemistischen Aussagen zur Finanzierung der Jacobs University in allen Ehren. Aber das Anbiedern an die Uni Bremen hat den Grund, dass sich die Management-Schmiede Jacobs nicht selbst finanzieren kann, sondern natürlich schon seit dem Moment auf staatliche Mittel angewiesen ist, als die mehreren 100 Mio. € aus der Anschubfinanzierung weg waren. Der Staat sprang ein, um das Desaster nicht komplett zu machen. Witziger Weise sind Professoren, die Management lehren, nicht willens oder fähig(?) ihre eigene Institution so aufzustellen, dass diese von den Einnahmen der Studierenden leben kann. Das gilt ja auch für ähnliche Hochschulen - wie z.B. der Hamburg School of Business Administration, die kürzlich immerhin den öffentlichen Kotau gemacht hat. Corona ist hier eine willkommene Entschuldigung, aber eigentlich hat das nichts damit zu tun. Je elitärer und je mehr von sich überzeugt, umso höher die Defizite der selbsternannten "Manager-Schmieden". Die Jacobs war noch nie eine private Institution (auf dem Papier und in der Firmierung halt), sondern abhängig von öffentlichen Mitteln. Anders als das HPI, das lange Zeit komplett privat finanziert wurde und auch nach der Allianz mit der Uni Potsdam von Hasso Plattner weiter unterstützt wird. Der Steuerzahler in Bremen und bundesweit blutet dagegen seit Anbeginn für eine Institution, die Menschen aus aller Welt ausbildet, von denen aber praktisch keiner in Bremen bleibt. Warum auch.