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Die Forschungsorganisationen machen ernst

Jetzt hat "Wissenschaft im Dialog" offiziell Post von den Präsidenten von DFG, Helmholtz & Co erhalten. Sie wollen dem Wisskomm-Thinktank die Grundfinanzierung kürzen.

JETZT IST ER RAUS, der Brief der vier großen Forschungsorganisationen und der DFG, bestätigt deren Sprecher Marco Finetti. Unterzeichnet haben ihn alle fünf Präsidenten, Adressat ist "Wissenschaft im Dialog" (WiD), ein auch international gefragte deutsche Thinktank der Wissenschaftskommunikation. Dessen Grundhaushalt von eben jenen Forschungsorganisationen von Helmholtz bis Max Planck bestritten wird, die auch einst WiD-Gründungspaten waren.

 

Doch jetzt wollen die großen Fünf ihre Zuschüsse zum WiD-Grundhaushalt halbieren und den Rest direkt in WiD-Projekte stecken, "deren Auswahl zwischen Gesellschaftern und WID systematischer als bislang abgestimmt werden soll". Dass ein solcher Brief in der Mache war, hatte ich vergangene Woche berichtet. Die Pläne seien Teil des Strategieprozesses von WiD, der aktuell laufe. Außerdem soll es darum gehen, die "Finanzströme" sauberer als bisher auseinanderzuhalten. Sagen die Forschungsorganisationen.

 

Tatsächlich klingen die Pläne eher so, als sollte WiD stärker auf Linie gebracht werden. Entsprechend deutlich waren nach meinem Artikel vergangene Woche die Reaktionen aus der Wissenschaftsszene. Und ziemlich einhellig: "Hier geht es um die Zukunft und (Un-)m Abhängigkeit" von WiD, schrieb der Kommunikationschefs eines großen Forschungsinstituts auf Twitter. Eine kurze Leine sei für die Wissenschaftskommunikation heute sicher der falsche Weg, warnte Beatrice Lugger, die Geschäftsführerin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation (Nawik). "Wir sollten Akteure wie WiD, die sich hier engagieren, stärken und sie nicht beschränken." Und Elisabeth Hoffmann, die Kommunikationschefin der Universität zu Köln, twitterte: WiD sei "kein institutionelles Marketing-Instrument. Das ist gerade das Coole an dem Konzept."

 

DFG-Sprecher Finetti betont derweil, dass die Umstellung "nicht unmittelbar", sondern erst zum 1. Januar 2024 wirksam werden solle.

 

WiD-Geschäftsführer Markus Weißkopf wollte sich nach Erhalt des Briefs nicht erneut äußern. Vergangene Woche hatte er gesagt: "Wir wollen auch in Zukunft Impulsgeber für die Wissenschaftskommunikation bleiben. Dafür erhoffen wir uns gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen einen starken Auftrag seitens unserer Gesellschafter und Partner."

 

Neben den fünf großen Forschungsorganisationen gibt es unter den Gesellschaftern noch drei weitere Haupt-Geldgeber: den Stifterverband, die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und die Klaus-Tschira-Stiftung. Sie signalisieren bislang nicht, bei den Splitting-Plänen von DFG & Co mitziehen zu wollen.

 

Dieser Beitrag erschien heute in kürzerer Fassung zunächst in meinem Newsletter.



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Kommentare: 3
  • #1

    Leander K (Mittwoch, 18 Mai 2022 15:10)

    Naja, vielleicht war diese Idee der Finanzierung auch einfach keine gute Sache und eine inhärente Gefahr der Abhängigkeit vorprogrammiert. Eine Website über Autos finanziert durch die deutsche Automobilbranche und eine Stiftung wird wohl auch einen bestimmen Einschlag bekommen. Ich denke dass jetzt auch die Politik gefragt ist und das mal ordentlich regeln muss.

  • #2

    Chris A (Donnerstag, 19 Mai 2022 10:02)

    Die Politik/das Ministerium wollte WiD, aber nicht dafür zahlen - das wurde den Forschungsorganisationen aufgetragen, ohne dass diese einen direkten Benefit für ihre Wissenschaftskommunikation sahen - insbesondere wenn die Gesellschafter/Geldgeber quasi das Fundament bezahlt haben, auf dem dann die vielen (und oftmals guten) Drittmittelprojekte der WiD durchgeführt wurden. Der - ansonsten ja so viel von der Politik verlangte - "Return on Investment" für die geldgebenden Gesellschafter war seit jeher das Kernproblem der WiD.

  • #3

    Josef König (Samstag, 21 Mai 2022 15:02)

    Hier bewahrheitet sich wieder der alte Spruch: "Wes Brot ich ess', des Lied ich sing". Scheint nicht so gelaufen zu sein, wie die Big Five es wollten.