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Unis in der Pflicht

Lehrerbildung muss Chefsache werden. Nur durch Mehrarbeit sind die Zehntausenden fehlenden Lehrer nicht zu kompensieren. Der Zugang und das Lehramtsstudium selbst müssen sich grundlegend ändern.

Stühle hoch, Unterricht fällt aus? Ideen gegen den Lehrkräftemangel braucht das Land. Foto: Pixabay, CCO.

DIE WISSENSCHAFTLICHEN BERATER der Kultusministerkonferenz haben mit ihren Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel einen akuten Empörungssturm ausgelöst. Im Kern, sagen die Experten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), sei der Misere kurz- und mittelfristig nur mit Mehrarbeit beizukommen. Im Kern, halten die Lehrerverbände dagegen, werde dies den Lehrerberuf nur unattraktiver machen und das Personalproblem noch vergrößern. Aber was könnten tragfähige Alternativen sein? Allen mehr Geld zu zahlen, sicher nicht: Die deutschen Lehrergehälter liegen international schon mit an der Spitze. Eine Frage der Fairness wäre es indes, alle Lehrer wie ihre Kollegen am Gymnasium zu bezahlen. Eine kurzfristige Studienbewerberflut wird das aber auch nicht auslösen. Und selbst wenn – sie kämen erst langfristig in den Schulen an, wenn überhaupt.

 

Also noch mehr Quer- und Seiteneinsteiger angesichts von knapp 60.000, möglicherweise auch über 80.000 fehlenden Lehrkräften bis 2030? Bitte nicht, sagen viele Kollegien, die mit deren Anlernen und Betreuung schon jetzt an Grenzen stoßen – abgesehen von den Folgen für Unterrichtsqualität und Bildungsgerechtigkeit. Im Übrigen ist selbst dieser Bewerbermarkt irgendwann endlich. Nein, an einem höheren Deputat, weniger Teilzeit und teilweise größeren Klassen führt in den nächsten Jahren kein Weg vorbei.

 

Mittelfristig allerdings ist Abhilfe sehr wohl auch anders vorstellbar. Auch wenn die Bildungsforscher das Ende großen Lehrer-Lücke erst in 20 Jahren demographisch für wahrscheinlich halten. Doch für diese Abhilfe müssen Politik und Hochschulen endlich beherzt ans Lehramtsstudium ran. Dazu drei Vorschläge.

 

Erstens: Es muss überall im Land reguläre Lehramts-Masterprogramme geben, die Absolventen von Nicht-Lehramtsbachelorn offenstehen. Auch wenn das heißt, dass viele Neulehrer erst nur mit einem Fach in die Schule kommen. Dafür könnten sie schon nach zwei Jahren ins Referendariat gehen. Und das zweite Studienfach, wenn gewünscht oder gefordert, berufsbegleitend nachstudieren.

 

Zweitens: Ebenfalls weit verbreitet sollten künftig duale Lehramts-Master sein, die das frühzeitige Unterrichten in den Schulen mit den Lehrveranstaltungen verzahnen. Lehramtsstudierende nicht als Aushilfen in der Not, sondern als anerkannte Kollegen in den Schulen und ihre Arbeit als anerkannter Bestandteil ihrer Ausbildung.

 

Erfreulicherweise nimmt die Debatte über beide Ansätze inzwischen Fahrt auf. Selbst Gewerkschaften zeigen sich intern offen für Ein-Fach-Lehrer, die übrigens – anders als die in Brandenburg geplanten verbeamteten "Bildungsamtsfrauen und -männer" stets einen Masterabschluss hätten. Und was das duale Studium angeht, hatten sich zuletzt beispielsweise die Lehrerbildner der Universität Potsdam in einem offenen Brief für den Einstieg in ein solches Studienmodell ausgesprochen – und gegen die Bachelorlehrer-Pläne der Landesregierung scharf protestiert. 

 

Das dickste Brett aber ist das, wo der Druck zur Veränderung am größten ist: bei den exorbitant hohen Schwundquoten. Die Datenlage ist mies, doch deuten die wenigen vorhandenen Statistiken deuten darauf hin, dass je nach Standort und Studiengang weniger als 50 Prozent der Lehramtsanfänger tatsächlich Lehrer werden. Die übrigen geben aus den unterschiedlichsten Gründen auf oder wechseln zu einem anderen Studiengang.

 

Darum müssen die Hochschulleitungen – dritten – die Lehrerbildung zur Chefsache machen. Sie müssen eine ehrliche Bestandsaufname vornehmen, ein Monitoring aufbauen und dann zusammen mit allen Beteiligten Konsequenzen ziehen. Am Ende wird es um mehr Betreuung gehen und um mehr Ressourcen zugunsten der Lehramtsstudiengänge, auch wenn dies zu Kosten anderer Fächer geht. Da sind die Konflikte vorprogrammiert, aber seien wir ehrlich: In der Vergangenheit war es oft genug umgekehrt.

 

Die SWK hat versprochen, zu der überfälligen Reform des Lehramtsstudium Anfang nächsten Jahres ausführlich Stellung zu nehmen. Das erscheint angesichts der von ihr selbst immer wieder beschworenen Dimension des Lehrkräfteproblems noch erstaunlich weit weg. Durch ein Vorziehen des Gutachtens würden die Experten nicht nur Dringlichkeit und Nachdruck signalisieren, sondern zugleich zeigen: Sie fordern von der Politik und von den Hochschulen ebenso viel ab wie von den Lehrkräften. 

 

Der Kommentar erschien heute zuerst in meiner Kolumne "Wiarda will's wissen" im Tagesspiegel.


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Kommentare: 7
  • #1

    Karla K. (Montag, 13 Februar 2023 08:54)

    "Darum müssen die Hochschulleitungen die Lehrerbildung zur Chefsache machen. [...]"

    Mh, was waren noch gleich die zentralen Aspekte der millionenschweren "Qualitätsoffensive Lehrerbildung"?

    Ein weiteres Indiz, dass es gerade nicht ausreichend ist, viel Geld zu geben und darauf zu vertrauen, dass die Hochschulen das schon richtig machen werden. Wann entwickelt sich endlich ein politischer Wille, ernsthaft die Umsetzung von exzellenter Antragslyrik und die Zielerreichung zu überprüfen? Statt sich von Ergebniserzählungen in Hochglanzbroschüren blenden zu lassen? Wie viele Gelder, die über die "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" in eine Hochschule geflossen sind, sind der Lehramtsausbildung an anderer Stelle durch Dekanate und Hochschulleitung entzogen worden?

    Wie stünde die Lehramtsausbildung an den Hochschulen da, wenn es nicht gegen alle hochschulinternen Widerstände und Geringschätzungen hoch motivierte Menschen gäbe, die dem ihr Engagement entgegensetzen und die ein Herz für Lehramtsstudierende haben?

  • #2

    anonym (Montag, 13 Februar 2023 11:12)

    Mit dem Blick aus der hochschulischen Praxis. Wo sollen wir anfangen?
    1. Zum Status des Lehramts an den Hochschulen: In den Fächern an den Hochschulen begegnet man dem Lehramtsstudium häufig mit gerümpfter Nase. Eine Ausbildung, die nicht auf eine wissenschaftliche Exzellenz ausgerichtet ist, sorgt nicht für viel Begeisterung und Interesse bei den Professor:innen, deren Leistung nach Drittmittelquote und Veröffentlichungsleistung gemessen wird.
    2. Zu dem Ziel mehr Studierende (mit Fach-Bachelor) zu gewinnen: Woher sollen diese Studierenden kommen? Es gibt in vielen Bereichen freie Kapazitäten um mehr Studierende auszubilden. Aber das Interesse ist kaum da. Bspw. im technischen Bereich werden in der Industrie händeringend Ingenieur:innen gesucht und gute Gehälter geboten. Was soll der Anreiz für potentielle Studierende sein, dann den Weg des Lehramts einzuschlagen?
    3. Zun Ziel, die Abbruchquoten zu senken: Ein wirklich holdes Ziel. In der Realität scheitert es in der Regel am fachlichen Mindestanspruch (auch in der Physik braucht man zum Beispiel Mathematik und es reicht generell nicht aus, gerade genau das zu wissen, was die Schüler:innen lernen sollen). Also den Anspruch senken? Und wie passt das dann mit der omnipräsenten Diskussion zusammen, wie schlecht es um die fachliche Qualität der schulischen Bildung steht?
    4. Zur Motivation der Lehrenden an Hochschulen: Studierende starten sehr oft mit einem fertigen Bild, wie man Lehrer:in ist ins Studium. Weil sie selbst gerade noch in der Schule waren oder (und das ist extrem häufig der Fall), weil ein Elternteil als Lehrkraft arbeitet. An diesem Bild können sich Lehrende an Hochschulen dann abarbeiten und versuchen zu überzeugen, dass auch auch Didaktik und Pädagogik fundierte Wissenschaften sind und nicht immer allein die Praxiserfahrung, die in der allgemeinen Diskussion immer wieder als extrem wichtig herausgestellt wird. Gut, wenn dann man dann noch liest, dass die Ausbildung zur Chefsache erklärt werden muss.

    Wie man es besser machen kann? Diese Frage kann ich auch nicht beantworten - aber das Problem greift auf jeden Fall tiefer, als dass man es mit mehr Geld und "Chefsache" beheben könnte!

  • #3

    McFischer (Montag, 13 Februar 2023 15:14)

    @anonym: Zu erstem Punkt - dem Status der Lehrämter an den Unis - kann ich beipflichten. Habe selbst an der Uni unterrichtet, da waren immer einige Lehrämtler drunter, der Rest Bachelor bzw. Masterstudierende. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wie ich auf die Lehramtsstudis eingehen sollte, da fehlte mir Anleitung und Unterstützung.
    Sehr abstrus habe ich aber auch wiederum die Bildungswissenschaften in Erinnerung. Da gab es in den Abschlussprüfungen (wo dann Fach und Lehramt gemeinsam geprüft wurde), Pädagogik-Profs, die behauptet haben, man hätte empirisch bewiesen, dass Schüler mit gleicher Kompetenz aus dem Gymnasium rausgingen, als sie reingegangen sind. Also quasi die Absage an das Schulwesen... Da war wirklich was faul mit der Lehrerbildung und ich weiß nicht, ob sich das in den letzten 15 Jahren grundlegend verändert hat.

    Interessant wäre, einmal Baden-Württemberg mit seinen Pädagogischen Hochschulen mit dem Rest der Republik zu vergleichen - gibt es hier Unterschiede im drop out, Zufriedenheit im Lehramtsstudium etc.?

  • #4

    Ich bin eine Lehramts-Hanna (Montag, 13 Februar 2023 15:19)

    Ich bin promovierte Wiss. Mitarbeiterin an einer Universität in der Lehramtsausbildung/Grundschule.
    Wenn die Universität die Besten für die Lehramtsausbildung gewinnen will, also Lehramtsabsolvent:innen mit Referendariat und Praxiserfahrung, dann müsste sie mind. vergleichbare Arbeitsbedingungen bieten, wie sie Lehrer:innen haben: unbefristete, verbeamtete A13-Stellen. - Stattdessen haben meine Kolleg:innen und ich meist auf 2 Jahre befristete, E13-Angestelltenstellen, d.h. ein Einstiegsgehalt von ca. 1000 € Netto weniger. Hier besteht ein Personalgewinnungsproblem. Bei uns am Institut arbeiten kaum ausgebildeten Lehrkräfte, sondern meist Fachwissenschaftler:innen, oft ohne schulpädagogische Ausbildung, was nicht gerade ideal ist, wenn es um den Praxisbezug der Lehre oder die Betreuung in Schulpraktika geht.

    Wer sich statt für die Schule doch für die Lehramtsausbildung entscheidet, muss ein Dissertation schreiben, sonst droht nach WissZVG nach 6 Jahren das Karriereende. Man bekommt schlicht keinen weiteren Vertrag mehr. Um eine Dissertation zu verfassen, steht befristet Beschäftigten per Gesetz eigentlich 1/3 der Arbeitszeit zur eigenen Qualifikation zu. - Bei uns bekommt man im Lehramt in 90% der Fälle aber eine Hochdeputatsstelle mit 11 SWS Lehre. Eine Qualifizierungsstelle, auf der man offiziell promovieren kann, gibt es bei uns am Institut nur eine einzige. Arbeitszeiterhebungen zeigen klar, dass mit 11 SWS Lehre das Verfassen einer Dissertation von der Arbeitszeit her nicht zu schaffen ist. Konzeption/Vor-/Nachbereitung von Lehrveranstaltungen, Weiterbildung zu Lehrveranstaltungsthemen, Abnahme von Modulprüfungen, Betreuung von Bachelor-/Masterarbeiten, Betreuung/Hospitation von Studierenden im Schulpraktikum, Mitarbeit in Gremien, Forschungsarbeiten für die Lehrstuhlinhaber:innen, administrative Tätigkeiten nehmen über das Jahr gerechnet mehr als 40h Arbeitszeit pro Woche ein. Um an meiner Universität weiterarbeiten zu dürfen, muss man also in der Freizeit promovieren.

    Nach der Promotion muss man es nach 6 Jahren auf eine der sehr raren Professuren schaffen, auch wenn man gar keine Führungsstelle/Professur anstrebt. Erfahrene, promovierte Dozent:innen bekommen kaum eine Chance, dauerhaft in der Lehrkräftebildung zu arbeiten.

    Für ca. 30% der Beschäftigten gibt es zwar die Möglichkeit einer entfristeten Dauerstelle. Der Haken ist aber, dass diese mit noch höherer Lehrverpflichtung versehen sind: 12-18 SWS Lehre, d.h. 6-9 Lehrveranstaltungen pro Semester. Arbeitszeiterhebungen zeigen, dass solche Kolleg:innen mit 10-30 Überstunden sehr weit in die Mehrarbeit gehen, was aufgrund der fehlenden Arbeitszeiterfassung/Vertrauensarbeitszeit aber niemanden der Vorgesetzten stört. Es bleibt die Wahl zwischen unvergüteter Mehrarbeit, Überlastung oder reduzierter Vorbereitung/Betreuung. Ohne zu Lehrthemen forschen und sich wissenschaftlich weiterbilden zu können, bleibt die mit Hochdeputatsstellen betriebene Lehramtsausbildung qualitativ hinter ihren Ansprüchen und Möglichkeiten zurück. Resultate sind veraltetes Wissen, schlechte Betreuungsverhältnisse und überarbeitete Dozent:innen. Die Studienabbruchquote hängt vermutlich nicht zuletzt auch mit der Wertschätzung, dem Prestige und der Ausstattung des Lehramts zusammen.

    Die Stärkung der Qualität der Lehramtsausbildung ist meiner Meinung nach eine wichtige Bedingung dafür, dass wir junge Menschen für das Lehramt begeistern und sie zumindest gut ausgebildet in die Schulen schicken können, in denen sie in den nächsten 20 Jahren den Personalmangel ausgleichen sollen. Die mangelnde Finanzierung von Dauerstellen durch das Land, die mangelnde Einrichtung von Dauerstellen durch die autonomen Universitäten und das Betreiben der Lehramtsausbildung mit Hochdeputatsstellen, auf denen Forschung und Weiterbildung zu Lehrthemen kaum möglich ist, befördern aktuell die Abwärtsspirale. Das unglaublich schlechte Abschneiden von SuS bei basalen Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen laut IQB-Bildungstrend, ist meiner Meinung nach nicht zuletzt durch die Personal- und Hochschulpolitik der letzten Jahrzehnte mitzuverantworten.

    Als Promovierte läuft mein aktueller Vertrag zum Ende des Sommersemesters wieder einmal aus. Auf einen Wohnungskredit, Nachwuchs habe ich bisher aufgrund der Unsicherheit meines geliebten Berufs verzichtet. Nach dem Wissenschaftszeitvertragsgesetzt habe ich zwar noch ein paar Jahre vor mir, bis meine Universität mich auf die Straße setzen wird. Obwohl meine Vorgesetzten meinen, Sie würden meine Arbeitsleistung dringend weiterhin benötigen, habe ich mich aufgrund der Berufsperspektive schmerzlich dazu entschieden, meinen aktuellen Vertrag nicht mehr zu verlängern und stattdessen den Beruf zu wechseln. Eine neue, frische, berufseinsteigende Hanna mit kürzlich abgeschlossenem Master wird im Wintersemester für mich übernehmen.

  • #5

    Django (Montag, 13 Februar 2023 16:33)

    Es ist mir zu billig, einfach auf die Universitäten zu schimpfen. Die Studien- und Prüfungsordnungen und damit die Studienverläufe sind in hohem Maße von der Zustimmung der Senatsverwaltung abhängig. Hier wurde in Berlin mit greoßer Freude am Detail den Universitäten vorgegeben, welche Kompetenzen den Studierenden zu vermitteln seien. Ich denke, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne mit der Aussage, dass die Berliner Universitäten ein "dualeres" Studium mittragen würden. Aber schon die Umsetzung des jetzigen "Praxissemesters" (3. Sem. im M.Ed.) stößt bei den Schulen nicht auf ungeteilte Gegenliebe.
    Und ja, insbesondere in den Naturwissenschaften sind Lehramtsstudierende nicht so angesehen. Stimmt schon. Das erklärt aber nicht das gesamte Problem.

  • #6

    Ruth Himmelreich (Dienstag, 14 Februar 2023 09:26)

    Ich finde nicht, dass vor allem die Unis hier in der Pflicht sind. Wenn der Lehrer*innenberuf (nicht das entsprechende Studium!) sehr attraktiv wäre, würden auch ein paar potentiell langweilige Veranstaltungen zu Bildungswissenschaften die Studis nicht abschrecken. (Das hört man öfter, wenn man Lehramtsstudierende nach ihrem Studium fragt - sie finden es gut, aber die bildungswissenschaftlichen Inhalte zu abgehoben und sie erkennen deren praktischen Nutzen nicht.)

    Dass dieser Beruf - vor allem außerhalb der Gymnasien - unattraktiv ist, liegt nicht an den Gehältern (die auch bei den schlechter bezahlten Nichtgymnasiallehrer*innen noch gut sind), sondern an den, vor allem an den Schulen in den problematischeren Stadtvierteln, miesen Arbeitsbedingungen und der grauenvollen Bürokratie des Kultusbereichs. Da müsste man einmal ansetzen - das ist aber das Problem mit den Fröschen und dem Teich.

    Und man müsste differenzieren: Gymnasiallehrer*innen, die gerne Deutsch und Englisch an Gymnasien mit einer sozial einigermaßen homogenen Schülerschaft unterrichten wollen, gibt es mindestens in meinem Bundesland nicht zuwenig.

    Das Problem besteht bei Lehrkräften für die anderen Schularten - wollen wir hier wirklich warten, bis ein Drittel oder gar die Hälfte der Absolvent*innen dieser Schulen de facto Analphabet*innen sind?

  • #7

    D. Orie (Samstag, 11 März 2023 12:33)

    Vielen Dank, dass Sie sich immer so kompetent des wichtigen Themas annehmen. Hier noch ein (schrecklicher und trauriger) Blick auf die Lehrkräfteausbildung an den Unis, Beispiel der Uni Siegen. Hier ist kürzlich zum dritten Mal (!) die Besetzung der wichtigen und einzigen Professur in Germanistik (Bereich Sprachdidaktik, Schwerpunkt Rechtschreiberwerb) abgebrochen worden! Nun wird die Stelle, die vorher so namhafte Forscher wie Gerhard Augst und Wolfgang Steinig, innehatten irgendwann wieder ausgeschrieben. Bei der letzten Ausschreibung hatte sich u. a. eine hochqualifizierte Bewerberin beworben (mit höchster Forschungs- und Lehrreputation, genau zum Thema Rechtschreiberwerb), wurde aber nicht berücksichtigt. Warum? Hier kann man nur spekulieren: Wahrscheinlich weil in der Besetzungskommission nur Lehrende waren, die einen anderen (nämlich ihren) Forschungsschwerpunkt wichtiger fanden.
    Und so passiert es, dass sich gut qualifizierte Wissenschaftlerinnen um die 10 Jahre und mehr immer wieder diesen frustrierenden Situationen aussetzen müssen - mit ungewissem Ausgang! Die Lese- und Rechtschreibleistungen unserer SuS liefern dann ein entsprechendes Bild, das diesen Misständen geschuldet ist.