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Wünsche für die Bildungsrepublik

Die rechtsextreme AfD wird bei den Europawahlen stärkste Kraft in Ostdeutschland, das populistische BSW schafft aus dem Stand sechs Prozent, und bis auf die Union geht es für alle demokratischen Parteien teilweise dramatisch abwärts. Höchste Zeit für ein bisschen Optimismus? Wie wäre es mit ein paar Ideen für bessere Bildung, die noch dazu nichts kosten, aber viel verändern könnten? Gute Bildung als bester Schutz für die Demokratie: Das Best-of der Serie aus dem Wiarda-Newsletter.


"Unbedingt mehr Chancengerechtigkeit"

 

Jacob Chammon, Geschäftsführer der Deutsche Telekom Stiftung:

 

"Ich wünsche mir unbedingt mehr Chancengerechtigkeit für unsere Kinder. Ich möchte in einem Land leben, in dem es eine von allen Akteuren getragene Bildungspolitik gibt, die Ungleichheiten auffängt und beseitigt. Ich wünsche mir ein System, in dem junge Menschen ihre Stärken und Potenziale erkennen und ausleben können."

Foto: Norbert Ittermann/Deutsche Telekom Stiftung.



"Bildung als Grundrecht"

 

Martina Diedrich, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Bildungsverwaltung (DGBV):

 

"Ich wünsche mir, dass die Idee 'Bildung als Grundrecht für alle Menschen' zur Richtschnur der Verantwortlichen im Bildungssystem wird; ich wünsche mir ein geteiltes gesellschaftliches Bewusstsein dafür, dass alle Heranwachsenden die Chance verdient haben, die grundlegenden Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben in mündiger Teilhabe zu erwerben"

Foto: Bina Engel.



"Selbstwirksamkeit und Achtsamkeit"

 

Johannes Vogel, Direktor des Naturkundemuseums Berlin:

 

"Neben den klassischen Dingen wie Lesen, Schreiben und Rechnen müssen wir alle Menschen – von Klein an und lebenslang – zur Selbstwirksamkeit und Achtsamkeit im Bezug auf Gesundheit, Natur und Nachhaltigkeit bilden. So ermächtigen wir die Menschen mit zukunftsfähigem Denken und Handeln. Eine bessere Investition fällt mir nicht ein!"

Foto: Hwa Ja Götz.



"Empathie, Toleranz und Vielfalt"

 

Nina Kolleck, Professorin für Erziehungs- und Sozialisationstheorie an der Universität Potsdam:

 

"Mein Wunsch an die Bildungsrepublik ist eine inklusive Bildung, die allen Schüler:innen ermöglicht, ihre individuellen Stärken zu entfalten, Menschenfeindlichkeit bekämpft und Werte wie Empathie, Toleranz und Vielfalt vermittelt. Es geht eben nicht nur um Wissen, sondern auch um die Fähigkeit, kritisch zu denken und für eine gerechte und demokratische Gesellschaft einzutreten."

Foto: Thomas Roese.



"Digitaler Transformation gerecht werden"

 

Olaf Köller, Geschäftsführender Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) und Ko-Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK):

 

"Nach dem Ende der Corona-Pandemie sind die Bemühungen um die Digitalisierung des Schulsystems etwas zum Erliegen gekommen. Ich wünsche mir, dass es Bund, Ländern und Kommunen endlich gelingt, ihrer gemeinsamen Verantwortung für die digitale Transformation der Schulen gerecht zu werden."

Foto: IPN/Davids/Sven Darmer.



"Leidenschaft für Bildung"

 

Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung a. D.:

 

"Mein Besuch in der jüdischen Grundschule Berlin vor Jahren hat meinen Wunsch bestärkt, es möge in Deutschland eine ebensolche Leidenschaft für Bildung geben, wie sie dort erlebbar ist. Kinder aus verschiedenen Ländern lernen ab Klasse eins Deutsch, Englisch und Hebräisch. Alle besuchen danach die jüdische Oberschule. Wer lernen möchte, was Begeisterung für Bildung bedeutet und bewirkt, muss in diese Schule gehen. Wie anders wären unsere bildungspolitischen Debatten und Ergebnisse mit dieser Leidenschaft für Lernen und Bildung!"

Foto: Laurence Chaperon.



"Wissenschaft entfesseln"

 

Rafael Laguna de la Vera,

Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND:

 

"Dass wir nun auch die Wissenschaft entfesseln, indem wir die Finanzierung von kleinteiliger Kontrolle auf Vertrauensvorschuss und Ergebnisorientierung umstellen. Statt Mittelnachweis, vielversprechenden, interessengetriebenen Forschenden Geld und Freiheit geben, gerne im Wettbewerb mit anderen. Und dann auf die Ergebnisse schauen."

Foto: SPRIND GmbH.



"Kinderarmut bekämpfen"

 

Stefanie Hubig, Ministerin für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz:

 

"Ich wünsche mir, dass es uns als Gesellschaft endlich gelingt, Kinderarmut erfolgreich zu bekämpfen. Armut ist noch immer DIE Ursache für Bildungsungerechtigkeit. Wenn Schule nicht nur reagieren, sondern gestalten soll, dann müssen wir genau hier ansetzen und gemeinsam alles dafür tun, allen Kindern gleiche Chancen zu eröffnen."

Foto: Peter Bajer.



"Hochschulgesetze entrümpeln"

 

Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz:

 

"Entrümpeln wir die Hochschulgesetze. Forschung und Lehre geraten zunehmend aus dem Blick. Dabei erwachsen alle Hochschulleistungen daraus. Reduzieren wir den Wildwuchs der Querschnittsaufgaben und Detailsteuerungen. Hochschulen stehen aktiv zu ihrer Gesellschaftsverantwortung, können aber nicht alles leisten."

Foto: HRK / David Ausserhofer.



"Kein Kind zurücklassen"

 

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung a. D.:

 

"Was ich mir besonders wünsche: Kein Kind darf mehr zurückgelassen werden, alle sollen einen Abschluss erreichen und eine Ausbildungschance erhalten. Deshalb müssen wir unsere finanziellen und personellen Anstrengungen auf Kinder mit schlechten Startchancen, auf Brennpunktschulen und Jugendliche ohne Berufsausbildung konzentrieren."

Foto: Kay Herschelmann.




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Kommentare: 1
  • #1

    Ralf Breyer (Montag, 10 Juni 2024)

    So ärgerlich die Wahlen gestern waren. Sie machen es sich
    aber leider etwas zu einfach, BSW als populistisch einzutaxieren, verehrter Herr Wiarda,