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"Man kann nicht alle drei Jahre neu anfangen"

Der SWK-Kovorsitzende Olaf Köller über verbrannte Fördergelder, nicht umgesetzte Empfehlungen zur digitalen Bildung – und die Verantwortung der Länder in der Bildungspolitik.
Artikelbild: Viele Schulen waren auf den Distanzunterricht gut vorbereitet

Olaf Köller ist Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel und Ko-Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz. Foto: IPN/Davids/Sven Darmer.

2022 empfahl die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz, kurz SWK, zwei länderübergreifende, längerfristig finanzierte Zentren für digitale Bildung – eines für MINT, eines für Sprachen. Drei Jahre später lädt die SWK zu einem Online-Talk ein und fragt: Wie weit ist die Entwicklung vorangeschritten? Hand aufs Herz, Herr Köller – die ehrliche Antwort lautet: gar nicht, oder?

Leider haben Sie mit dieser Einschätzung recht. Wir hatten damals bewusst keine kurzfristigen Projekte vorgeschlagen, sondern echte Infrastruktureinrichtungen: Orte, an denen kontinuierlich digitale Lehr- und Lernmedien für fachliches Lernen gemeinsam mit Wissenschaft, Technologiepartnern und Schulen entwickelt werden. Zentral war die Idee, diese Werkzeuge nicht nur zu produzieren, sondern systematisch in der Praxis zu erproben und erfolgreiche Ansätze flächendeckend in die Praxis zu bringen – nach dem Vorbild der Niederlande, wo Entwicklung, Pilotierung und Ausbreitung von KI-Tools Hand in Hand gehen. Solche Strukturen brauchen wir für MINT und Sprachen, und zwar länderfinanziert, weil die Grundfinanzierung der Bildung Aufgabe der Länder ist. Und digitale Bildung ist eine Daueraufgabe. Der Markt verändert sich schnell, Tools veralten rasch. Man kann nichts einmal einführen und dann zehn Jahre liegen lassen. Es braucht agile, dauerhaft weiterentwickelte Infrastrukturen. Keine Projekte, die nach kurzer Zeit enden.

So wie die digitalen Kompetenzzentren, die das damalige BMBF mit EU-Mitteln förderte?

Und die genau das Problem zeigen: Diese Kompetenzzentren existieren erst seit zweieinhalb Jahren und laufen Ende 2025 bereits wieder aus. Übrig bleibt nur noch eine Transferstelle in Potsdam, und auch diese verschwindet ein halbes Jahr später.

Im geplanten Digitalpakt II will der Bund den Ländern erneut Geld für länderübergreifende Vorhaben zahlen. Eine Möglichkeit, um die digitalen Kompetenzzentren weiterzuführen und zu dem umzubauen, was Sie fordern?

Es ist ja schön, wenn der Bund die Länder unterstützt, aber es bleibt dabei: Der Bund kann nur Projekte finanzieren. Für das, was wir vorgeschlagen haben, braucht es eine verlässliche, langfristige, gemeinsame Länderfinanzierung.

"Wenn der Bund Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Geld gibt und sagt: 'Macht mal', entstehen daraus keine nachhaltigen Strukturen für die Entwicklung von Tools und Fortbildungen für Lehrkräfte."

Nur wurden Ihre Empfehlungen zu den Zentren eben bislang nicht umgesetzt.

Weil das Commitment der Länder fehlt. Sie müssen sich klarmachen: Die digitalen Kompetenzzentren, die gegründet wurden, kosten pro Jahr ein Mehrfaches der 27 Millionen Euro für die beiden Zentren, die wir empfohlen haben. Dabei ist das Bundesmodell von vornherein zum Scheitern verurteilt. Der Bund gibt Wissenschaftskonsortien Geld. Er darf die Landesinstitute für Lehrkräftebildung nicht direkt fördern ebenso wenig wie Schulen. Also erhält die Wissenschaft die Mittel und soll ihrerseits die Landesinstitute zur Kooperation bewegen. Diese fühlen sich jedoch übergangen, weil sie wieder einmal nicht selbst finanziert werden, sondern "gebeten" werden sollen, mit der Wissenschaft zu kooperieren und ihr Daten zu besorgen. Hinzu kommt: Die Konsortien sollten Fortbildungskonzepte auf Basis bereits existierender digitaler Unterrichtstools entwickeln. Aber viele dieser Tools sind qualitativ nicht so gut, dass man sie breit ausrollen möchte. Also wurden in den vergangenen zweieinhalb Jahren vor allem Fortbildungen für Tools entwickelt, die währenddessen veralten. Auch kamen kaum Lehrkräfte zu den Fortbildungen. Der Ertrag steht in keinem Verhältnis zu den 205 Millionen Euro, die investiert wurden. Wenn der Bund Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Geld gibt und sagt: "Macht mal", entstehen daraus keine nachhaltigen Strukturen für die Entwicklung von Tools und Fortbildungen für Lehrkräfte.

Die digitalen Kompetenzzentren sind also auch inhaltlich gescheitert?

Soweit würde ich nicht gehen. Aber: Digitale Transformation gelingt nur im Zusammenspiel von Forschung, Entwicklung und enger Kooperation mit der Praxis, und das auf Dauer. Das bekommt man nicht in drei- bis fünfjährigen Projekten hin. Die Beispiele kennen wir zur Genüge: Sobald die Bundesmittel auslaufen, sterben die Initiativen. Das vielgelobte SINUS-Programm für besseren mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht ist dafür ein trauriges Beispiel: Nach dem Ausstieg des Bundes haben einige Länder noch kurz weitergemacht. Heute existiert es nicht mehr, und kaum einer weiß mit dem Namen noch etwas anzufangen.

Inzwischen gibt es immerhin Gegenbeispiele wie QuaMath, bei dem die Länder über zehn Jahre ein bundesweites Fortbildungsprogramm zur Weiterentwicklung des Mathematikunterrichts finanzieren. Ohne den Bund. Es geht also. Nur warum fällt es den Ländern meist so schwer, gemeinsam vergleichsweise geringe, aber strategisch wichtige Summen aufzubringen?

Viele Länder verfolgen eigene digitale Strategien, Programme und Interessen. Mein eigenes Bundesland Schleswig-Holstein hat zum Beispiel eine große Initiative im Bereich digitaler Fortbildung gestartet – allerdings ohne die Entwicklung neuer digitaler Lehr- und Lernmedien. Solche Eigenlogiken führen dazu, dass nicht alle Länder ein Interesse an länderübergreifenden Strukturen haben. Ein zweites Problem: Die von uns vorgeschlagene enge Kooperation zwischen Wissenschaft, Praxis und Technologiepartnern schreckt manche Länder ab. Sie steigen darauf schlicht nicht ein. Und aktuell sehen wir neue Beispiele für zu kurz gedachte Entscheidungen: Die Länder haben gerade über ihr Medieninstitut FWU die AIS-Plattform vergeben. 60 Millionen Euro bis Ende 2026. Das ist ein klassisches Beispiel dafür, wie man Geld ohne langfristige Strategie verbrennen kann.

"Es werden enorme Summen ausgeschüttet, teilweise mehr, als die beteiligten Akteure in so kurzer Zeit überhaupt sinnvoll ausgeben können."

AIS steht für "Adaptives Intelligentes System" und soll eine KI-gestützte Lehr- und Lernumgebung für Deutschlands Schulen werden. Kritiker sagen aber, da entstehe jetzt für viel staatliches Geld ein Angebot, das unwirtschaftlich sei, wenig nachhaltig und dem privaten EdTech-Markt schade.

Das Problem ist tatsächlich: Es werden enorme Summen ausgeschüttet, teilweise mehr, als die beteiligten Akteure in so kurzer Zeit überhaupt sinnvoll ausgeben können. Das haben wir auch bei den digitalen Kompetenzzentren gesehen. Dort wurde die Wissenschaft mit Mitteln überschüttet, die in der kurzen Zeit kaum verausgabt werden konnten. Und nun sollen bei der AIS bis Ende 2026 erneut 60 Millionen Euro ausgegeben werden, finanziert als eines der besagten länderübergreifenden Vorhaben mit Mitteln aus dem Digitalpakt 1.0, weshalb die Eile so groß ist. Die Zeiträume sind viel zu kurz, um etwas Tragfähiges aufzubauen. Deshalb hatten wir in unseren Empfehlungen den Zeitraum für die geforderten Zentren digitaler Bildung von Anfang an auf fünf bis sieben Jahre angelegt. Damit kann man etwas aufbauen, evaluieren und anschließend verstetigen.

Wären die Länder Ihren Empfehlungen gefolgt, hätten sie jetzt bereits Zentren zur Hand, die viel geeigneter gewesen wären, um Vorhaben wie die AIS-Plattform umzusetzen?

Ja, wir haben die AIS damals ausdrücklich mitgedacht. Unser Konzept sah einen engen Schulterschluss zwischen AIS und den vorgeschlagenen Zentren vor: Die AIS stellt die Infrastruktur bereit, über die die in den Zentren entwickelten digitalen Medien implementiert und ausgebreitet werden können. Die Plattform ist in unserem Modell ja sowohl Entwicklungsumgebung als auch Speicher- und Zugriffsstruktur für Schulen, die über single sign-on darauf zugreifen sollen. Die Idee war, dies über Vidis-Schnittstellen zu realisieren…

…den ID-Vermittlungsdienst, der die Nutzung digitaler Medien für Schüler und Lehrkräfte ermöglicht, ohne dass sie dafür ihre Identität preisgeben müssen…

Die Zentren entwickeln, VIDIS sichert die Schnittstelle, die AIS bildet die technische Basis, so wäre ein nachhaltige Infrastruktur möglich. Aber wenn man bedenkt, dass das neue AIS-Konsortium Ende 2026 die Plattform an die Länder übergibt und anschließend keine Mittel mehr zur Verfügung stehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Infrastruktur nicht weiterentwickelt wird

Und die EdTech-Szene?

Die wäre in den von uns vorgeschlagenen Zentren zentrale Partner. EdTech-Unternehmen leben davon, ihre digitalen Angebote kontinuierlich weiterzuentwickeln und Updates bereitzustellen. Das können öffentliche Einrichtungen, auch Universitäten, in der Regel nicht leisten. Für mich ist es deshalb der einzige realistische Weg, ein tragbares Finanzierungs- und Entwicklungsmodell für digitale Lerntools zu schaffen: Die Länder kaufen gemeinsame Lizenzen ein und sichern damit regelmäßige Einnahmen für die EdTechs, und im Gegenzug erhalten Schulen kostengünstig moderne, funktionierende Technologien. Man sieht es ja: Warum geht Bayern in die Microsoft-Cloud? Weil private Anbieter technisch oft deutlich überlegen sind. Wenn der Staat versucht, alles selbst zu entwickeln, entstehen schnell teure, leistungsschwächere Insellösungen ohne tragfähiges Geschäftsmodell – und damit ohne Zukunft.

Aber was ist mit dem Einwand "Datenschutz"? Aus Misstrauen gegenüber Software-Angeboten aus den USA und anderswo entstehen ja erst viele der Parallelentwicklungen.

Es gibt im EdTech-Bereich viele verlässliche europäische Player. Und: Mit einer nachhaltig finanzierten AIS würden ja genau die Rahmenbedingungen geschaffen, um Datenschutz abzusichern. Man kann ein Gate definieren, durch das nur Anbieter gelangen, die die Datenschutzvorgaben erfüllen, also so, wie VIDIS es vorsieht. Damit lässt sich steuern, wer Zugang bekommt und unter welchen Bedingungen. Technisch ist das kein Problem. Mir soll niemand mehr mit dem Thema Datenschutz kommen. Fast alle diesbezüglichen Fragen sind geklärt, und es gibt funktionierende Lösungen, etwa bei fellofish oder Bettermarks, die bereits in mehreren Ländern über Landeslizenzen laufen. Das wirklich ungelöste Thema ist ein anderes: Wie wir die in der Interaktion mit digitalen Medien entstehenden Schülerdaten für Forschungszwecke nutzbar machen können. Wir benötigen die anonymisierten Daten, um die Systeme weiter zu optimieren. Für die Zentren digitaler Bildung wäre das essenziell: Sie benötigen anonymisierte Datensätze, um digitale Lehr- und Lernmedien systematisch weiterentwickeln zu können.

"Eigentlich ist Medienbildung eine fächerübergreifende Aufgabe, aber empirisch sehen wir, dass sie weitgehend in den Informatikunterricht geschoben wird." 

Zu den SWK-Empfehlungen von 2022 zur digitalen Bildung gehörte auch die flächendeckende Einführung von Informatik als Pflichtfach. Und dieser Vorschlag wurde mit deutlich mehr Tatkraft von den Ländern aufgegriffen.

Erfreulicherweise! Tatsächlich haben fast alle Länder inzwischen Informatik in der Sekundarstufe I eingeführt – wenn auch nicht in allen Klassenstufen. Ein, zwei Länder haben noch Sonderlösungen mit Fächern, die nicht einmal Informatik heißen. Mecklenburg-Vorpommern ist das einzige Land mit durchgehendem Informatikunterricht in der Sekundarstufe I. Dass die Empfehlung insgesamt gut angenommen wurde, hat sicher damit zu tun, dass die Länder damit ein Fach haben, in dem sie auch Medienbildung anbieten können. Eigentlich ist Medienbildung eine fächerübergreifende Aufgabe, aber empirisch sehen wir, dass sie weitgehend in den Informatikunterricht geschoben wird. Trotzdem ist das ein Erfolg, auch wenn Probleme in der Informatik bleiben: viel fachfremd erteilter Unterricht, sehr viele Quer- und Seiteneinsteiger und nach wie vor Schwierigkeiten, genügend Lehramtsstudierende für Informatik zu gewinnen.

Gleichzeitig unterscheiden sich die Länder in Umfang, Stundentafeln und Schularten stark. Ist diese Uneinheitlichkeit ein Problem?

Vor allem auf erhöhtem Anspruchsniveau in der gymnasialen Oberstufe sind wir extrem schwach aufgestellt. Die Zahl der Informatik-Leistungskursschülerinnen und -schüler liegt bundesweit nur im vierstelligen Bereich. Hilfreich wäre, wenn die Länder sich auf gemeinsame Kompetenzziele einigen könnten: Was sollen Schülerinnen und Schüler am Ende der Sekundarstufen I und II können? Die Gesellschaft für Informatik hat dafür bereits Standards entwickelt. Solche gemeinsamen Zielbilder würden auch die Diskussion über die notwendigen Wochenstundenzahlen strukturieren. Und wir sind beim Sachunterricht der Grundschule noch weitgehend blank. Dort hatten wir als SWK kein eigenes Fach Informatik gefordert.

Viele in der Politik, Gesellschaft und Medien – und da schließe ich mich mit ein – erfassen kaum, wie schnell und zugleich tiefgreifend KI die Schule gerade verändert. Reagieren wir zu langsam?

Niemand hat mit dieser Geschwindigkeit gerechnet. Mit jedem Update von ChatGPT oder vergleichbaren Modellen sehen wir, wie rasant die Leistungsfähigkeit steigt. Entwicklungszeiten werden immer kürzer und die Kosten immer geringer. Ein Beispiel: Dashboards mit einfachen Ampelsystemen, die Lehrkräften in Echtzeit anzeigen, welche Aufgaben Kinder nicht lösen können oder welche Schülerinnen und Schüler abgehängt sind. Solche Tools lassen sich heute für vierstellige Beträge programmieren. So etwas war vor kurzer Zeit noch undenkbar. Vielen denken noch, solche Entwicklungen seien teuer und aufwendig. Das zeigt, wie weit unsere Wahrnehmung des Feldes hinter der realen Dynamik zurückliegt – im Bildungsbereich wie in der Bildungspolitik.

Gilt das auch für die Bildungsforschung?

Natürlich. Ich merke es bei unseren eigenen Veröffentlichungen: Wenn wir zu KI publizieren, sind viele Ergebnisse bereits veraltet, sobald das Paper erscheint. Die Entwicklungszyklen sind extrem kurz. Wir benötigen heute Preprints oder Online-first-Publikationen innerhalb weniger Wochen – sonst interessiert das niemanden mehr, wenn die Technik längst weiter ist. Ein Beispiel: Die gesamte Forschung zu Halluzinationen von GPT-Modellen. Vieles davon können Sie inzwischen ignorieren, weil die aktuellen Systeme deutlich weniger halluzinieren. Das zeigt, wie schnell die Realität die Forschung überholt. Aber wir wollten uns davon nicht verrückt machen lassen.

Wie meinen Sie das?

Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass durch die schnelle technische Entwicklung alles, was wir traditionell an fachlichen Lernzielen vorgeben, obsolet wird. Die Inhalte der Fächer bleiben, in der 9. Klasse werden wir auch im Jahre 2030 quadratische Funktionen unterrichten. Dafür müssen nicht ständig komplett neue digitale Systeme gebaut werden, sie benötigen lediglich regelmäßige Updates. Ein gutes Beispiel ist PowerPoint: Ich nutze es seit etwa 30 Jahren. Die Grundfunktionen sind unverändert, aber das Programm ist heute deutlich leistungsfähiger. Genauso wird es bei digitalen Lernsystemen sein: Der inhaltliche Kern bleibt, die technischen Möglichkeiten entwickeln sich schnell weiter.

"Lehrkräfte nutzen privat Smartphones, Apps, ChatGPT & Co, dafür braucht niemand eine Fortbildung. Was wir brauchen, sind fachdidaktische Kompetenzen gekoppelt mit technischen Skills."

Sie fordern einen zweiten Anlauf bei den länderübergreifenden Zentren für digitale Bildung. Wenn die Länder doch noch Ihre Vorschläge umsetzen, woran würden Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler das im Jahr 2030 konkret merken?

Daran, dass sie nicht länger nur PDFs oder digitalisierte Arbeitsblätter auf ihren Geräten haben, sondern zunehmend mit dynamischen Systemen arbeiten: mit Simulationen, Modellierungen, Schreibassistenten, VR-Umgebungen oder Visualisierungen des Unsichtbaren. Also mit Werkzeugen, die im analogen Unterricht so nicht möglich sind. Ich würde erwarten, dass dies zumindest in den Kernfächern Alltag wird. Gleichzeitig wird auch 2030 der Unterricht selbstverständlich zwischen digitalen und analogen Medien variieren – abhängig davon, welches Lernziel die Lehrkraft verfolgt und was die Schülerinnen und Schüler am Ende erreichen sollen.

Wie passt diese Vision zu dem Rückzug der Digitalität, den wir gerade in vielen Bundesländern und Schulen beobachten?

Wir sehen tatsächlich einen Rückzug – weil viele digitale Endgeräte und Lerntools die Erwartungen nicht erfüllt haben. Lehrkräfte sagen: "Jetzt haben alle Kinder ein Tablet, aber ich weiß gar nicht, was ich damit anfangen soll." Sobald aber wirklich gute, didaktisch treffsichere digitale Lerntools vorhanden sind, ändert sich das. Wenn digitale Tools Lehrkräften nachweislich dabei helfen, ihre Unterrichtsziele besser zu erreichen, dann erleben wir auch eine Renaissance der Geräte im Unterricht.

Voraussetzung ist aber, dass die Lehrkräfte entsprechend fortgebildet sind.

Technisch ist der Bedarf aus meiner Sicht gar nicht so groß. Lehrkräfte nutzen privat Smartphones, Apps, ChatGPT & Co, dafür braucht niemand eine Fortbildung. Was wir brauchen, sind fachdidaktische Kompetenzen gekoppelt mit technischen Skills: Wie setze ich ein KI-Tool sinnvoll ein? Welche Aufgabe passt zu welcher digitalen Unterstützung? Da sehe ich den eigentlichen Fortbildungsbedarf.

Der durch die Zentren gedeckt würde?

Die Zentren sollen keine Fortbildungsakademien sein, aber Orte der Entwicklung, auch von didaktischen Konzepten, die dann verfügbar sind. Aber entscheidend ist: Die Landesinstitute und die abgeordneten Lehrkräfte arbeiten von Anfang an mit. Das Prinzip lautet Co-Kreation. So entstehen Konzepte, die praxisnah sind, zunächst in Pilotstudien erprobt werden und anschließend breit ausgerollt werden können. Die Praxis ist ein integraler Teil der Zentren. Ihr wird nichts übergestülpt, sondern sie gestaltet mit.

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