Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat 9500 Professoren befragt, was die Studienanfänger in ihren Fächern mitbringen sollen. Viel Erwartbares war dabei, von logischem Denken über Leistungsbereitschaft bis hin zu Aufgeschlossenheit. Aufmerken lässt ein Ergebnis, das fast nebenbei präsentiert wird. In 14 von 32 Fächern verlangen die Hochschullehrer explizit Englischkenntnisse, zum Beispiel in Biologie, Medienwissenschaften, Sozialwissenschaft oder in Psychologie. Gutes Deutsch gilt dagegen nur in drei Fächern als besonders wichtig: in Germanistik, Jura und Wirtschaftsrecht.
Daraus einen weiteren Beleg für den Niedergang des Deutschen als Wissenschaftssprache abzuleiten, wäre übertrieben. Der Umkehrschluss aber ist zulässig: Deutsche Professoren halten das Englische als Lingua Franca der Wissenschaft für immens bedeutend. Umso irritierender, wenn man sich eine andere Zahl anschaut: Nur 192 von rund 8000 deutschen Bachelorstudiengängen sind englischsprachig, und von den 192 werden nur zwei Drittel an staatlichen Hochschulen angeboten.
Sicher, man muss nicht jedes Studienfach in Deutschland auch auf Englisch studieren können. Und Studienangebote in Französisch, Spanisch oder Russisch sind genauso wertvoll. Doch eine Forschungsnation, die international verflochten sein will und sein muss, sollte den herausragenden Rang des Englischen schon in der Konstruktion seines Studienangebots betonen. Ein wirklich gleichberechtigtes Nebeneinander deutsch- und englischsprachiger Module, aber auch ganzer Studiengänge würde noch mehr schlaue Studenten aus aller Welt anziehen; zugleich würde es die viel beschworene „Internationalisierung zu Hause“ stärker als bislang in den Hochschulalltag integrieren. Und für ausländische Wissenschaftler wäre es noch attraktiver, in Deutschland zu lehren.
Die CHE-Befragung zeigt: An den Professoren hierzulande wird es nicht scheitern. Sie haben es längst kapiert.
Dieser Kommentar ist zuerst im ZEITChancen Brief erschienen.
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Klaus Diepold (Montag, 22 August 2016 17:23)
TU München Präsident Herrmann wurde im Sommer 2014 von vielen Seiten (gesellschaftlich, politisch) heftig attakiert, weil der Hochschulrat diskutiert hatte, ab 2020 alle Masterstudiengänge der TUM nur noch in englischer Sprache anzubieten. Dafür wurde ihm der Titel "Sparchpanscher des Jahres 2015" vom Verein Deutsche Sprache verliehen (http://www.vds-ev.de/presse/pressemitteilungen/1515-praesident-tu-muenchen-sprachpanscher-2015). Das Thema aktiviert viele Menschen, vor allem ausserhalb der Universität.
Martin Luce via Jan-Martin Wiarda (Montag, 29 August 2016 11:43)
Mich erreichte folgende E-Mail von Martin Luce von der Technischen Universität München, die gut zu dem Kommentar von Klaus Diepold passt und die ich mit Zustimmung von Herrn Luce veröffentlichen möchte:
Sehr geehrter Herr Wiarda,
in Ihrem Statement fehlt mir ein Punkt. Die Statistik „Nur 192 von rund 8000 deutschen Bachelorstudiengängen sind englischsprachig ?“ ist zu einfach.
Beispiel TUM: Unsere Fakultät wird alle Studiengänge als „offenen Hybrid“ umsetzen = nur sehr niedriges Sprachlevel in Deutsch notwendig zum Einstieg. Studiengänge sind vollständig in Englisch ODER Deutsch studierbar. Es gib einfach genug Angebot in beiden Sprachen. Das ist vermutlich die Zukunft z.B. in Bauingenieurwesen und Architektur, wo z.B. rechtsnahe Fächer in geschützten Berufen deutschsprachig sein müssen, viele andere Fächer allerdings variabel sind. In Ihrer Statistik werden diese Studiengänge vermutlich weiter als „deutschsprachig“ gekennzeichnet sein.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Luce
--
Dipl.-Ing. Martin Luce TBW BDA ao
Head of Strategic Development
Technische Universität München
Fakultät für Architektur
Dekanat
Guido Wirtz (Samstag, 10 September 2016 14:19)
Ihre Einschätzung, dass es (bei diesem Thema) wohl nicht an der Professorenschaft scheitern wird, kann ich nur bestätigen. Gerade was grundständige Bachelorstudiengänge angeht, gibt es zumindest in Bayern klare Vorgaben, dass diese auch in Deutsch studierbar sein müssen, d.h. jede Pflichtveranstaltung muss auch in deutscher Sprache angeboten werden - und für das parallele Angebot fehlt zumindest den kleineren Universitäten schlichtweg die Lehrkapazität ... und die Situation ist in den letzten Jahren eher schwieriger geworden. Da wird die von der Politik ja so gewünschte Internationalisierung noch lange dauern ....
GoaCDtTd (Montag, 26 September 2022 04:34)
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Claude Eckel (Freitag, 14 März 2025 03:47)
Was du dagegen imme rnoch nicht kapiert hast, und auch die hackenknallenden, sykophanten Englischliebhaber unter den Professoren, ist, dass kreatives Denken allein in der Muttersprache möglich ist, nicht in Fremdsprachen, wie man bei Untersuchungen herausgefunden hat, Studienteilnehmer waren Simultandolmetscher, A, B und AB, also Muttersprache–Fremdsprache, Fremdsprache–Muttersprache und die seltenen Vertreter der Fraktion Muttersprache–Fremdsprache–Muttersprache. Sie gelten gemeinhin als diejenigen, die Fremdsprachen besser beherrschen als irgendjemand sonst, die zwei verschiedene Sprachen nahezu zeitgleich denken und dabei auch noch in einer von ihnen sprechen können, und mancher von ihnen beherrscht es gar in beide Richtungen gleichermaßen gut. Wenn diesen Fremdsprachlern nun Aufgaben gestellt wurden, während man ihr Gehirn mit bildgebenden, medizin-technischen Verfahren beobachtete, nachdem man die Gehirnregionen ihrer Sprachzentren durch Testfragen lokalisiert hatte, bei denen sie kreativ denken mussten, zeigte sich, dass selbst bei den Aufgaben in ihrer jeweiligen Fremdsprache ihr Gehirn stets ausschließlich auf das Muttersprachzentrum zugriff, um sie zu beantworten. Wissenschaftssprache Englisch für Deutsche am Arsch! Was diese "Nincompoops" an manchen sogenannten deutschen Hochschulen und Universitäten nicht kapieren ist, dass das nur zum Niedergang der deutschen geistigen und damit wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit führen kann, konnte, weil längst geführt hat. Daimler-Chrysler hatte den Schwachsinn nämlich schon 1998 vor- und durchexerziert gehabt und dabei Milliarden verloren, als sie Deutsche in deutschen Unternehmen plötzlich mit Englisch anfremdelten. Funktioniert. Nicht! Kapiert das endlich mal jemand an diesen deutschen Hochschulen mit ihren Forderungen nach mehr (lächerlichen) Englischmodulen, gehalten von Dozenten oder Professoren, die Englisch selbst auch nur radebrechen, bestenfalls, wenn ich denen zuhöre. Einfach nur gruselig! Englisch hat ein Wahlfach zu bleiben für die, die es auf Deutsch bereits verstanden haben, und die vor allem Deutsch längst gut genug beherrschen. Aber nicht einmal das kann man mehr von heutigen Generationen behaupten. Es ist ein Trauerspiel, der Niedergang der deutschen Kultur, denn Sprache ist Kulturgut Nummer Eins einer jeden Nation. Sußer! Gut gemacht! Ihr pseudointellektuellen Hirnis.