Vier Jahre, kein Konsens
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger präsentierte den WissZeitVG-Referentenentwurf. Letzte Bemühungen, bei der Frage der Postdoc-Höchstbefristungsdauer eine Einigung mit den Ampel-Koalitionspartnern zu erreichen, waren zuvor gescheitert.
Ministerin Bettina Stark-Watzinger und Staatssekretär Jens Brandenburg während der Pressekonferenz. Foto: Screenshot/JMW.
MIT EINEM PROTESTSTURM in den sozialen Medien hatte es angefangen. 51 Stunden, nachdem Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) Mitte März den Koalitionsvorschlag zur Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) verkündet hatte, zog ihr parlamentarischer Staatssekretär Jens Brandenburg ihn per Twitter wieder zurück – mit Verweis auf die "Diskussion vor allem zur Höchstdauer der Postdoc-Qualifizierungsbefristung..., die wir sehr ernst nehmen." Seine Kollegin, die beamtete BMBF-Staatssekretärin Sabine Döring, schrieb Minuten später von einer "neuen geteilten Vision", die gebraucht werde, weshalb der Vorschlag "zurück in die Montagehalle" gehe.
Elf Wochen später ist der Vorschlag in Form des angekündigten Referentenentwurfs wieder raus aus der Montagehalle, am Dienstagmittag hat Ministerin Stark-Watzinger ihn in einer Pressekonferenz den Medien vorgestellt. Anders als bei der in Reaktion auf den Proteststurm angesetzten Diskussion gab es diesmal keinen öffentlichen Livestream, was vorab Irritationen in den sozialen Medien verursachte.
BMBF schwenkt auf die Linie der Wissenschaftsorganisationen ein
Dabei war das, was die BMBF-Chefin verkündete, inhaltlich bereits größtenteils erwartet worden. Trotzdem ist es ein bemerkenswerter Vorgang: Denn zumindest das Ziel einer "neuen geteilten Vision" wurde nicht nur verfehlt, beim inhaltlichen Knackpunkt Postdoc-Höchstbefristung ist sogar der bisherige, im März mühsam erreichte Konsens zwischen den Koalitionspartnern verloren gegangen.
Im am Dienstagmittag vorgelegten Referentenentwurf wird die Höchstdauer nun mit vier plus zwei Jahren beziffert. Was bedeutet, dass nach vier Jahren eine weitere Befristung nur mit einer Anschlusszusage verbunden werden kann, allerdings nicht zwangsläufig auf eine Professur. Dafür aber verpflichtend für den Fall, dass die vorher vereinbarten wissenschaftlichen Ziele erreicht wurden. Stark-Watzinger nannte dies in der Pressekonferenz "die Integration des Tenure-Track-Gedankens ins Wissenschaftszeitvertragsgesetz". Abgesehen davon blieb der Referentenentwurf gegenüber den Eckpunkten offenbar inhaltlich nahezu unverändert.
Die vier Jahre entsprechen Stark-Watzingers in Interviews bereits vorab geäußerter Präferenz. Und weitgehend dem "4-Plus-Modell", wie es die Allianz der Wissenschaftsorganisationen formuliert hatte. Allerdings ist es nun nur noch der Referentenentwurf des BMBF und nicht mehr der Ampel. Denn die parlamentarischen Berichterstatterinnen von SPD und Grüne versagten ihm an dieser Stelle ihre Zustimmung – man einigte sich, in der Frage uneinig zu sein.
Kein Wunder: Die Sozialdemokraten hatten sich nach dem März-Rückzug auf die Seite der "#IchbinHanna"-Initiatoren und weiteren Unterstützern gestellt, die mit viel Verve für eine zweijährige Höchstbefristungsdauer geworben hatten. Als "Kompromiss", wie sie es darstellten, zwischen "gar nicht mehr befristen nach dem Postdoc" (GEW, Mitarbeiterinitiativen) und den vier Jahren der Allianz. "Wenn die SPD-Bundestagsfraktion eine weitere Sonderbefristung nach der Promotion überhaupt mittragen kann, muss diese somit begründetermaßen so kurz und noch dazu in einer Form ausgestaltet sein, dass diese Phase kein Personalkarussell in Gang wirft", begründete die SPD-Politikerin Caroline Wagner hier im Blog die Positionierung. Schon die in den März-Eckpunkten vereinbarte dreijährige Befristung ohne Verstetigungsaussicht nach der Promotion sei "ein schmerzlicher Kompromiss gewesen".
Die Grünen hatten in der Debatte für eine Differenzierung geworben. Bei einer Zwei-Jahres-Lösung sei nicht sicher, ob sich nicht der Druck statt auf die Hochschulleitungen eher auf die Beschäftigten erhöhe, kommentierte die zuständige Berichterstatterin Laura Kraft. Und auch eine Verkürzung der Höchstbefristungsdauer auf vier Jahre könne statt einer Entfristung den negativen Effekt einer Verlagerung auf Drittmittel haben. Weshalb Kraft eine umfassendere Betrachtung der Befristungsproblematik forderte.
Das BMBF hält gute Trümpfe in der Hand
Was aber sollte aus dieser Ampel-Gemengelage folgen? Bis zuletzt ging es zwischen BMBF und Abgeordneten hin und her, weshalb man die Veröffentlichung des Referentenentwurfs nochmal um einige Tage nach hinten schob. Grund war ein letzter Einigungsversuch des BMBF: der Vorschlag, die vier Jahre zu flankieren mit einer weiteren Lockerung der bereits in den Eckpunkten diskutierten teilweisen Aufhebung der Tarifsperre – so dass wissenschaftliche Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst alternative Lösungen bei der Frage der Höchstbefristungsdauer hätten aushandeln können. Das BMBF hatte dem Vernehmen nach einen Korridor zwischen mindestens drei und höchstens sechs Jahren vorstellen können – was für SPD und Grüne jedoch jeweils aus den oben genannten Gründen nicht in Frage kam – und aus ihrer Sicht faktisch sogar ein Rückschritt gegenüber März gewesen wäre.
Die Option, parallel zur Höchstbefristungsdauer eine Höchstbefristungsquote pro Einrichtung einzuführen, war schon vorher aus den Verhandlungen gekippt. Am Ende lief den Koalitionären dann die Zeit davon, denn Stark-Watzinger selbst hatte öffentlich "bis Ende Mai" als Zeitpunkt der Veröffentlichung des Referentenentwurfs genannt. Außerdem war alles gesagt, und ein weiteres Hin und Her glaubte man sich nach den Ereignissen im März nicht mehr leisten zu können. Dass das BMBF nun auf die Linie der Allianz eingeschwenkt ist, bedeutet dreierlei.
Erstens einen großen Lobbyerfolg für die Wissenschaftsorganisationen, die hinter und vor den Kulissen Druck in Richtung vier Jahre gemacht hatten. Zuletzt mit einem Gastbeitrag in der FAZ, in dem die Chefs der Max-Planck-Gesellschaft, Martin Stratmann, und der Helmholtz-Gemeinschaft, Otmar D. Wiestler, gemeinsam vor dem "großen Schaden" gewarnt hatten, den eine schlecht gemachte WissZeitVG-Reform ihres Erachtens anrichten würde. Deutschland dürfe nicht seine internationale Anschlussfähigkeit aufs Spiel setzen. Der drohende Zeigefinger hat offenbar Wirkung gezeigt.
Wobei Staatssekretär Brandenburg noch einmal betonte, dass es sich bei dem Entwurf durchaus um einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Positionen handle, so sei zum Beispiel die Anschlusszusage deutlich verpflichtender formuliert als von der Allianz vorgeschlagen.
Zweitens bedeutet der BMBF-Referentenentwurf, dass der kleinste Koalitionspartner sich in einer zentralen wissenschaftspolitischen Frage anschickt, ohne Unterstützung der größeren Fraktionen ins Parlament zu gehen. Kurzfristig können SPD und Grüne sagen, sie wären sich treu geblieben, und die Verantwortung für den Referentenentwurf der FDP zuschieben. Allerdings wird sich der Druck auf sie in den nächsten Monaten maximal erhöhen, doch noch eine Korrektur zu erreichen. Sie bedaure, dass man sich am Ende nicht einig werden konnte, sagte Stark-Watzinger in der Pressekonferenz. Nun gelte es, die "letzten Details", wie sie es nannte, im parlamentarischen Verfahren zu klären.
Wo das BMBF jetzt tatsächlich gute Trümpfe auch gegenüber SPD und Grünen in der Hand hält: Egal, wie man die Regelung zur Postdoc-Höchstbefristungsdauer bewertet, steht in dem Gesetzentwurf ja sonst auch noch eine Menge, das die Lage der wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen durchaus verbessern wird – was würde daraus, wenn das Gesetz jetzt komplett im Parlament durchfiele? Und würde ein solches Debakel nicht wiederum auf alle Koalitionspartner abstrahlen?
Proteste von "#IchbinHanna", Ruhe an der Professorenfront?
Rhetorisch könnte sich dieses Dilemma von SPD und Grüne schon heute daran zeigen, dass sie trotz ihrer Nicht-Zustimmung lobend auf die Neuerung verweisen werden, dass im Gegensatz zu den März-Eckpunkten nun das Instrument der Anschlusszusage im Referentenentwurf enthalten sei. Was tatsächlich ja auch unter anderem "#IchbinHanna" gefordert hat – aber eben nicht erst nach vier Jahren.
Apropos "#IchbinHanna": Drittens wird deutlich, dass der überraschende Eckpunkte-Rückzug im März zumindest auf Seiten des BMBF wenig mit dem – damals ja ebenfalls erwarteten – Druck aus dem Postdoc-Lager zu tun hatte. Und umso mehr mit der offenbar vorher nicht einkalkulierten Aufruhr in der Professorenschaft: Innerhalb weniger Stunden hatten sich mehr als 400 Professorinnen und Professoren per Offenen Brief unter dem Hashtag "#ProfsfürHanna" mit den Protesten solidarisiert.
Einig, so schon damals die Lesart im BMBF, waren sich die Profs allerdings nur, dass sie die drei Jahre Höchstbefristungsdauer ablehnten. Aber viele offenbar nicht, weil sie diese wie "#IchbinHanna" für zu lang hielten– sondern für zu kurz. Explizit heißt es in dem Offenen Brief: "Besonders erschreckend sind die nur noch 3 Jahre, die den Post-Docs bleiben, um sich weiterzuqualifizieren. Dies kommt einer Nivellierung der Weiterqualifikation nach der Promotion gleich."
Offenbar erkannte man im BMBF hier einen gedanklichen Schulterschluss zu den Forderungen der Allianz – ob viel der damaligen Unterzeichner des Offenen Briefs dies auch so sehen würden, bleibt dahingestellt. Sicherlich ist man sich im BMBF bewusst, dass es jetzt zwar zu weiteren Protesten von "#IchbinHanna", GEW & Co kommen dürfte – geht aber, so scheint es, zugleich davon aus, die Front der Wissenschaftsorganisationen und Professorenmehrheit befriedet zu haben. Ob man damit richtig liegt?
Jetzt gehe der Entwurf in die übliche Ressortabstimmung, in die Anhörungen mit Ländern und Verbänden, dann folge der Kabinettsbeschluss nach der Sommerpause. Nach dem parlamentarischen Verfahren könne das Gesetz dann im Frühjahr 2024 beschlossen werden, sagte Ministerin Stark-Watzinger. Und sie wolle noch einmal unterstreichen: Das Gesetz per se schaffe keine Dauerstellen und "keine moderne Führungskultur". Womit sie den Ball Richtung Hochschulen und Wissenschaft spielte.
Bleibt am Ende noch eine andere Frage: Haben sich die elf Wochen Nachsitzen in der Montagehalle gelohnt? Eins ist sicher: Für die Wissenschaftsorganisationen auf jeden Fall.
Kommentare
#1 - Man kann nur jeder #ichbinhanna in D empfehlen, nun absolut…
#2 - Wir, die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen werden dieses…
#3 - Befristungen vor der Professur sind wichtig. Es gibt schon…
#4 - Die meisten Hannas haben's immer noch nicht kapiert.…
#5 - Jaja, das ist der Geist der Freiheit: du bist so frei,…
#6 - @ #4 Na na na:Zitat: "Die meisten Hannas haben's immer noch…
Zitat: "Die meisten Hannas haben's immer noch nicht kapiert. Professuren sind Stellen fuer wissenschaftliche Eliten, nicht fuer den Durchschnitt."
So möge die 'Elite' Ihre Arbeit alleine erledigen. Das merkt die Wissenschaft eh nicht. (Die meisten Professor*innen sind ohne diejenigen, die die eigentliche Arbeit machen - und zwar von der Konzeption bis zur Umsetzung- ziemlich hilflos.) *Sarkasmus aus.*
#7 - zu #4 "na na na": Nach Ihrer Argumentation ist jede und…
Da Professor:innen nur ca. 10% des wiss. Personals einer Universität ausmachen und die restlichen 90 % Hannas sind, die wiederrum zu ca. 90% befristet sind, heißt das für die Lehre, dass ca. 8 von 10 Lehrveranstaltungen von Hannas gelehrt werden, die nach WissZVG befristet sind. Wenn Sie also ein Studium beginnen, werden nach dem neuen Gesetz die meisten Ihrer Lehrveranstaltungen von Personal gehalten, das a) entweder nicht promoviert ist und damit noch nicht die Befähigung erbracht hat, eigenständig forschen zu können, oder das b) max. 4 Jahre Berufserfahrung nach der Promotion hat. Kurz, die meisten Ihrer Dozent:innen werden Ihnen etwas beizubringen versuchen, zu dem sie selbst noch keine ausgewiesenen Expert:innen sind.
(Achtung Satire: Das BMBF soll bereits dem Bildungsministerium ein Papier zuarbeiten, wonach Lehrer:innen bei erreichen von 4 Jahren Berufserfahrung aus den Schulen geworfen werden sollen.)
Sehr geehrte Frau Ministerin Stark-Watzinger, sehr geehrter Herr Staatssekretär Dr. Brandenburg, treten Sie zurück!
#8 - Natürlich verdient der letzte Kommentar keine Antwort,…
#9 - @Na na naLeider haben Sie es nicht kapiert. Allein kann…
Leider haben Sie es nicht kapiert. Allein kann kein Prof arbeiten ohne #ichbinhanna. Keine Forschung. Keine Publikation.
Deswegen einfach eine andere Karriere einschlagen oder besser ins Ausland schnell gehen. Studium in D kann man mitnehmen, weil kostenlos fuer EU-Bürger, aber dann: Ciao Deutschland. In Schweden bekommen PhD-Studenten gleich einen 5 Jahresvertrag. So einen Schrott wie in D muss man sich einfach nicht geben.
PS: In anderen Länder zahlt man weniger Steuern und findet eine bessere Infrastuktur vor.
#10 - Ich, das WissZVG, sollte den Kettenvertrags- und…
#11 - Können wir bitte aufhören, uns hier gegenseitig zu…
Können wir bitte aufhören, uns hier gegenseitig zu beschimpfen und sachlich bleiben.
- Keiner bestreitet, dass Profs Mitarbeiter*innen brauchen, es geht hier nur darum, ob die besser alle entfristet sind oder nicht.
- Ständig den Forschungsstandort D runterschreiben nutzt gar nichts. Eigentlich steht das Land in vielen Statistiken sehr gut da, und die Systeme in vielen anderen Ländern haben auch ihre Probleme. Ob man mit mehr Entfristungen besser dastehen würde, weiss niemand.
- Pauschal Profs beschimpfen und zum Mittelmaß erklären ist doch Quatsch. Es gibt gute und nicht so gute. Alle haben sich in einem komplexen Prozess durchgesetzt, der schon eine gewisse Korrelation mit wissenschaftlichem Können und Ehrgeiz mit sich bringt
- Die Berechnung zur Lehre ist fehlerhaft. Sicher ¾ aller WimIs sind drittmittelfinanziert und haben überhaupt kein Lehrdeputat. Von den anderen sind die meisten befristet, was typischerweise mit 4SWS einhergeht: Profs haben aber 8 oder 9 SWS (von S-Profs abgesehen). Wenn sich eine Fakultät also nicht vor allem auf Lehraufträge stützt (ein anderes Thema), werden tatsächlich die meisten VL von Profs gehalten (nicht aber Übungen, Proseminare etc.).
- Der Vergleich mit Unternehmen hinkt, weil ein Unternehmen sein Geld selber verdient, Unis aber Steuergelder ausgeben und einen Bildungsauftrag haben, zu dem auch die Qualifikation von Promovierenden und angehenden Profs gehört.
- Kein Prof mag unzufriedene Mitarbeiter*innen oder findet Befristungen per-se toll. Alle Profs, die ich kenne, sind aber überzeugt, dass die Budgets sicher nicht steigen werden. Es ist hier also schlicht ein Verteilungskampf – wer mehr entfristet, hat weniger Qualifikationsstellen. Und da haben dann viele Profs Präferenzen (meiner Meinung nach aus gutem Grund).
Beste Grüße
#12 - #11: "Die Berechnung zur Lehre ist fehlerhaft. Sicher ¾…
Dann schauen Sie einmal auf die Haushaltsstellen vieler Unis: z. B. Uni Potsdam: Lehrdeputat für nach WissZVG Befristete mit Einsatzgebiet Lehre&Forschung: 11 SWS. (Entfristete haben 18 SWS zu leisten). Ist bei vielen Unis nicht anders.
#13 - Ist es Ihnen und einigen anderen noch immer nicht bekannt?…
#14 - @Hannah: Sie schreiben"Da Professor:innen nur ca. 10% des…
"Da Professor:innen nur ca. 10% des wiss. Personals einer Universität ausmachen und die restlichen 90 % Hannas sind, die wiederrum zu ca. 90% befristet sind, heißt das für die Lehre, dass ca. 8 von 10 Lehrveranstaltungen von Hannas gelehrt werden, die nach WissZVG befristet sind."
Diese Art 'Hannahrechnung' ist bemerkenswert. Hannahs halten in der Regel nur Übungen und andere Hilfsveranstaltungen zu Vorlesungen oder Hauptseminaren ab. Zumindest solange sie nicht promoviert sind. Wenn selbständig Vorlesungen von Mitarbeitern gehalten werden, die nicht promoviert sind, liegt i.d.R. ein Verstoss gegen das jeweilige Hochschulgesetz vor. Außerdem gilt die Regel, dass nicht auf derselben Qualifikationsstufe gelehrt und geprüft wird. Sie sollten Ihre Tätigkeit also nicht überschätzen. Der inhaltlich essentielle Teil der Lehre wird von Hochschullehrern durchgeführt. Die jeweilige Kohorte von Mitarbeitern übernimmt nur die zugehörigen Hilfsarbeiten.
#15 - Ich finde es schon recht abwertend von einer Übung als…
Ich gebe mal exemplarisch für eine Universität konkrete Zahlen bzgl. der Verteilung der Lehrveranstaltungen. Von allen Lehrveranstaltungen werden nominell ...
- 35% von der Professorenschaft,
- 15 % von unbefristetem Mittelbau,
- 50 % von befristetem Mittelbau
gehalten. Dabei sind jetzt nur die Haushaltsstellen berücksichtigt. Hinzu kommen die von Drittmittelbeschäftigten gehaltenen Lehrveranstaltungen. Die Promotionsordnung (und das ist an anderen Universitäten nicht anders) sieht verpflichtenden Lehrerfahrung vor, um die Promotion abschließen zu können. Wenn man das noch mit einrechnet kommt man auf ...
- 30% von der Professorenschaft,
- 10 % von unbefristetem Mittelbau,
- 60 % von befristetem Mittelbau.
Lehraufträge habe ich mal komplett außen vor gelassen. Die fallen aber - zumindest hier - kaum ins Gewicht.
Eine abschließende Bemerkung zu @Na Na Na kann ich mir aber nicht verkneifen: Wenn wir uns bei der Lehre wirklich an den Gesetzestext halten würden, hätten wir ganz schnell ein Problem, da es zu viel Lehre gibt für das dafür vorgesehene Personal.
#16 - "Front der Wissenschaftsorganisationen und…
Das ist der Kernpunkt hier. Die Mehrheit der Professor*innen, die ja auch für die Wissenschaftsorganisationen steht, will weiterhin ein Sklavenheer an befristet beschäftigten Menschen. Am liebsten mit viel Erfahrung (deswegen die vier Jahre), aber ohne Übernahmeverpflichtung. Ich spreche hier ganz deutlich nur von den Postdocs. Dass eine Promotion auf einer befristeten Stelle erfolgt, ist sinnvoll. Danach aber sollten verlässliche Karrierewege existieren. Ich sehe hier die Politik in der Pflicht. Aus sich selbst heraus wird die Wissenschaft an dieser Konstellation nichts ändern, da die, die Einfluss haben, zu sehr vom Status quo profitieren.
#17 - Was mich beschäftigt ist die Frage des Übergangs: Wie…
Garnicht?
Oder haben diese Menschen (und ich) dann "einfach Pech" und können sich nicht auf die +2 Jahres Stellen mit Anschlusszusage bewerben?
Wäre schön, wenn es hier eine Übergangsregelung geben würde.
Und keine zustätzliche Verknappung von wenigen Dauerstellen entstünde.
#18 - @Edith Riedel: Sie sprechen hier von einem "Sklavenheer an…
#19 - Liebe Leser:innen,ich freue mich wie immer über eine…
ich freue mich wie immer über eine lebhafte und kontroverse Debatte, bitte aber hier und da um Mäßigung im Ton. Mir ist eine gegenseitig wertschätzende Atmosphäre bei mir im Blog sehr wichtig; im Zweifel werde ich Kommentare deshalb nicht freischalten können.
Beste Grüße und vielen Dank für Ihr Engagement
Ihr Jan-Martin Wiarda
#20 - Liebe:r Na Na Na,ich erlaube mir eine Anmerkung zu Ihrem…
ich erlaube mir eine Anmerkung zu Ihrem Beitrag #14:
Im Hochschulgesetz NRW findet sich für WM lediglich, dass sie ihre Lehraufgaben nach Gegenstand und Inhalt mit ihrer:ihrem zuständigen Prof abzustimmen haben, die dann - unbeschadet des Rechts auf Äußerung der eigenen Lehrmeinung - auch unter deren:dessen fachlicher Verantwortung stehen, eine explizite Einschränkung hinsichtlich Lehrveranstaltung(sart)en oder curricularer Verortung findet sich nicht. Was sich stattdesssen aber findet, ist, dass WM durch den Fachbereichsrat Lehraufgaben zur selbstständigen Wahrnehmung übertragen werden dürfen (§ 44 Abs. 2, § 45 Abs. 2). [selbiges gilt für WM an Unis übrigens auch für die selbstständige Erledigung von Forschungsaufgaben (§ 44 Abs. 1)]
Darüber hinaus regelt das Hochschulgesetz NRW in § 65 Abs. 1:
"Prüfungsleistungen dürfen nur von Personen bewertet werden, die selbst mindestens die durch die Prüfung festzustellende oder eine gleichwertige Qualifikation besitzen."
Um Ihre dem entgegenstehende Argumentation nachvollziehen und einordnen zu können, wäre für mich hilfreich, wenn Sie konkretisieren würden, auf die hochschulgesetzlichen Regelungen welcher Bundesländer Sie sich beziehen.
#21 - @Karla KArtikel 72 BayHIG:(2) 1Wissenschaftlichen…
Artikel 72 BayHIG:(2) 1Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern obliegen wissenschaftliche Dienstleistungen. 2Sie werden NACH ANORDNUNG und FACHLICHER BETREUUNG durch die Leitung der Organisationseinheit oder die Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer, denen sie zugeordnet sind, tätig.... 5In BEGRÜNDETEN Fällen soll wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die selbstständige Wahrnehmung von Aufgaben in Forschung und Lehre übertragen werden.
Satz 2 besagt: i.d.R. fuehren WMs in Bayern KEINE SELBSTAENDIGE Lehre durch, in der Regel(!) ist das dann die Betreuung von Hilfsveranstaltungen wie Uebungen oder Laborbetreuung etc.
Satz 5 besagt: Selbständige Lehre durch WMs ist ein Ausnahmefall und muss besonders begruendet werden. An meiner Fakultaet im MINT-Bereich ist so etwas fuer nichtpromoviertes Personal noch nie in den letzten 15 Jahren zugelassen worden.
Dass Satz 2 oftmals unterlaufen wird, vor allem im sozial- und geisteswissenschaftlichen Bereich ist ein anderes Problem.
Zur Pruefungsberechtigung: Artikel 85 (1) 2: Zur Abnahme von Hochschulprüfungen sind NACH MASSGABE DER PRÜFUNGSORDNUNGEN nur befugt
1.
Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer, ...
2.
... wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ...,
Hier lautet das Zauberwort 'nach Massgabe der Pruefungsordnung'. Die Erteilung von Pruefungsberechtigungen wird typischerweise durch den in der Pruefungsordnung verankerten Pruefungssausschuss vorgenommen, und hier ist zumindest im MINT-Bereich (und hoffentlich auch sonst im wesentlichen) die Regel. Ein Pruefer muss promoviert sein, sonst erteilt der Pruefungsausschuss keine Pruefungsberechtigung.
Freundliche Gruesse
#22 - @Auch nicht mehr Hanna.Sie schreiben "Ich finde es schon…
Sie schreiben "Ich finde es schon recht abwertend von einer Übung als "Hilfsveranstaltung" zu sprechen. Zumindest für die Ingenieurwissenschaften ist die Übung mind. gleichwertig von der Wichtigkeit."
Das ist falsch. Eine Uebung - auch in den Ingwiss. - gaebe es gar nicht, wenn es keine Vorlesung gaebe, der die Uebung zugeordnet ist. In einer Uebung in den Ingwiss. wird auch kein anderer Stoff als in der zugehoerigen Vorlesg behandelt sondern der Stoff der Vorlesg geuebt. Das nenne ich Hilfsveranstaltung. Von Gleichwertigkeit kann hier gar nicht die Rede sein. Stoff und Tempo werden durch den Hochschullehrer in der Vorlesg vorgegeben. Dass viele Stud. nur die Uebungen besuchen, ist eine andere Frage.
#23 - Einige Beiträge im Diskussionsbereich spiegeln ein Bild…
#24 - ICh kann die Naivität der Forderungen immernoch nicht…
Und damit wird der Wissenschaftsstandort geschwächt. DIe Geisteswissenschaften werden die wichtigsten Probleme der Menschheit nicht lösen, leider.
#25 - Liebe:r Na Na Na,vielen Dank für Ihre Konkretisierung, mit…
vielen Dank für Ihre Konkretisierung, mit der sich die Darstellung einer Quasi-Allgemeingültigkeit in #14 ja durchaus relativiert - auch das Bayerische Hochschulgesetz ermöglicht also grundsätzlich eine Menge für WM. Und: "nach Anordnung" tätig zu werden, ist nun nicht gleichzusetzen mit "im Detail nach Vorgabe auszuführen". Dass eine fachliche Betreuung durch die:den zuständigen Prof erfolgen soll, lässt sich ja insbesondere auch als Arbeitsauftrag an Profs verstehen, dass mit ihrer Stellung eine besondere Verantwortung verbunden ist.
Mir erschiene es hilfreich anzuerkennen, dass Lehrveranstaltungen in einem weiten Raum von Eigenständigkeitsgraden liegen (eine binäre Beschränkung auf "Hilfsveranstaltung" und "selbstständige Lehre" somit wenig zielführend ist).
Wenn in Studiengängen beispielsweise der Mathematik oder der Ingenieurwissenschaften sich die Modulstruktur häufig klassisch an Vorlesung und (großer und ggf. kleinerer, für alle tendenziell identisch ausgerichteter) Übung orientiert, bleiben eben genau diese beiden Veranstaltungstypen. Nun könnten wir bei Studierenden nachfragen, welche der beiden Veranstaltungen für sie wesentlich zum Lern- und Prüfungserfolg beigetragen hat. Haben die Studierenden das Glück, eine wirklich gute Vorlesung genießen zu dürfen, werden sie die Vorlesung hervorheben. Die Übrigen dürften vermutlich überwiegend zur Übung tendieren (spätestens an dieser Stelle ergibt eine Abqualifizierung als "Hilfsveranstaltung" also wenig Sinn; wobei sich die Sinnfrage der Abqualifizierung ja grundsätzlich stellt). Und manche Module auch in diesen Bereichen haben ja durchaus eine differenziertere Veranstaltungsstrukturierung.
Hinsichtlich Ihres Verweises auf eine vermeintlich problematische Situation im sozial- und geisteswissenschaftlichen Bereich: Dort scheint mir die Modulkonzeptionierung häufig eine andere: Eine (ein Themenfeld eröffnende) Vorlesung wird um Seminare ergänzt - wobei in den Seminaren eine vertiefende Erarbeitung je spezifischer Aspekte des Themenfelds erfolgt (anders eben als in identisch ausgerichteten Übungen der obigen Art, in denen es um die Wiederholung - und kompensierend das Verstehen - von Inhalten der Vorlesung geht). Hier besteht dann durchaus die Möglichkeit, dass ein:e WM, die:der beispielsweise im Bereich der Bildungssoziologie promoviert, ein entsprechendes Seminar anbietet. Dies trägt dann auch zu einem vielfältigen Lehrangebot bei - durch Wissenschaftler:innen, die in einem Thema und dessen aktueller Diskussion "zuhause" sind. Der Wert solcher Lehrveranstaltungen wird auch nicht dadurch geschmälert, dass eine inhaltliche und methodische Diskussion mit der:dem Prof (und Kolleg:innen) erfolgt. Und: Erhalten die Lehrenden der Seminare nicht die Prüfungsberechtigung, wäre die:der der verantwortliche Prof für sämtliche Seminararbeiten zuständig.
Was durchaus auch schon mal vorkommt: WM bereiten eine Vorlesung (mitunter: eigenständig) vor und Profs lesen (selbstständig) vor.
#26 - @IN2: "ICh kann die Naivität der Forderungen immernoch…
--> Sie sagen es: Die Lehre ist bereits auf einem unsäglichen Niveau und kann sich kaum mehr verschlechtern, wenn sie hauptsächlich von Masterabsolvent:innen bestritten wird, die meist weder besonders viel Lehrerfahrung, noch umfangreichere hochschuldidaktische Weiterbildungen oder eigene Forschungserfahrungen und -leistungen aufweisen. Wenn Sie dann noch die Postdocs vor der Lehre schonen bzw. durch ein verschärftes WissZVG noch mehr Postdocs vor die Tür setzen, werden dann in der Lehre hauptsächlich Doktorand:innen (des 1., 2., 3. Promotionsjahres - eine Promotion soll ja im Regelfall nur 3 Jahre dauern) eingesetzt. Und die sollen dann handwerklich solide Lehrveranstaltungen (Übungen, Proseminar, Seminare, Abschlussarbeits- und Projektbetreuungen) anbieten können?
Ich stimme Ihnen zu: Es ist wahrlich schwer, das bisherige Studienniveau durch eine weitere Verschärfung des WissZVG und Entlassung noch mehr halbwegs erfahrener Mitarbeiter:innen zu unterbieten. - Mein eigenes Studium ist zugegeben schon einige Jahre her: Vor 15 Jahren war es die Regel, dass die Lehre von Professor:innen oder Habilitierten geleistet wurde. Promovierte waren die Ausnahme. Jetzt sind Masterabsolvent:innen der neue Qualitätsstandard. Viel mehr kann die Qualität wirklich nicht mehr absinken. Und dann wundert man sich, weshalb in MINT-Fächern und im Lehramtsstudium die Studierenden weniger werden oder wegbleiben und wenn mit sich mit solchen im Lehramtsstudium ausgebildeten Lehrer:innen die Bildungskrise zusehends vertieft (s. die besorgniserregenden Ergebnisse der IQB- und IGLU-Studie). Sollen im Uni-System weiterhin nur Professoren und Doktorand:innen vorkommen? Ich meine nicht. Es braucht neben der Professur insbesondere für die Lehre im Lehramt einen soliden Sockel erfahrener unbefristeter Wissenschaftler:innen.
#27 - Vielen Dank für den Link; verzeihen Sie meine späte…
Vielen Dank für den Link; verzeihen Sie meine späte Antwort, ich wollte das Dokument erst lesen. Vorweg will ich sagen, dass ich die linksradikale und populistische Sprache der Studie schwer erträglich finde (Warum haben die das nötig?), sie aber inhaltlich eine der Besten ist, die ich bisher zu dem Thema gelesen habe. Sie legt ihre Annahmen klar offen, diskutiert verschiedene Modelle kritisch, kennt ihre Grenzen. Daher wirklich viele Dank.
Sie zeigt aber nur sehr begrenzt, wofür Sie sie anführen. Sie zeigt insbesondere nicht, dass eine Änderung des WissZeitVG ohne Mittelaufwüchse und ohne Nachteile für manche Gruppen zu mehr Dauerstellen führen kann. Das zeigt sie wirklich überhaupt nicht. Sie beschreibt einen Systemwandel, der sehr weit über das WissZeitVG hinausgehen würde und durchtränkt ist mit wirklich beeindruckend konsequent formulierten linken, gleichmacherischen und elitenfeindlichen Gedanken.
Ich will hier die Prämissen der Studie (die sie alle selbst erklärt, dafür meine Hochachtung) aufführen und kurz eine persönliche Bewertung dazu geben:
- Abschaffung sämtlicher Drittmittel bei gleichzeitiger Überführung der Mittel in die Universitätshaushalte
- Mindestens ein Grundgesetzänderung
- Reduktion der Promotionsstellen um 40-60&, je nach Modell
- Grosser Verlust an Kompetenz in der Gesellschaft als ganzes
- Grosse Reduktion der Qualifikationschancen zukünftiger Generationen
- [Finden die Autoren nicht schlimm, dann promovierenden tut man ja *nur* für die Uni, also brauchen wir davon viel weniger]
- Grundannahme ist, dass man als Promovierter praktisch (a) nur an der Uni arbeiten kann und (b) auch nur dort arbeiten will
- Das ist für sehr viele Fächer schlicht Quatsch. Wir promovieren nicht nur für die Uni, sondern bilden Fachkräfte für die ganze Welt aus
- Das Wort "Forschung" kommt praktisch nicht vor. Auswirkungen darauf werden nicht diskutiert (ausser Foschungsfreisemester)
- Eigentlich ist unser Job "Forschung und Lehre". Man kann das nicht einfach so verkürzen.
- Generell strikte Ablehnung jeder Auswahl. In manchen der Modellen: Alle Promovierenden sind gleich gut. Alle Lecturer, PostDocs und Profs sind gleich gut. Es gibt keine Karrieren und keine Entwicklungsmöglichkeiten. Man braucht keinen Ehrgeiz, keine Leistungsbewertung und keine Anreize. Wer promoviert, sollte eine sehr hohe Chance auf eine Dauerstelle haben (zT auch Zusage), unabhängig von Qualität. Qualität zu bemessen oder beurteilen zu wollen ist unzumutbar.
- Das entspricht nicht meiner Lebenserfahrung
- Wenn Promovierenden bei Einstieg in die Promotion eine Dauerstelle garantiert bekommen, werden wir wirklich hohe Durchfallquoten bei Promotionen erleben - als letzte Möglichkeit, für die Grundlagenforschung ungeeigneten Personen diese zu verwehren.
- Jeder Ausstieg aus der Wissenschaft ist eine unzumutbare Niederlage und wird "erzwungen". Fluktuation gibt es nur in Anführungszeichen, um zu zeigen, wie schlimm sie ist.
- Das entspricht nicht der Realität. In MINT haben wir nicht das Problem, dass alle unglücklich über fehlende Dauerstellen sind - eher, dass niemand mehr eine Dauerstelle an der Uni will, weil diese zu schlecht bezahlt sind.
- Menschen machen nie was freiwillig. Wenn Promovierende Lehre machen, weil sie es wollen und weil sie dabei was lernen, ist das Ausbeutung und muss verhindert werden.
- Das ist nicht mein Menschenbild
- Menschen sind strohdumm und geraten unvorhersehbar in schlimme Arbeitsverhältnisse
- Ich kenne niemanden, der zum Einstieg in die Wissenschaft gezwungen wurde, oder zur Unterschrift unter einen befristeten Anschlussvertrag (gerade bei PostDocs!); ich kenne auch niemanden, der bei Antritt einer Promotionsstelle nicht wusste, wie die Chancen auf eine spätere Dauerstelle sind. Das interessiert in vielen Fächern nur fast niemanden, weil die Promovierenden zu 90% gar nicht bleiben wollen.
- TT-Verfahren scheitern auch mal
- Ich kenne keinen einzigen solchen Fall, was natürlich nicht viel heisst; ich würde mich über Statistiken dazu freuen.
#28 - - Jeder Promovierte, der nicht bleiben darf, ist ein…
- Jeder Promovierte, der nicht bleiben darf, ist ein schlimmer Brain-Drain für die Unis
- Jeder Promovierte, der an der Uni bleibt, verschwindet im Elfenbeinturm und ist ein schlimmer Brain-Drain für die Gesellschaft (OK, provokant formuliert, ich übernehme nur die Sprache der Studie)
- Forschungsprojekte dienen niemals der Qualifikation. Es gibt sowas wie "reine Promotionsstellen"
- Äh - was? Über was soll man dann promovieren? Eigentlich freuen sich alle Promovierenden, die ich kenne, über sowas wie eine initiale Idee und einen Plan. Ein Großteil der Verbesserungen der Promotionsphase der letzten Dekade gehen genau in die Richtung - verläßlichere Pläne, klare Zwischenergebnisse, bessere Betreuung (mit Ideengebung!)
- Antragschreiben ist reine Zeitverschwendung
- Schon mal einen DFG Antrag geschrieben? Das ist schlicht Forschung (aber weniger davon wäre zweifellos gut!)
Aber, wie gesagt - ich habe die Studie mit Gewinn gelesen.
#29 - Vielleicht noch ein anderer Aspekt: Es wird in der Kritik…
Ich kenne jedoch mehrere Kolleg:inn:en, die ihre Mitarbeiter:innen gerne auf einer Stelle des Lehrstuhls entfristen würden, das aber in der Universität nicht durchkriegen, weil die Universität / Fakultät keine Lust hat, das Personal dauerhaft zu haben, selbst wenn der/die Professor:in wegberufen wird oder in den Ruhestand geht.
Ein zweiter Punkt: Oft wählt man Postdocs aus den eigenen Doktorand:inn:en aus und kennt sie dann auch schon. Zumindest in meinem Fach vergibt man aber Postdoc-Stellen auch nicht selten an "Externe". Bevor ich hier entfristen möchte (und dann im Extremfall die nächsten 15 Jahre niemanden mehr auf meiner einzigen festen Mitarbeiter:innenstelle einstellen kann), würde ich die Leute schon gerne eine gewisse Weile kennenlernen, und ja, auch prüfen. Insofern sehe ich die Möglichkeit einer Befristung auch in der Postdoc-Phase als sinnvoll an (vielleicht nur für diesen speziellen Fall?).
#30 - Beitrag #26 ist ein Paradebeispiel für meine klage, dass…
Beitrag #26 ist ein Paradebeispiel für meine klage, dass gerade die "Hanna's" mit unbelegten Behauptungen, populistischen Sprüchen, und großflächigen Verallgemeinerungen nur so um sich werfen. Das schadet der Initiative sehr.
- "Unsägliche Lehrniveau" - machen Sie woran fest? Die Lehrevaluationen an meiner (MINT) Fakultät ergeben fast nie Gesamtnoten unter 2 (Schulnote). Die überwältigende Mehrheit der Evaluationen ist sehr positiv (mit konstruktiver Kritik an vielen Einzelaspekten)
- "Lehre wird vor allem von Masterstudenten gehalten". Äh - wo? An keiner Uni, die ich kenne, halten Studenten Vorlesungen oder Seminare.Manchmal Übungen; finde ich auch kritisch.
- "Brauchen viel Erfahrung für gute Lehre" - sagt wer? Dann müssten alle alten Profs ja toller didaktiker*innen sein .. dsa bezweifel ich. Die besten Übungen werden von jungen Dokotrand*innen gemacht (sagen alle Evaluationen) - viel mehr Initiative, neue Ideen, kein Runterleiern, neue Folien, individuelle Betreuung. Für die ist das nämlich aufregend und "rewarding".
"- "solider sockel" - Wann ist ein Sckel solide? In Berlin sind ca. 30% der HH-finanzierten WimIs unbefristete angestellt. Ist das solide genug?
Bitte Argumente bringen und nicht Parolen.
#31 - Ich sehe es genau wie Frau Riedel (#16), aber möchte zu…
Da die Drittmittel zu 95% vom Bund kommen, ist der hier mE auch in der Pflicht. Die Länder können nicht beliebig viele neue Stellen schaffen.
#32 - @MHEs kommt immer wieder vor, das Kollegen versuchen, ihre…
Es kommt immer wieder vor, das Kollegen versuchen, ihre befristet beschäftigten WMs entfristen zu lassen und i.d.R. wird das abgelehnt von Fak/Uni. Der Grund ist nicht, wie Sie schreiben, dass Fak/Uni "keine Lust hat", sondern simpel der, dass bei der Nachfolge der Professur eine WM-Stelle weniger mit im Angebot bei der Ausschreibung ist. Der Nachfolger kann eine Stelle weniger besetzen und muss die 'Altlast' (sorry) mit übernehmen, die typischerweise nicht auf seinem Gebiet forscht und nach 10 als Dauerbeschäftigter auf einer WiMi-Stelle sehr oft auch nicht mehr viel publiziert. Die Nachfolge wird also weniger attraktiv. Das ist speziell im MINT-Bereich etwa ein nachvollziehbares NO GO.
Freundliche Gruesse
#33 - @MH: "Bevor ich hier entfristen möchte (und dann im…
Dies ist leider falsches Anspruchsdenken. Es sind in einer Departmentstruktur nicht "Ihre" Mitarbeiter, sondern die des Instituts. Wenn Sie als Prof. eigene Mitarbeiter wollen, dann werben Sie Drittmittel ein. Haushaltsstellen sollten jedoch allen, insbesondere dem Studiengang dienen. Und in anderen Ländern ist es eben der Normalfall, dass ein Institut aus Mitarbeiter:innen unterschiedlicher Karrierestufen besteht. Nur in Deutschland haben wir noch das feudalistische Lehrstuhlprinzip mit unguten Abhängigkeiten zwischen Chef:in, Betreuer:in, Gutachter:in. Vielleicht sollte Ihre Professur auch auf Probe sein? 4+2 Jahre? Falls man doch nicht zufrieden mit Ihrer Leistung ist?
#34 - Liebe Leserinnen und Leser,vielen Dank für die engagierte…
vielen Dank für die engagierte Diskussion! Leider fällt es nicht allen immer leicht, den wertschätzenden Ton durchzuhalten. Das ist schade, weil mir dann nur zwei Möglichkeiten bleiben: die Beiträge trotzdem durchzuwinken, was mittelfristig die Atmosphäre im Blog unangenehm verändert. Oder aber Beiträge nicht freizuschalten, was ich möglichst vermeiden will. Im aktuelle Fall schließe ich nun die Kommentarspalte an dieser Stelle und bitte fürs nächste Mal: Gern hart zur Sache, aber wieder freundlich(er) im Ton.
Vielen Dank und viele Grüße
Ihr Jan-Martin Wiarda
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